,, Wo starb er, alter Freund?"
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,, Ach, gnädiger Herr, das ist eine lange Geschichte. Als Euer Herr Vater vor zwei Jaren Euch den alten Helchner schickte, da waren wir eben aus England mit reichen Geldmitteln zurück gekehrt und hatten uns in Niedersachsen festgesezt. Kaum ließ Euer Herr Vater die Werbetrommel rüren, so strömten uns Reiter und Fußknechte die schwere Menge zu, und so konten wir bald mit einem 20 000 Mann zälenden Heere die Weser hinaufziehen, dem Tilly entgegen. Wir taten dem alten Korporal in der Gegend von Minden und Hameln viel Abbruch, mußten aber später gegen Osten abrücken, um den Waldsteiner in Schach zu halten, der an der Mulde herabzog. Am 25. April anno 25, da kam's zum Zusammenstoß zwischen uns. Aber wir waren zu schwach und konten die Brücke bei Dessau auf die Dauer nicht halten, obwol wir Waldstein drei Tage aufhielten; zulezt mußte der selige Herr Graf doch das Zeichen zum Rückzug geben. Aber gefochten haben wir, daß die Waldstein'schen Respekt bekamen, denn von wem anders hat's der Albrecht auch gelernt, als von des Grafen selige Gnaden, wie man Heere aus der Erde stampft? Bei dieser heißen Affäre ist auch der alte Helchner gefallen. Euer Herr Vater selig hatte aber den Entschluß gefaßt, nach Ungarn zu ziehen, um sich nach längst gepflogener Unterhandlung mit Bethlen Gabor , dem launischen Fürsten von Siebenbürgen , andauernd nur in seinem Haß gegen das Haus Habsburg , zu gemeinsamem Handeln zu verbinden. Sind aber keine Felsenherzen, die Ausländer, Herr, wie wir; hatte sich unterdes anders besonnen, der edle Fürst, und mit dem Kaiser Frieden gemacht, sodaß Eures seligen Vaters Gnaden ihr Heer entlassen, ihre Kanonen verkaufen mußten, und nur mit der Unterstützung von wetterwendischen Fürsten den Norden wieder gewinnen konte. Aber er sollte nicht weit kommen: am 20. November vorigen Jares waren wir bis an das Dorf Uratowicz, nahe bei Serajewo, gelangt, wo Eures Herrn Vaters selige Gnaden ernstlich krank wurden und sich legten, bis sie plözlich ausriefen:
Ich muß sterben; helft mir auf! Ein ordentlicher Soldat stirbt stehend!" Und er starb stehend in den Armen zweier Offiziere. Er hatte schon längere Zeit vorher über Schmerzen im Unterleibe geklagt, aber so schlimm hatte es keiner geachtet; doch hatte er mir schon vorher seinen lezten Willen an Euch gegeben. Hier ist alles: Eures Vaters Rüstung, sein Schwert und 63 ungarische Dukaten, ferner ein Bildnis Eurer gräflichen Frau Mutter, Eures Herrn Vaters Handsiegel und ein Schreiben von seiner Hand. Rüstung und Schwert habe ich selbst angelegt, um beides fortzubringen. Das ist das Lezte von Eures Herrn Vaters selige Gnaden, Herr Graf!"
Lange saß Hoyer neben Stürig, der ihm gütlich zuredete, sich zu fassen, und Träne um Träne tropfte durch die Finger in den langen, blonden Bart. Dann griff er zum Schreiben seines Vaters und las:
Mein teurer Son!
Längst füle ich mein Ende nahen und habe die Hoffnung aufgegeben, Dich je wiederzusehen. Ich segne Deinen Entschluß,
bei den Schweden weiter zu dienen; verharre dabei! Mein Leben war an eine Idee gesezt: sie war verfelt! Statt meinem Vaterlande zum höheren Aufschwung durch Beschränkung des Katolizismus zu verhelfen, liegt es jezt wüste und verödet, und wer kann wissen, wie lange dieser unheilvolle Krieg noch Deutschland zerfleischen wird? Wenn ich sterben sollte, hinterlasse ich Dir, mein teurer Son, leider nichts als meinen Ruhm, mein Schwert und das Anrecht auf meine Güter im Lüttichschen, die jezt die Pfaffen in den Klauen haben. Besonders achte auf die Stelle, fünfzig Schritte nach Norden von der großen Buche auf dem sogenanten, katolischen Hofe zu Lüttich ! Bleibe fromm und redlich wie bisher und vergiß nicht Deinen treuen Vater Ernst, Graf von Mansfeld Geschrieben m. p.
nach der Affäre an der Dessauer Brücke
a. d. 1626."
" Armer Vater!" seufzte Hoyer; dann küßte er der Mutter Bildnis und hängte es um den Nacken, wie einst der Vater, und fragte: Wo habt Ihr ihn begraben?"
Auf dem Kirchhofe zu Urakowicz hat ihn der griechische Pope eingesegnet; unter einer hohen Rüster ist sein Grab, auf das wir einen schweren Stein mit eingehauenem Kreuz gelegt; Glaubenshaß wird ihm dort nicht das Ruhepläzchen stören!"
Hoyer sprach ein stilles Gebet; dann trat eine lange Stille ein. Nach einer Weile begann Stürig wieder:
" Ich zog nun heim. Aber, du lieber Gott, wie siet das allüberall in den deutschen Landen aus! Tagelang findet Ihr, Herr Graf, kein bewontes Dorf; besonders, wo der Waldstein gehaust, da siet's fürchterlich aus und ist's öde und still, wie in der Kirche. Jezt regiert der Kaiser bis an die Ost- und Nord see , denn den vereinigten Generalen Tilly, Pappenheim und Waldstein konte keiner widerstehen."
In diesem Moment ward plözlich und stürmisch die Tür aufgerissen. Auf der Schwelle stand händeringend Gräfin Erna.
" Vergib mir, einzig Geliebter! Was ich gesündigt, die Liebe wäscht es rein; seitdem ich dich kenne, Hoyer, habe ich für feinen andern Mann etwas gefült, noch fülen können; das schwöre ich bei Gott ! Vergib mir!"
Und sie eilte vorwärts und umfing Hoyers Knie. Eine Weile war Graf Mansfeld ganz stumm; mit einem Anflug des Glückes vergangener Tage sah sein Auge herab auf das schöne Weib mit dem wunderbaren Har, dessen lange Locken auf den üppigen Nacken niederrollten. Dann begann er strenge:
" Frau Gräfin, Ihr irt in der Adresse; Leubelfing wont im königlichen Schloffe! Ich habe Euch schon einmal sagen lassen: meine Liebe teile ich nicht mit Pagen und Stallknechten. Ich habe für alle Zeit, Frau Gräfin , den Glauben an Euch verloren! Komt, Stürig!"
Sie eilten davon, wärend Erna, rasend vor Zorn, zurückblieb. An demselben Tage lichtete das Schiff" Thor", welches dem Könige Waffen, Pferde und Hülfsmanschaften nach Polen zufüren sollte, die Anker. Auf ihm befanden sich auch Hoyer und Stürix. ( Fortsezung folgt.)
Blicke in die Gewerbe- und Industrieausstellung zu Halle a/$. imitationen lassen sich auf dieser Maffe herstellen. Einem Kennerauge
( Fortsetzung.)
Einen eben so kostbaren Schreibtisch mit hohem Schrankaufsaz, der leider den Raum der Schreibtischplatte allzusehr beschränkt, hat Tischlermeister Stahl geliefert. Das elegante Möbel ist in amerikanischem Nußbaum ausgefürt, mit breiten Evenholzstreifen ausgelegt und mit Intarsien von Ahornholz geschmückt. Das Gebiet der Uhrmacherei wird durch Gasser vertreten. Zwei treffliche Regulatoren mit schön gearbeiteten Zifferblättern und mit Granaten besezten Gewichten zeichnen sich durch ihre kunstvoll geschnizten Gehäuse, die mit vielen bunten Steinen anscheinend Achaten dekorirt sind, in hervorragendster Weise aus.
bor.
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Der Hofvergolder Köpke fürt uns ein bei uns noch ziemlich unbefantes Material: Carton pierre( jpr. kartong pjähr', wörtlich Steinpappe) Zwei große getriebene Schalen, mit den Bildnissen Karls V. und Heinrichs II. von Frankreich sind in dieser Masse ausgefürt. Für Dekorationszwecke der inneren Räumlichkeiten hat Carton pierre in der lezten Zeit eine hervorragende Bedeutung gewonnen. Es ist eine Mischung verschiedener Stoffe, welche ein kompaktes, äußerst zähes und plastisches Material bilden, das, vollständig trocken geworden, den besten Holzarten an Härte und Dauerhaftigkeit gleichkomt und sich in der bequemsten Weise zu Ornamenten, Nachahmung von Büsten, Statuen, Tellern, Schüsseln, Waffen 2c. verwenden läßt. Die täuschendsten Metall
ist es beinahe unmöglich, solche Sachen von echtem Metall zu unterscheiden. In Düsseldorf riefen besonders verschiedene Postamente, welche in ihrer reichen Renaissance- Ornamentirung von Holzschnittswerk nicht zu unterscheiden waren, ferner einige Spiegelrahmen in Gold-, Ebenholz- und Elfenbeinimitation die allgemeinste Bewunderung hervor. Indem wir dieses Material der allgemeinsten Beachtung empfelen, gehen wir von dem Grundsaze aus, daß Gegenstände, die in echtem Metall u. s. w. ausgefürt, zu teuer sind, in solcher vorzüglichen Imitation auch dem wenig Begüterten zugänglich werden. Zum Schluß machen wir noch auf das vom Parquetfabrikanten Enke an der hinteren Seite der Podium- Rückwand angebrachte, treffliche Parquetmuster und auf eine von Döbbel jun. in französischem Kalkstein ausgefürte Kolossalgruppe Venus und Amor", welche vor dem Podium aufgestellt ist, aufmerksam.
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Wir schließen hieran einige Bemerkungen über die in der Gruppe Zimmereinrichtungen" ausgestellten Gegenstände. Es ist das diejenige Gruppe, welche für den größten Teil der Ausstellungsbesucher den Hauptanziehungspunkt bildet, freilich auch den Gegenstand stillen Neids jener weniger glücklichen Sterblichen, die sich sagen müssen, daß eine solche Wonung für wer weiß wie lange einer ihrer frommen Wünsche bleiben wird. An sich ist der Gedanke, dem Auge des Beschauers solche ganze Zimmereinrichtungen vorzufüren, ein glücklicher; muß es doch bei der Vielgestaltigkeit unsres modernen öffentlichen Lebens mit seinen