In der Ferne, über dem ganzen Horizont und soweit das Auge reicht, nichts als eine niedrige Flamme, flackernde Feuerzungen bis 20 und mer Fuß emporfendend, und mit Wolken schwarzen Qualms den ganzen Horizont erfüllend. Es ist ein Flammenmeer in des Wortes vollster Bedeutung, das mit rasender Schnelligkeit sich nähert, und wie einstens die Wassermassen des roten Meeres das Heer der Pharaonen verschlangen, so drohen die Feuermassen des Prairiebrandes dem Wanderer Verder ben und Tod." Glücklicherweise ist die Gefärlichkeit des Brandes nur dann sehr groß, wenn das Gras besonders hoch stet und durch lange Dürre jehr ausgetrocknet wurde. Sonst ist es nicht allzu schwer, das Flammenmeer, das oft nur eine lange Linie von kaum 2 Meter Breite bildet, zu durchschwimmen, um ,, auf's Trocne" zu kommen. Es fürch ten deshalb, nach dem obengenanten Autor, die Ansiedler die Prairie­brände nur wenig. Gefärlicher als den Menschen sind die Brände den sonstigen Bewonern des Prairie- Oceans, als da sind: Büffel, Wölfe, Elentiere, Antilopen, Prairiehunde u. s. w. Diese können sich nur durch die wildeste Flucht vor den hinter ihnen herjagenden Feuermassen retten, und tausende, namentlich fast alle schwächeren Exemplare ihrer Gattung gehen in dieser Flucht ums Dasein zugrunde wärend die schnellsten und stärksten Tiere, dadurch, daß es ihnen gelingt, einen Fluß zu erreichen, ihr bischen Leben in Sicherheit bringen. Wenn so der Prairiejäger oder Wanderer durch stundeniveit vernembares, mer als donneränliches Getöse auf die Flucht einer ganze Quadratmeilen bedeckenden Tierherde aufmerksam gemacht wird, dann heißt es freilich: schnell zu Pferde! und fort get's dann in sausendem Galopp, damit es womöglich gelingt, einen Vorsprung vor der daherkeuchenden wilden Jagd zu gewinnen, denn diese zertrümmert und zermalmt selbstredend alles, was ihr in den Weg kommt. Ist vielleicht nach stundenlanger Haz noch kein rettender Fluß erreicht, und wird das Gebrüll und Ge­heul der zu Tode geängstigten, immer näher und näher herandringen­den Tiere von Minute zu Minute furchtbarer und stärker, da gibt's nur noch ein Mittel, der Todesgefar zu entrinnen: der Prairiejäger zündet in aller Geschwindigkeit selbst ein Feuer an, das bald, emsig geschürt und verstärkt durch hinzugetragene Haufen dürren Grases, hoch emporlodert. Aber auch das gewärt noch nicht vollständigen Schuz. Die tausend und abertausend rasend gewordenen, wutschäumenden Tiere scheuen nicht immer den verhältnismäßig kleinen Brand, sie stürzen blindlings hinein, die sich dahinter bergenden Reisenden zerstampfend. Da, im Augenblick der höchsten Gefar, wirft der auf alle Eventualitäten gefaßte Prairiejäger seine gefüllte Brantweinflasche in das Feuer­und vor der plözlich mit entsezlichem Krach hoch auflohenden blauen Feuersäule stieben die Tiere wild auseinander, sich drängend, stoßend und die Rippen zerbrechend, und jagen nun in gespaltenem Haufen zu beiden Seiten der geretteten Menschen vorüber. Durch anzünden von Pulver wird dem sonst nicht eben furchtsamen Prairiegetier ebenfalls ein heilsamer Schreck eingejagt. Seitdem merere Eiſenbanen die Prairien durchziehen und der Reisende vom Salonwagen aus das un­vergleichliche Schauspiel des Prairiebrandes genießen kann, kommen so gräßliche Szenen, wie man sie in älteren Romanen gemalt findet, sel­tener oder garnicht mer vor. Hunderte von Meilen der überaus frucht­baren Prairien sind schon jezt von fleißigen Ackerbauern mit Beschlag belegt

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Städte schießen wie Maulwurfshügel überall empor, freilich oft nur aus wenigen sogenanten Häusern bestehend, und nicht allzu lange wird es dauern, so wird von dem großen Wiesenterrain nur wenig übriggeblieben sein. Die Statsbehörden tun das Möglichste, die Ansiedelung zu erleichtern. Einer Verordnung des lezten Vereinigten Staten- Kongresses zufolge erhält jede Person, die 40 Acer   Land der öffentlichen Domäne in den westlichen Prairiestaten mit Waldbäumen bepflanzt und fünf Jare lang kultivirt, ein Heimpatent für eine soge­nante Viertelfektion( 160 Acer  ), von welchen die bepflanzten 40 Acker ein Teil sind. Auf diese Weise schreitet natürlich die Kultur der Prai­rien rasch vorwärts, und wie die Indianer von Jar zu Jar abnemen, wie der Wölfe und Büffel immer weniger werden, die Zeiten, da sich die lezteren den Eisenbahnzügen in den Weg legten, sind vorüber,- so wird warscheinlich in wenigen Jarzehnten der furchtbare Prairiebrand zur Seltenheit werden.

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Farende Sänger.( Schluß.) Die Blüte des Minnesanges fällt zusammen mit der Blüte des deutschen   Rittertums und findet in diesem feine vornemste Stüze. Dieses, aus den gesellschaftlichen Verhältnissen unsrer Altvordern, aus den Freien und Unfreien allmälich entwidelt, wegen der Kämpfe zwischen Päpsten und Reichsgewalt von der lezteren gepflegt und gehoben, bildete einen Stand für sich, der, in seiner gesell­schaftlichen Stellung abgeschlossen vom Volte, auch dementsprechende exklusive Manieren und Gebräuche annam. Mer und mer bildeten sich Umgangsformen im Verkehr des Adels heraus, die sich wesentlich von denen anderer Stände unterschieden und die unter der Bezeichnung ,, höfische Sitte" bekant sind. Vielfach, oder wol auch zum weitaus größten Teile, waren diese feinen" ritterlichen Manieren rein äußer lich, ein Scheinwesen, das sich auch noch in andern Lebensäußerungen des deutschen   Rittertums ausspricht. Es ist nun klar, daß die von lezterem gepflegte Poesie denselben Charakter zeigen mußte, wie ihre Pfleger. Hatten die Ritter sich vom Bolte gesellschaftlich abgeschlossen, so tonte auch dieses, das doch stets der fruchtbare Boden ist, aus dem alle Poesie, alle Kunst hervorsprießt, auf dem einzig und allein ware Kunst gedeihen kann, nicht mer seinen Einfluß in der Weise geltend

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Dabei

machen, wie dies im Interesse der Dichtkunst wünschenswert und nötig gewesen wäre. Die Minnesänger brauchten daher zumeist andre Förderer und Beschüzer, als diesen mächtigsten einen, und sie fanden sie vor allem in den Hohenstaufenkaisern, den Herzögen von Desterreich und den Landgrafen von Türingen. Aber noch ein andrer Umstand hat wesentlich auf die Entwicklung und den Charakter des Minnesanges eingewirkt. Lehrten die Kreuzzüge später die deutschen   Ritter die üppige Natur des Orients kennen und förderten dadurch deren Phantasie, so fürten sie dieselben auch mit dem französischen   Rittertum zusammen, wodurch sie mit den oben angedeuteten, in Spanien   und Südfrankreich  florirenden Sitten, sowie mit den Gesängen der Troubadours bekant wurden, beide nachamten und in der fremden Poesie ein Gewächs in deutschen   Boden verpflanzten, das dem Fülen und Denken des deutschen  Volkes fremd, in seinem spätern Wachstum auch vielfach seine Sonder­stellung bewarte. Treibendes Element der ritterlichen Poesie war die Minne, die Liebe. Aber nicht die glühende Liebe von verzehrender Kraft, nicht die Liebe, welche ihren Gegenstand begehrt, welche genießen will, sondern ihre Leier tönt, wie Scherer sagt, großenteils nur eine geistreiche Konversation in Reimen, die von Liebe handelt. Das lyrische Gedicht wird hier ein kunstreiches Hofmachen, voll Werben und Schmach­ten, voll Schmeichelei und voll Huldigung. Wir finden daher weniger die Sprache des Herzens, als Spiele des Wizes; weniger Empfindung, als einen subtilen Verstand." Damit wäre ja zur genüge angedeutet, daß der Sang der Minne vieler Ritter ganz dem Wesen des Ritter­tums entsprochen habe. Der Troubadour singt von allem, was sein Herz bewegt, Haß, Liebe, Vasallentreue, Kriegslust, alles tomt in seiner Kunst zum Ausdruck. Er nimt Partei bei allen öffentlichen Gelegen­heiten, bekämpft Fürst und Papst mit Leidenschaft und Wut, und ist deshalb von Einfluß auf das Leben und wird an den Hof gerufen, weil man ihn dort braucht, wärend der deutsche Ritter sich in seinen Gesängen beschwert, daß man ihn nicht an den Hof zöge. Aber", frägt Gervinus   ,,, was sollte man in einem Kreise, der zu handeln und nicht blos zu singen hatte, mit diesem Geschlechte anfangen?" Der größte Teil der Minnesänger bekundet denn auch in seinen Liedern kein Interesse für tiefere politische Fragen; das Vaterland kümmert ihn nicht, und die Waffen haben für ihn nur noch die Aufgabe, der Religion durch Kreuzzüge, oder den Frauen durch Turniere zu dienen. sind es oft verheiratete Frauen, denen das Liebesgegirre gilt, oder es sind Ritter, die Weib und Kinder haben und im Dienst der Minne alle möglichen Extravaganzen begehen, one auch nur an irgendeiner Stelle ihrer Liebeslieder derer zu gedenken, mit denen sie doch nur durch das edelste der menschlichen Gefüle vereint sein sollten. Doch es gab auch Ausnamen unter den Dichtern jener Zeit, und diese haben denn auch bedeutendes, heute noch unsere Bewunderung herausforderndes geleistet. und zwar namentlich da, wo die Volksdichtung die ritterlichen Sänger beeinflußte, wie dies in Desterreich und Baiern der Fall war, wo der Minnesang aus dem volkstümlichen Liebesliede hervorging. Wir nen­nen nur zwei Namen: Wolfram von Eschenbach  , ein Baier, und Wal­ ther von der Vogelweide  , über dessen Heimat man sich heute noch streitet, indem man seinen Geburtsort teils nach der Schweiz  , teils nach Tyrol und schließlich auch noch nach Franken verlegt. Indem wir von erſte= rem nur erwänen, daß er weder lesen noch schreiben konte, aber von dem Glauben durchdrungen war, daß auch die Heiden selig werden könten und der infolgedessen auch tolerant gegen Andersgläubige dachte, wollen wir nur einiges über den größten Lyriker vor Goethe, Walther von der Vogelweide  , berichten. Wie über sein Geburtsland, so streitet man auch darüber, ob er bürgerlicher oder adeliger Abkunft gewesen sei. Sicher ist nur, daß er zuerst in Desterreich auftauchte und daß er selbst sagte, er ,, habe dort singen und sagen gelernt", und zwar, wie allgemein vermutet wird, von Reinmar dem Alten. Als der öster­reichische Herzog Friedrich der Katholische, bei dem er in hohem An­sehen stand, 1198 gestorben war, beginnen seine Wanderungen durch den größten Teil Deutschlands   und im Auslande. Er war an der Elbe   und am Rhein  , in Ungarn  , an der Seine, der Mur  , der Trave  und dem Po und besuchte im hohen Alter noch mit einem Kreuzzug Palästina. Lange Zeit ist er am Hofe des Herzogs Hermann von Türingen, dann hält er sich an den Höfen der verschiedenen deutschen  Kaiser auf und nimt lebhaften und tätigen Anteil an deren Kämpfen mit den Päpsten. Weder Bannbullen, noch sonstige gegen die Kaiser von den römischen Oberhirten geschleuderte Flüche sind im Stande, ihn einzuschüchtern, und er wurde wegen seiner rebellischen, in poetische Form gefaßten Angriffe( seiner Sprüche) auf die geistliche Oberhoheit als Volksverfürer bezeichnet. Und man hatte nicht so unrecht, denn das einemal stellt er den Papst inmitten seiner Welschen und läßt ihn sagen: Ich hab' es gut gemacht! Ich hab' zwei Deutsche unter eine Krone gebracht, daß sie das Reich verwüsten und zerstören. Unter­dessen füllen wir die Kassen. Die Deutschen   müssen zum Opferstock, ihr Gut ist alles mein, ihr deutsches Silber färt in meinen welschen Schrein. Ihr Pfaffen, esset Hüner und trinket Wein und laßt die deutschen  -- fasten." Die Striche bezeichnen warscheinlich ein Schimpf­wort, das die Verfasser der Handschrift wegließen. Die Opferstöcke, in denen der Papst für die Kreuzzüge sammeln ließ, redet er an: ,, Sagt an, Herr Stock, hat Euch der Papst zu uns gesant, daß Ihr ihn reich macht und die Deutschen   plündert?" In diesem Tone färt das Gedicht fort, doch mag das angefürte genügen, um zu zeigen, welche Sprache Walther in öffentlichen Angelegenheiten beliebte und wie recht seine Widersacher hatten, wenn sie ihn fürchteten. Es mögen diese Beispiele