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und Legumin zu bieten. So ist beispielsweise die Erbswurst- und Leguminosen- Präservenfabrik in Görlig( A. Schöcke) bemüt, solche bil­lige und zweckentsprechende Narungsmittel auf den Markt zu bringen. Seit der Kriegszeit ist es bekant, wie die Vereinigung von Erbsen mit Schinken und andern Fleischstückchen zu der damals so viel besprochenen und beliebten Erbswurst eine wolschmeckende und zuträgliche Speise bietet. Diese Erbswurst wird nun in verfeinerter Gestalt geliefert und stellt sich nach den festgesezten Preisen, Erbsen mit Schinken und Speck die Portion auf ungefär 16 Pfennige. Der Fabrikant spricht sogar den Wunsch aus, daß sich die Fleischer mit ihm in Verbindung sezen und nach seinem wolerprobten Rezept selbst Erbswurst bereiten möchten. Außerdem liefert die genante Fabrik auch Erbsen, Linsen und Bohnen ( one Fleischzusaz) in Tafeln à 12 Pfennige. Eine solche Tafel liefert durch Verbindung mit kochendem Wasser 4-5 Teller Suppe, wovon der Teller also noch nicht 3 Pfennige foſtet. Dabei muß auch haupt­sächlich in Anschlag gebracht werden, daß etwa nur 8 der Zeit und Feuerung verbraucht wird, welche sonst nötig, die betreffenden narhaften Hülsenfrüchte weich zu kochen. So empfielt sich diese Speise sowol für Mittag und Abend auch denjenigen Frauen, welche außer dem Hause auf Arbeit gehen und ist ihnen sicher viel zuträglicher, als das meist, nur um etwas Warmes zu haben, aufgewärmte Kaffeejurrogat. Auch jeder alleinwonende Arbeiter kann sich solches Essen schnell in seinem Stubenofen oder an der Herdstatt der Familie, bei der er in Wonung ist, bereiten. Luise Otto .

Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.

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Der Erfinder der Stalfeder. Nur ein winziges, einfaches Ding ist es, taum anderthalb Zoll lang und 1/4 Zoll breit, das seinen Er­finder zum Millionär gemacht hat. Dasselbe ließe sich, wie man die Nähnadel ,, die einäugige Königin der modernen Industrie" genant hat, als ,, die einäugige Königin der heutigen Literatur" bezeichnen: Jene beherscht die Stoffe, in die wir uns kleiden, diese regiert unser Schrift­wesen. Denn bekantlich greifen schon seit Jarzehnten die Schreibfinger der gesamten Kulturwelt zur Staffeder, nicht mehr zum alten Gänse­fiel, mit welchem zugleich das Federmesser in den wolverdienten Ruhe­stand gesezt ward. Der Erfinder dieses unscheinbaren Gehilfen, Mr. Mason, war der Son eines armen Arbeiters in Birmingham , noch bis hinein in sein höheres Mannesalter, ebenso wie Stephenson, der Vater der Lokomotive, hartschaffender Arbeiter selbst. Alles, was er besaß, dankte er nur sich, seinem Erfindungsgeiste, seiner Betriebsamkeit und seiner strengen, unwandelbaren Gewissenhaftigkeit. Daß diese lez­tere Eigenschaft außer dem moralischen auch von hohem geschäftlichen Wert ist, wird in unserer Zeit leider zu oft verkant. Mason war ein Mann ,,, der in eigenen Schuhen einherging", a hardworking selfmade man, wie die Briten sagen. Dieser Mann ist jezt in Birmingham im hohen Alter gestorben. Mit seiner Stalfeder hat er sich aber nicht blos in die Kulturgeschichte des 19. Jarhunderts, sondern durch großartige Schenkungen, die er schon seit jeher aus seinem ungeheuren Vermögen auf Waisen- und Armenanstalten, Schulen und für andere gemeinnüzige Zwecke verwante, sowie durch Vermächtnisse tief in die Herzen der Mit­und Nachwelt eingeschrieben. In Deutschland war die Stalfeder übrigens schon vor Majon erfunden.

Literarische Umschau.

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Russische Literatur und Kultur. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik der= selben von J. J. Honegger. Leipzig , 1880. J. J. Weber." Dr. J. J. Honegger , Pro­fessor an der Universitat Zürich , hat sich durch seine gediegenen fultur- und literar h.storischen Werke, vor allem der ,, Literatur und Kultur des 19. Jarhunderts", der ,, Grundsteine einer allgemeinen Kulturgeschichte der neuesten Zeit" und des ,, Katechismus der Kulturgeschichte", einen hochgeachteten Namen erworben, und seine Tätigkeit in dieser Richtung verdient in der Tat die wärmste Anerkennung. Als ein besonderer Vorzug tritt uns aus seinen Schriften namentlich ein feines Verständnis des Zeitgeistes ents gegen, wie man es leider nicht bei allen Autoren, die dasselbe Gebiet bearbeiten, wieder­findet. Auch in dem vorliegenden Werke, das seinen Ursprung insbesondere der häufigeren Berürung mit dem Russentum, wozu dem Verf. in Zürich hinreichende Gelegenheit ge­boten war, verdankt, bewärt sich allenthalben der scharfe Blick, mit dem er seine Materie zu durchdringen pflegt. Er hat bei seiner Arbeit ein reiches Material, neben eigenen Beobachtungen und den Hauptwerken der russischen Literatur selbst vor allem die Auf­zeichnungen deutscher und englischer Reisenden und einige französische Schriftsteller, benuzt, und wenn er in der Einleitung eine gedrängte Darstellung der Grundzüge der Geschichte Rußlands " gibt, so befolgt er im weiteren überall die glückliche Metode, die gegen= wärtigen Zustände des großen Czarenreichs in reingeistiger sowol wie volkswirtschaft­licher und politischer Hinsicht immer aus dem Charakter der Vergangenheit Rußlands , der despotischen Regierungsform und den mannichfachen Kultureinflüssen, denen es aus­gesezt war, zu erklären. Ich wollte weiter nichts als ein Resumé geben über die heutigen russischen Kulturzustände, sine ira et studio, aber auch absolut one alle Schminke oder Vertuschung, scharf und streng, was am Abschlusse der bezüglichen Studien meine Ueberzeugung geworden..... Ist das Gemälde, das ich entworfen, in vielen Partien ein abstoßendes und dunkles, so ist ganz gewiß nicht der Zeichner schuld. Ich bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß es eben nicht besser stet; und in erster Linie

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waren hierin für mein Urteil bestimmend alle, one Ausname, alle ersten Autoren der Russen selber, die um nichts heller malen, im Gegenteil. Es ist doch gewiß ausschlag­gebend, wenn die ersten Geister einer Nation in einer ganz bestimten, absolut überein­stimmenden Weise über die vaterländis ten Zustände aburteilen; nur Verblendung oder Eigensinn tönte sich dieser mächtigen Stimme verschließen... Glänzend und geistreich ist die russische Literatur behandelt, welcher Honegger auch den größeren Teil seines Werkes gewidmet hat. Eine allgemeine, überaus zutreffende Charakterisirung des russi­schen Schrifttums, welche diesem Abschnitt vorausgeschickt ist, leitet die klar entworfenen und farbenvoll ausgefürten Bilder von vierzehn Schriftstellern ein, bei deren Auswal fich der Autor vor allem durch die Notwendigkeit, von den verschiedenen Parteien, Richtungen und Schulen, die sich nacheinander abgelöst haben, das Porträt mindeſtens je eines Vertreters zu geben, bestimmen ließ. So ist das 360 Seiten umfassende Buch in jeder Hinsicht ein sehr verdienstvoller Beitrag zur Kentnis namentlich des heutigen Rußland, der die größte Beachtung und wärmste Empfelung beanspruchen darf. Dr. M. V.

Redaktionskorrespondenz.

Luckenwalde . Maurermeister 8. Der betreffende alte Schulmeister hat also be=

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hauptet, wir Deutschen könten mit dem Militärwesen ganz zufrieden sein, es wäre auch hier wie anderswo besser geworden und nicht schlimmer, hauptsächlich sei die Dienstzeit -zu seiner Zeit, in den dreißiger und vierziger Jaren wäre man mit drei jezt türzer, Militärjaren nicht davongekommen! So das hat der Schulmeister behauptet? Nun­der Mann hat ihnen entweder ein für ein U machen wollen oder er ist wegen ganz kläglichen Gedächtnisses zu bedauern. Umgekehrt wird ein Schuh daraus! In Preußen dauerte der aktive Infanteriedienst grade wärend der Zeit von 1833 bis 52 nur zwei Jare, und 1852 wurde er dadurch, daß die Refruten nicht, wie bisher, zum Oktober, sondern zum April eingestellt, aber nicht früher entlassen wurden, als ehedem, auf 21 Jare verlängert. 1857 brachte uns erst die noch jezt geltende dreijärige Dienstzeit, die allerdings in ihrem vollen Umfange seit der Militärreorganisation, deren Durch fürung die Zeit von 1860-66 in Anspruch nam, nur auf dem Paviere bestand. Die Militärbehörden zogen nämlich die Rekruten stets viel später und zwar bis zu 51 Mo­naten später, ein, als sie die Manschaften zur Reserve ent.assen hatten, sodaß sich die Dienstzeit in der Tat im ganzen und großen auf 2 Jar 6 Monat reduzirte. Seit jener Zeit wurde jedoch dieser Zwischenraum wieder beständig kürzer; im Jare 1874 betrug er nur noch wenig über drei Monate, und in diesem Jare wurde er auf nur 5 Wochen verkürzt. Dafür wird allerdings seitdem ein Teil der Manschaften, anfänglich über die Hälfte, schon im zweiten Herbst nach der Einstellung entlassen. Aber auch hierin ist in den lezten Jaren wieder eine Rüdbewegung eingetreten, indem schließlich wenig mehr als einem Drittel der Eingestellten dieser Nachlaß in der Dienstzeit zuteil wurde. Soviel für Ihren Schulmeister! wenn Sie ihn wieder auf Holzwegen erwischen, brauchen Sie es uns nur mitzuteilen.

Solingen . Fabrifarbeiter D. S. Für den Jugendunterricht, welchen Sie Ihren Mitteilungen nach genossen haben, sind Ihre Verse in Form und Inhalt nicht übel, insbesondere verraten sie Gefül und Sehnsucht nach dem Edlen und Schönen. Druckreif sind sie allerdings nicht, dazu müßten Sie zum mindesten erst die deutsche Sprache zu beherschen gelernt haben, damit Sie Ihren Gedanken treffenden Ausdruck geben können.

Wiesbaden . Frau P. T. Daß Sie durch die Brille Ihrer Mutter, welche blind war und durch Operation wieder zum Augenlicht gelangte, nichts zu sehen vermögen, braucht Sie nicht im mindeſten zu beunruhigen. Diese Brille, deren eines Glas Sie Ihrem Brife an uns beigelegt haben, ist eine Staarbrille, welche teinen anderen Zwed hatte, als die aus dem Auge Ihrer Mutter durch die Operation entfernte natür liche Gehlinse, welche krankhaft getrübt war, zu ersezen. Deshalb sind die Gläser der Staarbrille konvex, d. h. linsenförmig, nach außen gewölbt, geschliffen, entweder nur nach einer Seite oder nach beiden, in welch' lezterem Falle ſie Bitonvergläser genant werden. Ihnen felt nun die natürliche Sehlinse nicht, Sie fönnen also Konvergläser zum Ersaz derselben nicht gebrauchen. Dafür sind Sie kurzsichtig, d. h. in Ihren Augen werden die gleichlaufend einfallenden Lichtstralen nicht, wie sie sollten, auf der Nezhaut, diesem in einer hautartigen Ausbreitung des Sehnerven bestehenden Bestand teile des Augapfels vereinigt, sondern fallen bereits vorher zusammen. Sie brauchen deshalb nicht ein Glas, welches, wie die konvegen, die Lichtstralen sammelt, sondern welches sie in einer der Sehjähigkeit ihres Auges entsprechenden Weise zerstreut, und dies tun die tonkaven Gläser, die holrund, nach innen gewölbt, geschliffen sind. Lassen Sie sich von einem Arzte angeben, wie scharf die für Sie zweckmäßigsten Konkavgläser sein müssen; one Prüfung des Auges kann darüber nichts bestimt werden.

Zombor( Komitat Bacs). 2. D. K. 1) Ueber die Ursachen und das Wesen des Nachtwandelns oder der Mondsucht ist auch heute noch nichts zuverlässiges und genügend aufklärendes bekant. Vielleicht werfen die seit kurzem in eingehenderer Weise vorgenommenen wissenschaftlichen Untersuchungen, welche an die Leistungen des Magnetis seurs Hansen angeknüpft wurden, auch in dieses intereffante Gebiet der natürlichen Ers scheinungen endlich helles Licht. 2) Derjenige unserer Herren Mitarbeiter, welcher die Prüfung der Unterrichts brife zur Erlernung der deutschen Sprache, sowol der von Sander, als der andern von Karl Schiller übernommen hat, ist leider bis her durch seine eigentlichen Berufsarbeiten verbindert gewesen, jene zeitraubende und schwierige Arbeit zu beenden. 3) Das beste und umfassendne Wörterbuch der deutschen Sprache ist das von den Gebrüdern Grimm 1852 begonnene, an dessen Fortsezuna heut noch, im Geiste der ursprünglichen Verfasser von dem leipziger Professor Hildebrand gearbeitet wird. Im Umfang gleichfalls nichts zu wünschen übrig lassend, in das Wörterbuch von Sanders, desjenigen Germanisten, der gegenwärtig, um einen trivialen, aber vielleicht am besten passenden Ausdruck zu gebrauchen ,,, am meisten in der Mode" ist. Beide sind für Sie unbedingt viel zu umfangreich und auch sehr kostspielig, wenn auch für die Fülle ihres Inhalts keineswegs zu teuer. Genügen dürften Ihnen die zwei Bände des wigand'schen Wörterbuchs, das Sie durch jede größere Buchhandlung beziehen können.

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Wolfenbüttel . Frl. C. Ihre Gedichte, Köln . Fideler Heinrich: Ihre Humo resten, Freising . Bertold B. Ihr Drama und Ihre Novelle verwenden.

find nicht zu

Zur gefälligen Beachtung für die geehrten Mitarbeiter der ,, Neuen Welt".

Bei der Ueberfülle der an uns gelangenden Manuskriptsendungen wird es uns in Zukunft nicht mehr möglich sein, unverlangtes zu remittiren; doch werden wir auf jede an uns gerichtete, vorherige An­frage betreffs uns einzusendender Manuskripte gern Antwort erteilen. Leipzig , am 3. August 1881.

Die Redaktion der neuen Welt".

カラ

Aus Deutsch

Inhalt. Herschen oder dienen? Roman von M. Kautsky( Fortsezung).-Das Opfer einer geistlichen Intrigue. Eine Historie aus der Zeit der Herenprozesse, von J. H.( Schluß.) Das Teater zur Zeit der französischen Revolution, von V. Sincerus. lands schlimster Blut- und Eisenzeit. Historische Novelle von Carl Cassau( Fortsezung). Eine Verhaftung. Gedicht von Max Vogler( mit Zur Frage der Massen- und Einzelernärung, von Luise Otto . Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Der Erfinder der Literarische Umschau. Redaktionskorrespondenz. Zur gefälligen Beachtung.

Illustration). Stalfeder.

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Verantwortlicher Redakteur: Dr. Max Vogler in Gohlis - Leipzig ( Möckernsche Straße 30 d). Expedition: Färberstr. 12. II. in Leipzig . Drud und Verlag von Franz Goldhausen in Leipzig .