396 Endlich erreichte ich den Abhang, hinter dem ich Schuz vor den Äugeln fand. Oberst Stewart und Leutnant Hill vom S8. Regiment waren ganz nahe bei mir. Der leztere, der sich wärend des ganzen Gefechts glänzend gehalten hatte, war durch den Arm geschossen; ich gab ihm mein Taschentuch, und half ihm die Wunde damit verbinden. Die Offiziere riefen den Leuten zu, sie sollten sich sammeln. In diesem Moment fiel ein Soldat, der den Abhang heruntersprang, mit seinem ganzen Gewicht auf mich, so daß ich umgeworfen ward, und in die Büsche unter mir herabrollte. Gleich darauf erschienen auch die Beeren oben am Rande des Abhangs und feuerten mit ihren schreck- lichen Büchsen 10 Minuten lang nach unseren Soldaten, die in allen Richtungen davonstoben. Viele, erschöpft von dem Nachtmarsch und den Strapazen des Tags hatten sich oben hinter Büschen und Felsenvor- sprüngen versteckt sie wurden- gefangen genommen; aber von denen, die bis zulezt auf dem Berg ausgehalten hatten, kamen keine sechs davon.___(Schluß folgt.) Europäische Flamingos.(Bild S. 388.) Die langbeinige und nicht minder langhalsige Gesellschaft, welche sich hier vorstellt, hat ihre eigentliche Heimat in Nordafrika   und Mittelasien  , get aber des öftern über die Grenze dieser Länderstrecken hinaus, sodaß man sie auch viel- fach im südlichen Europa   findet, von wo aus einzelne Exemplare sich sogar zu verschiedenen malen nach Deutschland   verirten. Der Fla- mingo ist weiß, zart, von schönem Rosenrot überhaucht und besizt kar- minrote Oberflügel mit schwarzen Schwingen. Seine Augen sind gelb und haben karminrote Ringe, der Schnabel   ist schwarz und an der Wurzel rosenrot, und die Füße zeigen wiederum die karminrote Farbe. Er ist 120130 Centimeter lang, 160170 Centimeter breit und hat 39 Centimeter lange Fittige und einen 14 Centimeter langen Schwanz. Das Weibchen ist jedoch kleiner. Die Jungen haben bis zum 3. Jare weißes Gefieder mit grauem Hals und gesprenkelten Oberflügel. Strand- seen mit salzigem Wasser sind seine liebsten Aufenthaltsorte. Die Flam- mingos leben in großen Scharen beieinander und sollen der sie auszeich- nenden brennendroten Farbe wegen einen prächtigen Eindruck machen. Sie stellen sich zu Hunderten in einer Linie auf und erscheinen dann als ein Heer Soldaten, weshalb sie auchSoldatenvögel", von den Südameri- kauern sogarSoldaten" genant werden. Sie leben von kleinen Wasser- tierchen, am liebsten von einschaligen Muscheln, Würmern, Krebsen, kleinen Fiscben und von gewissen Pflanzenstoffen. In der Gefangen- schaft sind sie mit gekochtem Reiß, eingequelltem Weizen, eingeweichtem Brot, Teichlinsen und Gerstenschrot, wozu aber ein Zusaz von tierischen Stoffen nicht seien darf, viele Jare zu erhalten. Erhalten sie längere Zeit nur vegetabilische Narung, so soll ihr Gefieder den zarten Rosen- hauch verlieren. Geschmack, Gesicht und Gefül soll bei diesen Tieren sehr entwickelt sein, wärend man über Geruch und Gehör derselben nur Vermutungen hat. Ebenso soll auch die geistige Begabung mit ihrer Sinnenschärfe im Einklang stehen. Sie stellen, sobald sie in Herden beisammen sind, immer einen oder mehrere als Wachen aus und ent- fliehen, wenn sich ein Bot oder irgend eine Gesar naht, und zwar schon aus weiter Entfernung. Ihr Treiben ist deshalb sehr schwer zu beobachten, wenigstens nur vermittelst des Fernrohrs, und weiß man aus diesem Grunde auch noch nichts bestimtes über die Art ihrer Fort- Pflanzung, wenigstens Helschen über ihre Gewonheit des Brütens, Nester- bauens u. s. f. die verschiedensten Ansichten. Als Gefangener ist der Flamingo sehr friedlicher Natur und gewönt sich leicht an den Menschen und an fremde Tiere, Wegen seiner oben angefürten großen Vor- ficht am Tage läßt er den Menschen nicht einmal ans Büchsenschuß- weite herankommen macht man nur des Nachts mit Erfolg Jagd auf ihn und kann ihn dann sogar mit Schroten erlegen. Die Araber fangen ganze Herden mit Nezen, die sie zwischen zwei Barken spannen und mit denen sie unter einen Flamingotrupp segeln. Das Fleisch soll einen vortrefflichen Braten geben und der Geschmack der Zunge sogar köstlich sein.__ ort. Ungarische Räuber im Kampfe mit Polizeimanschaften. (Bild S. 389.) Ueber das Räuberwesen in Ungarn   ist soviel geschrieben worden wir dürfen hier wol nur an Roßa Sandor erinnern, daß es überflüssig erscheint, hierüber viele Worte zu verlieren. Unser Bild fürt uns nun einen Kampf vor, den Komitatshusaren und Gendarmen mit den Betyaren, d. h. den Räubern, zu bestehen haben. Leztere haben lange Zeit in der weiten, nur hier und da ein einzelnes Gebäude aus- zeigenden Ebene ihr Unwesen getrieben und ihren Guerillakrieg mit der Gesellschaft gefürt. Heute haben sie eben wieder einen ruhig seines Weges daherkommenden Zweispänner überfallen und waren eben im Begriff ihn auszuplündern, als sie von der Nemesis erreicht wurden. Einer kämpft noch mit dem ungarischen Reiter, der andere wird verfolgt und warscheinlich im nächsten Augenblick eingeholt, um dann von einem än- lichen Schicksal betroffen zu werden, wie die drei im Bordergrunde. Wärend von den lezteren die beiden mit den Rücken zusammengeseffelten ihre Gefangenschaft mit Ruhe ertragen, macht der in Ketten gelegte Bandenchef mit lauten Zornesworten seinem über die schmälige Nieder- läge empörten Herzen Luft. Aber schon ist der wachthabende Gendarm im Begriff, ihn mit Hülfe des Bajonnetts zur Raison zu bringen und wer weiß, ob dies nicht schließlich doch noch geschieht und somit dem Ur- teile des Richters vorgegriffen wird. ort. allen OFsttKefn der LeiMteralur. Veruntreuungen in der Biblioteca   Bittorio Emmanuele in Rom  . Es ist schon öfters vorgekommen, daß sich namhafte Gelehrte in ihrem Sammeleifer wertvolle Werke aus öffentlichen Biblioteken widerrechtlich aneigneten, aber diese Diebstäle dürfen nur als wäre Pfuscherei gelten gegenüber dem, was teils durch lüderliche Verwaltung, teils durch direkten Diebstal der oben genanten Bibliotek entwendet wurde. Diese, die Nationalbibliotek Italiens, wurde durch Drekret vom 13. Jan. 1875 aus den bereits im Jare 1873 für Staatseigentum erklärten 63 Klosterbiblioteken gebildet, im zweiten Stock des Kollegium Romanum untergebracht und am 14. März 1876 feierlich eröffnet. Als auf Grund der in der Presse laut gewordenen Stimmen über die Miswirtschast eine Untersuchungskommission eingesezt wurde, da konte dieselbe nicht einmal genügende Auskunft über den Stand der großartigen Samlnng erlangen. Die Kataloge selten fast alle, und nicht einmal das trefflich ausgefürte Verzeichnis der aus 80000 Bänden zusammengestellten Biblis  - tek des Kollegium Romanum, welche den Mittelpunkt der ganzen Sam- lung bilden sollte, war zu finden. Andererseits waren eine große An- zal Bücher gar nicht katalogisirt, und schließlich fanden sich in dem Zettel- kataloge 50000 Zettel, zu denen die Werke selten. Sehr wichtige und höchstens in einem oder zwei Exemplaren existirende Werke wurden als Makulatur verkauft oder gegen neue Bücher ausgetauscht und zwar one alle Kontrole. Dr. Ernst Kelchner  , dessen Aussürungen in der Frkf. Ztg. wir folgen, behauvtet, daß ganze Wagenladungen als Makulatur fort- geschafft worden seien, und daß der Buchhändler Bocca, der neue Bücher gegen die alten austauschte, ca 10892 KilogranimMakulatur" aus derNationalbibliotek  " Italiens   für 3654 Lire verkaufte. Ein Be­sucher der Bibliotek   geriet einst in eine Kammer, auf deren Fußboden ganze Haufen Makulatur lagen. Er hob ein Stück auf und fand, daß es die Originalausgabe des Brifes von Kolumbus   über die Entdeckung Amerikas   war. Als der Präfekt und der Bibliotekar hereintraten, frug er diese, ob der Papierhausen zum Wegwersen bestimt sei. Als man dieses bejahte, nam er einige von den Blättern in die Hand und rief: Dieses Lumpenpapier gilt 3000 Lire." Es kam sogar vor, daß die Bibliotek von einem Buchhändler Werke ankaufte, welche derselbe als Makulatur von einem Käsehändler gekaust, und die, wie sich später herausstellte, ursprüngliches Eigentum der genanten Bibliotek waren. Auch ihr Schwesterinstitut zu Florenz   kaufte von einein Käsehändler 6000 Werke, die alsMakulatur" von derNationalbibliotek  " verkauft worden waren. Die angezogenen Beispiele mögen genügen, um eine Verwaltung zu charakterisiren, welcher so bedeutende Schäze anvertraut wurden. Schade nur, daß die gerechte Strafe, welche die Gewissen- losen treffen wird, nicht der Wissenschast die hunderttausende von ver- loren gegangenen Werken zurückerstatten kann. ort. Die Länge der Telcgraphenlinien in den Bereinigten Staaten betrug im Jare 1880 170103 Meilen, ausschließlich der im Dienste des Eisenbahnverkehrs stehenden. Die Zal der wärend des genanten Jares beförderten Depeschen belief sich auf 33155 991. Die Telegraphen- dräte waren 300 000 Meilen lang. Rußlands   Telegraphenlinien sind 56170 Meilen, dann folgen Deutschland   mit 41431, Frankreich   mit 36 970, Oesterreich-Ungarn   mit 30 403, Australien   mit 26 842, Groß- britannien mit 23155, Britisch- Indien mit 18 209, die Türkei   mit 17035 und Italien   mit 15864 Meilen langen Fernsprechlinien, ort. Ein vorhistorischer Fund. In der Umgegend von Mainz   ist schon mancher für die Archäologie wichtige Gegenstand aus der Zeit der römischen Herschaft in Deutschland   gesunden worden. Neben diesen hat man auch in Flonheim  , Uffhofen und Eppelsheim   eine Anzal vorsint- flutlicher Tiere zutage gefördert. Von lezteren fand vor kurzer Zeit wiederum der Sandgräber Krämer in Flanheim in seiner Sandgrube ein vollständiges, sehr gut erhaltenes Gerippe. Es soll das schönste Exemplar sein, was in dortiger Gegend gesunden wurde. ort. Ä"-©«fch�°der dienen? Roman von M. Kautsky(Fortsczung). Die Aegyptiologie und die Entzifferung der Hieroglyphen, von vr. Ly(Fortsezung). Ein Ritter vom Geist. Ueber Ventilation größerer Lokalitäten, von H. W. Fabian, Civilingcnieur Die Schlacht von Maiuba(Fortsetzung). Europäische Flamingos(mit Illustration). Ungarische Räuber im Kampfe mit Polizeimanschaften (mit Illustration). Aus allen Winkeln der Zettliteratur: Veruntreuungen in der Biblioteca   Bittorio Emmanuele in Rom  . Die Länge der Telegraphenlinien. Ein vorhistorischer Fund. Verantwortlicher Redakteur: Bruno leiser in Gohlis  -Leipzig  (Möckernfche Straße 30 ck). Expedition: Färberstr. 12.11. in Leipzig  . Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Leipzig  .