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schwämme", geschrieben, bekent sich zu der lezteren Ansicht und viele andere mit ihm. Bemerken wollen wir noch, daß die Untersuchung der Schwämme viel zur Begründung und Festigung der Entwicklungslehre beigetragen hat, indem dieselben ihrer ganzen Organisation nach einen der vielen Beweise für den engen Zusammenhang des gesamten orga­nischen Lebens, sowie dessen gemeinsamen Ursprung lieferten. Die Figur 9 endlich, die Seegurke, gehört den von uns bei einer früheren Gelegenheit den Lesern dieses Blattes( Nr. 25, S. 300 v. J.) beschriebenen Stachelhäutern an und zeichnet sich durch braune Farbe und zalreich verzweigte Füler aus. Bekantlich dienen diese Füler den Tieren in den Aquarien dazu, um an den Glaswänden hinaufzuklettern.

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nrt.

Aus allen Winkeln der Beifliferatur. Kälte und Gesundheit. Dem weit verbreiteten Glauben, daß die Kälte der Gesundheit zuträglich sei, widerspricht die Statistik mit unwiderleglichen Balen. Es ist eine längst festgestellte Tatsache, daß dem Fallen des Termometers unter den Gefrierpunkt stets ein Steigen der Sterblichkeitsrate entspricht. Jezt hat sich das wieder recht eklatant gezeigt. Der euglische Register General Oberste Beamte des Ge­sundheitsamts tonstatirt in seinem Bericht, daß in der Woche vom 16. bis 23. Januar die Sterblichkeitsrate in London auf 28,4 vom 1000 järlich gestiegen ist, gegen 21,3 und 22,6 in den beiden vorhergehenden Wochen. Die Zal der Todesfälle überstieg die Durchschnittsziffer der lezten zehn Jare bei Anrechnung des Bevölkerungszuwachses 230. Die Ziffern für die nächstfolgenden Wochen, wo erfarungsgemäß die Wirkungen der Kälte, die in der Woche vom 16. bis 23. Januar be­gann, sich erst recht fülbar gemacht haben werden, liegen noch nicht vor. Auch in Deutschland ist, nach den Berichten des Reichs- Gesundheits­amts in der dritten Woche des Jares ein Steigen der Sterblichkeitsrate, und zwar von 26,2 vom 1000 järlich auf 27,2 eingetreten. Daß der Sprung in Deutschland nicht so groß war wie in England, liegt darin, daß der Witterungswechsel sich weniger jäh vollzog und der Unterschied zwischen der dritten und den beiden vorhergehenden Wochen kein sehr wesentlicher war.

und wann,

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warme Kleider

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Wer reichliche Narung hat nebst einem ,, steifen" Grog dann apropos die jägerische Wollentracht ist sicherlich nicht one und daheim eine wohlgeheizte Stube, für den ist eine scharfe Kälte, die obendrein das Vergnügen des Schlitt­schuhlaufens und vielleicht auch eine Schlittenpartie mit sich bringt, eine prächtige Nervenstärkung vorausgesezt, daß er eine ferngesunde Lunge hat und sonst kräftig ist. Aber wieviel Menschen sind in dieser ange­nehmen Lage?-

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Literarische Umschan.

Ein Spaziergang um die Welt, von Alexander Freiherrr von Hübner, vorm. t. f. österreichischen Gesanten in Paris und am päpst­lichen Hofe 2c. 2c. Mit ca. 350 Abbildungen, Leipzig 1880, Heinrich Schmidt und Karl Günther." Der Spaziergang um die Welt, welcher uns in bereits sieben Lieferungen vorliegt, ist nicht blos auf dem Papier geschehen, sondern bildet den hochinteressanten Bericht über eine Welt­reise, die der als Diplomat bekante Freiherr von Hübner in den Jaren 1871 und 72 ausgefürt hat. Der Reisende wollte in den beachtens­wertesten der unserer europäischen Civilisation fernstehenden Gegenden und Ländern, auf den Hochgebirgen und in den Urwäldern Amerikas wie in Japan und China , Studien machen, er wollte nicht nur sich selbst zerstreuen, sondern auch das Wissen von jenen unserm Verständnisse nach vielfach noch unzugänglichen Teilen und Völkerschaften unsrer Erde bereichern, und auf diesem Gebiete als Pionier zu dienen, dazu war er, der Staatsmann, dessen Beziehungen überall hinreichen, wo euro­päische Kultur auch nur durch versprengte Konsularbeamte und Missio­näre Fuß gefaßt hat, durch ein günstiges Geschick besser ausgerüstet, als fast jeder andere Reisende. Freiherr von Hübner hat übrigens den zugeknöpften und vornem reservirten Diplomaten zuhause gelassen= rend seines Spaziergangs um die Welt; er plaudert in harmlos an­sprechender, geistvoller, reich belehrender Weise und illustrirt die große Menge von Illustrationen mit seinem Text so prächtig, als sie selbst sind. Es ist eben ein Prachtwerk, welches in die glänzende Reihe der Literaturerscheinungen dieser Art, wie sie die neueste Zeit so zalreich geboren hat, als würdige Ergänzung sowol in Bezug auf Inhalt als Ausstattung eintritt. Die Reise ging, soweit man sie bis jezt verfolgen fonte, von Queenstown bis New- York , von New- York nach Washington , Chicago , der Salzseestadt der Mormonen hier sich zu tief eindrin genden Mitteilungen über das Mormonentum unterbrechend, und von da nach Corinna, einer noch kleinen, aber in rascher Bevölkerungszu­name begriffenen Stadt, etwa drei Meilen vom Salzsee entfernt, von der aus Herr von Hübner einen interessanten Besuch bei einem In­dianerstamme unternommen hat. B. G.

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,, Encyklopädie der neueren Geschichte. In Verbindung mit namhaften deutschen und außerdeutschen Historikern herausgegeben von Wilh. Herbst, Prof., Dr. theol. et phil., Rektor a. D., d. kgl. Landes­ schule Pforta ." Das Werk soll allen Deutschen , besonders auch denen im Auslande, als praktisches Hülfs- und Nachschlagebuch auf dem weiten Gebiete der neueren Geschichte dienen und sowol Gelehrten als Nicht­gelehrten, sofern sie sich für Geschichte und Politik interessiren, jederzeit möglichst umfassende und zuverlässige Auskunft über alle wichtigen Er­eignisse und bedeutenden Personen unsrer Geschichtsperiode gewären. Um diesem Zwecke in einer allen solche Belehrung Suchenden recht be­quemen Weise zu genügen, ist die lexikalische Anordnung des Stoffes gewält, und eine ausfürliche Einleitung, welche in großen und festen Zügen ein Gesamtbild der neueren Geschichte zeichnet, vorausgeschickt. Das Werk soll in zwei Bänden 110 Druckbogen umfassen und erscheint in Lieferungen von je 5 Bogen zu dem für ein solches Geschichtswerk sehr mäßigen Preise von 1 Mark. Die beiden mir vorliegenden ersten Lieferungen tragen im ganzen wie im einzelnen den Stempel tief= einbringenden Geschichtsverständnisses und warhaft humaner Welt­anschauung. Dabei sind viele der größeren Artikel tatsächlich Muster einer gedrängten und reichhaltigen, objektiven und ansprechenden Dar­B. G. stellungsweise.

Deutschlands Bücherproduktion 1880. Die Gesamtziffer der im verflossenen Jare in Deutschland erschienenen Neuigkeiten und neuen Auflagen auf dem Büchermarkt betrugen 14 911 intl. 300 Landkarten, also gegen 1879 ein Mer von 762. Das Jar 1879 hatte 267 Num­mern mer als 1878 und dieses 13 weniger als 1877, so daß die Ge­fammtzuname von 1878 bis 1880 sich auf 1016 Werke und Karten gegen 1877 beläuft. In demselben Zeitraume hat sich die Bal der Werke über Rechts- und Staatswissenschaft, Politik und Statistik um 289( 1557 gegen 1268), die teologischen um 137( 1390 gegen 1253), die pädagogischen um 133( 1950 gegen 1817). Die schöne Literatur ist 1880 mit 1209 neuen Werken vertreten. Die Volksschriften namen gegen 1877 um 117 Werke zu( 657 gegen 540). Zurück gingen die Bücher über Philosophie( v. 163 auf 125), Vermischte Schriften( v. 507 auf 423) und Karten( v. 336 auf 300). Eine Zuname zeigten 1880: die Heilwissenschaft und Tierheilkunde 790, Naturwissenschaften 787, Literatur der Jugendschriften 496, Altertumskunde, altklassische und orientalische Sprachwissenschaft 533, neuere Sprachwissenschaft und alt­deutsche Literatur 506, Geschichte, Biographie 752, Geographie 356, Matematik, Astronomie 201, Kriegswissenschaft und Pferdekunde 353, Handelswissenschaft und Gewerbskunde 583, Bau-, Maschinen-, Eiſenban, Waschung Sich einer von der Stubenwärme erheblich verschiedenen Temperatur aus Bergbau- und Schiffartskunde 403, Forst- und Jagdwissenschaft 112, Haus- und Landwirtschaft 433, schöne Künste, Stenographie 627 und die Freimaurer - Literatur 20 Werke.

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Faust in England und in den Vereinigten Staaten. Die Saturday Review" recensirt in ihrer Nummer vom 22. Januar d. J. eine neue Faust- Uebersezung von Dr. Webb, deren Vorrede und Noten sehr gelobt werden, wärend die Uebersezung selbst den mitgeteilten Pro­ben nach viel zu wünschen übrig läßt, und die von Bayard Taylor, unbedingt die beste, bei weitem nicht erreicht. Aus der Vorrede er­faren wir, daß die Zal der englischen Uebersezungen des Faust, schon vor der Webb'schen über vierzig betrug.

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Redaktionskorrespondenz.

E. Merjäriger Abonnent. In Ihrem Falle sind ganz falte Waschungen jedenfalls nicht angebracht. Waschen Sie Sich in woldurchwärmter Stube mit über­schlagenem Wasser von 15 bis 20 Grad Reaumur und nemen Sie, wenn Sie das bewerk stelligen können, hin und wieder ein warmes Bollbad. Recht häufiger Genuß von wirk lich reiner Luft ist Ihnen besonders zu empfelen, nur dürfen Sie nicht bald nach der sezen. Außerdem werden Sie gut tun, eine flanellene Leibbinde zu tragen und Ihre Narung forgfältig zu regeln, d. h. nur ganz leicht verdauliche Speisen, und auch diese nur in fleineren Quantitäten zu genießen, besonders Reis, Gersten- und Sagosuppen, magere Fleischbrühe, weiche Eier u. dgl. Kalte Getränke, auch Bier, Apfelwein u. j. w., hätten Sie dagegen zu vermeiden, ebenso hartes Fleisch, Gurken, Milch und alles Saure und Fette. Nach vierzehn Tagen oder drei Wochen mögen Sie uns mitteilen, ob sich Ihr Zustand zu bessern beginnt.

N. H. bei Chemnit. M. K. Durch den von Ihnen uns eingesendeten Bettel er halten auch wir die erste Nachricht davon, daß ein dresdner Buchhändler der ,, R.." als Prämie die Bildnisse eines prinzlichen Ehepares, das dem sächsischen Königshause an gebört, beigibt. Daß ein Buchhändler auf diese Weise für unser Blatt Propaganda macht, iſt allerdings neu, hindern könten wir solches Werben nicht, wenn wir auch wollten. Wer solche Porträts nicht zu haben wünscht, der kann die ,, N. W ." ja durch einen andern Buchhändler oder durch die Post oder sonstwie beliebig beziehen; man erhält sie übrigens auch nicht, wenn man nicht für jedes Porträtblatt eine Mart nachzalt.

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Weinveredlung oder Weinverfälschung?

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Inhalt. Die Schwestern, Roman von M. Kautsky( Fortsezung). Die Herrin von Dar­Dschun, von Wanda v. Dunajew( Schluß). Lose Blätter aus der Geschichte zweier Kulturkämpfe( Schluß). Der Eingang zur Grotte von Antiparos( mit Illustration).- Merkwürdige Seetiere( mit Illustration). Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Kälte und Gesundheit. Deutschlands Bücherproduktion 1880. Faust in England und in den Vereinigten Staten. Literarische Umschau.- Redaktionskorrespondenz.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig( Südstraße 5).- Expedition: Färberstraße 12. II. in Leipzig.

Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Leipzig.