Auf der dresdener Hofbüne agirte er merere Jare als Kardinal, wie alte Teaterzettel beweisen. In neuerer Zeit aber hat er umge fattelt, er ist Prokurator geworden. Wenn dies fo fortget, erscheint er vielleicht nächstens nur noch als Quästor oder als Kultusministe riums- Kalkulator.
Welcher Unsinn dann oftmals in den Anmerkungen zur Notiz für die Darsteller. Im Klavierauszug zum ,, Troubadour" liest man in der Schlußscene: ,, Acuzena, mit einem Blick auf den Grafen, den andern Blick auf Manrico gerichtet."
Das ist ja die reine Anweisung zum Schielen, was höchst ergözlich ein Zeichner für die münchener Fliegenden Blätter illustriren könte. Ich empfele ihm dies Ding nebst dem Xylographen, denn sie beide wonen auf des Holzschnitts Höhen-; ich aber mache mich jezt auf die Zehen und rufe in betreff aller dieser Dinge mit Talbot:
,, Unsinn, du siegst, und ich muß untergehen!"
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Tristans Tod.( Schluß). Brangäne, die sich Vorwürfe macht, den ihr anvertrauten Zaubertrant nicht mit der größten Vorsicht aufbewart zu haben, fült sich verpflichtet, die nicht mehr aufzuhaltende Leidenschaft der beiden Liebenden zu unterstüzen, erzält ihnen von dem Auftrage, der ihr von der Mutter Isoldens geworden, verspricht Verschwiegenheit dem König Marke gegenüber und nimt in der Brautnacht soldens Stelle ein. Da sie die einzige ist, welche um das Verhältnis der beiden Liebenden weiß, so will sie Isolde ermorden lassen, welches Vorhaben aber daran scheitert, daß sich die gedungenen Mörder ihrer erbarmen. Da Brangäne aber auch angesichts des Todes nicht ihr Geheimnis verrät, so werden in der Folge beide Frauen die treuesten Freundinnen. Seine Kunst im Saitenspiel zeigt Tristan bald darauf im Dienste seiner heimlichen Liebe, als der Ritter Gandin unbewaffnet aus Irland komt, vor Marke die Zither spielt und denselben so entzückt, daß er ihm sein Weib Isolde dafür zum Lohne gibt. Tristan, der von der Jagd zurückkehrt und die Entfernung der Geliebten erfärt, eilt den beiden nach und gewint Gandin durch sein kunstvolles Harfenspiel und seinen schönen Gesang derart, daß er ihm Isolde überlassen muß. Höchst ergözlich sind nun Gottfried von Straßburgs Schilderungen der Kniffe, welche von den beiden angewendet wurden, um den allzu gutmütigen Marke über ihr Verhältnis zu täuschen. Schließlich entdeckt er es doch, aber immer finden sie ein Mittel, die Grundlosigkeit des durch Warnemungen bestärkten Verdachts zu erweisen. Und als sich Isolde einem Gottesurteil unterwerfen muß, verkleidet sich Tristan als Pilgrim, trägt die Geliebte vom Schiff ans Land und fällt mit ihr hin, sodaß sie dann beschwören konte, es habe sie nie ein Mann berürt, als der König und dieser Pilgrim. Dient der Ausfall des Gottesurteils dem König zur Beruhigung, so hat er doch bald wieder Gelegenheit, zu beobachten, daß ihn die erfinderische Liebe der beiden getäuscht hat, und er verbant sie von dem Hofe. Sie ziehen in die Wildnis, leben dort längere Zeit glücklich in einer schönen, zur Wonung geeigneten Höle und erfaren eines Tages, daß Marke in dem Walde jage. Da sie erwarten, von ihm aufgefunden zu werden, so stellen sie sich schlafend, legen aber ein bloßes Schwert zwischen sich ein sicheres Zeichen in jener Zeit, daß sie sich nicht berürten, und dieser Umstand läßt den König wiederum an ihre Unschuld glauben, und er beruft sie an den Hof. Dort findet sie der Alte aber wiederum eines Tages beisammen und get fort, um seine Dienstmannen zu holen, wärenddem Tristan, der seine Anwesenheit bemerkt, nach schmerzlichem Abschied, nachdem er noch einen Ring zum Andenken von seinem Weibe genommen, entfliet. Der König hat nichts weiter davon, als Vorwürfe, die ihm seine Mannen machen, als sie mit ihm an das leergewordene Nest kommen. Tristan hat nirgends Ruhe, ziet von Land zu Lande und komt endlich nach Arundel zum Herzog Jovelin, mit dessen Sone Kaedin er Freundschaft schließt. Nachdem er mit Hülfe seiner Getreuen aus Parmenien die Feinde des Herzogs besiegt, erwirbt er sich die Zuneigung des lezteren, dessen schöne Tochter Isolde, mit den weißen Händen, ihn an seine geliebte Isolde erinnerte. Da er wegen seiner Untreue gegen die leztere sich des öfteren laut die heftigsten Vorwürfe macht, so glaubt die neue Isolde, es handle sich um seine Liebe zu ihr und wird dadurch in ihrer Liebe zu ihm immermehr bestärkt. Gottfrieds unvollendetes Gedicht schließt damit, daß Tristan, in sich selbst zerrissen, auf Flucht sint, um der Jugendgeliebten die Treue zu bewaren, andrerseits aber wieder durch die Schönheit und Hingebung der Jungfrau zurückgehalten wird, worüber er dann in Klagen gegen sich und seine alte Liebe ausbricht. Fortgesezt wurde das Gedicht von Ulrich von Türheim und von Heinrich von Freiberg und in neuerer Zeit lieferte Simrock den felenden Schluß. Das Ende der Geschichte der beiden Liebenden ist nach den genanten Darstellungen, die mehr oder minder von einander abweichen, daß Tristan endlich die neue Isolde heiratet, aber die Ehe nicht vollziet, sich immer mit einem Gelübde entschuldigend. Der Bruder Isoldens, Kaedin, stellt ihn zur Rede und erfärt von Tristan sein früheres Berhältnis, worauf beide, um Kaedin von der Schönheit Isoldens der Blonden und der Gewalt, die diese deshalb auf Tristan ausüben mußte, zu überzeugen, nach Tintajole gehen. Kaedin entschuldigt das Tun Tristans seiner Schwester gegenüber, nachdem er diese Isolde gesehen. Tristan trifft mit derselben zusammen, zulezt als Bettler und Narr verkleidet, wird erkant und verfolgt und entfliet
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endlich. In einem Kampfe, den Kaedin mit einem andern zu bestehen hat, unterstüzt Tristan denselben und wird schwer verwundet, wärend der erstere den Tod findet. Zu Isolde Weißhand zurückgebracht, sendet er nach der blonden Isolde, die ihm Heilung bringen und auf dem zurückkehrenden Schiffe, zum Zeichen der Gewärung seines Wunsches ein weißes Segel, im gegenteiligen Falle jedoch ein schwarzes aushissen soll. Sie komt, aber auf die Frage Tristans nach dem Segel sagt folde Weißhand, es zeige sich ein schwarzes, worauf der Held unsrer Erzälung, vom Schmerz über den vermeintlichen Verlust der Geliebten überwältigt, stirbt. Die Ankunft der Jugendgeliebten mit König Marke hat der Künstler auf unserm Bilde dargestellt, wie sie ihre Nebenbulerin wegstößt von dem entseelten Körper dessen, der nur ihr gehörte, und auch sie soll ihm nur angehören, denn sie stirbt gleichfalls vom Schmerz gebrochen auf der Leiche Tristans. Marke ließ beider Leichen nach Tintajole bringen und bestattete sie neben einander. Der Rosenstock, den er auf Tristans und die Rebe, die er auf Isoldens Grab pflanzen läßt, verschlingen sich beide und wachsen zusammen, zum Zeugnis, daß beide sich noch im Tode angehören.
nrt.
So werden
Das Moorbrennen im Oldenburgischen.( Bild Seite 340.) Das Moorbrennen ist in den Niederungen des nordwestlichen Deutsch lands , den Niederlanden und Frankreichs ein Mittel zur Kultivirung der Moor- und Torfstrecken, indem man dadurch die häufigen, den Kulturpflanzen schädlichen Humusablagerungen zerstört. im Frühjar gegen 100 000 Morgen Moorland in der bremer Gegend, Oldenburg , Hannover , Geldern und den niederländischen Provinzen Drenthe und Gröningen diesem unvollkommnen Verbrennungsprozeß ausgesezt. Die als Heerrauch, Höhenrauch u. s. w. bekanten Rauchmassen erheben sich gegen 1000 Fuß hoch und erstrecken sich oft über einen Flächenraum von 1000 Quadratmeilen. Das Abbrennen geschiet in der Weise, daß man dicke Erdstreifen vom Boden abschält und diese mit dem Rasen nach unten dachförmig neben einander legt, damit sie trocknen. Ist der Rasen selbst nicht brenbar genug, so bringt man trocknes Holz oder Reisig in die Hölungen und unterhält dadurch das Feuer, das man, um ein Zuweitgreifen zu verhindern, mit Gräben umziet. Ueberschreitet das auch hier wiederum so nüzliche Element die ihm gezogenen Grenzen, so werden alle Manschaften aufgeboten, um den gefärlich werdenden Freund durch neue Gräben in seinem zerstörenden Umsichgreifen aufzuhalten. Die Aufmerksamkeit, welche man ihm entgegenbringt, wird unsre Illustration am besten veranschaulichen. Ist das Feuer abgebrant, so breitet man die heiße Asche über die Fläche aus und fürt in ihren mineralischen Substanzen dem Boden zugleich ein treffliches Düngemittel zu. Neuerdings hat man die verschiedensten Versuche angestellt, um den Moorboden dem Ackerbau dienstbar zu machen, one zu dem Mittel des Abbrennens greifen zu müssen und hat man auch seit dem Emporblühen der Kaliindustrie viele Erfolge aufzuweisen. Die dem Boden zugefürten, das Brennen ersezenden Kalifalze genügten jedoch nicht allein, sondern machten, um das Gedeihen von Kulturpflanzen zu ermöglichen, ein weiteres Düngen des Moorbodens notwendig. Eine andre Metode der Moorkultur bestet darin, daß man das Moor in Dämme abteilt, diese von Gräben einfaßt, welche das abfließende Wasser einem Hauptgraben zufüren. Die Dämme selbst werden mit einer Sandschicht bedeckt und diese wird mit Kompost gedüngt. Die reich mit Närſtoff versehene Sandschicht erstickt das emporkommende Unkraut, schüzt die Pflanzen vor dem Erfrieren und erhält aus dem Moorboden die genügende Feuchtigkeit für das Wachstum der Pflanzen, welch' leztere durch diese Schuzdecke nicht einmal verhindert sind, die Narung des Moorbodens aufzusaugen.
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Befruchtung der Türkenbund- oder Berglilie( Lilium Martapon) durch einen honigsaugenden Schmetterling.( Bild S. 341.) Unter den zalreichen Gefolgen der darwin'schen Lehre nimt speziell die neuere Blumenteorie eine ganz hervorragende Stelle ein, und sie verdient in hohem Maße, Gemeingut aller Naturfreunde zu werden, weil sich die Tatsachen, auf welchen diese neue Blumenlehre fußt, uns überall aufdrängen, wo unser Fuß lustwandelnd blumenbestreute Wege und blühende Auen betritt. Wärend die exakte Forschung bislang keine vernünftige Erklärung auf die Fragen: Warum prangen die Blumen in Farbenpracht und Wolgeruch, warum sondern sie Honig ab? zu geben vermochte und darum allerlei hirnlose Erklärungen dieses Gebiet der Weltanschauung verdunkelten: hat uns Darwin den Weg gezeigt, wie wir zum richtigen Verständnis der Blumenwelt gelangen. Im Verlauf von wenigen Jaren wurde denn auch das Rätsel der leztern wie durch einen Bauber gelöst, und wir stehen heute vor einer ganz neuen Disziplin, die einen der schönsten und reichstgezierten Bausteine der neuen Weltanschauung bildet, weil sie das Wesen der ,, Blumenliebe" erkant und in seinen tausendfach poetischen Einzelheiten blosgelegt hat. An unzäligen Beispielen aus der lebendigen Natur ist nachgewiesen worden, daß die Blumen deshalb in Farben prangen, weil sie dadurch die Insekten anlocken, daß der Blütenduft nichts weiter ist, als ein weiteres Lockmittel der Blumen, welches die Kerbtiere auf ihre Anwesenheit auf merksam machen soll, und endlich, daß die Honigabscheidung der Blumen nicht eine muzloſe Verschwendung, nicht eine uneigennüzige Leistung der Pflanzenwelt gegenüber den honignaschenden Tieren ist, sondern dazu