dienende Samlung anzulegen, drittens die Anschaffung von Formen behufs schnellerer Massenfabrikation anzuregen, und viertens einen nach neuem System eingerichteten Brennofen errichten zu lassen. Der Unterricht selbst war in der Weise verteilt, daß bei täglich ca. 2 Stunden Unter­richt in der Schule selbst weitere 4 Stunden zum Besuche der einzelnen Werkstätten und direkter Unterweisung in praktisch- technischen Handgriffen daselbst sich anschlossen. Denn das sollte ja das Hauptprinzip der Schule bilden, daß nicht nur die teoretischen Auseinandersezungen, son­auch deren Anwendung auf die Werkstätte gelehrt würden: es sollte ge­zeigt werden, wie durch einfache Kunstgriffe und technische Hülfsmittel one Erhöhung der Herstellungskosten stilgerechtere und formreichere Ar­beiten hergestellt werden können. Zu erwänen ist noch, daß die Schule, deren Unterrichtsplan im großen und ganzen wie folgt festgesezt war: 1) Modelliren nach Ornamenten und Gefäßen,

2) Architektonisches Zeichnen( Stillehre), Gefäßzeichnen, 3) Farbenlehre und deren praktische Anwendung, 4) Anleitung zum Gießen und Formen,

vom Herbst d. J. ab so gut wie möglich fortgefürt und dann zeitweise wieder ein Kursus durch einen anderen sachverständigen Künstler erteilt werden soll. In wirklich vernünftiger Weise hat man von einer Her­stellung feinerer Luxusgeschirre völlig abgesehen und sich ausschließlich an die sogenante Hausmansware, wie sie in jedem bürgerlichen Haus­halte verlangt wird, gehalten. Was die äußere Erscheinung der bür­geler Ausstellungsobjekte anbetrifft, so läßt sie erkennen, daß vorwiegend antike Gefäßformen als Muster gedient haben. Auf eine reiche pla­stische Ornamentation ist wenig Gewicht gelegt worden, höchstens findet man hier und da ein Mascaron( phantastischer Kopf) oder eine leicht geschwungene Arabeske. Das Hauptgewicht ist auf eine schöne Silhouette der Wandungen, auf eine graziöse, feine Form, wie sie den griechischen und etrurischen Werken eigen ist, und auf eine schöne Färbung gelegt. Verschiedene Töpfer zeichnen sich besonders durch die Herstellung eines Olivengrüns aus. Braun, kobaltblau, gelb, hellblau und blaugrau scheinen die beliebtesten Farben zu sein. Durch Zusammenstellung ver­schiedener Farben sind die schönsten Effekte erzielt. So sind verschiedene Gefäße in hellem Blau gehalten und mit ausgegrabenen, gelb gefärbten Arabesken ornamentirt. Erwänenswert sind noch die allerliebsten, in Kleinster Form als Spielwaren ausgefürten Topfgeschirre

In ebenso schöner Weise wie die bürgeler hat sich die sonneberger Industrie entwickelt.

Der Kreis Sonneberg   oder das meininger Oberland hat einen Umfang von 6 Quadratmeilen und 39 620 Einwoner. Es ist ein ab­gerundeter Teil des Herzogtums Sachsen- Meiningen- Hildburghausen und Salfeld. An der nordöstlichen Ecke des Kreises, am Sandberg, zwischen Steinheid   und Neustadt a. R., findet sich eine Auflagerung von Bechsteinresten und Sandstein, der wesentlich Veranlassung zu den zalreichen Porzellanfabriken in Türingen ist. Wenn der Boden des Kreises noch mannichfache andere Schäze an Mineralien birgt, so bestet sein Haupt­reichtum doch in den vorzüglichen, mit größter Sorgfalt gepflegten Waldungen, welche 53 pCt. der Gesamtoberfläche bedecken und nicht nur das nötige Brenholz, sondern auch das in verschiedenster Weise zu Industriezwecken verwante Bloch- und Werkholz liefern. Mit der Hebung und Verarbeitung dieser Schäze an Holz und Mineral ist der größere Teil der Bevölkerung beschäftigt und findet darin seine Haupt­narungsquelle. Nur ein geringer Teil beschäftigt sich ausschließlich mit Landwirtschaft, die nicht einmal den Bedarf an Kartoffeln ganz zu be­friedigen imstande ist.

Die Industrie, auf die der Bewoner aus zwiefachem Grunde hin­gewiesen wurde, begann mit der Ausbeutung des Waldes, und zwar mit Gewinnung von Kienruß, Pech und Pottasche. Im Laufe der Zeit ist diese Industrie gänzlich verschwunden, hauptsächlich wol durch Auf­findung der Mineralien. Man verfolgte die Quarzfelszüge und fand wol auch Gold( steinheider Goldbergwerke und Goldwäschereien im Grümpen- und Schwarzaflusse), aber auch, was viel wichtiger geworden ist, den trefflichen Wezstein auf dem Hiftenberge bei Siegmundsburg  und den Eisenstein. Den Handel mit Wezsteinen, die auch noch auf einigen Vorbergen, dem Stadtberge und Gundersbach bei Sonneberg  , gefunden wurden, mögen nürnberger Kaufleute in Schwung gebracht haben, welche auf der Hauptstraße nach Norden die Gegend vielfach be­suchten. Doch wurden die Wezsteine auch zeitig durch einheimische Händler vertrieben und hierdurch die Verbindung der Industrie mit dem Handel begründet, die heute noch bestet. Das Vorkommen des Kaolinsandes, des feuerfesten Tons bei Kipfendorf  ( Herzogtum Sachsen­Koburg, 2 Stunden Entfernung von Sonneberg  ), sowie der außer­ordentliche Holzreichtum, für den früher bei der dünnen Bevölkerung, sowie dem Mangel an Absazwegen keine Verwendung sich fand, fürten die Entwicklung der Glasindustrie herbei. Dieser Industriezweig wurde im Jare 1595 eingefürt durch Hans Greiner   aus Schwaben   und Christoph Müller aus Böhmen  , die als Religionsverfolgte hier Schuz suchten. Produzirt wurden ursprünglich geblasene, runde Fenster, sogenante Buzenscheiben oder Ochsenaugen, später Holglas  , meist Trink- und Apotekergläser. Seit Beginn dieses Jarhunderts trat die Fabrikation von Perlen und Glasspielwaren hinzu. Die Glasindustrie hat ihren ursprünglichen Siz Lauscha  , in einem Seitentale der oberen Steinach  gelegen, beibehalten und sich von da aus über die nächstliegenden Ort­schaften verbreitet, von denen Igelshieb   und Steinheid   zum Kreise ge­hören. Nach langen, mühsamen und kostspieligen Versuchen gelang es dem Glasfabrikanten Gotthelf Greiner   in Limbach, ein dem meißener

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wenig nachstehendes Porzellan herzustellen und zur Errichtung einer Porzellanfabrik im Jare 1772 von der herzoglichen Hofkammer in Meiningen   die nötige Konzession zu erlangen. Wenn auch an verschie­denen Orten fast zu gleicher Zeit Porzellanfabriken errichtet wurden und die Konkurrenz eine bedeutende war, so war doch das limbacher Borzellan ein gesuchter Artikel und fand weithin Absaz. Gotthelf Greiner   hat sich durch sein rastloses Streben und unermüdliche Tätig­feit einen hervorragenden Plaz in den Annalen der heimischen In­dustriegeschichte gesichert.

Hand in Hand mit diesen Entwicklungen, die sich mehr in dem nördlichen Teile des Gebirgslandes vollzogen, fand am östlichen Teile desselben die Holzschnizerei Eingang, hauptsächlich in dem auf langgestrecktem Bergrücken an der alten nürnberg  - sächsischen Heer- und Handelsstraße gelegenen Judenbach  . Die Bewohner dieses Dorfes waren im Sommer wohl meistens im Walde als Holzmacher und Köhler beschäftigt oder sie dienten als Vorspänner und dergleichen dem reichen Straßenverkehr. Wenn jedoch im Winter die Arbeiten im Walde aufhörten und der tiefe Schnee den Verkehr unterbrach, so befaßte man sich mit Herstellung der gewöhnlichsten Haus- und Küchengerätschaften, als Tellern, Schüsseln, Löffeln, Mehlkübeln, Salzmezen, Schindeln u. dgl., zu deren Herstellung die Waldungen um Judenbach   ein treffliches Material lieferten. Angeregt jedoch durch den lebhaften Verkehr auf der Straße, sowie durch Emigration aus dem Salzkammergute, ging diese primitive Fabrikation zu ähnlicher Holzschnizerei über, wie sie in früherer Zeit im Salzkammergute ausgeführt wurde. Der Vertrieb der gefertigten Waren lag zuerst in den Händen der nürnberger Kauf­leute, verpflanzte sich jedoch schon zeitig auf das durch Wezstein und Nagel­handel kommerziell angeregte Sonneberg  . Vertrieben wurden die Waren in Deutschland   auf Messen und größeren Märkten. Durch Gründung ausländischer Etablissements eröffneten die sonneberger Kaufleute Absaz wege auch nach dem Norden Europas  , nach England, Dänemark  , Schweden  , Rußland   bis Moskau  , Astrachan   und Archangel. Diese Zeit ist die erste Periode in der Geschichte des sonneberger Handels. An diese Holzschnizereien schlossen sich die ersten plastischen Gebilde von Spielwaren, hergestellt aus Brotteigmasse in ähnlicher Weise, wie früher in den Klöstern des bairischen Hochgebirges. Die Fabrikate wurden mit Vergoldung und Farben schön ausgestattet, waren jedoch auch mannichfachen Gefahren ausgesezt.

Mit

Von Judenbach aus dehnte sich, nachdem der Vertrieb von den nürnbergern auf die sonneberger Kaufleute übergegangen war, die Spiel- und Holzwaren Industrie weiter aus auf Steinach  , Steinheid  , Hämmern. Hauptsiz der Fabrikation wurde Sonneberg  . Der Haupt­sächlichste Artikel, der um diese Zeit entstand, sind die Puppen. Eintritt der Papiermaché- Fabritation gestaltete sich die Spielwaren- In­dustrie in der mannichfachsten Weise aus. Neben den älteren Artikeln, als Schnorren, Schachteln, Näkästen, Flinten, Säbeln u. s. w., die größtenteils bemalt in den Handel kamen, wurden auch plastische Gegenstände fabrizirt, als Tiere, Karrikaturen, die ebenfalls bemalt wurden. Es bildete sich so eine bis ins fleinste gehende Teilung der Arbeit in der Hausindustrie aus.

Einen kräftigen Aufschwung nam die Spielwaren- Industrie, seitdem man anfing, bei Herstellung der plastischen Gebilde größere Sorgfalt auf die Schönheit der Form zu verwenden. In dieser Beziehung hat sich namentlich Bandorf in Sonneberg   durch seine Zeichnen- und Modellirschule höchst verdient gemacht. Ihm verdanken nicht nur viele, viele Sonnenberger, sondern auch auswärtige Schüler eine Ausbildung, deren Spuren noch heute warnembar sind.

So reifte die heimische Industrie unter stetem Fortschritt zu ihrem heutigen Stande heran.

Wir können von diesen Gruppen nicht scheiden, one der sich eben­falls in ausgezeichneter Art repräsentirenden Ausstellung von meißner Porzellanfabrikaten noch einen Blick zuzuwenden. Wie bekant, ist der erste Antrieb zu der nachmals weltberümt gewordenen Porzellanfabri­kation der Elbestadt dem im Jare 1682 zu Schleiz   geborenen J. F. Böttger   zu danken, den seine Versuche, Gold zu machen, dahin fürten, eine braun- rothe Tonware herzustellen, welche man heute als feines Steinzeug bezeichnen würde. Die einzige zur Porzellanerzeugung sich eignende Tonart, die Porzellanerde, war Böttger   noch unbekannt. Der Scharfsichtigkeit eines sich für seine Versuche interessirenden Freundes, des Physikers Tschirnhausen  , gelang es, in einer weißen, bei Aue   im sächsischen   Erzgebirge   gegrabenen und als Pudersurrogat verwendeten weißen Erde endlich den lange ersehnten Stoff zu entdecken. Böttger  und Tschirnhausen   stellten hierauf gemeinschaftlich im Jare 1710 auf der Albrechtsburg   in Meißen   das erste echte Porzellan in Deutschland  her. Im Jahre 1711 wurde sodann die meißner Porzellanfabrik ge­gründet, welche sich im Laufe der Zeit zu großer Blüte emporge­arbeitet und ihre hervorragende Stellung im Weltmarkt troz der vielen entstandenen Konkurrenz- Etablissements bis in die neueste Zeit sich zu bewahren gewußt hat.

Dieser Stellung gemäß präsentirt die königlich sächsische Porzellan­Manufaktur in Meißen   sich in der Halleschen Ausstellung durch eine sehr umfassende Kollektion von prachtvollen Vasen verschiedenartiger Gestalt mit Malereien nach Schwind, Bendemann u. a., reizenden Gruppen und Figuren nach Modellen von Hähnel, Schilling, König, Schwabe u. s. w., Tafelaufsäzen, Leuchtern, Uhren, Tafel- und Kaffee- Services, denen bei der Herstellung eigene Entwürfe der Fabrik zugrunde gelegen haben, reichverzierten Dessert- Tellern, Spiegeln, Konsolen und dergleichen mehr.