Sturmnacht. (Hierzu die Illustration aus Seite 533.) Fels'ges Gestade, heulender Orkan, Donner der Brandung, sternenloses Dunkel! Dem Segler, der geworfen aus der Bahn, Winkt keines Leuchtturms tröstliches Gefunkel. Rasend zerschellt das zügellose Meer Woge auf Woge an grauitnen Mauern, Und one Schranke waltet ringsumher Tod und Vernichtung und unsäglich Trauern. Kein Menschenauge blickt in diese Nacht, Kein Menschenherz will in der Oede klopfen, Und wer landein, den Donnern lauschend, wacht, Wischt von der Wimper sich des Mitleids Tropfen. Er denkt des Schiffs, um dessen Manschaft jezt Auf schlummerlosem Pfül die Weiber zittern, Und dessen Segel der Orkan zerfezt, Indes wie Rohr die starken Mäste splittern. Und dennoch irt ein zarter Mädchenfuß, Nur leicht beschut, umher am Saum der Klippe, Und flüsternd sendet einen Sehnsuchtsgruß Den wilden Wogen eine Mädchenlippe. So schön, so schlank, so jung ein halbes Kind! Was will sie hier im festlichen Gewände? Sie spricht es herb und trozig in den Wind: Der Tod ist Treue und das Leben Schande!" Sie löst das reiche, goldig-blonde Har Und läßt aufatmend es im Sturme fluten: Noch bin ich frei! Als auf mir am Altar So triumphirend deine Blicke ruteu, Da schrie mein Herz ein leidenschaftlich Nein Und one Furcht will ich's zu Ende süren. Ihr zwangt die Schwache, lächelnd ihrer Pein, Doch der sie kaufte, wird sie nie berüren! Den ich geliebt, der meiner Seele Licht, Dem ich die Treue weinend einst geschworen, Was ihr auch sagt, mein Herz verrät ihn nicht, Ob er auf imnier auch für mich verloren. Mein Sinn war dunkel, irre, krank und wund, Es schlug ins Herz der Zweifel seine Krallen, Doch als den Segen sprach des Priesters Mund, Da ist's wie Schuppen mir vom Aug' gefallen. Von meiner Brust wich eine Riesenlast, Und sinnend schaut' ich in den Hochzeitreigen; In mir war Stille, ich war heiter fast Bei der Trompeten Klang, beim Strich der Geigen. Und als in Bächen der Champagner rann, Blieb unbeachtet fast der Braut Entweichen; Nun steh ich hier! Nun komm, verhaßter Mann, Und hole mich du wirst mich nie erreichen!" Sie trägt ein kleines, halbverblichncs Bild Am Band, das in die Kette sie geschlungen; Das küßt sie lange, innig, heiß und wild Und in die Flut ist sie hinabgesprungen! Im Brautgewand, das schneeig sie umfließt, Gleicht sie, im Fall, getragen von den Winden, Der weißen Möwe, die vorüberschießt, Um rasch in Nacht und Brandung zu verschwinden.... Der Sturm erlahmte mit dem jungen Tag, Zum Murren ward der Kampf der Elemente, Und immer matter bricht der Wellenschlag Sich an der Mauer schwarzer Fclsenwände; Und eine breite Woge trägt den Leib Der toten Braut vom Klippenfuß zum Strande Und bettet sanft das stille, blasse Weib Im muschelreichen, weißen Usersande. Wie ist sie friedlich nun und rürend- schön! Es trägt ihr Mund das Lächeln des Triumphes. So lächelt nur, wer sich zu reinen Höhn Emporschwang aus der Region des Sumpfes. Umschlossen hält die kalte Hand das Bild, Als sorge sie, daß ihr's genommen werde Im Tode noch. Ihr aber richtet mild! Mehr Unglück ist, als Schuld aus dieser Erde.

Brücke aus Bambus auf Borneo.(siehe@.532.) Wenn man den leichten Steg betrachtet, der da»n luftiger hohe die Verbm- dung der breiten Ufer eines die üppige Vegetation Borneos durch-

eilenden Flusses herstellt, so ist man im ersten Moment im Zweifel, ob nicht den dortigen Eingebornen inbezug auf waghalsige Uuterne- mungen ein noch höherer Preis gebüre, wie den in dieser Beziehung genugsam bekanten Amerikanern. Denn ein simpleres und schwanken- deres Bauwerk wie die Brücke auf unserer Abbildung vermag auch der verwegenste Dankee nicht herzustellen dieser verwendet zu solchen Zwecken nicht allein starke Holzstämme, sondern auch das wichtigste Ma- terial der Gegenwart, das Eisen, aber er färt dann auch im rasenden Galopp mit dem Dampfwagen darüber, Wärend die Dayaks in Borneo , wie Figura zeigt, hübsch zu Fuß dieses Konimunikationsmittel benüzeu. Dort per Dampfroß, hier per Schusters Rappen, wenn das bei Leuten, die barfuß gehen, zu sagen gestattet ist; dort das einen fortgeschritineren Kulturgrad dckumentircnde Eisen, hier der in Massen vorkommende Bambus als Baumaterial, das ist der Unterschied. Mit Bambus baut der Dayak unter anderem auch seine Befestigungen. Das dort in großen Massen vorkommende Eisen nüzt vorläufig direkt nur dem Europäer. Borneo ist nicht nur die größte Insel in Hiuderindicn, sondern der Erde überhaupt. l3 6(X) Quadratmeilen groß, hat sie 670 Meilen Küstenumfang und einen Durchmesser von S. nach W. von 170 Meilen. von O. nach W. von 150 Meilen. Im Innern der Insel erhebt sich ein gewaltiger Gebirgsstock, von dem fünf Gebirgsketten nach NO., W., SW., S. und O. ausgehen, die bis zu einer Höhe von 13 700 Fuß aussteigen. Zwischen diesen Bergketten senken sich nach den Küsten hin Stusenländer ab, die meist in ausgedehnten, aus Schwamland bestehen- den, versumpften Tiefebenen enden. Ueberhaupt ist die Insel von einem 610 Meilen breiten Gürtel umgeben, der aus sumpfigem Küstenland bestet, welcher Umstand den Zugang»ach dem Innern sehr erschweren würde, hätte Borneo nicht eine große Anzal Flüsse, die selbst für Schiffe von 4 Meter Tiefgang 2040 Meilen von der Mündung schiffbar sind. An Naturprodukten ist Borneo reich. Das Gold, von den Chinesen als Waschgold gewonnen, liefert einen järlichcn Ertrag von ca. 30 mill. Mark; die Ausbeute an Diamanten ergab 1850 2100 Koral. Außer dem schon genanten Eisen findet man Antimon in großen Massen, Stein- kolen von ganz besonderer Güte, desgleichen Platina , Kupser, Queck- silber, Zinn, Steinsalz, Schwefel, Erdöl u. s. w. Die Vegetation der Insel ist sehr üppig und bildet ausgedehnte Urwälder. Man zält 60 Arten Bauhölzer, worunter das sehr feste Eisenholz. Unter den Harz und Gummi erzeugenden Stämmen mint der Taban, welcher das beste Gutta-Percha liefert, die vorucmste Stelle ein. Außerdem harren noch l verschiedene Oele, Gewürze, Färb- und Faserpflanzen einer genauen' Untersuchung. Bedeutend für den Handel sind die Naturerzeugnisse von Gutta-Percha, Benzoeharz, Sago , Gomutipalmzucker, spanisches Rohr, Wachs und Honig. Hauptnarungsmittcl bilden Reis und Sago , aus der Frucht der Gomutipalme braut sich der Eingeborne, der Dayak, eine Art geistigen Getränks. Dagegen deckt er mit den Blättern der Nipapalme seine Häuser. Die Tierwelt ist in den Wäldern zalreich vertreten: kleine Leoparden und Bären, verschiedene Affenarten, darunter der Orang-Utang, Schweine, Tapirs, Büffel und viele Hirscharte», sowie eine sich durch ihre Farbenpracht auszeichnende Vogel- nnd Insekten- welt bilden die Fauna Borneos . Reißende Tiere kommen weniger vor. In den Flüssen lebt ein dem Gavial des Ganges änliches Krokodil. Die Bevölkerung der Insel wird aus 1 2>/z Millionen geschäzt, davon sind Vs muhammedanijche Malayen, 2/3 Dayaks und der Rest Chinesen und Europäer. Seit 1778 haben sich die Holländer dort sestgesezt und den größten Teil Borneos in holländische Lehensstaaten verwandelt. Nur die Nordwestküste und der nördliche Teil des Landes ist unab- hängig von der holländischen Herschast. Die Seeräuberei, welche von den Malayen lange Zeit betrieben wurde, sowie die Grausamkeiten der Ureinwoner sind wesentlich gemindert worden durch den Engländer Brooke, der von 1340 1868 alsResident von Sarawak", viel für Hebung der Kultur der Eingebornen getan hat. Die größten Städte von Borneo sind Pontianak mit 20 000 Einw., Sambos mit 10 000 Einw. und Kutschink, Hauptstadt des von den Holländern unabhängigen Reiches Sarawak , mit 15 000 Einw. Die Wonungen der Dayaks sind hölzerne, auf hohen und starken Pfäleu stehende Häuser. Ist ein Stamm klein, so wouen die verschiedenen Familie» desselben zusammen; nur hat jede Familiengruppe in dem Hause ihren besonderen Eingang, der aber mit den übrigen durch eine längs des Hauses hinlausende überdeckte Galerie verbunden ist. Dieser Gang dient auch häufig als Raum zur Verrichtung häuslicher Geschäfte: die Männer fertigen Äcker-, Jagd- und Kriegsgeräte, die Frauen fertigen Körbe und Matten u. s. s. Tische und Stüle kent man nicht, man nimt seine Malzeiten am Boden ein. Ebensowenig soll es Schlüssel oder Riegel geben, was vermuten läßt, daß die uncivilisirten Dayaks noch einen beträchtlichen Weg zurück- zulegen haben, um unsere Kultur mit ihrer rasfinirten Spizbüberei zu erreichen.. ort.

Raphael MengS (Schluß). Wie produktiv unser Künstler war, beweist am besten die große Anzal Gemälde, welche derselbe hinter- lassen hat. So hat er in Madrid allein 25 größere oder kleinere Bilder ul krasco in Oel ausgefürt für den König von Spanien , außer- dem 15 für Privatpersonen; Sachsen besizt 9 Gemälde von Mengs darunter das große 33 Fuß hohe und 16 Fuß breite Altarbild in der Hoskirche zu Dresden . außerdem die drei Zeichnungen zu diesem und den beiden kleinen Altarbildern, und dann noch 9 Pastellbilder: