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Umstande und der sehr begründeten Vermutung, daß sich schließlich der Orange- Freistaat dem Aufstande angeschlossen hätte, ist es denn wol auch nur zu danken, daß England sich mit den von unsern Viehzüchtern erhaltenen Hieben zufrieden gab. Ob es damit für die Dauer ſein Bewenden haben wird, und ob nicht am Ende doch noch der direkte Einfluß Englands in Südafrika gebrochen wird, bleibt abzuwarten
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Der wundertätige Koranspruch.( Bild S. 377.) Der Glaube macht nicht allein selig, er soll auch gesund machen. Wenigstens zeigen uns dies abgesehen von anderem die verschiedenen ,, Sympatie "-uren, denen sich in unserem zivilisirten Deutschland noch viele unterwerfen. Wie hier so ist es auch anderswo, denn der Aberglaube hat bekantlich überall noch Heimatsrecht. So herscht er auch dort noch, wo der Künst ler den Stoff zu seinem von uns vorgefürten herlichen Bilde hergenommen hat: im Orient. Man sieht es der bleichen Schönen mit ihren schwärmerischen müden Augen auf den ersten Blick an, daß sie frank ist, aber noch deutlicher wird dieser Zustand bezeichnet durch die Manipulation des vor ihr ſizenden Arztes, der eifrig und andächtig damit beschäftigt ist, ihr den heilbringenden Spruch des Propheten in die dargehaltene Rechte zu schreiben. Ob die Medizin ihr Heilung bringen wird? Wir wissen dies ebensowenig als von welcher Art ihre Krankheit ist. Was uns aber unsere Illustration durch die kostbare Kleidung der Orientalin, sowie durch ihre der Operation aufmerksam zuschauenden Dienerin verrät, ist deren Zugehörigkeit zu den Vornemen oder Reichen ein Fingerzeig, daß durch materiellen Ueberfluß hervorgerufenes Nichtstun erst recht der Aberglaube gefördert wird. Daß der Wunderglaube der Muhamedaner lediglich aus den Lehren des Koran hervorgegangen ist, wie von sonderbaren Käuzen behauptet wird, glauben wir natürlich nicht. Vielleicht hat das üppige orientalische Klima mit seinem Einfluß auf die Phantasie der dortigen Menschen mehr dazu beigetragen als die Lehren Muhameds, welch lezterer ja, wie glaubhafte Forscher versichern, sehr energisch gegen den Aberglauben fördernde Gebräuche eingetreten ist. So vielfache und eifrige Pflege die Verirrungen des menschlichen Geistes auch erfaren haben, der Glaube an das Wunderbare und Uebernatürliche ist nur zu natürlichen Ursprungs. Dies leugnen heißt einfach die Mythen, wonach der Mensch vollkommen aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen sein soll, zur Warheit stempeln und die Entwicklung des Menschen aus einem Zustand des Unvollkommenen, Tierischen zu einem höheren Grade der Vollkommenheit leugnen. Weil allen Religionsstiftern, so hoch sie sich geistig über ihre Mitmenschen erhoben, und so kühnen Flugs ihre Phantasie der Zeit, in der sie lebten, vorauseilte, die Fehler und Gebrechen derselben anhingen, so zeigen auch ihre Lehren Mängel, die zu entdecken meist erst der geistig fortgeschritteneren Nachwelt vorbehalten bleibt. Aber dem großen noch nicht zum klaren vorurteilsfreiem Denken gelangten Haufen werden die dunkeln oder sinbildlich gebrauchten Aussprüche der alten jezt heilig gesprochenen Propheten oft als bare Münze erscheinen oder infolge des im Menschen wonenden Dranges, das Wesen aller Dinge zu ergründen, ihnen einen Wert beilegen, den sie niemals hatten. So erget es auch den Lehren Muhameds und wir glauben, unser Künstler hat auch in seinem Bilde einen aus diesen Ursachen hervorgegangenen moslemischen Brauch ausdrücken wollen.
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Diderot , vielleicht der genialste und originalste der französischen Denker und Gedankenbahnbrecher des achtzehnten Jarhunderts, hat die moderne unter dem Namen Darwins bekante Entwicklungslehre, gleich einigen anderen scharfsichtigen Geistern, schon geahnt und in ihren Grundzügen angedeutet und, wie die nachfolgenden Stellen zeigen werden, mit noch größerer Präzision als selbst Lamarque. Im„ Traum D'Alemberts", der, gleich, Rameau's Neffe ", in Gesprächform abgefaßt ist, sagt er' oder läßt ,, Doktor Bordeu" sagen:
,, Unendliche Reihenfolge von Tierwesen( animalcules) in dem gährenden Atom, ebenso unendliche Reihenfolge von Tierwesen in jenem andern Atom, das man Erde nent. Wer fent die Rassen der Tiere, die uns vorausgegangen sind? Wer kent die Rassen der Tiere, die den unsrigen folgen werden? Alles verget, alles verändert sich, nur das Ganze, nur das All bleibt( il n'y a que le tout qui reste).
,, Wer weiß, in welcher Reihenfolge dieser Tiergenerationen wir uns jezt befinden? Wer weiß, ob dieser misgestaltete Zweifüßler, der nur 4 Fuß hoch ist und den man in der Nähe des Pols noch Mensch nent, der aber diesen Namen verlieren müßte, wenn er noch etwas ungestalteter würde wer weiß, ob er nicht das Bild einer Art ist, welche berget( d'une espèce qui passe)? Wer weiß, ob nicht dasselbe mit Men Tierarten der Fall ist? Was war der Elephant bei seinem
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Ursprung? Vielleicht das ungeheure Tier, als welches er uns erscheint, vielleicht ein Atom, denn das eine ist ebensowol möglich wie das andere, und das eine wie das andere sezt nur die Bewegung und die verschiedenen Eigenschaften der Materie voraus."
Diderot legt sich nun den Einwand vor: Aber wenn die Arten sich verändern und ineinander übergehen, warum sehen wir sie nicht sich unter unseren Augen verändern? und färt dann fort:
,, Da dieselben Ursachen fortbestehen, warum sollten die Wirkungen aufgehört haben?... Vielleicht bedarf es zur Erneuerung der Arten zehnmal soviel Zeit, als ihnen( von den Naturforschern) dazu gewärt wird! Habe man Geduld und spreche nicht vorschnell ab über die große Geburtsarbeit der Natur. Man muß sich vor dem Sophismus des Ephemeren hüten.
Mademoiselle de Lespinasse: Ephemeren?
Doktor, was ist der Sophismus des
Doktor Bordeu: Es ist der Sophismus eines kurzlebigen Wesens, das an die Unsterblichkeit der Dinge glaubt.
Mademoiselle de Lespinasse: Sagte die Rose Fontenellé's nicht, seit Rosengedenken habe man keinen Gärtner sterben sehen? Doktor Bordeu: Allerdings. Das ist leicht und tief." Nach einigen weiteren Bemerkungen heißt es;
,, Doktor Bordeu: Die Organe erzeugen die Bedürfnisse, und in Wechselwirkung erzeugen die Bedürfnisse die Organe. Mademoiselle de Lespinasse: Doktor, Sie reden irr!
zu
Doktor Bordeu: Ich habe zwei Stummel( moignons) allmälich Armen werden sehen.
Mademoiselle de Lespinasse: Sie lügen, Doktor!
Doktor Bordeu: Ja. Aber ich habe gesehen, wie in Ermangelung der beiden Arme, die felten, zwei Schulterblätter sich verlängerten, sich zusammenfrümten und zu Armstummeln wurden.
Mademoiselle de Lespinasse: Welcher Unsinn!
Doktor Bordeu: Das ist eine Tatsache. Nemen wir eine lange Reihe von armlosen Generationen an, und wir werden finden, daß diese gekrümten Stummel sich mer und mer verlängern, sich um den Rücken biegen und vielleicht Finger an den Spizen bekommen, so daß Arme und Hände fertig sind. Die ursprüngliche Gestalt ändert oder vervollkommnet sich nach dem Bedürfnis und nach den gewonteu Funktionen."
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Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
Sonderbare Denkmünzen, welche einen Beitrag zur Geschichte des jartausendalten, Kulturkampfs" gegen die Juden liefern, sind nach der ,, Deutschen Reform" im Hungerjar 1694 in Schlesien und in Ham burg geprägt worden. Es war auf den Silbermünzen ein Jude, welcher einen Kornjack trägt, dargestellt; aus dem Sack fiel das Getreide heraus. Daneben befanden sich die Worte: DU KORN JUDE und THEURE ZEIT 1694. Jm darauffolgenden Jare, in welchem die Getreidepreise niedriger waren, prägte man Münzen, auf welchen ein Jude an einem Baum hängend dargestellt war. Auf den Aesten des Baumes hockte der Teufel; weiter befand sich ein Weinberg und eine Scheune auf den Münzen und die Inschrift: LVC. 12, sowie DU KORNJUDE WOHLFEILE ZEIT 1695. Jm Jare 1772 wurden in Thüringen änliche Münzen, von Zinn, geprägt. Auf einer derselben lautete die Inschrift: KORNJVD VERZWEIFL V. GEH ZVM...... THE VRE ZEIT 1772.
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Eine baugewerbliche Ausstellung soll vom 1. Juli bis zum 1. September resp. 1. Oktober d. J. in Braunschweig stattfinden. Anfragen sind zu richten an: ,, Bureau der Zentralfommission der baugewerblichen Ausstellung zu Braunschweig , Herrn Finanzrevisor Otto Fischer( Herzogl. Kammergebäude)"; von dort werden auch auf Wunsch Programme und Anmeldebogen versandt.
Redaktionskorrespondenz.
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Chicago . S. St. Sie meinen, es würde jezt, da das Auswanderungsfieber so viele Deutsche ergriffen hat, praktisch sein, Unterrichtsbrife zur Erlernung der englischen Sprache in der ,, N. W. " zu veröffentlichen. Nun, praktisch wäre das erstens nur zum Teil, denn es würde dadurch doch gar sehr viel Raum in Anspruch genommen und nur ein verhältnismäßig fleiner Teil der Leser unsres Blattes dü fte in der Lage sein, eine fremde Sprache zu lernen oder von ihr Gebrauch zu machen. Ferner wäre es für uns aber auch ungemein kostspielig und schwierig dieses Unternemen, also, daß wir uns nur dazu veranlaßt sehen würden, wenn ganz unzweifelhaft ein allge= meines und dringendes Bedürfnis es forderte. Ihr Gedanke, die Toussaint Langenscheidt'schen Brife einfach abzudrucken, wäre allenfalls für ein amerikanisches Blatt ausfürbar, weil dort kein Nachorudsgesez gegen solchen Diebstal geistigen Eigentums schüzt, bliebe aber auch in Amerika im höchsten Grade unanständig und verwerflich.
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Der wunder
Inhalt. Herschen oder dienen? Roman von M. Kautsky( Fortsezung). Andreas Rudolph Bodenstein. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation, von Carl Stichler. Die Aegyptiologie und die Entzifferung der Hieroglyphen, von Dr. Ly. Eine Jdylle im Erdbeben ( Schluß). Boetische Aehrenlese: Frülingseinzug. Die Schlacht von Majuba. Nachtlager der Boeren( mit Illustration). tätige Koranspruch( mit Illustration). Diderot . Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Sonderbare Denkmünzen. Eine baugewerbliche Ausstellung. Redaktionskorrespondenz.
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