Beziehung der katolischen Kirche ergeben) und fürte nebstdem, wie seine Zeitgenossen berichten, ein freyes Leben." Als anno 1576 die Pest in Basel   verheerend einriß, verfertigte er einen Theriac  , welcher alle, die ihn brauchten, vor der Seuche und ihrer Einwirkung schüzen sollte, allein des folgenden Jares mußte er selber an der Best sterben.

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Mehrere Schriften des Parazelsus gab er in deutscher und in lateinischer Sprache heraus, von seinen eigenen im Druck er­schienenen Schriften werden besonders erwänt: Philosophischer Rat­schlag von der Pest, Basel   1576, ferner ein Brief an die Fugger die Alchimie zu bestätigen sowie drei kleinere Schriften in latei­nischer Sprache.

Die Aegyptiologie und die Entzifferung der Hieroglyphen.

Von Dr. En.

Der unlängst von den Zeitungen gemeldete Tot des Aegyptio-| logen und Entdeckers altägyptischer Denkmäler Mariette- Bey, des Direktors und Begründers des altägyptischen Museums zu Bulat, dem Hafen von Kairo   am Ufer des Nils, und die Schilderungen, welche die Zeitschriften über das Leben und Wirken des merk würdigen Mannes gaben*), riefen dem Schreiber dieser Zeilen lebhaft die Jare seiner Studienzeit an der Universität Berlin zu­rüd, wo es ihm vergönt war, in den märchenhaften Räumen der ägyptischen Abteilung des neuen Museums den lichtvollen Vor­trägen zu lauschen, welche Professor Brugsch   gegenwärtig als hoher ägyptischer Beamter in seinem Forschungsberufe angestellt über die Wunderwerke Altägyptens seinen begeisterten Hörern und Jüngern hielt, über jene Menschenwelt, die älter als alle Kulturgeschichte auf Erden, in riesenhaft unvergleichlichen und in tausendfach gearteten Denkmälern zu uns spricht. Denn Aegypten  ist noch heute so eigenartig und reizvoll wie zu den Zeiten des Vaters der Geschichte, des Altgriechen Herodot, der schon vor 2300 Jaren seinen Landsleuten erzälte, das Niltal enthielte mehr Merkwürdigkeiten und Wunder als alle andern Länder der Erde zusammen. Aber auch populär ist Aegypten  , d. h. dem Manne aus dem Volt seinem Namen nach wol bekant. Denn ein jeder hat aus der Bibel von dem Lande der Pharaonen gehört. Er kent die Städte Pithan und Ramses   der Bibel, wo die Aegypter die Söne Israels   zu hartem Frondienste anhielten, darüber es( 2. B. Mose Kap  . 5, 6) heißt: Darum befal Pharao   den Vögten des Volkes und ihren Amtleuten und sprach: Ihr sollt dem Volke nicht mehr Stroh sammeln und geben, daß sie Ziegel brennen

*) August Edouard Mariette, geboren 1821 zu Boulogne  , widmete sich früh der Wissenschaft der alten Sprachen, unternam 1850 mit Unter­stüzung der französischen   Regierung seine erste Reise nach Aegypten  , wo sein Name durch glänzende Entdeckungen alsbald berühmt wurde. Vom Vizekönig von Aegypten   mit der Leitung der Ausgrabungen be­traut, die in ganz Aegypten   vorgenommen werden sollten, unternam er es, die versandeten und verschütteten Tempel und Denkmäler zu Assuan  , Theben  , Abydos  , Memphis   und Tanis   freizulegen, und er fürte seine Riesenaufgabe im Kampf mit den schwierigsten Verhältnissen mit bewundernswürdiger Energie und Ausdauer zu Ende. Die große Fülle der kostbarsten Denkmäler und Gegenstände aus dem Altertum, die bei diesen Ausgrabungen ans Tageslicht gefördert wurden, sind allesamt in dem auf Kosten der ägyptischen Regierung erbauten und von Mariette geleiteten Museum zu Bulak   aufgestellt, wo sie heute das Staunen und die Bewunderung aller Reisenden erregen. Durchforschung der Pyramiden von Sakkara  ( bei Memphis  , weitab vom Westrande des Nils) hatte sich Mariette mitten in der Wüste ein Haus erbaut, wo er volle vier Jare lang, abgeschlossen von aller menschlichen Kultur, seinem Entdeckungsberufe lebte. Hier gelang es ihm, die berühmten Apisgräber aufzufinden.( Apis" wurden die seit uralter Zeit von den Aegyptern göttlich verehrten heiligen Stiere ge­nant.) hören wir, wie er mit eigenen Worten die Eröffnung eines solchen Apisgrabes schildert: Ich gestehe, daß, als ich am 12. November 1871 zum erstenmal in die Apisgrüfte eindrang, ich so tief von Er­staunen ergriffen ward, daß diese Empfindung, obgleich eine Reihe von Jaren seitdem vergangen sind, noch immer in meiner Seele nachklingt. Ich war so glücklich, ein noch völlig unberürtes Apisgrab aus der Regierungszeit Ramses II.   aufzufinden. Volle 3700 Jare hatten nichts an seiner ursprünglichen Gestalt und an seinem inhaltlichen Zustande zu ändern vermocht. Die Finger des Aegypters, der einst den lezten Stein in das Gemäuer einsezte, welches zur Verkleidung der Tür ge­dient hatte, waren auf dem Kalfe noch erkenbar. Nackte Füße hatten ihren Eindruck auf der Sandschicht zurückgelassen, die zwischen Tür und Grabmal in der Totenkammer lag. Nichts felte an dieser Stätte des Todes, in welcher seit nun beinahe vier Jartausenden ein balsamirter Ochse rute. Mehr als einem Reisenden wird es schrecklich erscheinen, hier jarelang in der Wüste zu leben. Allein Entdeckungen, wie die der Kammer Ramses II.  , lassen Eindrücke zurück, denen gegenüber alles übrige in nichts versinkt und die man immer neu zu erleben wünscht."

wie bisher, lasset sie selbst hingehen und Stroh zusammenlesen." - Die Stadt des Ramses aber nennen die ägyptischen Denk­mäler die Stadt Tanis   im Lande Gosen im Nordosten des Nil­ delta  , und eigentümlich angewet von dem Hauch der Geschichte muß sich jeder fülen, dem jene Bibelworte gegenwärtig sind, wenn er in dem Aegyptischen Sal des Berliner   neuen Museums den mit Stroh vermischten Lehmziegelstein erblickt, der aus Tanis   im Lande Gosen stamt und auf welchem deutlich und heute lesbar der Hieroglyphenstempel Ramses II.   aufgedruckt ist, jenes ägyp­tischen Königs, der vor 3700 Jaren zu Tanis   residirte, den die Griechen Sesostris nanten und der nach der ägyptiologischen For­schung kein anderer ist als der Pharao der Bibel in der zitirten Stelle, genant der Pharao der Bedrückung*). Aber auch abge­sehen von den Erzälungen der Bibel, wer hätte nicht von den Aegyptischen   Pyramiden gehört, jenen Denkmälern, so einzig in ihrer Art, deren Unzerstörbarkeit treffend ein arabisches Sprüch­wort fenzeichnet, welches lautet:" Die Zeit spottet aller Dinge; aber die Pyramiden spotten der Zeit."

Heute ist die Erforschung Altägyptens, seiner Geschichte und Kultur, bereits eine völlig neue Wissenschaft geworden, für die eigene Universitätsstüle mit Bibliotheken und Zeitschriften und eine Schar berümter Lehrer und eifriger Schüler wirken, alle diese geleitet durch eine Errungenschaft unseres Jarhunderts, welche, so lange der Begriff und Name Wissen" geehrt und gekant sein wird, zu den größten Taten menschlichen Scharffins gerechnet werden muß: Das ist die Entzifferung der Hieroglyphen, von welcher zunächst wir heute dem freundlichen Leser eine kurze, ge­meinverständliche Darstellung geben wollen.

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Die Auffindung dieses wunderbaren Schlüssels zu den Ge­heimnissen Altägyptens, wäre troz aller günstigen Umstände, die am Anfang dieses Jarhunders zur Vollfürung des Werkes zu­sammen wirkten, dennoch unmöglich gewesen, wenn nicht schon in früheren Jarhunderten durch Fürsorge gelehrter Männer die so­genante optische Sprache" uns erhalten und durch Druck­werke vorhandener Manuskripte und durch wissenschaftliche Be­handlung des Textes für unser Verständnis gerettet worden wäre. Diese koptischen Literaturwerke und dies ist zum Verständnis stellen nämlich nichts des Folgenden vor allem festzuhalten anderes dar als die in den ersten Zeiten des Christentums, also vor etwa 1800 Jaren gesprochene Sprache der damaligen Aegypter, jedoch wiedergegeben und aufgeschrieben in griechischen Lettern, denen nur zum Ausdruck für einzelne der griechischen Zunge fremde ägyptische Leute, einige besondere, neue Buchstabenzeichen hinzu­gefügt wurden. Da nun die damalige ägyptische, die koptische", Sprache von der Sprache der Altägypter in der früheren Pha­raonenzeit nur sehr wenig abwich( keineswegs soviel, wie die heutige italienische von der alten römischen Sprache), so waren also durch die koptischen Bücher die altägyptischen Laute in grie­chischer Schrift aufbewart und unserer Kentnis zugänglich ge­blieben. Diese toptischen Schriftwerke bestanden vorzüglich in einer Uebersezung der meisten biblischen Bücher in griechisch ge­schriebener, toptischer Sprache, vor allem der Evangelien, deren sich noch heute die Geistlichen der koptischen Christen in Aegypten  **) bei ihrem Gottesdienste bedienen.

*) Der älteste Son dieses Pharao, genant Chamus, wurde in seinem Mumienleichnam, mit einer goldenen Maske bedeckt, von Mariette neben einem eingestürzten Apisgrabe aufgefunden. Dieser Son Ramses II. war Oberpriester von Memphis  , und seiner wird in den Inschriften oft als eines besonders frommen Prinzen gedacht. Um ihn vor andern zu ehren, scheint man ihn unter den heiligen Stieren bestattet zu haben.

**) Die toptischen Christen gehören zu der Sekte der sogenanten Monophysiten, d. H. derjenigen Christen, welche nur eine Natur( die