Arbeiter beschäftigt; dieses Werk stellt Steinsalze, Karnallit, Kainit, Boracit, Kieserit 2c. aus und zwar in einem recht geschmackvollen Pa­villon, der von einer durch Bergleute des Werkes aus Steinsalz herge­stellten Pyramide gekrönt ist. Die heilkräftige Verwendung der Salz­sole für Badezwecke, sowie zu Trinkturen veranschaulicht die Aktien gesellschaft der Saline und des Solbades zu Salzungen , und den Prozeß der Herstellung des Alauns bringt die Verwaltung des Alaun­werkes Schwemsal bei Düben , welche mächtige Küpen aus krystallisirtem, doppelt und fein raffinirtem Alaun vorfürt, zur Darstellung. Die ebenfalls mit der goldnen Medaille prämiirte Gesamtausstellung der fiskalischen Sa­linen und Salzwerke der Provinz Sachsen ist vom Oberbergamt zu Halle veranstaltet worden. Der Obelisk dieser Ausstellung trägt Siedesalze, Steinsalze und Kalisalze, die, wie im Katalog bemerkt ist, nach der ganzen Welt abgesezt werden. Es sind bei dieser Kollektivausstellung die Salinen Schönebeck , Artern , Dürrenberg und die Salzwerke Staßfurt und Erfurt beteiligt, welche insgesamt nahezu 1400 Arbeiter beschäftigen. Gleich zeitig ausgestellt sind durch das Oberbergamt eine Anzal schöner und wertvoller geologischer Karten; man kann an denselben studiren, wie verschiedenartig die Verhältnisse sind, unter denen das Salz in der Erde gefunden wird. Wärend z. B. in Schönebeck drei verschiedene Schichten Sandstein, oberbunter, mittelbunter und unterbunter, zu durchdringen waren, um auf das Steinsalzlager zu stoßen, bedurfte es im Werke zu Artern der Durchbohrung solgender Schichten: Diluvium und Tertiär, Buntsandstein, Sand- und Tonstein, Letten, Gyps, Anhydrit mit Stinkstein.

Wenn auch natürlich nicht zu dieser Gruppe gehörig, verdient die Gasöl- Anlage, welche die Firma R. Drescher in Chemniß i./S. vorfürt, hier anhangsweise kurz erwänt zu werden. Zwei Restaurationsetab­lissements auf dem Ausstellungsplaz werden durch dieses Delgas be­leuchtet. Zu der Herstellung des Gases wird dunkles Paraffinöl dritter Sorte verwant. 1 Centner Paraffinöl liefert 28-30 Rubikmeter vor­treffliches Leuchtgas. Im wesentlichen bestet die Delgasanstalt auf der Ausstellung aus dem Gasometer, dem Skrubber und dem Retortenofen, der gewönlich aus Mauer- und Chamottesteinen gebaut ist, und in welchem, je nach der Größe der Anstalt, eine oder mehrere gußeiserne Retorten eingemauert sind; oberhalb des hinteren Teiles des Ofens be­finden sich die nach der Zal der Retorten nötigen Delkübel, welche das zur Vergasung dienende Del aufnemen und dieses durch Auslaufhähne in eine U- förmige, mit Trichter versehene, am hinteren Teil der Re­torte befindliche Röre zur Vergasung einfüren. Durch gußeiserne Auf­und Uebersteigrore wird das Gas nach der horizontal auf dem Ofen liegenden Vorlage( Hydraulik) gefürt, die, wie bei der Steinkolengas­bereitung, für jede Retorte einen Verschluß bildet. Von der Vorlage aus gelangt das Gas durch Verbindungsrohre nach dem cylinderför migen Strubber, der, mit Coats gefüllt, dazu dient, das Gas abzu­kühlen und von den noch darin befindlichen teerigen Bestandteilen zu befreien. Auf gleichem Wege gelangt das Gas vom Skrubber nach dem Reinigungskasten, der mit Kalt, groben Sägespänen und Eisenvitriol gefüllt ist und die Bestimmung hat, alle etwa noch vorhandenen Un­reinlichkeiten des Gases zu beseitigen. Von hier wird das Gas durch Rore nach dem Gasometer hier ein Teleskop- Gasometer geleitet. Die Bereitung des Gases ist eine höchst einfache und gefarlose und ge­schiet in folgender Weise: Nachdem die Retorten in die gehörige Rot glühhize versezt sind, was circa 22- 4 Stunden beansprucht, öffnet man die an den Delfübeln angebrachten Hähne und läßt den Delein­lauf nach der Retorte durch das U- förmig gebogene Ror erfolgen. Diese einfache Manipulation fann von jedem Handarbeiter besorgt werden. Es erübrigt noch die Konstruktion des Retortensystems hervorzuheben. Bei den gebräuchlichen Retortensystemen ist fast ausnamslos die so ein Uebelstand, der schädliche Graphitbildung nicht zu vermeiden durch das der Firma Drescher patentirte Retortensystem verhindert werden soll.

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Der Graphit in den Delgasretorten entstet durch die bei der Ver­gasung in diesen sich niederschlagenden, unvergaslichen, festen Bestand teile und den überschüssigen Kolenstoff des Gasöls, die sich beim Auf­treffen des lezteren auf der Retortenfläche ausscheiden, anfangs brei­artige Rückstände bilden, aber durch die hohe Temperatur der Retorten­wände ziemlich schnell verhärten und fesselsteinartig als Graphit feſt= brennen. In jeder Stunde des Retortenbetriebes stärker werdend, er­reichen die Graphitschichten die Dicke mehrerer Zolle. Durch das dreschersche Retortensystem werden diese Uebelstände in einfacher Weise beseitigt. Für kleinere Städte, industrielle Etablissements, Bahnhöfe 2c. ist die Delgasbeleuchtung als die praktischste zu empfelen. Verdichtungen in den Rorleitungen selbst bei der größten Kälte finden nicht statt, wä­rend allerdings bei Steinkolengas derartige Betriebsstörungen im Winter häufig vorkommen. Das zur Vergasung notwendige Material ist überall leicht und billig zu erlangen und bestet in der Hauptsache ganz nach der örtlichen Lage der Gasanstalt in Paraffinölen, resp. Brauntolen­teerölen, Petroleumrückständen, den sogenanten Blau- und Grünölen eben so gut, wie in Roh- Naphtha, Abfällen von pflanzlichen und tie­rischen Fetten 2c.

So wird zum Beispiel in den Spinnereien von Augsburg und Mülhausen das aus den Waschbottichen abfließende Wasser, welches den Schweiß der Wolle und die gebrauchte Seife enthält, in Cisternen geleitet, dort mit Kalkmilch gemischt und zwölf Stunden lang der Ruhe überlassen. Es bildet sich ein Bodensaz, der, nachdem die über­stehende klare Flüssigkeit entfernt worden, auf Seihetücher aus grober

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Leinewand gebracht wird. Unreinigkeiten, wie Hare, Sand und der­gleichen werden zurückgehalten, wärend die durchgelaufene Masse in Kellerräume gelangt, in welchen sich nach 6-8 Tagen eine teigartige Masse bildet, die mit dem Spaten in prismatische Stücke von der Größe halber Ziegelsteine ausgestochen und auf Horden getrocknet wird. Die trockenen Stücke werden änlich wie bei der Gasbereitung der Destillation unterworfen und liefern ein Gas, welches nicht gereinigt zu werden braucht und eine dreifach stärkere Leuchtkraft besizt, als das aus guter Gassteinkole gewonnene. Das Waschwascher einer Kamgarnspinnerei von 20 000 Spindeln liefert, wenn es dem beschriebenen Prozesse unter­worfen wird, ca. 500 Kilogramm getrocknete Masse, Suinter genant, täglich; 1 Kilogramm Suinter gibt 210 Liter Gas. Järlich werden im Durchschnitt 150 000 Kilogramm Suinter gewonnen und im regel­mäßigen Betriebe können daraus 31 500 000 Liter Gas bereitet werden. Eine Flamme konsumirt in der Stunde 35 Liter, mit der angefürten Quantität ließen sich, das Brennen einer Gasflamme auf 1200 Stunden berechnet, 750 Gasflammen speisen. Eine Fabrik von 20 000 Spindeln bedarf zu ihrer Erleuchtung nur 500 Flammen; es bleibt demnach der noch für 250 Flammen dienende Suinter, im ganzen 5000 Kilogramm, zu anderweitiger Verwendung bereit.

Das Paraffinöl Glas, welches auf der Ausstellung zur Verwendung komt, ist frei von widerlichen Verbrennungsprodukten, ammoniakalischen und schwefelhaltigen Beimischungen, enthält weder Kolensäure und Kolen­prydgase noch Luft 2c., womit gewönliche Leuchtgase stets verunreinigt sind; es ist schon im ungereinigten Zustande reiner und bedeutend ge­haltreicher als bestgereinigtes Steinkolengas, verbrent mit brillant weißer Flamme und ist insofern auch eine Quelle des schönsten und billigsten Lichtes.

IV. Die Presse auf der Ausstellung.

Auch die Presse, die ,, fünfte Großmacht", ist auf der Ausstellung vertreten. Die Verleger der ,, Magdeburgischen 3tg." haben einen eigenen, umfangreichen Pavillon errichten lassen, in welchem vor den Augen der Besucher der Druck der Ausstellungszeitung" vollzogen wird. Einiges für weitere Kreise interessante sei aus dem Inhalt dieses Pavillons her­vorgehoben.

Der Blick des Eintretenden fällt zunächst auf die in der Mitte des Raumes aufgestellte Rotationspresse mit ihren zallosen blinkenden Rädern, Messingteilen, Cylindern u. s. w., darüber hinweg auf eine hohe weiße Giebelnische, in deren Fries in Goldbuchstaben der alte Buch­druckerspruch stet: Gott grüß die Kunst", und deren Inneres einer vom magdeburger Bildhauer Habs modellirten Riesenbüste Raum gegeben hat. Ein ernſtes, bärtiges Menschenantlig mit großen sinnenden Augen es ist Gutenberg , der Erfinder der Buchdruckerkunst. schaut uns an Rechts und links von der Nische, in den beiden Ecken des Raumes, sind hohe Pyramiden aufgetürmt, aus Rotationspapier bestehend, deren Spizen von dem alten Buchdruckerzeichen, dem silbernen Greifen, der den schwarzen Druckballen in den Klauen hält, gekrönt werden. Rechts hinter der Nische stet eine horizontal gelagerte Dampfmaschine, welche zum Treiben der Rotationspresse dient.

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Ehe wir auf eine Beschreibung dieser Rotationspresse eingehen, sei zunächst einiges über das Stereotypverfaren, welches erst die Anwen­dung der Rotationsmaschinen ermöglichte, mitgeteilt.

Unter Stereotypen verstet man die Anfertigung von Metallplatten, welche eine genaue Kopie des zum Abdruck bestimten, aus beweglichen Lettern zusammengesezten Schriftfazes darstellen, zum Zweck wieder­holten Abdrucks und längerer Aufbewarung der Form, one daß ein Neusaz oder das Brachlegen eines größeren Letternvorrats nötig wäre. Man gewint diese Platten durch Ausgießen einer von der Druckform genommenen Matrize( Schriftguß) mittelst einer der Letternmasse än­lichen Legirung( Metallverbindung). Nach Art der Herstellung der Ma­trize unterscheidet man zwei Verfaren: die ältere, die Gypsstereotypie, welche flüssigen Gyps oder tonige Zusammensezungen benuzt, und die neuere, die Papierstereotypie, welche, 1829 von dem Franzosen Genour erfunden, Lagen von Seidenpapier mit einer zwischen die einzelnen Blätter gestrichenen Mischung von Kleister und Schlemkreide benuzt. ( Schluß folgt.)

Trene Wächter.( Illustr. S. 617.) Besondere Freundschaft hat zwischen Hund und Kaze bekantlich nie geherscht, aber am allerwenigsten noch war dies Gefül anzutreffen zwischen dem grauen Kater, der auf unserem Bilde rechts oben auf dem Strohhaufen zornschnaubend stet und dem kleinen krumbeinigen Waldmann, welcher nicht minder seiner Entrüstung Luft macht. Nichts ist aber erklärlicher als diese Feind­schaft, welche zum offenen Kriege überzugehen drot. Der Kater, dessen Jagdrevier in den Kellern, Scheunen und Ställen ist, wo er weder Ratten noch Mäuse existiren läßt, hatte, durch diese seine Jagderfolge über­mütig und stolz gemacht, sich auch einmal an einem edleren Wild ver­suchen wollen, und dazu schienen ihm der prächtige Rehbock, sowie die Angehörigen der Familie Lampe , welche da gemeinschaftlich den Plaz vor dem Hause einnemen, die geeigneten Objekte zu sein. Sie sind zwar tot und bieten dem Peter deshalb keine besondere Gelegenheit zur Erprobung seiner Jagdgeschicklichkeit, aber was tut das? Dürfte es sich doch am Ende mehr um die Erlangung eines seltenen und fetten Bissens handeln. Und so war er denn in seinem Beginnen schon