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wurden. Die Rolle, welche die Berge bei den festlichen Versamlungen der Heren spielten, ist leicht zu begreifen. Ist doch von den Bergen aus der Ausblick auf Sonne und Mond der allergünstigste; ist man doch auf den Bergen diesen Himmelskörpern am nächsten. Mitunter stehen die Namen der von den Heren besuchten Berge mit den früeren Bewonerinnen und deren Kult in ausdrücklicher Verbindung, wie dies z. B. bei dem schwedischen Blackulla, einem Meeresfelsen zwischen Smaland und Deland , der Fall ist, der zugleich eine wind- und wettermachende Meerfrau bezeichnet. Nachdem Grimm eine Reihe solcher Berge aufgezält hat, bemerkt er:„ Merkwürdig, wie durch ganz Europa hin die Wallfarten der Heiden zu Opfern und Festen von dem Christentume in einförmige, überall änliche Zauberei umgewandelt werden. Hat sich die Vorstellung dieses Zaubers unter jedem Volke von selbst gebildet, oder ist irgendwo der Ton angegeben wor den, und von da aus weiter gedrungen?" Wir glauben nun diesen Ton hinlänglich zu kennen; es ist fein anderer, als der national feltische Ton, der kräftig genug war, sich über Länder, welche die Kelten ursprünglich eingenommen hatten, zu verbreiten, und auch bei deren Nachfolgern änliche Anklänge zu wecken oder zu verstärken.
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Bu solchen Herenbergen gehören auch meistens die Salzberge, die Malberge und die Galgenberge. Die neapolitanischen Heren versammelten sich unter einem Nußbaum bei Benevente. Gerade an diesem Orte", sagt Grimm, stand der heilige Baum, der die Longobarden, und hier hängt( wie allenthalben) die Hererei wieder deutlich am heidnischem Kultus."
Das Hauptfest der Heren war auf die erste Mainacht die Walpurgisnacht angesezt, also gleichfalls auf eine Zeit uralter religiöser Versamlungen. Man hat, und mit Recht, dasselbe mit dem Feste der Bora Lea( guten Göttin) in Verbindung gebracht, welches( wol aus altitalischem Kult herstammend) am ersten Mai
Harmlose Plaudereien und Geschichten.
( I. Der Krieg ein Unglüd.
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Der Krieg unentbehrlich und Tugendquelle. Beides nach Moltke . Mein Beitrag zum Beweise des lezteren.) Der Krieg sei ein nationales Unglück, hat vor garnicht langer Zeit einer gesagt, der das wissen muß der Generalfeldmarschall Moltke . Aber es ist kein Unglück so groß, es ist immer ein Glück dabei auch beim Kriege. Das Glück beim Kriege ist sogar sehr groß, denn er ist auch nach Moltke die unerschöpfliche, für die Menschheit total unentbehrliche Quelle der schönsten Tugenden. Ja Tugenden! Merkwürdigerweise bin ich vielen Leuten begegnet, die das nicht glauben wollen; die die große na, wie denn gleich? Entdeckung kann man doch nicht grade sagen, Erfindung nein, Erfindung paßt erst recht nicht, die die große Behauptung des großen Schlachtenschweigers einen großen Irrtum und groben Widerspruch gegen die erstangefürte Sentenz derselben Autorität vom Kriege als nationalem Unglück nanten. Ich bin nun garnicht der Mann, in solchen Meinungszwiespalt den weisen Salomo zu spielen, aber offen gestanden! des deutschen Schlachtenlenkers großes Wort scheint mir doch sehr viel für sich zu haben. Wäre ich ein Berliner ich würde vielleicht den nötigen Mut befizen, zu sagen: Er hat ja so recht! Aber ich bin gar kein Berliner, vielmehr ein harmloses, feineswegs übermäßig weises Menschenkind, das nicht gewönt ist, weiter zu sehen, als die eigne Nase nein, das wäre übertrieben bescheiden, bescheiden bis zur Heuchelei! als die eignen Augen reichen, und die haben mich einsehen gelehrt, daß diejenigen Leute immerdar auf den meisten Bank und Streit stoßen, welche stets mit der Welt, deren Verhältnissen und Geschehnissen auf dem Fuße von Ja oder Nein! So ist's oder so ist's nicht! stehen. Und daß diese Ja oder Nein- Reute sich am meisten zu ärgern haben auf der Welt und daß sie am meisten, in fast allen Stücken, erlaube ich mir schüchtern, ganz schüchtern zu behaupten, am Ende unrecht behalten. Ich habe also meinerseits das Ja sowol als das Nein troz Chrifti mir leider gänzlich unverständlicher Weisung: Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, und was darüber ist, ist vom Uebel, aus dem Lexikon meiner Umgangssprache einfach gestrichen, und sage dafür, wenn ich Ursache zu haben glaube, mit etwas einverstanden zu sein: Wol möglich! Warum sollte es nicht! Leicht denkbar! Und wenn etwas über oder die Leser verzeihen unter mein Verständnis get denn warum sollte es nicht auch Dinge geben in der ganzen, weiten Welt, die zu dumm sind, um von mir verstanden zu werden, dann äußere ich mich ungefär ebenso, mit ganz unbedeutender Abänderung der Ausdrücke:' S ist die Möglichkeit! Sollte es? Jst's denkbar?- oder so etwas änliches. Also wenn z. B. der Herr Generalfeldmarschall Graf Moltte mir persönlich die Ehre erwiesen hätte, zu mir zu sagen:„ Herr begreifen Sie, der Krieg ist ein nationales Unglück." So würde ich mit den Fingern an den Hosennäten natürlich lispeln: ,, Sehr wol möglich! Gewiß, warum sollte er nicht, Exzellenz!" Und wenn er dann fort
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unter Leitung der Vestalien, die das den Sonnenkult darstellende heilige Feuer hüteten, in orgiastischen Mysterien gefeiert wurde. Nicht minder ist daran zu erinnern, daß auf diesen Tag bei den ächten Nachkommen der Kelten, z. B. den Irländern, und den Hochschotten, das höchste Feuerfest fällt, dessen Begehung unverkenbare Spuren einstiger menschlicher Brandopfer trägt. Es ist dies das ursprüngliche Baalsfeuer, in Schottland Beltan, oder Beltein, in Irland Beltine genant. Bel ist hier natürlich soviel als Baal. Noch heut zu Tage herscht in beiden Ländern die Sitte, am ersten Mai das Hausvieh durch zwei nebeneinander angezündete Feuer zu treiben. Wärend früher Vieh dem Sonnen- oder Feuergotte geopfert wurde, trieb man später und treibt man heute noch in den genanten Ländern das Vieh blos zwischen den Feuern hindurch.
Ein weiterer Festtag der Heren war der Johannistag. Aber wer erinnert sich nicht der Johannisfeier, die ja ursprünglich nichts anderes als Sonne - oder Baalsfeuer waren, über welche später die Leute nur noch sprangen, wärend ursprünglich, als noch die Menschenopfer üblich waren, manche dem Baal zu Ehren in die Flammen geworfen wurden.
Mit all dem bisher Ausgefürten stimt noch ganz die Vorstellung überein, welche man sich bezüglich des äußeren Aussehens vom Teufel machte. Der Teufel wurde gewönlich als jugendlicher eleganter Jäger mit grüner Tracht vorgestellt; nur bei genauerer Besichtigung bot er ganz alte Züge dar, in welch' lezterer Be= ziehung er Grauhans, Graumänchen genant wurde. Aber was bedeutet dies anderes, als die uralte und doch wieder ewig junge und frische Natur? Aber daß ja der Teufel die Naturmacht repräsentirte, und das Hexentum der Kultes eben dieser Naturmacht war, und mithin gegenüber dem überweltlichen christlichen Gotte ein durch und durch heidnisches Gepräge hatte, das war es ja eben, das diese Zeilen in aller Kürze dartun sollten.
füre: Herr, verstehen Sie mich aber, der Krieg ist für die Menschheit die Quelle der edelsten Tugenden der Krieg ist also nicht minder ein Glück!" So würde ich mit bescheidener Zurückhaltung versichern: ' S ist die Möglichkeit, Exzellenz! I, warum sollte er denn dieses nicht?"
Ich schmeichle mir mit der angenemen Hoffnung, daß Se. Exzellenz ob dieser biderben Freimütigkeit in mir das Zeug zu einem Musterdeutschen entdecken und mich zu irgendeiner hohen Auszeichnung, etwa durch Verleihung des allgemeinen Ehrenzeichens oder Himmel, wohin versteigen sich meine kühnsten Träume! des Kronenordens vierter Klasse in Vorschlag bringen würde.
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Um mich so hoher Ehre noch würdiger zu erweisen, will ich hier ein par ganz kleine Geschichtchen erzälen, die einerseits mit dem Kriege in innigſtem Zusammenhang stehen, andrerseits vielleicht geeignet sind, als Belegſtücke zu den Akten über die Qualifikation des Krieges als Tugendquelle gelegt zu werden.
Der Krieg hat bei mir sich als Tugendborn bewärt das muß ich gestehen. Grade zu der Tugend, welche meine verehrten Leser schon aus diesen Zeilen hervorblinzeln sahen, zu meiner Kardinaltugend, welche selbige sich in mir hoffentlich dereinst noch zu herlichster Blüte entfalten wird, hat der Krieg, der große, große Franzosenkrieg von 1870 und 71 den unvertilgbaren Keim gelegt. Diese Tugend ist: die Bescheidenheit.
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Ich kante sie kaum vom Hörensagen diese Zierde des Untertanen, wie er sein soll. Ich war ein gar selbstzufriedener, fast hochmütiger, auf seine Kraft und Fähigkeiten nur zu sehr vertrauender Bursch von wenig mehr als 20 Jaren, als ich mit hunderttausenden und aberhunderttausenden hinauszog ins Feld der Ehre wider den Erbfeind. Ich hatte es zwar garnicht nötig, denn, wenn ich auch schon vier Jare vorher mein Jar abgedient hatte, also Soldat war, so hatten meine militärischen Vorgesezten schon damals an mir eine ganz reglementswidrige Kurzsichtigkeit entdeckt, eine Kurzsichtigkeit, die so sehr aller militärischen Disziplinirung unzugänglich war, daß sie sich selbst nicht unschädlich machen ließ durch meines biederen Hauptmanns Befehl, ich solle mir ein halbes Duzend verschiedengrädiger Brillen anschaffen und bei wechselnden Sehdiſtanzen mit den Brillen nach Bedürfnis wechseln. Meiner Kurzsichtigkeit war selbst durch diese energische Maßregel nicht beizukommen, sagte ich, und zwar aus zwei sehr triftigen Gründen: einmal gibt es überhaupt kein geschliffenes Glas, das meine hochgradige Kurzsichtigkeit zu forrigiren vermöchte, und dann hat der deutsche Soldat unter verschiedenen wichtigen und interessanten Umständen nicht recht Zeit zum Brillewechseln bei wechselnden Sehdistanzen. Par exemple: bei der Attate. Man denke sich meine Wenigkeit inmitten einer im rasenden Laufschritte vorwärtsstürmenden Soldatenkolonne, mit dem gefällten Gewehr an der Seite, aus Leibeskräften Hurrah schreiend und alle hundert bis hundertfünfzig Schritt eine andre Brille aus der Patrontasche ziehend, sie rasch abpuzend, die eine Brille von der Nase