Pflicht gemacht, die dieses, ein bei den Römern eigentümlicher Zug, mit der gleichen Scheu und Achtung vor der Jugend erwiderte. Bis zum 17. Lebensjare wurden die Jünglinge in der Deffentlichkeit auch noch stets von den„ Pädagogen", den Erziehern, begleitet; mit diesem Jare aber trat der junge Römer bereits in das Heer ein.
Wurde bei den Römern die humane, auf Erziehung zu schöner, edler Menschlichkeit berechnete Bildung durch die bei ihnen vor allem maßgebende Rücksicht auf die Erziehung zu tüchtigen Soldaten im Verhältnis zu der der Griechen bedeutend in den Hintergrund gedrängt, so zeichneten sie sich vor diesen jedoch durch das größere Ansehen aus, welches bei ihnen die Frauen genossen. Welchen Einfluß
diese als Erzieherinnen der Söne und Töchter zuweilen ge= wannen, wird durch eine Reihe glänzender Beispiele erwiesen, und wir brauchen in dieser Hinsicht nur an die Mutter Koriolans, an die der Gracchen u. a. zu erinnern, die, wie sich der weniger geschichtskundige Leser leicht unterrichten kann, eine große Macht über ihre Söne auszuüben verstanden. Wir finden daher bei den Rö
mern auch eine grö
Bere im
Innerlichkeit Familienleben
als bei den Griechen. Die Frauen erscheinen in Rom als die Gebieterinnen in der Mitte des des häus
lichen Lebens, die selbst von dem Fremden Achtung vor den Formen des Hauses verlangen durften; die Männer wichen ihnen auf der Straße aus, Todesstrafe war über denjenigen verhängt, der eine Matrone durch unziem liche Worte oder schamlose Handlun gen beleidigte. Sie namen sizend an den Gastmälern der Männer teil; sie fürten wenigstens in der älteren Zeit, als noch nicht jede Verrichtung auf die Schultern von Sklaven gewälzt war die Aufsicht über den Haushalt, ein Amt, dessen Uebertragung bei der Hochzeit durch die Ueberreichung der Schlüssel zu den Vorrats kammern symbolisch ausgedrückt wurde. Im Atrium des Hauses, das wir sogleich kennen lernen werden, schaltete dann die Frau als Herrin unter den ihr direkt untergebenen Sklavinnen, mit Wollarbeit, Spinnen und Weben von Wolle zur Herstellung der Gewänder, seltener mit Sticken beschäftigt, wärend das Stricken ganz ausgeschlossen war.
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Das Atrium war der erste Sal nach dem Eintritt; hinter demselben lag das Tablinum und daneben der Korridor, die Fauces, welcher nach dem innern Hofe oder dem Kavädium fürte. Hieran schlossen sich ein oder mehrere Säulenhallen, je nach dem Vermögen des Hausherrn.
Das Vestibulum, one Dach, bildete einen tiefen Einschnitt in die Vorderfront, sodaß auf beiden Seiten die Flügel des Hauses hervortraten. In der Kaiserzeit entstanden vor den Häusern Säulenhallen. Die Türe war von Holz und wurde später oft mit Elfenbein und Gold geschmückt; dieselbe öffnete sich stets nach innen, wärend sie an den öffentlichen Gebäuden nach auswärts schlug. Sie wurde vermittels eines hölzernen Querbalkens oder
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Wollen wir uns nun auch das Haus, in welchem die römische Frau ihre Tätigkeit entfaltete, näher ansehen, so haben wir unser Auge vor allem auf die, wie in den Behausungen der Griechen, in bestimter Anordnung überall zu findenden Räume zu richten, welche gleichsam das Gerippe des römischen Hauses bildeten. Es sind dies: das Vestibulum, das Ostium, das Atrium, das Tablinum, die Fauces, das Kavädium und das Peristylium.
durch zwei sich begegnende, mit einander zu verbindende Riegel oder durch Riegel, welche, änlich wie bei unsern Schlös sern, durch einen Schlüssel vor und rückwärts bewegt wurden, verschlossen. Bei den beiden ersteren Arten konte die Tür nur von innen, bei der lezteren auch von außen verschlossen werden. Unmittelbar hinter der Tür befand sich die Hausflur, das Ostium, wo der Türhüter einen kleinen Raum innehatte, und
an das sich das mehr oder minder prächtig eingerichtete Atrium, anfangs einem Saf, später mehr einen Hofe gleich, der Mittelpunkt des ganzen Familienlebens, anschloß. Es besaß, um Licht zu und den Rauch abzufüren, eine Dachöffnung, die in den verschiedenen Häusern von verschiede= ner Große Wenn man voni Ostium aus eintrat, so hatte man einen größeren Raum vor sich, von dem in der Regel durch zwei Säulenreihen beiden Seiten rechts und links zwei schmale Nebenhallen getrent waren, änlich
war.
an
wie in unseren Kirchen von dem Mittelschiff die beiden Seitenschiffe. In der mittlern Halle, dem eigentlichen Atrium, standen der für irdische und religiöse Zwecke benuzte Herd, auf dem ein fortwärendes Feuer unterhalten wurde, die Webstüle der Frau und der Sklavinnen, hier versammelte sich die Familie, hier wurde in der altrömischen Zeit das Mal eingenommen, hier der Besuch empfangen, hier war auch die Stätte, wo man die Toten auf dem Paradebette ausstellte und Gegenstände der Erinnerung an die Verstorbenen aufbewarte. Freilich wurde das später, als eine allgemeine Verfeinerung der Sitten eintrat, anders. Die großen Gastmäler und die Scharen von Besuchern, die allmorgentlich erschienen, veränderten den Karakter des Atriums ganz wesentlich; es diente nunmehr lediglich als Empfangssal. Die Dachöffnung wurde breiter, und die Zal der das Dach stüzenden Säulen vermehrte sich. Unter der Deffnung befand sich ein kleines Bassin, in dem das vom Dache herabfallende Regenwasser