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Was nun die wirklichen ägyptischen Schriftzeichen anbetrifft,| Wiederauferstehung; bald aber war es möglich, auch sein inneres die Inschriften auf den altägyptischen Denkmälern, so hatte man Leben, Denken und Empfinden und seine in Nacht begrabenen, auf ihnen schon früh, ehe an eine Entzifferung zu denken war, frühesten Schicksale an das Licht zu ziehen in der Entschleierung drei verschiedene Schriftzeichen zu unterscheiden vermocht. Diese der Hieroglyphenschrift, und diese Möglichkeit ward gegeben durch sind 1) die reinen Hieroglyphen, d. h. wirkliche Abbildungen Auffindung eines Denkmals von unschäzbarem Wert, der berühmten, von Gegenständen der Natur und Kunst und des täglichen Le dreisprachigen Tafel zu Rosette". Im Juli des Jares 1799 bens, meist fein und sauber ausgefürt, auf Denkmälern aller Art hatte der französische Ingenieur- Kapitän Bonchard den Auftrag in Stein eingegraben, auf Kalfwänden der Tempel, Säulen u. s. w., erhalten, vor dem Stadttore der Stadt Rosette( an der Deltaaber auch auf Holzgefäßen, Sargdeckeln 2c. aufgezeichnet und nicht mündung des westlichen Nilarmes) Schanzen aufzuwerfen, und selten mit prachtvollen, noch heute frisch erhaltenen, Farben ge- hier fand er einen mit Inschriften versehenen Stein, der seitdem malt; 2) die nach dem Vorgange eines griechischen Schriftstellers unter dem Namen„ Der Schlüssel von Rosette" auch in nicht sogenante hieratische oder Priesterschrift, die sich von der er- wissenschaftlichen Kreisen bekant geworden ist und eine ware Weltsteren dadurch unterscheidet, daß ihre Zeichen blos die flüchtigen berühmtheit erlangt hat*). Umrisse der Abbildungen darstellen und zwar in leicht herzustellenden, oft kaum mehr als Bilder zu erkennenden, abgekürzten Formen; endlich 3) die demotische oder Volksschrift, eingefürt zum Schnellschreiben und für den Gebrauch des Volkes. Sie zeigt eine noch weit mehr als die hieratische Schrift vorgeschrittene Vereinfachung der Bilderumrisse der Hieroglyphen, dergestalt, daß wirkliche Abbildungen von Gegenständen in ihr gar nicht mehr zu erkennen sind. Die beiden lezteren Schriftarten, zumal die zweitgenante, finden wir vorzüglich auf den Papyrusrollen wieder, die uns erhalten sind. Die meisten religiösen, historischen und literarischen Papyrusrollen, welche wir befizen, sind mit hieratischen Lettern geschrieben, wärend die demotische Schrift für die rein profane und private Mitteilung diente, die hieroglyphische aber dem festen Material der großen, heiligen Monumente vorbehalten blieb. Nachdem bereits seit dem 17. Jarhundert von verschiedenen Gelehrten zur Entzifferung der Hieroglyphen vergebliche Versuche gemacht und Hypothesen aufgestellt waren, die oft nicht minder ergözlich flangen als die Deutung der Denkmäler selbst glaubte man doch allen Ernstes eine Zeit lang, die Pyramiden seien nichts anderes als die von der Bibel erwänten Kornspeicher, welche Joseph für die 7 Hungerjare errichtet hatte, da war es der Feldzug Napoleon Bonapartes nach Aegypten im Jare 1798freilich dachte er, der nur die Vernichtung Englands im Auge hatte, wol am wenigsten an diesen Erfolg seiner Expedition- der den ersten Anstoß zur Lösung des Rätsels geben sollte. Die Gelehrten und Künstler, welche den Heereszug Napoleons begleiteten, unternamen es in rastloser, von keinem äußeren Hindernis beeinträchtigten Arbeit, jedes Denkmal, dem sie begegneten, genau und schön abzubilden, zu beschreiben und zu vermessen. Ihnen dankt zunächst in seiner äußeren Kentnis das alte Aegypten seine
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menschliche) in Christus annemen. Diese Kopten sind als die direkten Nachkommen der Aegypter zur Pharaonenzeit anzusehen, da sie allein sich von Vermischung mit arabischen Elementen rein erhalten haben.
Der Stein von Rosette bestet aus schwarzem ägyptischen Basalt, ist 10 Fuß hoch und 3½ Fuß breit und hat leider durch Unvorsichtigkeit beim Ausgraben eine ziemlich große Ecke verloren. Drei Inschriften teilen sich in den Raum des Steines. Die erste bestet aus einer Hieroglyphenschrift, die zweite zeigt demotische Lettern, die dritte aber ist in griechischer Sprache geschrieben. Die 54 Zeilen, welche die griechische Inschrift in Anspruch nimt, sind weniger als die Hieroglyphen verstümmelt, die vorhandenen Lettern aber alle gut erhalten und leicht lesbar. Das Ganze enthält ein Dekret der Priester zu Ehren des Königs Ptolomäus Epiphanes( lebte 204-181 vor Christus), welches, beginnend mit der weitschweifigen Titulatur der Pharaonen, meldet, daß die Priester beschlossen hätten, dem Könige zum Dank für seine dem Lande bereiteten Woltaten die höchsten Ehrenbezeugungen durch Errichtung seiner Statue in den Tempeln u. a. m. zu bewilligen, und daß diese Bewilligung zum ewigen Gedächtnis auf diesen Stein geschrieben worden sei gleichzeitig in heiliger ( hieroglyphischer), demotischer und griechischer Schrift. - Es ergab sich also aus diesem griechischen Inhalt unmittel bar, daß die beiden oberen, ägyptischen Inschriften des Steines denselben Sinn ausdrücken mußten als die griechische, d. h. daß die griechische eine wortgetreue Uebersezung der ägyptischen Inschriften sei. Damit aber war zum ersten mal ein fester Anhalt für die Entzifferung ägyptischer Hieroglyphen gewonnen, und es war von nun an klar, daß man bei der Entzifferung der Hieroglyphen, wenn man überhaupt das Rätsel jemals lösen wollte, von diesem glücklichen Funde ausgehen mußte. Ein wolgelungener Gipsabguß des Steines, von dem alsbald Kopien und Abdrücke in Kupfer- und Steindruck in alle Welt gesendet wurden, ist in dem Neuen Berliner Museum anfgestellt.( Fortsezung folgt.)
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*) Durch das Glück der Schlachten fiel die unschäzbare Tafel von Rosette den Engländern in die Hände, welche dieselbe auf einem schönen Säulenunterfaz in würdiger Weise im British Museum zu London aufgestellt haben.
II.
Eine Idylle im Erdbeben.
Seit dem 10. August 1792 haben wir nichts von Lucile gehört. Die Tuilerien sind gefallen. Der auswärtige Feind über die Grenze getrieben, die Aufstände im Land niedergeworfen.
Die siegreiche Revolution wendet ihre Waffen gegen sich selbst; sie frißt, um uns der Worte des Girondisten Vergniaud zu bedienen, gleich Saturn ihre eignen Kinder auf.
Eins nach dem andern komt an die Reihe. Wir sind in der Schreckensherschaft.
Die Guillotine ist in Permanenz.
Lucile lebt ihre Idylle fort.
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Camille, der lustige Prokurator der Laterne", zupft den Menschenfresser Saturn nedisch am Bart und hat keine Ahnung von Gefar.
Saturn trägt eine tadellose Toilette, hat glattes, wolfrisirtes Har, ein graues, kaltes Auge, schmale Stirn: er heißt mit seinem unmytologischen Namen Robespierre .
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Es ist der Winter 1793 auf 94. Robespierre hat entdeckt, daß es nur einen Weg des Heils für die Republik gibt den Weg, welchen er wandelt; und daß jeder, der nur um eines Hares Breite nach rechts oder links abweicht, ein Feind der Republik ist und von Saturn verspeist werden muß.
( Schluß.)
die
Ganze Scharen sind von dem Heilsweg abgewichen Männer der Commune von Paris , die Hebertisten nach links, Danton mit seinen Freunden nach rechts.
Und unter Dantons Freunden befindet sich Camille.
Der Prokurator der Laterne" wird gewarnt er achtet es
nicht.
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Danton wird gewarnt, er vertraut der Feigheit Robes pierre's . Er wird's nicht wagen!" Danton ist in den Flitterwochen. Mit seiner jungen Frau die erste, welche wir am 9. August 1792 mit Lucile zusammensahen, ist ihm gestorben begibt er sich nach seiner Vaterstadt Arcis, um der Liebe zu leben, wärend Robespierre über das:„ Er wird's nicht wagen!" nachdenkt.
Danton und Camille werden von neuem gewarnt. Camille hat eine heftige Szene mit Robespierre und sagt pater peccavi.
Danton kehrt nach Paris zurück, tut aber nichts. Camille hat die Lektion bald vergessen,
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