Die Kräfte ließen ihn im Stich- er sank in die Kniee, un­verwanten Auges nach der Majestät schauend, welche er an­betete. Einige kurze Momente beleuchtete der Rollmond die gött­lichen Visionen, die dem Knaben so lange versagt gewesen es war als strömte das Licht hell, klar, mild und doch mächtig, von dem Trone des Himmels.

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Dann plößlich war es verschwunden; und wiederum bedeckte undurchdringliches Dunkel das Antlitz Christi.

Die Arme des Knaben umschlangen wieder den Hals des Hundes.

,, Wir werden Sein Antlig dort schauen," flüsterte er ,,, und Er wird uns nicht trennen, glaube ich; Er wird Erbarmen mit uns haben."

IV.

Am folgenden Morgen fand man sie am Allerheiligsten. Sie waren beide tot; die Kälte der Nacht hatte das junge Leben und das alte mit eisigem Hauch verlöscht. Als der Weinachtsmorgen anbrach und die Priester den Tempel betraten, sahen sie den Knaben und den Hund zusammen auf den Steinplatten liegen. Die Vorhänge waren von den großen Visionen des Meisters weggezogen, und die frischen Stralen der Sonne küßten das dornengekrönte Haupt des Gottes.

Später am Tag kam ein Mann mit harten Zügen, und weinte wie Weiber weinen.

" Ich war grausam gegen den Burschen," schluchzte er, und jezt wollte ich's an ihm wieder gut machen ich wollte ihm mein halbes Vermögen geben und er sollte mein Son sein!"

Als der Tag weiter fortgeschritten war, kam ein Maler- ein Mann, dessen Namen die Welt kannte und der einen unab­hängigen Geist und eine offene Hand hatte.

" Ich suche einen, der von Rechtswegen den Preis gestern

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Einen Knaben von gewinnen mußte," sagte er zu den Leuten. seltenen Anlagen, ein Genie. Ein alter Holzhacker, des Abends auf einem gefallenen Baum sizßend, das war sein Gegenstand nichts weiter. Und doch liegt in dem einfachen Bild das Ver­sprechen künftiger Größe. Ich möchte ihn gern finden, und zu mir nemen und ihm die Kunst lehren."

Man zeigte ihm den toten Knaben.

Und ein kleines Kind mit hellem lockigem Haar jammerte und rief, an den Arm ihres Vaters sich klammernd: Oh, Nello, komm! Wir haben alles bereit für dich. Christkindchen hat die Hände voller Geschenke, und der alte Flötenbläser wird uns auf­spielen; und die Mutter sagt, du sollst bei uns bleiben und die ganze Christwoche Nüsse und Mandeln rösten ja, ja noch länger, bis zum heiligen Dreikönigstag! Und Patrasche wird es so gut haben! Oh, Nello, wache auf und komm."

Aber das junge bleiche Gesicht, noch mit einem seligen Lä­cheln nach dem Lichte des großen Rubens gekehrt, antwortete ihnen allen: Es ist zu spät!"

Munteres Glockengeläute tönte über die eisige Landschaft, der Sonnenschein vergoldete die Schneeflächen, und das Volk wogte aber Nello und in heiterer Feststimmung durch die Straßen Patrasche baten niemand mer um eine Kruste Brod. Was sie jezt noch brauchten, gab Antwerpen ihnen ungebeten.

Der Tod war barmherziger mit ihnen gewesen, als längeres Leben gewesen wäre. Er hatte den einen in der Treue der Liebe, den andern in der Unschuld des Glaubens von einer Welt genommen, welche für die Liebe keine Belonung und für den Glauben keine Erfüllung hat.

Ihr ganzes Leben lang waren sie zusammen gewesen und im Tode wurden sie nicht getrennt. Als man sie fand, waren die Arme des Knaben so fest um den Hals des Hundes geklam­mert, daß man sie one Gewalt nicht losmachen fonnte; und die beschämten und zerknirschten Bewoner ihres Dörfchens legten sie beide in ein Grab.

Brasilien und die deutsche Auswanderung.

kann man wieder Ernte halten.

( Schluß.)

Diejenigen Kulturgewächse, für welche Brasilien überhaupt| die Entwicklung der Stockknospen zu fördern; drei Monate danach sich besonders geeignet erwiesen hat, werden natürlich auch in den Südprovinzen angebaut, nämlich Kaffee, Zuckerror und Baumwolle; doch hat sie Canstatt in den deutschen Kolonien nicht in größerem Maßstabe angebaut gefunden. Unsere euro­päischen Gemüse sind erst recht spärlich vertreten; sie zu pflanzen und zu pflegen würde mer Zeit und Mühe in Anspruch nemen, als man sich dortzulande die Feldbestellung kosten läßt. Aenlich verhält es sich da mit unseren Obstsorten und selbst mit dem Wein, der sehr wol trefflich gedeihen könnte, vorläufig aber und im ganzen nur ein recht mnngelhaftes Getränk liefert.

Statt der europäischen Obstbäume finden sich in großer Ver­breitung Orangenbäume, deren verschiedene Arten alle jene bei uns unter den verschiedensten Namen bekannten Südfrüchte" tragen, Limonen oder Citronen, Orangen oder Apfelsinen, und auch Pomeranzen und Peretten. Ganze Haine von Orangenbäumen umgeben manch' eine von den deutschen Kolonien und machen das Land rings um sie her zu einem herrlichen Barke.

An der Küste der Provinz Santa Catharina gedeit der Pisang, dessen Früchte, die Bananen, im Geschmacke sich unterscheiden wie die Früchte des Orangenbaums, vom herb Säuerlichen bis zum völlig Süßen. Die Bananen können auf die mannichfaltigste Art als Narungsmittel dienen, in rohem sowol als in gekochtem Zustande, geröstet, in Butter gebraten u. s. w. Auch die Knospen am Ende des Blütenkolbens und die Blätter sind nuzbar zu machen; erstere als Gemüse, leztere, die einen mächtigen Umfang haben und sehr widerstandsfähig sind, als Material zur Waren­verpackung, sowie als Sonnenschirme, Fliegenwedel, Teller und Tischtücher; selbst zur Deckung der Dächer sind sie zu verwenden. Durch Gärung der Früchte kann man außerdem noch eine Art Wein bereiten, wärend man durch Abkochung ein nicht spirituöses, külendes Getränk gewinnt.

Im Gegensatz zu unsern Obstbäumen verlangt der Pisang nur sehr wenig Pflege. Nach der Fruchternte hat man nichts weiter zu tun, als den alten Stamm abzuhauen und dadurch

In den mit Laubwäldern bedeckten Hügeln von einigen hundert Fuß Meereshöhe wächst der Strauch Ilex paraguayensis , dessen Blätter das außerordentlich beliebte Teegetränk Mate liefert. In den Monaten März bis September wird Mate gemacht", d. h. man bricht von den Sträuchern die Zweige ab, ziet sie durch's Feuer, um die Blätter leicht anzusengen, pflückt die Blätter als­dann ab, röstet und zermalmt sie darauf zu feinem Pulver, stampst sie in Ochsenhäute und bringt den Tee so zu Markte. Der Auf­guß desselben, der dasselbe Alkaloid enthält, wie unser Tee und Kaffee, nämlich das Theïn oder Coffeïn, strömt balsamischen Geruch aus, hat einen bittern Geschmack und wirkt in geringen Quanti­täten appetitreizend und magenstärkend, in größeren aber erregt er leicht Uebelkeit und übt purgirende Wirkung.

Unter den vielverbreiteten Bäumen der brasilianischen Süd­provinzen ist die zu den Koniferen gehörige Araucarie einer Sie wächst in Riesenstämmen, von denen der geschätztesten. mancher zwölf Duzend Breter gibt. Ihr Holz ist frei von Knoten und Aesten und dabei härter, als das der Kiefer.

Ganz vortrefflich nußbar weiß man sich auch die Riesengräser des Bambusrors zu machen. Das Bambusror wird hier 15 bis 20 Fuß hoch und sein Stamm hat einen Durchmesser von 9 bis 15 Centimeter. Aus einer Wurzel entwickeln sich zehn bis hundert solcher Stämme, aus deren sehr leichtem und biegsamen, dennoch aber harten und zähen Holze man die verschiedensten Gerät­schaften anfertigen fann. In Brasilien macht man aus den Roren hauptsächlich Gefäße und aus schmalen Streifen derselben allerlei gröbere Flechtereien für den Hausbedarf. Die Blätter werden zuweilen als Arznei gebraucht, wichtiger aber ist ihre Verwendung als Pferdefutter.

Von den wilden Tieren gilt für die Südprovinzen im allge­meinen dasselbe, was wir mit Bezug auf ganz Brasilien mit­geteilt haben. Die größern Raubtiere und die Schlangen werden den Ansiedlern, wenn diese sich nur einigermaßen vorsehen, nicht gefärlich. An der Küste von Santa Catharina und in Parana