nicht lange der Versuchung und einige, auf eine Abteilung berittener Boeren abgefeuerten Schüsse, die indes nicht trafen, alarmirten den Feind. Einen Moment herschte wilde Verwirrung in dem Lager. Hunderte stürzten nach den Erdwerken und besezten dieselben; andere trieben in der Eile die Pferde und Ochsen herein, und eine Anzal berittener Boeren galloppirte, one das heftige Feuer unsererseits zu beachten, um unseren Berg herum, stieg dann ab, brachte die Pferde in Sicherheit und erwiderten aus gedeckter Stellung unser Feuer Schuß um Schuß.
Jezt begann die Munitionsfrage für uns brennend zu werden. Der General ließ die Ordre passiren, daß kein Schuß mehr abgefeuert werden solle, außer wenn der Feind in sicher erreichbare Nähe komme.
Wärend der nächsten Stunde sahen wir verschiedene Schwärme von Boeren nach der linken Seite des Bergs schwenken und hinter dem Abhang verschwinden; aber vor 9 Uhr ließ, von dem gelegentlichen Pfeifen einer Kugel abgesehen, nichts auf die Absicht schließen, uns den Besiz unserer Stellung streitig zu machen. Gegen 9 Uhr wurde ein heftiges Feuer auf den, von 20 Mann des 92. Regiments besezten Teil des Plateaus eröffnet. Wie von beiden Seiten bald ermittelt wurde, betrug die Entfernung 630 Yards, und die Boeren schossen mit solcher Präzision, daß jede Kugel die Steine traf, hinter der unsere Leute gedeckt lagen. Unsere Soldaten blieben faltblütig; sie handelten strikt der Ordre gemäß und gaben nur gelegentlich Salven ab, wenn Boeren sich unten zeigten. Die Verwundung von sieben oder acht der leztern wurde gemeldet; wir selbst hatten bis 11 Uhr nur vier Leichtverwundete.
Um 11 Uhr fam Leutnant Hamilton vom 93., der an dem bedroten Bunkt fommandirte, zu dem General, um ihm mitzuteilen, die Boeren schienen sich unter dem steilen Abhang in der Fronte der Position, wo sie natürlich nicht gesehen werden könten, in Masse zu versammeln. Eine Verstärkung von 20 Mann wurde ihm angeboten, er nam aber blos ein halbes Duzend, mit deren Hülfe er auch das feindliche Feuer im Schach gehalten.
Kurz nach 11 Uhr stand der General mit seinem Stab, und Kommandant Romilly von der Marinebrigade auf einer Stelle des Plateaus, nach welcher der Feind bis jezt noch nicht gefeuert hatte. Ich wollte zur Gruppe herangehen, als meine Aufmerksamkeit durch ein Rauchwölkchen in einem ungefär 900 Yards entfernten Gebüsch unten am Berg erregt ward. Eine Sekunde darauf belehrte mich ein scharfer Schrei aus der Gruppe des Generals, daß der Schuß getroffen hatte. Kommandant Romilly stürzte und überschlug sich- er war tötlich verwundet, wie die Aerzte uns sofort sagten.
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Dieser Zwischenfall ereignete sich vor den Augen fast aller unserer Leute, und er hat meiner Ansicht nach eine sehr ungünstige Wirkung auf unsere jüngeren Soldaten hervorgebracht, die hier deutlich sahen, und sei daß, wer sich dem Feuer der Boeren- Scharfschüzen aussezte unrettbar ein Kind bes Todes war. es in noch so weiter Entfernung Indes bis 12 Uhr tat das Feuer der Boeren, obgleich heftig, uns im ganzen doch wenig Schaden, und als wir um diese Zeit sahen, daß unten im Lager die Wagen angespant wurden, als bereitete sich der Feind zum Abzug vor, da redeten wir schon davon, das Lager der Boeren am anderen Morgen in Besiz zu nemen. Wir waren 5 Stunden lang ununterbrochen dem Feuer ausgesezt gewesen und hatten uns an das Pfeifen der Kugeln gewönt.
Um 12 Uhr hörte das Feuer plözlich auf und der General, ermüdet durch die Anstrengungen der lezten Nacht, legte sich zu einem furzen Schlaf nieder. Vermittelst des Heliograph( Sonnen- Spiegeltelegraph) war die Verbindung mit unserem Lager hergestellt, und das Vertrauen in unsere Fähigkeit, die Position gegen jeden feindlichen Angriff zu behaupten, eher gewachsen als vermindert. Nur Leutnant Hamilton, der mit seinen par Mann den ganzen Morgen hindurch fast allein dem feindlichen Feuer ausgesezt gewesen war, one einen Besuch des Generals oder des Stabes erhalten zu haben, teilte nicht die allgemeine Zuversicht. Etwas nach 12 Uhr fam er auf einige Minuten von seiner Stellung herüber, um uns zu sagen, eine bedeutende Zal der Feinde sei hinter den steilen Abhang unter ihm vorgedrungen, und er fürchte, sie fürten Schlimmes im Schilde. Verstärkungen wurden ihm versprochen und er ferte auf seinen Posten zurück; die Verstärkungen gingen ihm aber, wie ich seitdem erfaren habe, erst zu, als es schon beinahe zu spät war.
Kurz darauf sprach ich mit Major Hay vom 92., mit Oberst Stewart und Major Fraser über die Lage der Dinge. Major Hay meinte, wir seien für einen nächtlichen Angriff nicht stark genug. Ich hatte die Vermutung geäußert, die Boeren würden uns um 4 Uhr abends angreifen wie am Ingago. Da plözlich wurden wir durch ein lebhaftes und anhaltendes Gewerfeuer aufgeschreckt, und ein Hagel von Kugeln sauste uns über die Köpfe. Leutnant Wright vom 92. tam gelaufen und verlangte sofortige Verstärkung. Der General fur aus seinem Schlummer auf, und dirigirte, von seinem Stab unterstüzt, die Verstärkungen nach dem bedroten Punkte.
Jezt zum ersten mal dämmerte uns die Befürchtung auf, wir könten den Berg verlieren, denn die Soldaten gingen nur zögernd und widerstrebend vor. Es war nur zu klar, die Arbeit, welche sie zu verrichten hatten, gefiel ihnen nicht. Nur vermittelst sehr kräftigen Kommandos und sogar einiges Schiebens und Stoßens gelang es, die meisten über den Rand der inneren Vertiefung zu bringen. Jenseits deffelben legten sie sich nieder, in furzer Entfernung von Hamilton und seiner dünnen Linie von Hochländern, die, obgleich sie 500 Mann auf eine Distanz
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waren.
von 150 Yards sich gegenüber hatten, doch keinen Zoll breit gewichen Es schien einen Moment, der Ansturm der Boeren sei erfolgreich abgewiesen, als einer unserer Leute ich glaube ein Offizier plözlich die Boeren zum ersten mal bemerkend, ausrief: ,, Da sind sie! Ganz nahe!" Und kaum waren die Worte aus seinem Mund, so sprangen die jungen Rekruten, in panischem Schrecken, auf und ranten, so schnell ihre Beine sie tragen wollten, nach der Vertiefung zurück. Das wirkte entmutigend auf die Hochländer, die nun zu weichen begannen und auf dem Rückzug von dem tötlichen Feuer der Boeren furchtbar zu leiden hatten.
Ich befand mich auf der linken Seite des Abhangs, als unsere Leute auf uns zu retirirten und war ein Zeuge der argen Konfusion, welche eingetreten war. Ich sah und hörte, wie Macdonald vom 92., den Revolver in der Hand, jeden zu erschießen drote, der an ihm vorbei käme; und, in der Tat, alle Offiziere und Unteroffiziere gaben sich die größte Mühe, die aufgelösten Truppen zum stehen und wieder in Ordnung zu bringen. Viele rissen natürlich aus und verschwanden hinter dem Bergabhang in der Richtung unseres Lagers, aber ein Kern von ungefär 150 Mann, meistens Hochländer, Blaujacken( Marinesoldaten) und alle 58 er blieb unerschüttert und stellte sich hinter dem Rand der mittleren Vertiefung auf.( Das Plateau war also bereits von den Boeren besezt). Die Leute waren entschlossen, sich bis zum äußersten zu verteidigen. Dreimal zeigten sich die Boeren und dreimal wichen sie wieder zurück vor der festen Haltung der unsrigen. Dabei unterhielten sie fortwärend ein mörderisches Feuer. Unsere Leute standen wie die Mauern. Manchen hörte ich sagen: ,, Wir weichen nicht! Wenn sie wieder kommen, geben wir ihnen das Bajonnett zu kosten!" Doch die Reihen der Tapferen wurden immer dünner; die Boeren hatten offenbar ihre Scharfschüzen postirt und diese räumten entsezlich auf. Jeder Schuß traf jezt. Alle Augenblick fiel einer zurüd, die meisten durch den Kopf geschossen. Der Fahnenjunker( Colour Sergeant) Fraser vom 92. Regiment, einer der schönsten Soldaten im Corps, fiel neben mir, beide Beine durch eine Büchsenkugel zerschmettert; und noch mancher andere seines Regiments, den ich in Afghanistan gekant hatte, erfitt ein änliches Schicksal gerade an dem Zeitpunkt, wo dieses vielgeprüfte Regiment in den Friedensdienst zurüdtreten sollte.
Es waren heiße 5 Minuten; trozdem glaubte ich im Moment, wir würden uns behaupten können. Jeden Augenblick erwartete ich den Befehl zu einem Bajonnettangriff. Dieser Befehl blieb leider aus, obgleich ich überzeugt bin, er wäre von den Leuten befolgt worden. Aber unsere Flanken waren bedrot; der Feind, in der Front zurückgehalten, suchte uns von der Seite zu fassen und schlich sich herum. Am Bergabhang nach unserem Lager zu hatten wir niemand, und da unsere Leute wegen dieses Punktes augenscheinlich in Unruhe waren und häufig über die Schulter sahen. so schickte mich Oberst Stewart hinüber, um zu sehen, wie es dort stünde. Ich konte melden, daß dort keine Gefar war; hätten die Boeren den Berg von dieser Seite zu erstürmen gesucht, so wären sie auch in das Feuer ihrer eigenen Leute geraten, die von der entgegengesezten Seite auf uns schossen.
Wir waren besorgt um unsere rechte Flanke. Es unterlag keinem Zweifel, daß der Feind sich herumzog und uns in die Flanke zu fallen beabsichtigte. Wir mußten deshalb unsere Stellung nach dieser Seite hin ausdenen. Die Leute, welche dazu genommen wurden, waren größtenteils Blaujacken, gefürt von einem tapferen jungen Offizier; und als ich sie marschiren sah, blizte mir zum dritten mal der Gedanke auf, daß wir den Berg verlieren würden. An dem bedroten Punkt war eine fleine Anhöhe, und die Leute zögerten, dieselbe zu ersteigen. Einige gingen über den Gipfel des Plateaus zurück nach dem entgegengesezten Abhang, andere gingen herum. Bald ließ sich auf der Anhöhe selbst Verwirrung bemerken. Mehrere der Leute dort stellten sich aufrecht und wurden sofort niedergeschossen; es dauerte nicht lang, so lief die ganze Besazung der Anhöhe davon. Und in aufgelöster Ordnung stürmten die Boeren nach und feuerten eine mörderische Salve in unsere Flante, unsere ganze Hauptstellung bestreichend.
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Von diesem Moment gehörte der Majubaberg den Boeren. Es begann nun unsrerseits ein sauve qui peut( Rette fich wer kann). Major Hay, Hauptmann Singleton vom 92. und einige andere Offiziere blieben bis zulezt, und sie wurden im Nu niedergeschossen oder gefangen genommen. Der General war der lezte von allen. Er folgte langsamen da traf auch ihn die tötliche Schrittes seinen fliehenden Truppen Kugel; er wurde durch den Kopf geschossen. Ein par Minuten vorher hatte Leutnant Hamilton den General gebeten, doch den Befehl zu einem Bajonnettangriff zu geben, da die Leute es nicht mehr im Feuer aus. halten könten, und Colley hatte geantwortet: Warten Sie, bis sie heranfommen, dann geben wir ihnen eine Salve und greifen mit dem Bajonnett an." Ehe dieser Moment fam, war es zu spät.
Unter dem Feuer von 500 in bequemster Schußweite postirten Scharfschüzen 100 Yards weit gehen oder laufen, ist keine angeneme Proze dur; wir alle aber, die auf dem Berg noch waren, mußten wol oder übel das Experiment durchmachen. Jede Sekunde erwartete ich von einer Kugel durchbort zu werden. Jeden Schritt hielt ich für den lezten. Jeder Blick zeigte mir einige unserer Leute, welche die Arme in die Luft warfen, und mit einem scharfen Schmerzensschrei vornüber stürzten. Eine Kugel traf den Felsen unmittelbar hinter meiner Ferse, sodaß die Steinsplitter meine Ledergamasche zerrissen, wärend über mir und um mich die Geschosse heulten und pfiffen, wie tausend Lokomotiven.