Natur gewesen zu sein und noch zu sein. Man fragt den Alten, den biederen verehrungswürdigen Greis", und erfärt von ihm, daß sich der Krater des Vulkans bedeutend erweitert habe und daß in nächster Zeit eine gewaltige Eruption bevorzustehen scheine. Um ihn für diese herliche Belehrung genügend zu belonen, gibt man ihm eine getreue Definition des waren Sanskülotten" und reist in heiterem Vereine ab, um die Könige zu suchen und her zuholen. Sie kommen nach mehrfachen Frrfarten wieder und landen an der feurigen Insel mit den gefundenen Königen, deren jeder eine Kette am Halse trägt. Die armen Könige zunächst werden sie von den lieben biederen Sanskülotten beschimpft und schließlich auf der vulkanischen Insel gelassen. Doch noch ziehen sich die schändlichen Beiniger nicht zurück, sie wollen sich aus der Ferne an dem Hunger der Könige ergözen." Aber auch das

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genügt noch nicht. Nachdem sich die armen Schelme um ein Stück Schwarzbrot untereinander weidlich gestritten haben, rollt man ein Faß Schiffszwieback unter sie. Hier, ihr Schurken, da habt ihr Futter. Freßt!" Unterdessen steigt aus dem Bulkan glühende Lava und nähert sich den Königen. Das Stück endigt mit einer allgemeinen Feuersbrunst und die Könige stürzen ver­brant in die Tiefen der geöffneten Erde hinab.

Fast alle diese Stücke datiren aus den Jaren 1793 und 1794. Und wie in der Geschichte der Revolution selbst mit dem Ende der Schreckensherschaft eine neue Epoche eintritt, so auch in der Geschichte des Teaters der Revolution. Einige Stücke, unter welchen das berühmteste den Titel ,, das Innere der Revolutions­comités" fürt, bezeichnen die wenigen Monate der Dauer der Reaktion vom Thermidor. Allein da der Konvent nichtsdesto­

Der Bienenvater.( Seite 588.)

weniger allmächtig blieb, grassirte die Krankheit vorläufig weiter. Wir fönten uns zum Beweise dafür auf die Ceremonie der Ueber­tragung der Asche Marats in das Panteon berufen, welche nach der Hinrichtung Robespierres stattfand; doch liegt ein anderes schlagendes Beispiel unserem Gegenstande näher. Als am 21. Jan. 1795 der Konvent den Jarestag der Hinrichtung Ludwigs XVI. feierte, ließ sich im Orchester Gemurmel vernemen. Ein Depu­tirter nam das Wort und fragte die Musiker, ob sie sich über den Tod des Tyrannen freuten oder ob sie ihn etwa beklagten. Worauf der Komponist Gossec an die Schranken treten mußte um, folgen dermaßen seine musikalischen Intentionen zu interpretiren: es möglich, daß sich ein so beleidigender Zweifel über die Inten­tionen der Künstler erheben kann, welche gewürdigt sind in diesem Sale zu spielen? Wir überlassen uns den süßen Gefülen, welche gefülvollen Seelen das Glück, von einem Tyrannen befreit zu sein, einflößt, und aus diesen melodiösen Tönen sind wir zu män­licheren Klängen friegerischer Musik übergegangen.... Bürger repräsentanten, wir werden die Tyrannen stets vernichten, nie­mals aber sie beklagen."

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Wenn nun wärend einiger Monate der Konvent gezwungen war, die Veränderung der öffentlichen Meinung zu ertragen, wenn er den Reveil du peuple fingen und das Volk Nieder mit den Terroristen, nieder mit den Jakobinern" schreien lassen mußte, ja wenn er sogar die im Foyer des Teaters aufgestellten Büsten Marats in die Kloaken geworfen sehen mußte; so ließ doch das Direktorium die tyrannischen Prozeduren der Schreckens­herschaft wieder aufleben. Am 4. Januar 1796 erließ es fol­gendes Dekret: Alle Schauspieldirektoren, Unternemer und Eigen­tümer von Paris , sind unter ihrer eigenen persönlichen Verant­wortung gehalten, jeden Tag von ihrem Orchester vor dem eigentlichen Beginn des Stücks, die teueren Weisen der Republi­ kaner , wie die Marseillaise , Ça ira, Le chant du départ u. ij. w. spielen zu lassen. Zwischen zwei Stücken aber wird man stets den Hymnus der Marseiller oder ein anderes patriotisches Stück singen." Und der Polizeiminister Merlin hielt streng auf die Eines Abends wurde im Teater Ausfürung dieses Dekrets. Feydeau das patriotische Lied von einem so linkischen und ver­legenen Sänger vorgetragen, daß sämtliche Zuschauer in lautes