Nr. 98.
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Erscheint täglich außer Montags.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
15. Jahrg.
Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonels getle ober deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen, sowie Arbeitsmarkt 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bts
Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition tft an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.
Mernsprecher: Bmt I, Br. 1508. Telegramm Adresse: Bozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Donnerstag, den 28. April 1898.
Rechte, mindestens 5 Jahre bei dem betreffenden Konzessionär unter oder seit seiner Thätigkeit als Delegirter bezw. Ersatzmann nicht
Die Korrespondenten und sonstigen Freunde unseres Tage gearbeitet hat, und zwar unter der Bedingung, daß seitdem Blattes, sowie die Vertrauenspersonen bitten wir dring- über 10 Jahre verflossen sind. Die Wahlen finden am Sonntag lichst, uns alle auf die Feier des 1. Mai in ihrem Bezirke im Gemeindehaus unter dem Borfiß des Bürgermeisters statt. Die bezüglichen Meldungen in gedrängter Kürze auf einer Post- abgegeben werden. karte so zeitig mittheilen zu wollen, daß wir am Morgen Staatstaffe bezahlt, richtiger vorgeschossen, indem das des 2. Mai im Besize der Nachricht sind. Bei besonders wichtigen Vorkommnissen, wo uns aber auf dem Postwege die Nachricht nicht rechtzeitig erreichen würde, erbitten wir telegraphische Benachrichtigung.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Die Redaktion des ,, Vorwärts".
Die Arbeiter- Inspektion in den franzöfifchen Bergwerken.
Paris , 22, April 1898.*) Das Gesetz vom 8. Juli 1890 über die mit der Betriebssicher. heit in den Bergwerken betrauten Arbeiterbelegirten( déléguésmineurs) zählt zu den besseren sozialpolitischen Maßnahmen der französischen Gesetzgebung.
wieder eingetrieben wird.
praktische Durchführung desselben betrifft, so tehren in der der Bergarbeiter- Bertreter wieder über die Verlegung des Gefeßes
Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3:
Der konservative Gedanke hat im Bolt immer mächtiger Wurzel gefaßt, die gesammte Linke sieht sich genöthigt, troß aller ihrer inneren Zwiespalte, gemeinsame Sache zu machen, um in einem legten Versuche dem kräftigen Vordringen christlich- konservativer Gesinnung im Bolt entgegenzutreten."
Wer lacht da?
Die mächtigen Wurzeln des konservativen Gedankens im Bolt", wer kennt sie nicht? Ruutung der Landbevölkerung, Verdummungsurne.
bestrebungen in Kirche und Schule, Terrorismus vor der Wahl.
tonservativen Stimmen, ununterbrochene Mißerfolge bei Tag, Berfehung durch den Bund der Landwirthe und den Anti
Stimmzettel müssen in verschlossenem Umschlag von gleichem Format Das Gehalt der Delegirten wird allmonatlich wird allmonatlich von der Gehalt durch die Steuerbehörden bei den betreffenden Konzessionären Und das kräftige Vordringen christlich konservativer Ge Dies die wichtigsten Bestimmungen des Gesetzes. Was die sinnung"! Thatsächlich zeigt die Wahlstatistik: Rapide Abnahme der Deputirtenkammer alljährlich aktenmäßig begründete Beschwerden durch die Unternehmer unter dem wohlwollenden Auge der Behörden, sowie über die direkten behördlichen Verrenkungen des Gesetzes im Interesse der Unternehmer. Das ist jedoch bisher das allgemeine Schicksal der französischen Arbeiterschutzgesetze, und die Gruben barone find in Frankreich die progigste Unternehmergruppe. Jm allgemeinen dürfte das fragliche Gesetz viel besser durchgeführt werden als die sonstigen Schutzgesetze, denn die Delegirten wachen wird, von der Kreuz- Zeitung " lebhaft beklagt. In Norwegen ist über die Ausführung des Gesetzes viel aufmerksamer als die amt bekanntlich das Wahlrecht außerordentlich erweitert worden, so lichen Arbeitsinspektoren. Das ist eine allgemein anerkannte That. daß beinahe die reine Demokratie dort herrschen wird. Die sache, welche am sprechendsten durch die Feindseligkeit der Gruben- Kreuz- Zeitung" ist darob sehr traurig, sie schreibt: barone gegen das Institut der Delegirten bewiesen wird.
Die wohlthätigen Ergebnisse der Delegirtenthätigkeit zeigt die amtliche Statistik der Unfälle in den Kohlengruben. Während in den Jahren 1885, 1886 und 1887( Enquete der Deputirtenkammer) die Zahl der Todten nahezu 24 pro 10 000 unter Tage Arbeitender betrug, find die entsprechenden Zahlen für die Jahre 1892 bis und mit 1896: 9,5; 9,3; 8,5; 11,9; 13. Höchst bemerkenswerth ist der Umstand, daß in den Jahren 1892, 1898 und 1894, d. i. in den ersten drei Jahren nach Inkrafttreten des behandelten Gesezes, tein einziger Todesfall infolge von Schlagwettern vorgekommen ist, was im Zeitraum von 1848–1901 in keinem Jahre zu verzeichnen war. In den Jahren 1895 und 1896 verursachten die Schlagwetter 0,4 bezw. 0,2 Todesfälle pro 10 000 Roblengräber.
den Nachwahlen seit 1893 bis auf den heutigen semitismus, Zurücktritt ihrer wichtigsten Wortführer u. f. w., u. f. 10.! Nun, wenn den Konservativen dieses kräftige Vordringen" gefällt, so wünschen wir ihnen, daß sie am 16. Juni nur so weiter kräftig vordringen" mögen. Uns soll's gefallen.
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,, Das irregeleitete norwegische Volk"
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Auf grund dieser erweiterten Wahlbefugniß wird sich, offiziellen Schätzungen zufolge, die Gesammtzahl der Wählerschaft um mindestens 180 000 Stimmen erhöhen, das will fagen, die Zahl der überhaupt wahlfähigen Bürger steigt von bisher 225 000 auf rund 405 000, erfährt mithin einen Zuwachs von nicht weniger denn 70 pet. Die folgenschwere Tragweite
des Storthingsbeschlusses für die ganze fernere Entwickelung der innerpolitischen Verhältnisse Norwegens liegt damit klar zu Tage. Bedenkt man des weiteren, daß die Resultate eines auf der obigen Grundlage auszufämpfenden Wahl-. tampfes durch keinerlei Korrektivmittel der staatlichen Ges walt in ihrer möglicherweise direkt landesgefährlichen Be thätigung gehindert werden können, da die norwegische Krone jeder segensreichen Initiative beraubt ist und das Storthing dank seinem allmächtig gebietenden Einfammersystem- alle Machtmittel in seine Hände gebracht hat, so muß man in der That zugeben, daß faum ein Land der alten Kulturwelt sich so vorbehaltlos der radikalen Demokratie in die Arme geworfen hat, wie Norwegen es mit seinem geftrigen Beschlusse gethan." Schrecklich, schrecklich. Und dabei befinden sich die Norweger
Der Anlaß des Gesetzes war in erster Linie die erkannte Mangel. haftigkeit der staatlichen( durch die Bergwerksingenieure) und der unternehmerlichen Inspektion, wenn auch der amtlichen Statistik zu folge die Bergwertsunfälle in Frankreich relativ weniger zahlreich waren, als in England, Belgien und Deutschland . Der erste Gutwurf stammt aus dem Jahre 1882 und lehnte fich an das Brinzip der fakultativen Arbeiterinspektion an, wie es im englischen Gefeß vom August 1872 zum Ausdruck kommt. Als dann aber die gewerkschaftliche Organisation der Bergarbeiter erstartte, Die Vermehrung der Todesfälle 1895 und 1896, nachdem in den mußte daz Barlament viel weiter gehen. Das Schließ voraufgegangenen drei Jahren ein stetiges Sinken derfelben zu verlich, nach acht Jahren des Widerstandes seitens des Senats zeichnen war, ist eine Folge der in der Deputirtenkammer nachzu ftande gekommene Gefeß ist ein Rompromiß zwischen den gewiesenen lager gewordenen Handhabung des Gefeßes. Die Ver Forderungen der Arbeiter und dem arbeiterfeindlichen Senat. Es mehrung der Inspektionstage der Delegirten bezw. die Schaffung von hatte seit 1882 nicht weniger als acht schwerer Grubenkatastrophen neuen Inspektionsbezirken hält nicht Schritt mit der Ausdehnung der bedurft, um den Senat mürbe zu machen. Fast jede neue Wieder- Betriebe. Die Präfeften schreiben mitunter weniger als 10 Jnspektions- fehr wohl. Feilich, in ein Junkerhirn geht so etwas nicht hinein, aufnahme des Entwurfs fand unter dem Eindruck eines Massen- tage monatlich vor, trotzdem, wie hervorgehoben, die Entschädigung am wenigften in ein preußisches, welches nur darüber sinnt, wie unglücks statt. Der endgiltigen Annahme des Gesetzes ging noch der Delegirten für 10 Tage berechnet werden muß. Es ist ein das deutsche Reichstagswahlrecht, das so überaus mäßig ist, rück( Februar 1890) bie Grubenkatastrophe in Machine ( Nièvre- Departe. glänzendes Beugniß der Pflichttreue der Delegirten, daß sie ihrem wärts revidirt werden könne. ment) vorauf, in welcher 44 Arbeiter den Erstickungstod fanden. eigenen Interesse zuwider auch über jenen behördlichen Mißbrauch
indem
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in Zukunft
Gar nicht genug indirekte Stenern Der springende Bunkt des Gesetzes betrifft die Sicherung der sich beschweren. Die Grubenbarone verlegen in Gemeinschaft mit Unabhängigkeit der délégués- mineurs von den Grubentonzessionären den Bergwerks Ingenieuren namentlich die ausdrückliche Borschrift fann es für die Herren Ronservativen geben. Herr v. Mirbach ( ftaatlich ausgebeutete Bergwerke giebt es in Frankreich nicht). Die des Gesetzes über fofortige Benachrichtigung des Delegirten bat im Herrenhaus eine Resolution zum Etat eingebracht, organisirten Arbeiter verlangten zu diesem Zwecke eine Ausdehnung bei einem schweren" Unfall. Sie entledigen sich dieser Vorschrift, durch welche die preußische Regierung aufgefordert wird, im Bundes des Inspektionsbezirkes jedes einzelnen Delegirten, welche diese ganz ihre geknechteten Aerzte eine Arbeitsunfähigkeit der rath dahin zu wirken, daß ein Eingriff in die Steuerrechte der Einzelstaaten durch Erhebung von Direkten Steuern zum Zwect in Anspruch nehmen und ihm von der Nothwendigkeit entheben Berunglückten von weniger als zwanzig Tagen diagnoftiziren, ber Deckung von Reichsausgaben- wie sie mehrere Anträge bei würde, der Lohnarbeiter der zu beaufsichtigenden Grubenverwaltung und das in zahlreichen Fällen, wo wo die Arbeitsunfähigkeit bleiben zu müssen. Das Gesetz verfügt dagegen die Eintheilung in Wirklichkeit von 40 Tagen bis sieben Monaten dauerte!.. der Berathung des Flottengesetzes gefordert hatten jeder einzelnen Grubentonzession in ebenso viele Bezirke, als se ch 3 Daß schließlich der vom Gesetz bestrafte Druck auf die Wähler von verhütet werde. tägige detaillirte Besichtigungen pro Inspektionsden Grubenherren in jeder Form ausgeübt wird( einschließlich der besuch erforderlich sind, um die ganze Konzession( Gruben, Vertheilung von ungewöhnlich dicken Stimmzetteln, die in die WahlGallerien, dazu gehörende Werkstätten, Transport Bors urne hinuntergedrückt werden müssen, um so den einförmigen amtrichtungen) zu inspiziren. Die Grenze jedes Bezirks ist also lichen Umschlag unschädlich zu machen), versteht sich von selbst. Die fortwährenden Beschwerden der Bergarbeiter Vertreter ein sechstägiger Inspektionsbesuch. Und da der Delegirte zwei detaillirte Inspektionen im Monat vornehmen muß, so ist er in der haben immerhin zur Folge gehabt, daß im Budget von 1898 das Regel höchstens zwölf Tage monatlich beschäftigt. Dazu kommen Gehalt der Delegirten von 200 000 auf 215 000 Franks erhöht noch die obligatorische Juspektion des Ortes, wo ein schwerer" wurde, was eine Vermehrung der Inspektionstage bezw. der Zahl Unfall( Tod oder schwere" Verwundung eines oder mehrerer der Delegirten bedeutet. Arbeiter) stattgefunden hat, und die fakultative Begleitung der Bergwerks Ingenieure( je nach dem Wunsche der letzteren) bei deren Inspektionsbesuchen.
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Wahlkampf.
B. K.
Das Handbuch für sozialdemokratische Wähler, das vom Der Delegirte wird entlohnt für jeden Inspektionstag wie für einen Arbeitstag, deffen Preis alljährlich vom Präfekten bestimmt Parteivorstand für die bevorstehende Reichstagswahl. Agitation wird, für jede Ünfallschau und Begleitung des Ingenieurs wie für herausgegeben wird, kommt Ende nächster Woche zur Ausgabe. Es einen halben Arbeitstag. Lezteres ist eine willkürliche Auslegung erscheint, 25 Bogen start, in bequemem Taschenformat, solid und des Gesetzes durch die Behörden, deffen Wortlaut eher für die Ent- elegant gebunden. An jedes Wahlkomitee sollen für die Iohnung mit einem ganzen Tagelohn spricht. Alles in allem bezieht Kandidaten, für die Redner und BertrauensLeute ber Delegirte als solcher, nach der Berechnung des Bergarbeiter eine Anzahl Exemplare gratis versandt werden. Der Preis beAbgeordneten Basly, höchstens 80-90 Frants monatlich. Das Minimum der monatlichen Entlohnung beträgt für Bergwerte mit trägt im Buchhandel 3, M. Bestellungen sind an die Buchmehr als 120 Arbeitern 10 Tagelöhne, ungeachtet der eventuell handlung Vorwärts, Beuthstraße 2, Berlin SW, geringeren Zahl der nothwendigen Inspektionstage; für fleinere au richten. Bergwerke ist die Festsetzung der minimalen Entlohnung pro Monat dem Präfetten anheimgegeben.
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Die Delegirten und deren Ersaßmänner, welch lettere nur im Falle der Verhinderung der ersteren herangezogen werden, werden in jedem einzelnen Inspektionsrevier für drei Jahre von den unter Tage Arbeitenden gewählt. Wahlberechtigt ist jeder Franzose, der die politischen Rechte besitzt und in der letzten Lohnliste vor der Wahlausschreibung figurirt. Wählbar ist jeder des Lesens und Schreibens Kundige und wegen Vergehens gegen das behandelte Gefeß, gegen das Berggeseß, sowie wegen Streifvergeben ( Verlegung der Arbeitsfreiheit"!) nicht Vorbestrafte, wenn er entweder 1. wahlberechtigt, 25 Jahre alt ist und seit mindestens 5 Jahren im betr. oder in einem anderen Inspektionsrevier desselben Konzessionärs unter Tage arbeitet, oder 2. ehemaliger Bergarbeiter ist, wohnhaft in einer der Gemeinden, unter deren Gebiet die betreffende Ronzession liegt, 25 Jahre alt, Franzose im Genuß der politischen *) Wie bekannt, beabsichtigt die preußische Regierung endlich eine Berbesserung der Grubeninspektion vorzunehmen. Eine Kommission ist zum Studium der Berginspektion ins Ausland entfandt worden. Von Seiten der Bergarbeiter wurde vor allem die Forderung auf gestellt, daß Juspektionsbeamte eingesetzt werden, die aus der Mitte der Arbeiter und von diesen selbst zu wählen sind. Um Aufklärung über die Bedeutung der Arbeiterinspektion auf den Gruben zu schaffen, werden wir eine Schilderung der betreffenden Verhältnisse in Frankreich , Belgien und England geben. Wir beginnen hiermit Durch die obige Buschrift unferes französischen Korrespondenten.
Zur Begründung seines Antrages sagt Graf Mirbach : " In der Kommission für den Reichshaushalts- Etat wurden bei der Vorberathung des Entwurfes eines Gesetzes, betreffend die deutsche Flotte, von Mitgliedern der Kommission Anträge ge ftellt, welche auf eine Beschränkung der Rechte der Einzel staaten hinsichtlich der Ausbringung ihrer( direkten) Steuern und der Matrikularbeiträge abzielten. Der§ 8 des erwähnten Gefeßentwurfes, welcher vom Reichstage beantragt und ans genommen wurde, enthält besondere Bestimmungen über die Deckung, die, wenn sie auch durch die Erklärungen des Staats sekretärs des Innern, Herrn Grafen v. Posadowsky- Wehner das unter den Begriff der indirekten Reichssteuern" nicht die' Bölle fielen, erheblich eingeschränkt sind, doch als Präjudiz gegen das System indiretter Besteuerung auf gefaßt werden können."
Also es soll auf keinen Fall irgendwelche Vorsorge durch die Gesetzgebung getroffen werden dürfen, daß weitere indirekte, die Armen ungleich schwer belastende Steuern nicht mehr eingeführt werden. Das heißt: Es soll freie Bahn bleiben für neue Schröpfungen der unbemittelten Boltstlassen.
Schön denn, daß alle Welt es weiß. Die Konservativen um Mirbach haben die Absicht, dem deutschen Volte weitere indirette Steuern aufzuhalsen! Der Autrag des Grafen Mirbach vervollständigt das Sünden register der konservativen Partei, das wir den Wählern vorzuhalten haben. Wir danken dem Grafen.
Soweit zu Agitation3zweden seitens der Vertrauens- register leute oder Wahlkomitee's weitere Bartien gewünscht werden, werben diese zu wesentlich herabgeseztem Preise abgegeben und sind diesbezügliche Wünsche zu richten an J. Auer, Raßbachstraße 9, Berlin SW. Die Parteipresse wird um Nachdruckt gebeten.
Konservative Windbeuteleien. Die Kons. Korrefp.", das offizielle Organ der konservativen Bartei, erläßt einen Wahlaufruf an die Gesinnungsgenossen, der sehr luftig zu lesen ist.
Erst wird da die konservative Partei als die Schirmerin und Hüterin von Christenthum und Monarchie" angepriesen. Leider ist aber notorisch, daß die Herren Konservativen die un Monarchie nur deshalb schirmen und schüßen", weil sie von dieser Institution Beihilfe für ihre Vorherrschaft im Reiche, wohlbezahlte Aemter, Liebes- und Ehrengaben allerlei Art erwarten. Und leider ist es ebenso notorisch, daß niemand das Christenthum dem deutschen Volke mehr zu entfremden verstanden hat, als gerade die Konservas tiven, indem sie ihre maßlos egoistische Politit mit einem christlichen Mäntelchen zu umhängen pflegen.
Das entfagungsvolle Christenthum und agrarische Beutegier, Lehre der Nächstenliebe und die rohe Unterdrückung der Volksmasse, tönnen schroffere wie sie die Konservativen von je betrieben haben Gegenfäße ausgedacht werden?
Der Wahlaufruf der„ Kons. Korresp." zeigt aber noch andere Bierlichkeiten. Da erfährt die staunende Welt:
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Die Sammelpolitikusse im Graben.
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Die Brutalität des Bündlerthums hat die Miquel'sche Sammel politif schwer beeinträchtigt. Selbst die Berl. Neuest. Nachrichten", das Organ des Herrn Kardorff, der gewiß ein Herz für die Landwirthschaft" hat, wenden sich scharf gegen die Plöz- Hahn'schen Bundes" Brüder und das Blatt führt aus:
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„ Leider gewinnt es den Anschein, als wenn die so ver heißungsvoll eingeleitete Politit der Sammlung an einem tlaftertiefen Graben angelangt ist, über den dieselbe kein hinüber zu finden weiß. Denn wer den Berichten über die Wahlbewegung in den einzelnen Wahlkreisen auch nur von ferne gefolgt ist, wird der Wahrnehmung sich nicht verschließen können, daß der Grundgedanke der Sammlung" an vielen Orten im Streit um wirthschaftspolitische Einzelheiten nahezu verschwunden ist. Indem agrarische Redner ihre Sonderforderungen, deren Aufstellung und Befürwortung ihnen im übrigen unbenommen bleiben muß, in rücksichts. loser Schärfe als die alleinige Parole einer wahlpolitischen Berständigung proklamiren, erschweren sie den in der Hauptsache mit ihnen einigen natürlichen Bundesgenossen, sich freudigen Herzens zu derselben Fahne zu bekennen. Wem aus aufrichtiger Ueberzeugung daran gelegen ist, ein nur gemeinsam zu erringendes großes Ziel zu erreichen, der darf nicht die Agitation mit solchen Ausfällen auf die angesehensten Führer der Nachbarparteien würzen, darf nicht