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Das Volkslied. Wohin du immer wanderst Auf diesem Erdenrund, Es spricht zu dir im Liede Des Volkes Klagemund.

Und ist dieselbe Weise Und gleiche Melodie, Die aller Orten laut wird, Und du vergißt sie nie.

Ob du den Fellah hörest, Wenn er das Schöpfrad dreht, Und ob den nord'schen Bauer, Wenn hinterm Pflug er get. Der Slave und der Fre Und der Romane singt Sein schwermutvolles Liedlein, Das dir zu Herzen dringt. Von tausendjär'gem Leide Ein Hauch ins Dr dir weht, Wie die gepreßte Stimme, Die leis' um Hilfe fleht.

Und nach des Elends Ende Ein Sehnen tief und bang, Wie eine Profezeiung

Hörst du aus diesem Sang.

Leopold Jacoby  .

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Reichsfürsten begründet. 1543 wird Leonhardt von Taxis zum nieder­ländischen Generalpostmeister ernannt und 1595 wird er mit derselben Charge im Reiche bekleidet. 1597 wird die Post kaiserliches Regal, doch kommt eine allgemeine deutsche Post nie zustande, sie bleibt viel­mehr das Monopol des Thurn und Taxis'schen Hauses. Da viele Reichsfürsten selbst Posten einrichten, so nemen die Kämpfe und Streitig­keiten kein Ende, die zwischen dem Monopolisten und den Fürsten ge­fürt werden, und wir erinnern nur an den zwischen Brandenburg  und Thurn und Taxis gefürten Streit, der zu Gunsten des er­steren ausschlug. Bedeutend beschränkt wird die Gerechtsame der Taris durch die Errichtung des Rheinbundes unter dem Protektorat Bonapartes I., aber durch Artikel 17 der wiener Bundesakte wird die­selbe nochmals gewärleistet, one doch der Errichtung von Postanstalten seitens der einzelnen Landesregierungen Hindernisse zu bereiten. Das Postwesen ist deshalb in der ersten Hälfte dieses Jarhunderts sehr ver­widelt, 13 Staaten haben eigene Bostanstalten, einige lassen ihr Boſt­wesen von Fremden verwalten und der Rest desselben ist in den Händen von Thurn und Taxis. Schwierigkeiten des Verkehrs und Verteuerungen des Portos sind die Folge der kollidirenden Sonder­bestrebungen. Am 18. Oktober 1847 tritt endlich auf Veranlassung Desterreichs in Dresden   eine Postkonferenz zusammen, um eine Ver­einigung der verschiedenen deutschen Postverwaltungen herbeizufüren. Die Arbeiten derselben werden durch die politische Bewegung von 1848 und 49 vorläufig unterbrochen, aber am 6. April 1850 wird zwischen Preußen und Oesterreich der deutsch  - österreichische Postvertrag verein­bart, der am 1. Juli 1850 ins Leben tritt und dem sich allmälich die übrigen deutschen Staaten anschließen. An Stelle dieser Vereinbarung tritt den 1. Juli 1852 der revidirte deutsch  - österreichische Postvereins­vertrag und später der vom 18. August 1860. Aber durch die Er­stehung des norddeutschen Bundes erfärt diese so hochwichtige Anstalt für den öffentlichen Verkehr eine totale Umwälzung. Am 28. Januar Der Postillon zur Winterzeit.( S. Illustr. Seite 224-225.) 1867 wird nämlich von der preußischen Regierung mit dem Hause von Wie der Briefträger heute noch, so war noch vor gar nicht langer Zeit, Thurn und Taxis ein Vertrag geschlossen, laut dem das von dem letz­wo das Posthorn öfter als heute auf der belebten Verkehrsstraße seine teren 3/2 Jahrhunderte lang besessene Monopol abgelöst wurde und sentimentalen Weisen ertönen ließ, der Postillon, oder vielmer der in die Hände der norddeutschen Reichsregierung überging. In der Schwager", der Liebling des Publikums, vor allem des reisenden. Ee Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1867 ging die Lehnspost in Deutsch­war der Vertraute des von Ort zu Ort ziehenden Geschäftsmannes, land zu Grabe, und von jezt an erfärt diese für das gesammte Gesell­verbannte diesen die Langeweile in die öden Gegenden; er war aber schaftsleben so wichtige Einrichtung cine Umgestaltung und Organisation, auch ebenso der sichere Fürer und Auskunftgeber der Vergnügungs- wie sonst keine. Nachdem Desterreich schon anfangs der 60er Jare eine reisenden beiden gleich angenem. Als Vermittler unserer intimsten einheitliche Portotage eingefürt, änliche Anträge im übrigen Deutschland  Angelegenheiten, des beständigen Verkehrs mit lieben Freunden, Ber  - aber gescheitert sind, wird nunmer die Post in Norddeutschland einheit­wanten und Geschäftsfreunden hat er sich nicht minder diesen Plaz im lich und staatlich verwaltet, Verträge, wie die mit Nordamerika  , Däne­Herzen des Publikums erworben, und man fönnte ihn nicht mit Un- mark, Norwegen   und Belgien  , werden abgeschlossen und dadurch die recht als die Personifikation des gesellschaftlichen Triebes   im Menschen allgemein bekannten Portoermäßigungen eingefürt. Mit der Entstehung bezeichnen. In unserer Zeit des Dampfes ist er freilich vielfach seines des deutschen Reiches erfärt die Bost wiederum bedeutende Erweiterungen; bisherigen Dienstes enthoben worden, indem an seine Stelle ein mäch- Bayern und Würtemberg behalten ihre selbständige Verwaltung, aber tiger Konkurrent, der Eisenbanschaffner trat, aber wenn dieser auch in das Reichspostwesen wird durch Reichsverfassung und-Gesetzgebung ebenso direktem Verkehr mit dem reisenden Publikum stet, so ist dieses garantirt und geregelt. Am 9. Oktober 1874 wird zu Bern   der Welt­sein Verhältniß doch kein so inniges geworden, wie das zwischen dem postvertrag geschlossen, der den Verkehr zwischen fast allen Staaten der Schwager" und dem Passagier des Postwagens. Die ungleich höhere Welt regelt. Derselbe tritt am 1. Juli 1875 allgemein in Kraft; Frank­Anzal der Reisenden auf der Eisenban, die Schnelligkeit, mit welcher reich gehört ihm seit dem 1. Januar 1876 an. Wir glauben es bei der Zug dahinbraust, lassen ihm keine Zeit, sich um Dinge zu fümmern, der kurzen Schilderung der allmälichen Gestaltung des Postwesens in die außerhalb des Bereichs seiner Dienst- Instruktion liegen. Einige Deutschland   bewenden lassen zu können, indem die Entwicklung desselben Bemerkungen über die Entwicklung des trefflichen Instituts, dem der in den übrigen Staaten eine ganz änliche war. Hochgestellte, bevor Held dieser Zeilen dient, sind vielleicht am Blaze. Verkehrsanstalten rechtete Personen haben sich auch dort redliche Mühe gegeben, diese hatte man schon im Altertum, aber die reitenden Boten der Perser mit Verkehrsanstalt als ein Mittel zum Füllen des Säckels zu benutzen. ihren Pferdewechselstellen, die Fußboten der alten Griechen, die unter Ebensowenig bedarf es einer speziellen Anfürung der Vorteile des über Augustus hervorgerufenen und von den römischen Kaisern fortgesezten die gesammte zivilisirte Welt verbreiteten Instituts. Der intellektuelle Beförderungsanstalten für Regierungs- Depeschen und Beamte( Cursus Einfluß desselben läßt sich in Balen wol kaum ausdrücken. Hier mögen publicus), welche ein sich über das ganze römische Reich erstreckendes nur noch einige Zalen aus der amtlichen Statistik der deutschen Reichs­Berkehrsnez, zalreiche Stationen mit sicheren Straßen verbindend, bil- poftverwaltung Blazz finden. Nach dieser gab es 1875 in Deutschland  deten, dienten alle direkt nur Staatszwecken. Nachdem mit dem Unter- 6555 Bostanstalten mit 55,004 Personen, als Beamten 2c. Befördert gange des römischen Reiches auch diese römische Post zerstört wurde, wurden Briefpostsendungen: 978,875,905, Packereien und Geldsendungen entberte der öffentliche Verkehr lange jeder Organisation, und nur unter 60,296,022 Std. Der Gesamtwert der Geldsendungen betrug 15,116,242,182 Karl dem Großen wird von einer Staatsbotenanstalt berichtet. Kloster- Mart. Die Gesammtzahl der beförderten Personen betrug 4,455,922, brüder, Pilger, Meßger, reisende Kaufleute und sonstiges farendes die Gesammteinnahme der Postverwaltung 103 781 313,09 Mark, die Volk" besorgten die Vermittlung im Verkehr. Geistlichkeit und Fürsten   Gesammtausgabe 94 567 724,64 Mart. Außergewönliche Ausgaben: bedienten sich reisender Boten. Mit der Entwicklung der Städte und 985 089,01 Mart, Ueberschuß 8 228 499,44 Mark. Hinzufügen wollen deren Lebenselement, der Gewerbe, entstehen dann besondere Boten- wir nur noch, daß sämmtliche angefürten Zalen gegen 1874 ein be­anstalten für die Kaufleute, desgleichen kommt auch zwischen den Uni- trächtliches Mer aufweisen, mit Ausname der Personenbeförderung, die versitäten ein geregelter Verkehr zustande. Der mer und mer aufblü- 1874 ein Mer von 482 631 Personen betrug. Jedenfalls ist dies auf hende Handel verlangt jedoch besser organisirte und sichrere Verkehrsweisen, die sich von Jar zu Jar steigernde Erweiterung des Eiſenbanneßes und so setzen sich denn die nordischen Hauptstationen der mächtigen zurückzufüren, wodurch der Personenverkehr durch die Bost herabsinkt Hansa mit Nürnberg  , dem Knotenpunkt der nach den südlichen Handels- und schließlich wie lange wird es noch dauern? gänzlich aufhört. plägen fürenden Verkehrsstraßen, in Verbindung. Gleichfalls bildet sich Wir erfüllen demnach wol eine angeneme Pflicht, wenn wir die Person ein geordneter Verkehr mit den Städten Süd-, Mittel- und Nord- im Bilde vorfüren, welche in der Jarhunderte langen Entwicklung der deutschlands  , und zwar schon im 13. Jarhundert. Von einer öffentlichen Post deren steter Begleiter war und jezt nur noch in den Gegenden Sicherheit und Bequemlichkeit, wie von den Rechten und Pflichten ihren Platz behauptet, wo der Geist der modernen Zeit noch nicht seine einer öffentlichen Anstalt ist natürlich keine Rede; die letztere dient Eisenwege gebant hat. In Wind und Wetter, wo andere Menschen­lediglich den Interessen der Kaufleute der betreffenden Städte. Das finder Schuß suchen konnten, hat der ,, Schwager" auf dem Bocke sigend gleiche ist der Fall bei der 1276 vom deutschen Orden in Preußen er­treu und redlich seine Pflicht erfüllt ein Pionier im Dienste der richteten Verkehrsanstalt mit dem Reich. Die Reformationszeit erst Humanität und wie die dahineilende Zeit selbst, die er durchlebt, ist brachte neben so manchem Fortschritt auch hier eine Verbesserung, indem er jezt daran, dem unmittelbaren Schauen entrückt oder doch vielen un­die Institution des Verkehrslebens öffentlich organisirt wurde. Von bekannt zu werden. So viele Vorteile gegenüber der Vergangenheit unser Kaiser Maximilian veranlaßt, gründete Franz v. Taris 1516 die erste heutiges Verkehrsleben darbietet, so sollen wir doch nicht Derer ver­wirkliche Post zwischen Wien   und Brüssel  ; weitere derartige Unter- gessen, die durch redliche Arbeit in früherer Zeit den Grund zu dem nemangen wurden teils von der Familie Taxis, teils von anderen gelegt haben, was uns erst heute zum Genuß beschieden ist.

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