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Marschierstiefel anziehen, mein Pferd satteln lassen und keine Fragen stellen. Wie ich später erfur, hatte der General , welcher seit einiger Beit bemerkt hatte, daß der hohe und anscheinend unzugängliche Berg, der die rechte Flanke der Boerenstellung beherscht, zwar bei Tag von einem Boeren Picket bewacht, bei Nacht aber unbesezt war, den Entschluß gefaßt, dieses Punktes sich zu bemächtigen und ihn zu halten, und zwar möglichst schnell, da der Feind sonst vielleicht noch rechtzeitig die Wichtigkeit der Position erkennen und sie änlich wie den Laingsneck verschanzen würde. Wärend des Tages hatte man fleine Abteilungen Boeren in der Nähe des Gipfels gesehen. Es war also Eile nötig. Und so hatten 180 Hochländer( 92. Regiment), 148 Mann des 58. Regiments, 150 Schüzen( 60. Regiment), 70 Blaujaden( Marinesoldaten) Befehl erhalten, um 912 Uhr in dieser Nacht zusammenzutreten. Ich hörte, daß General Colley, der sich des Erfolges ganz sicher glaubte, von dem Wunsche beseelt war, jedem Regiment in seinem Lager einen Anteil an dem Sieg zu geben, welchen er mit Bestimtheit erwartete. Er hoffte, das 58. würde seine Niederlage am Laingsneck, und die Schüzen ihre Schlappe vom Ingago auswischen. So kam es, daß unsere kleine Streitkraft, die nicht die Stärke eines ganzen Regiments hatte, aus Abteilungen von 4 Regimentern zusammengesezt war.
Der General sagte mir selber:„ Ich bin entschlossen den Berg zu nemen und ihn zu halten, bis die Verstärkungen kommen. Sollte der Feind mich abzuschneiden versuchen, so sind ja die 60er und die Husaren von Newcastle in der Nähe. Wir haben für drei Tage Rationen, und bis diese aufgezert sind, müssen wir in voller Sicherheit sein."
Troz dieser Zuversichtlichkeit des Oberbefehlshabers fonte ich, wärend des Marsches unserer Kolonne, den Gedanken nicht abwehren, daß unser Unternemen doch etwas verzweifelter Natur war.
Die Truppen marschirten zur Zeit in lautlosem Schweigen von dem Sammelplaz vor dem Zelte des Generals ab. Die Befehle wurden geflüstert und da die Nacht ungewönlich dunkel war, so durften wir uns der begründeten Hoffnung hingeben, den Ort unserer Bestimmung vom Feind unbemerkt zu erreichen. Bald nachdem wir das Lager verlassen, fürte uns unser Weg auf den steil aufsteigenden Abhang eines von dem Hauptberg ausstralenden Bergrückens. Unser langer schlangenartiger Bug sah in der Nacht aus wie ein Streifen noch schwärzerer Finsternis. Mit Ausname der wenigen im Vertrauen des Obergenerals, wußte bis jezt niemand, worum es sich handelte. Ich habe aber in diesem Kriege gefunden, daß die Soldaten an Nachtmärschen meist ihre Freude haben, weil sie der Meinung sind, daß wir nur durch Nachtmärsche Vorteile über unseren furchtbaren Feind erhoffen können( can hope to obtain some advantage over our formidable enemy). So fletterten alle vergnügt bergauf; es wurde häufig Halt gemacht, daß die Leute verschnaufen, ja manchmal sich auf ein par Minuten zum Schlafen hinlegen fonten.
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Galgen bauen und die bewußten fünf mit mehr Erfolg aufhängen. So erzält man auch, daß, als am ersten Dezember 1838 die Freigebung der Sklaven erfolgte, bei welcher Gelegenheit die Eigentümer mit Geld abgefunden werden sollten, die betreffende Summe, wenn beispielsweise ein Sklave 20 000 Mark wert war, ehe sie der Bauer erhielt, auf 800 Mark zusammengeschmolzen war. Wärenddem stalen die Kaffern den Bauern ungenirt das Vieh oder belästigten diese in sonstiger Weise. Als diese Plackereien den Bauern zu bunt wurden, verließen sie in Scharen die Kolonie. Unbewegliches Eigentum mußten fie natürlich zu Spottpreisen verkaufen, und es soll vorgekommen sein, daß ein solcher ,, tret boer" ein Stück Land, das heute zwanzigtausend Mark Wert hat, für eine Flasche Schnaps hingab. Bei Gelegenheit dieses Auszuges benuzten sie denn auch den durch unsre Illustration dargestellten Wagen, der auf seinem Hintergestell ein tonnenartiges Belt hat, welches als Schlafgemach für die Frauen dient; auf das Bordergestell werden die übrigen Wirtschaftsgeräte gepackt. Gezogen wird der Wagen von 6, 8, 10 und auch 12 Par Ochsen, die an lange, schiffstauartige, aus Lederriemen geflochtene Seile gespant sind. Gelenkt wird er durch einen Vorlooper", einen schwarzen Jungen, der das vordere Ochsenpar an einem Stirnriemen fürt. Das gesamte Vieh wird von den Bauern natürlich mitgenommen. Freiheit und Unabhängigkeit war, was sie suchten, und ein fruchtbares Stück Land, wo sie ihre Herden weiden und Getreide bauen konten. In kleinen Trupps wanten sie sich nach Nord und Süd, überall von den räuberischen Eingebornen bedrot und bekämpft, sodaß viele in diesen Kämpfen umkamen. wenn sie sich ihrer Feinde erwert und diese vertrieben hatten, dann kamen die Engländer, welche sich vorher garnicht um das Wol und Wehe der Bauern gefümmert, und namen Besiz von ihrem Lande und erklärten sie selbst für Untertanen der britischen Krone. So erging es den Boeren, als sie sich südlich des Vaalstromes, in Natal, niedergelassen hatten, nachdem erst hunderte ihrer Angehörigen, Männer, Weiber und Kinder, von den Zulus meuchlings in der scheußlichsten Weise gemordet worden und sie über die Zulus nach ungeheuren Anstrengungen den Sieg erfochten, und dasselbe Schicksal war ihnen bestimt, als sie sich nördlich des Vaal wanten und dort eine neue Republik ( Transvaal ) begründeten. Nach übereinstimmenden Angaben soll der Boden Transvaals sehr fruchtbar sein, außerdem aber auch noch sehr reiche Schäze an Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Zinn, Kobalt bergen. Dazu tommen noch große Steinkolenlager und endlich, daß man zu Ende der sechziger Jare an den Ufern des Vaalflusses Diamanten fand. Die sehr Engländer wußten also wol abgesehen von andern Gründen gut, warum sie sich dort festsezten. Die Entdeckung dieser Schäze zog bann aber auch eine Masse Fremde, vielfach Abenteurer, herbei, und es ist nur zu natürlich, daß diese fremden Elemente eine Umwälzung in den Verhältnissen der südafrikanischen Bauernrepublik erzeugten. Bisher hatten die den Wein-, Getreidebau- und Viehzucht treibenden Boeren in althergebrachter, schlichter Weise gelebt, jezt machte sich ein leidenschaftliches Jagen nach Reichtum geltend. Hatte das strenge Verbot des Waffenverkaufs an die farbigen Eingebornen leztere immer noch gegen die zähen Bauern im Schach gehalten, so änderte sich auch dies jezt, indem Gewere in Maffen verkauft wurden ( Fortsezung folgt.) man machte dabei ein hübsches Geschäft, indem die Kaufleute nicht weniger als 400 Prozent Gewinn hatten wodurch die Macht der Kaffern bedeutende Unterstüzung fand. Ein neuer Krieg der lezteren mit den Transvaal- Boeren war denn auch die Veranlassung zur Annexion des Landes seitens der Engländer. Viele behaupten jedoch, England habe ganz andre Gründe gehabt. Im J. 1872 war nämlich T. Burgers, ein in der Kapkolonie geborner Afrikaner, der lange in Holland gelebt und dort akademische Bildung genoffen hatte, zum Präsidenten der Republik gewält worden Transvaal gänzlich zur Unabhängigkeit zu verhelfen, war sein einziger Gedanke und diesen wollte er verwirklichen durch Schulen und Verbesserung der Verkehrsmittel. Bu lezterem Zwecke plante er den Bau einer Eisenban von Pretoria nach Delagoa- Bay, einer spanischen Besizung. Zu dem Zwecke begab er sich nach Europa und schloß dort die nötigen Verträge ab, aber ehe das Projekt verwirklicht werden konte, brach ein Krieg aus mit Secocoeni, dem Häuptling einer Nation Eingeborner an der Nordostecke des Transvaals. Hören wir was der Missionär Dr. Wangemann über die Situation sagt: ,, So lange die Transvaalier genötigt waren, alle Erzeugnisse des Landes nach Natal zu bringen und alle industriellen Bedürfnisse über Natal zu beziehen, hatten die Engländer, die für etliche Industrieerzeugnisse an 50 Prozent Eingangssteuer erhoben, nicht blos den Vorteil von diesen Handlungsunternemungen, sondern hatten auch schon in dem einfachen Verbot der Pulverausfur nach Transvaal allezeit das Mittel in Händen, diesen Staat seine Abhängigkeit fülen zu lassen. Die Realisirung des Projekts einer Eisenban, die Transvaal mit dem Meere unmittelbar in Verbindung sezte, mußte alle diese Verhältnisse mit einem Schlage ändern" Das wußte die englische Regierung und die englischen Zeitungen des KapTandes sehr genau, und deswegen forderten die lezteren erstere zur Annexion von Transvaal auf, und namen direkt Partei für den Secocoeni und gegen Burgers. Die Beſizname von seiten Englands erfolgte denn auch am 12. April 1877. Kriege mit den von den Boeren aufgehezten Eingebornen und schließlich ein Aufstand der Boeren selbst war die Folge. Wie diese ihre Freiheit verteidigt, das ist in einem Artikel in der lezten Nr. d. Bl. bereits gesagt worden, und dürfte auch aus der politischen Tagespresse bekant sein. Aber dieser Kampf hat wiederum gezeigt, welche ungeheure Zähigkeit den Boeren eigen ist. Diesem
In zwei Stunden hatten wir den Kamm des Bergrückens erstiegen, etwa 1500 Fuß über dem Punkt, von dem wir ausgegangen waren. Zwei Kompagnien Schüzen wurden hier zurückgelassen, mit dem Befehl, sich zu verschanzen und die Verbindung mit uns zu unterhalten. Der Rest marichirte auf dem schmalen Kamm weiter, welcher den Bergrücken mit dem Laingsned beherschenden Hauptberg verbindet.
Nachtlager der Boeren. Die Illustration auf Seite 376 zeigt eine nächtliche Szene in einem Lande, dessen Bewoner in lezter Zeit biel von sich reden machten und deren heldenmütiger Kampf für ihre Unabhängigkeit vielfache Sympatien hervorgerufen hat. Es sind, wie unsre Ueberschrift schon sagt, Boeren( Buren oder Bauern), Bewoner des südlichen Afritas, welche, auf einem Zuge begriffen, mit ihren Dchsenwagen Halt gemacht haben, um die Nacht über zu rasten. Interessirt uns schon die gemischte Gesellschaft in ihrer eigentümlichen Gruppirung, so doch insbesondere die Bauern selbst, von denen sich einige neben den Eingebornen beim Zuge befinden. Welchem Zweck die Reise gilt, ist zwar aus unserm Bilde nicht bestimt zu ersehen, doch veranschaulicht dasselbe wenigstens im kleinen, die groot tret", d. i. der große Auszug, der in den Jaren 1836 und 1837 stattfand, als die Boeren, bedrängt von den Engländern und Kaffern, ihre seit langem besessenen Wonsize verlassen mußten. Wie allbekant sein dürfte, stammen die heutigen füdafrikanischen Boeren von holländischen Deutschen und hugenottischen Einwanderern ab, sind aber zu einem gleichartigen Volfe verschmolzen. Bis zum Jare 1806, wo die Kapkolonie den Holländern von den Engländern entrissen wurde, lebten sie auch in politischer Unabhängigkeit. Ihre Arbeiten ließen sie von Sklaven, die one alle politischen Rechte waren, verrichten und hielten sonst die feindlichen Kaffernstämme in gehöriger Entfernung von ihrer Landesgrenze. Wesentlich trug zur Sicherung ihrer politischen Lage aber der Umstand bei, daß sie im Besiz von Feuerwaffen waren und durch strenges Verbot verhinderten, daß ihre gefärlichsten Feinde in den Besiz derselben gelangten. Das änderte sich allmälich nach der englischen Eroberung. Die Engländer namen zunächst die Eingebornen in Schuz, und trieben diesen Schuz sogar soweit, daß ihre Häscher einen Bauer, der 1815 seinen Hottentotten geprügelt, und der, deswegen vor Gericht geladen, nicht erschien, einfach erschossen. Die Landsleute und Angehörigen des Erschossenen empören sich, unterliegen und die fünf Rädelsfürer der Empörung werden zum Tode, deren Angehörige zum Zuschauen bei der Prozedur des Hängens verurteilt. Der Galgen bricht aber unter den fünf Aufrürern zusammen, ihre Landsleute glauben darin eine Hülfe des Himmels zu erblicken und jubeln, wärend die Engländer ruhig einen neuen
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