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ländlichen Arbeit gemeinsam verzehren. Das Haupt der Familie leitet die gemeinsamen Angelegenheiten; er kauft und verkauft die Produkte im Namen der Genossenschaft, wie etwa der Direktor einer Aktiengesellschaft. Er ordnet die auszufürenden Arbeiten an, aber im Einverständnis mit den Seinigen, welche jedesmal zur Beratung zusammentreten, wenn es sich um wichtigere Angelegenheiten handelt. Er vertritt die Kommunion in ihren Geschäften mit dritten und in ihren Beziehungen zum Staat; er schlichtet häusliche Streitigkeiten; er ist der Vormund der Minderjärigen. Der Hospodar hat die ausübende, die Hausgenossen üben die gesezgebende Gewalt u. s. w.
es erhalten sich in Erinnerung an die ursprüngliche Gemeinschaft| selben Hof bewonen, gemeinsam arbeiten und die Produkte der ihres Besizes nur Gebräuche, wie wir sie bei den alten Germanen u. s. w. finden. Anfänglich bestimt noch die Gesellschaft dem zum Manne herangereiften Jünglinge das Weib und weist ihm seine Existenzmittel an. Später wird dies dem Vater über lassen, in dessen Haus und Gewalt der Son auch dann verbleibt, wenn er sich verheiratet. Er bringt die Frau in sein elterliches Haus und fürt in ihrer Person dem Vater und Hausherrn eine Magd zu. Es kann auch das entgegengesezte Verhältnis ein treten, daß der Son als Knecht in das Haus des Schwiegervaters tritt, immer aber findet er in einer der beiden Familien ein gesichertes Unterkommen. Die Stellung der Frau hat sich scheinbar nur wenig verändert, doch ist sie selbst Herrin des Hauses und ihre Stimme von großem Einfluß geworden, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in Beziehung auf die Entwicklung des Familien und damit auch des Gesellschaftslebens.
Die Spuren des ursprünglichen Familienlebens sind übrigens noch bei allen Völkern, selbst bei denjenigen sichtbar, welche sich ihrer nicht mehr erinnern und den Zustand der gesellschaftlichen Auflösung erreicht haben. Zu diesen Spuren zälen wir auch eine gesellschaftliche Erscheinung, die unsrer Anname zu widersprechen scheint. In Java und Indien wie in Peru und Mexiko , bei den Schwarzen Afrikas wie bei den Indogermanen Europas siet man die Dorfgemeinschaft als elementare soziale Gruppe das Land besizen und den temporären Niesbrauch desselben unter alle Familien gleich verteilen. Ueberall kann man zugleich gewisse patriarchalische Züge bemerken, welche die Dorfgenossen als die Glieder einer großen Familie erscheinen lassen. Die Dorfgenossenschaft fällt zusammen mit der Geschlechtsgenossenschaft, welche ein gemeinsames Stammgut bewirtschaftet. Dieser Erscheinung begegnen wir auch noch in der Gegenwart, z. B. bei den Südslaven. In der Zeit, als diese in der Geschichte auftreten, haben sie dem Hirtenleben noch nicht ganz entsagt, wol aber zum Teil schon dem nomadischen Umherziehen. Das Land gehörte der Gmina( Gemeinde, Kommune), welche jedes Jar in allgemeiner Volksversamlung die Teilung des Bodens unter alle Glieder des Klans vollzog. Der järliche Besiz kam den patriarchalen Familien zu im Verhältnis zur Zal der Individuen, aus welchen sie bestanden. An der Spize jeder Familie stand ein Oberhaupt, der Hospodar, den sie selbst wälte. Die soziale Einheit, die bürgerliche Korporation, welche das Land befizt, ist heute noch die Hausgemeinschaft, d. h. die Vereinigung der Abfömlinge desselben Stammvaters, welche dasselbe Haus oder den
II. Linda u.
Lindau ist für uns Nord- und Mitteldeutsche die Pforte zur Schweiz . Es ist so bequem, im Norden oder mitten im Herzen Deutschlands ein Schnellzugbillet bis Lindau zu lösen, Tag und Nacht im selben Coupé heimisch zu sein, und es nicht früher zu verlassen, bis der Ruf: ,, Lindau " ertönt und wir über den langen, zur Brücke werdenden Eisenbahndamm gefaren sind und uns erst schon dicht am Bodensee , dann auf seinec reizendsten Insel selbst befinden.
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Im ersten Moment der Ankunft selbst haben wir freilich nicht viel Zeit, um uns zu schauen denn da der Zug am Ziele ist und hier alle seine Passagiere absezt, sie nun auf den Seeweg verweisend, da die Eisenschienen zu Ende, so hat man nur acht darauf, wie und wo man ein Unterkommen in einem der Hôtels am See findet denn wer möchte hier anders wonen, als da, wo man den Blick auf ihn frei hat und auf die großartige Szenerie seiner Ufer die Alpen mit der Jungfrau? Und ist man nun hier glücklich unter Dach in einem Zimmer, das uns vergönt hinauszuschauen auf den See, der entweder in seinem eigentümlichen Smaragd, über den ein in kleinen Crystallpunkten im Sonnenlicht aushüpfendes Geflimmer zu uns aufblizt, oder aus welchem von inneren und oberen Stürmen getrieben, dunkelgrüne Wellen emporspringen, die weiße Schaumkronen tragen, unter denen silberne Mähnen hervorflattern so nimt uns dies herliche Wasser allein so gefangen, daß wir die kleine Stadt, die hinter unserem Hôtel gelegen, ganz vergessen, und lieber ein Seebild geben möchten als ein Städtebild.
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Doch wir haben uns zu einem solchen verpflichtet und müssen schon von jenem den Blick losreißen, obwol er diesem sein eigentümlichstes Gepräge gibt. Denn der weite Hafen vermittelt ja ihren Hauptverkehr nach allen Richtungen des Bodensees, mit der Schweiz , Desterreich
Wir hätten hier nichts andres, als eine aus patriarchalischen Familien zusammengesezte Gesellschaft, die im Begriffe stet, das herumziehende, das Hirtenleben mit dem seßhaften zu vertauschen. Es würde diese Erscheinung gegen unsre Auffassung sprechen, wenn man das herumziehende, das Hirtenleben als das ursprüngliche der Gesellung betrachten könte, wenn also aus der ersten Gesellung zum seßhaften Leben nur ein Schritt wäre. Rede stehende Gesellschaft hat aber bereits ein jarhunderte oder jartausendelanges Leben hinter sich, in dessen Verlauf sie die verschiedensten Entwicklungsstufen, und unter ihnen auch die der Familienbildung passirt hat. Hier ist man bereits über die ersten Anfänge hinaus; es hat in den Hausgenossenschaften unter den mänlichen Genossen eine radikale Reform stattgefunden. An Stelle des bisher durch die Geburt, beziehungsweise das Alter, bestimten Familienoberhaupts tritt das von der Genossenschaft frei gewälte. Das Weib ist bei dieser Reform leer ausgegangen; seine Stellung in der Familie hat keine Veränderung erhalten. Nur die Frau des Familienoberhauptes erfreut sich größeren Ansehens, ihr ist die Verwaltung des Hauswesens unterstellt und ihrem Willen sind Töchter und Schwiegertöchter unbedingten Gehorsam schuldig. In dieser geschlossenen Familienwirtschaft, in der Gemeinwirtschaft der Gemeinde und der Gesellschaft ist das FamilienLeben gegen alle Existenzjorgen geschüzt. Bildung und Aufklärung hier hineingetragen, und es muß eine annähernd ideale Stufe seiner Entwicklung erreichen. Hier findet die durch wirtschaftliche Notstände geschaffene gewerbsmäßige Prostitution keinen Boden, weil es an einem Anlaß zu ihrer Entstehung felt, da für Lebensunterhalt und Beschäftigung hinreichend gesorgt ist. Auch das Verbrechen wird man hier vergeblich suchen, wenigstens in den Dimensionen jener Völker, welche das Band der alten, geschlossenen Wirtschaft gesprengt haben.
an ihm
hat auch die dankbare Stadt König Max II., der ihn erbanen ließ, ein Denkmal errichtet mit der Inschrift: ,, Dem Förderer des Verkehrs, Erbauer dieses Hafens und Vollender der durch Ludwig I. begonnenen Südnordbahn die dadurch verbundenen Städte 1856." Die Wappen derselben sind am Hauptgestell angebracht, daß die vier symbolischen Gestalten der Schiffart, des Handels, der Industrie und Wissenschaft umgeben. Auf der Südspize des Molo befindet sich auf einem Granitsockel ein sizender Löwe aus Stein, gegen 7 Meter hoch. Beide nach Entwürfen des Bildhauers Halbig. Auf dem nördlichen Ende stet der stattliche Leuchtturm, dessen warnendes Licht schon vieles Unglück verhütet. Denn auch der Bodensee rast oft ,, und will sein Opfer haben", und es ist nicht nur in den Aequinoktialstürmen im Herbst und Frühling, sondern auch im Morgen- und Abendnebel nicht gut sein darauf. Diese Nebel verhindern oft die Schiffe, einander gegenseitig zu rechter Zeit zum gefarlosen Ausweichen und Lenken zu erkennen. Daher sind auch in solchen Zeiten Abgang und Ankunft der Dampfschiffe öfter unregelmäßig. Daß die Schiffart im Winter ganz aufhört und der See gefriert, gehört zu den großen Ausnamen, zu den noch größeren die, daß er ganz zufriert wie im vorigen Jare und zur Eisbahn benuzt werden kann. Man weiß noch aus dem damals durch alle Zeitungen gehenden Berichte des seltenen Ereignisses, welches rege Leben sich damals darauf entwickelte.
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Doch die Seenige hat es mir angetan sie ziet mich immer wieder zu sich zurück. Die Stadt selbst vielleicht schon von den alten Römern ange legt, war einst eine wichtige freie deutsche Reichsstadt und Festung, wie bedeutende Handelsstadt, jezt zält sie nur etwa 4-5000 Einwoner und erscheint wie ein kleines, altes und winkeliches Landstädtchen. Doch muten die alten Gassen und Gäßlein treulich an und gemahnt das alter tümliche Rathaus, das im Jare 1422 erbaut ward und noch gar wol erhalten ist, an die ehemalige Machtstellung im Mittelalter. Schön ist auch die Peterskirche mit Fresken von Zeitblam, die Krönung Marias darstellend. Die noch stehende Heidenmauer soll römischen Ursprungs sein. Aber der noch stehende Heidenturm erhielt im Mittelalter eine traurige