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blieb der kürzeste Halm in der Hand, das war fatal- daß es für mich sogar verhängnisvoll werden sollte, ahnte ich freilich nicht. Die Mäntel der drei andern waren gerade gerollt, da erschallte auch schon das Kom­mando: ,, An die Gewehre!"

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Alles warf die Tornister um und sprang zu den Gewehrpyramiden. Die Mäntel der weitaus meisten Kompagniekameraden waren glücklich fertig gerollt. Außer mir standen vielleicht noch fünf oder sechs ratlos mit ihrem Mantel da. Das einfachste wäre gewesen, wir übrig gebliebenen hätten uns zusammengetan und so schnell als möglich das Bersäumte nachgeholt, aber ich fante meine Pappenheimer, jezt wollte erst recht jeder seinen Mantel zuerst fertig haben, und wer ihn glücklich gerollt in der Hand gehabt hätte, wäre damit fort ins Glied gerant, one sich um die andern im geringsten zu kümmern. Ich war daher kurz ent­schlossen, nam meinen Mantel von der Erde auf, zog ihn wieder an, nam das Kuppel den Säbelgurt- um den Leib, warf den Tornister über den Rücken und sprang nach dem Orte, an dem mein Gewehr aufgepflanzt gewesen.

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Das hatte keine zwei Minuten gedauert. Aber die Kompagnie hatte noch weniger Zeit gebraucht, um die Gewehre aus der Pyramide zu reißen, sie auf die Schulter zu werfen und in notdürftigster Marsch­ordnung im Sturmschritt davonzugehen.

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Ich hörte sie noch und sah eine dunkle Masse sich vielleicht hundert fünfzig Schritt vor mir rasch durch die düstere Nacht fortbewegen. Im Galopp wollte ich ihr nach, da stieß mein Fuß an etwas an, mit ungeheurer Wucht schlug ich zur Erde, in meinen Leib borte sich etwas ein, wie ein dicker Keil, furchtbar schmerzhaft und ich verlor die Besinnung.*) ( Schluß folgt.)

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*) Wir sind leider noch einmal genötigt, den Schluß dieser Erzälung für die nächſte Nummer aufzusparen. Die Leser werden entschuldigen. Die Red.

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himmel die Götter" zeigte ihnen das Gewül des Krieges und die zalreichen Streiter, und fragte sanft lächelnd die unsterblichen Götter, wer etwa die Frösche oder die Mäuse beschirmen wolle, und sprach zur Athene   gewant:

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Töchterchen, du gehst wol am liebsten den Mäusen zu helfen? Denn sie hüpfen ja stets in deinen Tempeln in Scharen, Von dem Gedüfte des Fetts und den Opferspeisen gelocket!" Ihm, dem Donnerer Kronion, wird von der Pallas Athene   die Antwort: Väterchen, nie wol möcht' ich den Mäusen in ihrer Bedrängnis Hülfe leisten, da die zu viel mir Leides bereitet: Kränze zernagten sie mir und Lampen wegen des Deles! Doch vor allem kränkte mein Herz die schnödeste Untat, Daß sie jüngst mir schmälich zerpflückten den zierlichen Schleier, Den mit unendlicher Müh aus zartem Gespinste und Einschlag Selbst ich gewirkt. Nun mahnt und verfolgt mich der wuchernde Schneider,

Fordert mit Zinsen sein Geld, denn leihweis gab er den Stoff mir, Und einer Göttin entsezlich! ich bin nicht imstande zu zalen! Deshalb bin ich den Mäusen erzürnt.

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Ist die Geldklemme einer Göttin nicht ergözlich?- Und erinnert diese köstliche Szene nicht an die Geldkalamität, in der sich mancher heute auf der Erde wandelnde Herrgott befindet? Doch genug, Athene  hat auch nicht Lust, den Fröschen zu helfen, da diese ihre Gunst in an­derer, wenn auch nicht so gefärlicher Weise verscherzt haben und rät, indem sie den Kampfesmut der Streitenden geschildert, den Bewonern des Olymps schließlich im Interesse ihrer eigenen Haut ein gleiches zu tun. Dies geschiet denn auch, wärend der schreckliche Kampf da unten entbrent. Aber als die Frösche am Erliegen sind und schließlich der einzige wirkliche Held im Mäuseheer, Brosamschmauser, schwört, der Frösche Geschlecht gänzlich austilgen zu wollen, jammerte es Zeus  , den Vater der Götter und Menschen, und er fordert die Götter auf, die Athene  oder den Ares zu senden, damit sie den Helden Brosamschmauser( in ihm ist Achilles parodirt) vom Kampfe abziehen und dadurch das Frosch­Aber Ares   glaubt geschlecht vor gänzlichem Untergang bewaren. nicht, daß ein einzelner der Bewoner und Beherscher des Olympos des Schrecklichen Herr werden könne, und er plaidirt für Auszug zum Kampf der gesamten Götterfamilie oder empfielt im verneinenden Falle dem

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Der Froschmäusekrieg.( Schluß.) Der Stoff zu dem gelungenen Bilde ist alt, sehr alt er wurde, wie man erzält, von keinem ge­ringeren als von Homer   poetisch behandelt; wenigstens besaßen die Alten außer den beiden großen Epen, der Ilias   und der Odyssee, die unter dem Namen Homers   seit langem zirkuliren, noch eine Anzal fleinerer poetischer Werke, welche sie gleichfalls ihrem großen Nationaldichter zu­schrieben, und darunter befindet sich auch der Froschmäusekrieg( Ba- Beus, er möge seine gefärlichste Waffe, den Bliz, unter die Sieger schleu­trachomyomachie"), eine Parodie der Jlias. Wie in dieser, so nemen hier die Götter Anteil an dem Kriege und füren schließlich durch ihre Intervention das Ende desselben herbei. Aber die Schwächen der liebens­würdigen olympischen Gesellschaft werden in so ergözlicher Weise gezeigt, daß man das Gedicht nur mit der größten Heiterkeit lesen kann. Dies zeigt bereits der Ton in den ersten Versen des Poems:

Schwebe der Musen Chor vom Helikon wieder in's Herz mir! Also fleh' ich zuerst voll Inbrunst wegen des Sanges, Den ich jüngst auf den Knie'n in's Täfelchen niedergeschrieben, Jenen unendlichen Kampf, kriegtosende Arbeit des Ares  . Denn es beseelt mich der Wunsch, der Sterblichen Dren zu künden, Wie die Mäuse voll Mut die Frösche bekriegt und die Taten Nachgeamt der Giganten, der erdentsproffenen Männer

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es war

In dieser Weise erzält uns nun der Dichter( ich zitire nach der Uebersezung von Oberbreyer), wie einst eine durstige Maus der schon erwänte Prinz Krümchenmauser sich am nachbarlichen Teiche labte, dabei von Pausback, dem König der Frösche betroffen wurde, der ,,, hoch mit der Rede begabt", in schönen Worten seine Stellung, Herkunft und dergleichen dem Mäuslein erzälend, an leztere das Ver­langen stellt, es solle ihm gleichfalls seine Abstammung und Stellung in der Mäusegesellschaft mitteilen. Das tut denn auch der Angeredete und zwar in ebenso schöner, wie langer Rede, welche jedoch hauptsäch lich von den köstlichen Speisen und Näschereien handelt, die zu genießen der edle Mäuseprinz das Vergnügen hat. Ob dieser Pralereien fordert Pausback das Mäuslein auf, es möge sich auf seinen Rücken sezen, er wolle ihm noch ganz andere Schäze und Wunder in seiner Behausung zeigen. Anfangs gefällt dem Krümchenmauser die Fart, aber bald, als er von den Wellen durchnäßt wird, fängt er zu jammern und zu klagen an und findet endlich, als vor den beiden eine Hyder aus den Wellen auftaucht, was dem Frosch unbekümmert um seine Bürde zum hurtigen Untertauchen Veranlassung gibt, in dem feuchten Element seinen Tod. Hinsterbend sprach er aber noch folgende Worte:

,, Nimmer, o Pausback, bleibt dein tückisches Handeln verborgen, Das du vom Körper hinab mich Scheiternden warfst, wie vom Felsen, Schändlicher! nimmer hättest du mich auf dem Lande bezwungen, Weder im Fechten, noch Ringen, noch Laufen; blos durch Berrat nur Warfst du mich in die Flut; doch es wacht das Auge der Gottheit: Büßen sollst du es dem Mäuseheer; du wirst nicht entrinnen!"

Was er sterbend prophezeit ist eingetroffen. Der erlauchte Bröd­chenspeiser macht sämtlichen Mäusen durch lange Rede klar, daß das Leid, was ihm von den bösen Fröschen geschehen, allen zum Verderben und Unheil bereitet sei, und sie rüsten sich insgesamt zu jenem Kampfe mit dem herlichen Kriegsheer der Frösche, dessen Vorgang wir im Bilde wargenommen haben. Als aber die Heere ,, also gerüstet standen dort am steilen Gestade, schwingend die Speere voll Mut, und das Herz schwoll jedem vor Kampfluft-da rief Zeus   zusammen im Sternen

dern. Dem lezteren gibt der Kronide nach, als aber auch dieses one Erfolg bleibt, sendet er den Fröschen die Krebse zu Hülfe, die denn auch durch ihr Kneifen mit den Scheren das siegreiche Mäuseheer in die Flucht schlagen. So in aller Kürze die Handlung, die uns das köst­liche alte Gedicht vorfürt. Wie reizend in demselben die Gebrechen und Schwächen der griechischen Götter geschildert werden, dafür geben die wenigen zitirten Stellen das beste Zeugnis ab. Ob aber das in der Iliade geschilderte Betragen der Olympier diese Parodie verdiente, mag dahingestellt sein. Jedenfalls sind die durch den Kampf vor Troja ver­anlaßten Szenen zwischen den beiden Parteien auf dem Götterwonsiz, die menschlich- kleinlichen und raffinirten Kniffe, die von den einzelnen Göttern angewant werden, um der von ihnen protegirten Partei zum Siege zu verhelfen, sehr geeignet, den Spott eines wizigen Kopfes herauszufordern. Dann müssen sich diesen die Götter auch gefallen lassen, wenn sie sich in die menschlichen Streitigkeiten mischen, oder wol gar selbst dieser oder jener Partei die Brücke treten. Jedem Gott, der dies tut, der sich schlechtweg menschlich beträgt, geschiet nur was recht und billig ist, wenn er auch menschlich beurteilt und behandelt wird. Den besten Beweis für die Güte des fraglichen Gedichts findet man wol darin, daß es heutzutage immer wieder in neuen Uebersezungen er­scheint, und immer noch nach so viel tausenden von Jaren seine Leser findet. Es ist denn auch im Laufe der Jarhunderte nicht allein oft übersezt worden, sondern hat oftmals den Vorwand zu neuen änlichen Schöpfungen abgegeben. So läßt 1595 Georg Rollenhagen  ( geb. 22. April 1542, gest. 18. Mai 1609), Prediger und Rektor in Magdeburg  , eine Nachbildung des Froschmäusekriegs" unter dem Titel: Froschmeuseler oder der Frösch und Meuse   wunderbare Haushaltunge" erscheinen. Das ursprüngliche Gedicht blieb nur Vorbild, die Handlung wird verändert und an Stelle der olympischen Gesellschaft tritt eine andere, die hier parodirt wird. Welcher Art der Inhalt ist, get schon aus einer Aeußerung der das homerische Ge­des Prof. Veit Ortel zu Wittenberg   hervor

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dicht 1566 erklärt und dadurch Rollenhagen   zu seiner Nachamung ver­anlaßte welcher, als er die erste Uebersezung des homerischen Frosch­mäusekriegs von unserem deutschen Verfasser las, zu dem lezteren sagte: , wie man die ratschlege von regimenten vnd friegen nüzlich hinein­bringen vnd also eine formliche deutsche Lektion, gleichsam eine Contra­faktur Konterfei dieser vnser zeit daraus machen fönte." Das ist deutlich. Die Frösche und Mäuse find Typen aus der damaligen menschlichen Gesellschaft, und die von den Mäusen und Fröschen erzälte Geschichte gibt nur die Form, um die Zustände der politischen und so­zialen Zustände jener Zeit zu geißeln und lächerlich zu machen. Aenliche Gedichte erstanden in Deutschland   in Fischart's Flöhhaz", in Christof Fuchs' Mückenkrieg", der von Balthaser Schnurr zu einem ,, Ameisen­und Mückenkrieg" erweitert wurde und in Wolfhart Spangenberg's des natürlich zeitent­Flohes Strauß mit der Laus". Ob sie heute sprechend verändert

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auch noch am Blaze wären, mögen sich die Leser dieser Blätter nach der kurzen Erzälung des Froschmäusekrieges selbst

beantworten.

nrt.