den Burgberg überragenden und noch jezt nach ihnen genanten Sachsenberge ein mächtiges Blockhaus aus Eichenstämmen erbaut, welches eine vollständige Besazung von 1200 Mann besaß, um den Feinden Zufur und Verstärkung abzuschneiden.
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in welchem der König die Reichstruppen. persönlich anfürte, vollständig geschlagen. Nicht weniger als 8000 Streiter blieben auf der Walstatt. Nun aber namen die entsezlichsten Gräuel wider die Sachsen erst recht ihren Anfang. Das feindliche Heer hauste auf das furchtbarste in den sächsischen und türingischen Landen, und was man vorher den Besiegten als schmachvolles Verbrechen zur Last gelegt, Raub, Mord und Kirchenschändung, das übten jezt die Sieger in ihrer Roheit selbst. Aber nicht genug damit; verzagt und wankelmütig kündigte das sächsische Volt seinen gegen den König streitenden Fürsten den Gehorsam und sträubte sich entschieden wider eine Fortsezung des Kriegs, so daß sich die lezteren bei Spier im Schwarzburg- Sondershausen 'schen barfuß und waffenlos dem erzürnten König unterwerfen mußten. Die Folge war lange, drückende Gefangenschaft der sächsischen Fürsten in den verschiedensten Gegenden des Reichs.
Inzwischen war die Weihnachtszeit herangekommen und die Stimmung im Sachsenlande gegen den König immer feindseliger geworden, so daß man sogar beschloß, im kommenden Februar eine Reichsversamlung nach Fritzlar einzuberufen und hier die Wal eines neuen Herschers vorzunemen. Nichts war begreiflicher, als daß Heinrich diesem Plane mit allen Mitteln entgegen zutreten suchte, schien doch das leztere um so gefärlicher, als Der König auch bei den anderen Reichsfürsten unterdessen viel an Gunst und Ansehen verloren hatte. Es würde doch in der Tat für ihn schmälich gewesen sein, wenn er in einer Verhandlung hätte erscheinen müssen, in welcher er als Angeklagter vor den Fürsten als Richtern stand!... Mit einem kleinen Heere von Sofort gab nun Heinrich den Befel zum schleunigen Aufbau 6000 Mann ging er daher gegen die Sachsen vor, wurde jedoch der zerstörten Burgen und beauftragte den um Weinachten des in seiner Hoffnung, diese unvorbereitet zu überraschen, getäuscht, Jares ganz wider Erwarten aus der Gefangenschaft entlassenen denn schon wieder hatten die Aufständischen, von den Fürsten Otto von Nordheim , den Hauptanstifter des Aufstandes, mit der auf die Gefar aufmerksam gemacht, eine Armee von 40 000 Mann Aufsicht über den Bau der Festen auf dem Hartesberge und dem zusammengebracht und stellten sich Heinrich bei Vacha an der westlich von Goslar gelegenen Steinberge, indem er den leztge= Werra gegenüber. Unter diesen Umständen sah sich der König nanten, um sich dieses einflußreichsten Hauptes des sächsischen zu Unterhandlungen gezwungen, die zu Gerstungen ihren Abschluß Volkes zu versichern, gleichzeitig mit der Würde eines Stattfanden, und zwar in der Weise, daß jener den Sachsen die halters von Sachsen betraute. Mit großer Raschheit schritt der Schleifung aller königlichen Burgen, Rückerstattung der einge- noch im Winter desselben Jares auf der alten Stätte begonnene zogenen Güter, Wiedereinsezung Ottos von Nordheim in die Bau der neuen Harzburg , bei dem die besiegten Sachsen die härHerzogswürde von Bayern und den Türingern den Erlaß des testen Frondienste leisten mußten, seiner Vollendung entgegen. Zehnten, den diese bisher an den Erzbischof Siegfried von Mainz Diese neue Zwingburg war indessen warscheinlich noch nicht ganz zu entrichten hatten, versprechen mußte. Als jedoch der König vollendet, als auch sie schon ihren Untergang fand. Die Sachsen inzwischen von der unausgesezt tapferen Haltung der Reisigen nämlich hatten den König beim Papste verklagt, dieser hatte ihn auf der Harzburg vernam, weigerte er sich, neue Hoffnung schöpfend, in den Bann getan, die gefangenen sächsischen Fürsten entflohen diese harten Bedingungen zu erfüllen und berief einen Reichstag aus den Gefängnissen oder wurden von den Wächtern heimlich nach Goslar . Die Bitten, die er hier vorbrachte, blieben jedoch er- freiwillig entlassen, und der Zorn der Besiegten suchte in zerfolglos, da die in großen Scharen herzugeströmten Sachsen die Er- störenden Taten wieder ungehinderten Ausbruch. Es tamen für füllung des Vertrags auf das entschiedenste verlangten. Nun mußte den König jene schweren Tage, wärend deren er( 1076 zu Tribur ) sich Heinrich zum Nachgeben entschließen und mit schwerem Herzen von den deutschen Fürsten suspendirt wurde und vor Papst den Befel zum Abbruch auch der Harzburg geben. Noch immer Gregor VII . im Schloßhof zu Canossa büßen mußte( 1077). In freilich hoffte er, die leztere erhalten zu können, indem er zwar Sachsen schloß sich auch Otto von Nordheim den alten Waffendie Mauern zum Teil zerstören ließ, aber den Palast, das Münster gefärten an und befal den königlichen Besazungen, von den Burgen und die anderen Gebäude erhalten wissen wollte. Kaum aber hatte abzuziehen. Wenn wir auch kein ausdrückliches Zeugnis von der König Goslar den Rücken gekehrt, kaum hatten die Bauern irgend einem Schriftsteller der damaligen Zeit dafür befizen, so die Kunde von der begonnenen Schleifung der Burg erhalten, werden wir doch nicht mit Unrecht annemen, daß in diesem Wirren so zogen die lezteren, brennend vor Gier, den königlichen Rittern die Harzburg von dem erzürnten Sachsenvolke abermals zerstört die ihnen zugefügte Unbill, die Plünderung der blühenden Land-| worden ist; wird doch erzält, daß der Papst selbst diese Stätte schaft, die von ihnen ihren Weibern angetanen Schandtaten, die mit dem Fluche belegt habe, damit sich kein neuer Bau je wieder erduldeten Ungerechtigkeiten und Härten gebürend heimzuzalen, auf ihr erheben solle. den Berg hinauf, stürzten sich in heißer Wut auf die stolzen Ge- Das ist der bedeutendste und interessanteste Teil der Geschichte bäude der verhaßten Zwingburg und ließen jedes Gefül der Rück- der Harzburg . Wiederholt aber tritt sie uns auch in den Besicht und der Schonung faren. Der königliche Palast, die festen gebenheiten der folgenden Jarhunderte entgegen. Nach den BeTürme, Mauern und Tore, das Münster , alles fiel der verzehrichten einer Goslaer und der Sachsenchronik hatte sie schon ums renden Gewalt der Flammen anheim und wurde dem Erdboden gleich gemacht. Man riß selbst die Reliquien der Heiligen heraus, erbrach die Königsgruft, warf die Leichen des Bruders und Sones Heinrichs übermütig umher, so daß es der größten Mühe von Seiten des Abtes zu Ilsenburg bedurfte, um sie zu retten und ihnen in seinem Kloster eine neue Ruhestätte anzuweisen. Das erbitterte Volk glaubte sich erst dann Genugtuung verschafft zu haben, nachdem es die ganze Fläche des Berges völlig geebnet, feinen Stein auf dem anderen gelassen hatte. So wurde im März von 1074, etwa 9 Jare nach dem Beginn ihrer Erbauung, die schönste und stärkste aller königlichen Burgen vollständig zerstört.
Freilich sollten sich die Sachsen nicht lange ihres Erfolges freuen. Die von ihnen verübten Taten, die Vernichtung der Kirche, die Entweihung der Grüfte 2c. hatten, so viel Sympatie man sonst für sie empfand, das übrige deutsche Volk wider sie aufgebracht. Die Fürsten , und an ihrer Spize Rudolf von Schwaben , der bis vor kurzem sich noch unter den Aufständischen befunden hatte, aber über den von den Sachsen geschlossenen Frieden erbittert war und sich nun wieder in der Gunst Heinrichs zu befestigen suchte, sammelten sich von neuem um den König: neben dem genanten vor allen Wolf von Bayern , Gottfried von NiederLothringen, Wratislaus von Böhmen und die Rheinfranken mit der Reichsfahne. Das sächsische Heer scharte sich unter Anfürung Ottos von Nordheim, der den Ruhm genoß, der tüchtigste Feldherr seiner Zeit zu sein, eiligst zusammen, wurde aber bei Hohenburg an der Unstrut überfallen und nach hartnäckigem Kampfe,
Jar 1138 Konrad III. bei seinem Kampfe mit Heinrich dem Stolzen wieder erbaut. Dann finden wir sie im Besize Heinrichs des Löwen, dem sie in seinem Kampfe gegen Kaiser Barbarossa von diesem abgenommen wurde. Der leztgenante befestigte und erweiterte sie bedeutend und erhob sie wieder zu einer Reichsfeste mit starker kaiserlicher Besazung, welcher Rang ihr auch unter seinen Nachfolgern bewart blieb. Die Burg wurde im Laufe der folgenden Jarzehnte dann wiederholt erweitert, reich mit Gütern und Ländereien versehen und an verschiedene Herren zu Lehen gegeben, bis sie nach dem Testamente Otto IV. wieder dem Reiche unmittelbar zugestellt wurde. Des lezteren Nachfolger, Fried rich II. , jedoch schon gab sie wieder und zwar den Grafen von Moldenberg, die sich hernach Grafen von Harzburg nanten, zu Lehen, sie ging in die verschiedensten Hände über und wurde einer der berüchtigsten Size des Raubrittertums. Jm 16. Jarhundert diente sie den Herzögen von Braunschweig- Wolfenbüttel als Jagdschloß; einer derselben, Herzog Julius, legte unmittelbar unter dem Burgberge die noch jezt vorhandene Saline Juliushall an. Der 30 järige Krieg entschied auch das Schicksal dieser alten Feste. Hatten sie erst die" Schnapphähne" oder„ Harzschüzen" - durch die Kaiserlichen aus den verwüsteten Ortschaften des Harzes vertriebene, raublustige und abenteuernde Gesellen- zu зи einer willkommenen Zufluchtsstätte benuzt, von der aus sie recht bequem die ganze Umgegend heimsuchen konnten, so schickte dann Tilly nach dem Siege bei Lutter am Barenberge einen Teil seiner Truppen ins Harzburgische, und diese leztern hausten auf das grausamste in den umliegenden Dörfern und in der Burg. Durch alle