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des ersten auch diesen ihren zweiten Gatten zur Wiederherstellung| des alten lykurgischen Sparta in seiner Strenge und seinem Ruhme anfeuerte, als aber auch dieser Versuch nach kurzem Glücke felschlug, mit dem Gemal in Elend und Tod ging.

Die Römer kanten Ehen zweierlei Grades: die wirklich civil­rechtliche, d. h. vor dem römischen Gesez giltige Ehe, welche ur­sprünglich nur Bürger und Bürgerinnen desselben Standes unter sich, später( von 445 v. Chr. an) jedoch auch Patrizier und Ple­bejer gegenseitig schließen durften, und die Ehe zwischen Römern und Fremden oder Sklaven, welche zur Folge hatte, daß die aus ihr entsprießenden Kinder Fremde oder Sklaven wurden. Außer­dem unterschied man in der älteren Zeit sogenante strenge und freie Ehen. Im ersteren Falle hatte der Mann vollständige Gewalt über seine Frau, sie gehörte ihm wie eine Tochter an und war ganz in dessen Familie übergetreten, ihr Vermögen, sowie alles, was sie später erwarb, waren, da sie für sich nichts erwerben konte, sein Eigentum; bei der zweiten Art der Ehe, die in der römischen Kaiserzeit allein noch vorkam, blieb die Frau in der Gewalt ihres Vaters oder Vormundes und besaß freies Verfügungsrecht über ihr Vermögen.

Jeder Ehe hatte die väterliche Einwilligung vorauszugehen; der Bräutigam durfte nicht unter vierzehn, die Braut nicht unter zwölf Jaren alt sein. Vor der Hochzeit selbst mußte eine förm­liche Verlobung stattgefunden haben, bei welcher der Bräutigam seiner Braut einen Ring als Unterpfand für das gegebene Wort überreichte. Mit noch größerer Aengstlichkeit als bei den Griechen wurde für die Hochzeit ein günstiger und glücklicher Tag gewält. Als unglückliche Zeit galten der Monat Mai, die erste Hälfte des Juni, der Anfang, die Mitte und der neunte Tag jedes Monats, sowie gewisse Feste, auf welche jedoch Witwen keine Rücksicht zu nemen brauchten. Als besonders günstig betrachtete man dagegen die zweite Hälfte des Juni. Die Hochzeitsgebräuche und Förmlichkeiten waren je nach der Art der einzugehenden Ehe verschieden. Bei der sogenanten freien Ehe und der zwischen Römern und Fremden wurden besondere Ceremonien nicht als wesentlich und durchaus notwendig betrachtet; nur die Heim­fürung der Braut hatte stattzufinden. Desto zalreicher und zum Teil mit großen Kosten verknüpft waren die bei Schließung der andern Art von Ehe, sowie bei jeder Heirat unter Patriziern beobachteten Gebräuche. Am Tage der Hochzeit legte die Braut das Mädchenkleid ab und weite sich der Glücksgöttin der Frauen. Zum Hochzeitsanzug gehörte im besondern ein aus Schafwolle gefnüpfter Gürtel und ein das Gesicht verdeckender Schleier von citronengelber und feuriger Färbung. In das Haus des Bräuti­gams wurde die Braut gebracht, indem sie jener, wie bei den

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Spartanern, mit denen wir auch in dieser Hinsicht die Römer ver­want finden, entweder entfürte oder in einem feierlichen Zuge geleitete. Der leztere- oft außerordentlich zalreich und glänzend, von beiderseitigen Verwanten und Freunden gebildet und von neugierigem und müssigem Volke gefolgt ging mit Fackel­begleitung und unter Flötenklang gewönlich abends vor sich. Die Braut schritt zu Fuß und trug einen Spinnrocken mit Spindel in der Hand; in ihrer Begleitung befanden sich zwei Knaben, deren Eltern noch am Leben waren, und ein Opferknabe. Hatte sich der Zug dem festlich bekränzten und geschmückten Hause des Bräutigams genaht, so umwand sie, um ihre Keuschheit zu be­zeugen, die Türpfosten mit wollenen Binden und bestrich, um Bezauberungen vorzubeugen, dieselben mit Schweinefett. Ueber die Schwelle des Hauses gehoben, betrat sie ein ausgebreitetes Schaffell und wurde gefragt, wer sie sei, worauf sie antwortete: Ubi tu, Cajus, ibi ego Caja!"( Wo du, Cajus, bist, will ich, Caja, sein!") Nun übergab man ihr die Schlüssel des Hauses, und es wurde zwischen den Neuvermälten feierlich ein Specktuchen geteilt und von ihnen gegessen. Wärend des hierauf stattfindenden, vom Bräutigam veranstalteten Festmals wurde ebenfalls unter Flötenbegleitung gesungen; draußen vor dem Hause lärmte dabei die Jugend, unter welche der junge Ehemann Nüsse auszuwerfen hatte. Nach dem Male geleitete eine verheiratete Frau, gleichsam als Stellvertreterin der Ehestandsgöttin, die junge Gattin ins Schlaf­gemach und legte sie in das mit der Toga( mantelartiger Ueberwurf) bedeckte Brautbett, worauf sich nun erst der Mann zu ihr in das Ge­mach begab. Vor dem leztern wurden nicht blos Hochzeitshymnen, sondern auch derbe Spottlieder gesungen. Am andern Tage pflegte der junge Mann noch ein Mal zu geben, bei welchem die Gäste und Verwanten den Neuvermälten Geschenke brachten; an demselben Tage verrichtete die junge Frau ihr erstes Opfer im neuen Heim. Bemerkt sei hierbei noch, daß man in Rom auch das Zusammen­leben eines unverheirateten Mannes mit einer unverheirateten Frau niederen Standes als ein völlig rechtliches Verhältnis ansah, wenn die Frau ein Jar in dem Hause des Mannes gelebt hatte, one drei Nächte außerhalb desselben zugebracht zu haben. Eine solche Ehe aber entbehrte aller rechtlichen Folgen, und die ihr ent­sprossenen Kinder galten als unehelich.

In welcher Weise nun die Griechen und Römer, wenn sie sich durch die Ehe einen eigenen Haushalt begründet hatten, diesen einrichteten, wie sie die verschiedenen Geschäfte des gewönlichen Lebens auf den Tag verteilten, das darzulegen wird die erste Aufgabe einiger weiterer Abschnitte sein müssen, in denen wir diese Bilder aus dem Privatleben der beiden ersten Kulturnationen des Altertums fortzusezen und zu beschließen gedenken.

Aus Deutschlands schlimster Blut- und Eisenzeit.

Historische Novelle von Carl Cassan.

( Schluß.)

Am 15. April 1632 begrüßte Hoyer mit Freuden die ersten an dessen Seite er den glänzenden Einzug in München mitmachte. schwedischen Dragoner, die sich jenseit des Lech zeigten und dann Nur einer freute sich nicht: der jezige Rittmeister Very. Im schnell verschwanden, um größeren Massen plazzumachen. Am Am Zeughause zu München hieß Gustav Adolf die Toten aufer­andern Tage erschien der König selbst. Unter dem Schuze dreier stehen, denn man hatte dort unter den Böden 140 Kanonen ver­Batterien schlug man eine Brücke über den Lech, überschritt ihn steckt nebst einem Schaz von 30 000 Dukaten, welche Beute nun und stürmte Tillys Schanzen. Der Alte wurde unmittelbar an den Schweden in die Hände fiel. Niemand freute sich in den Hoyers Seite von einer Falfonetkugel am Knie lebensgefärlich schwedischen Reihen mehr der Ankunft Hoyers als Fuchsner, getroffen. Er berlangte nach Ingolstadt gebracht zu werden. Hilten, Werbener und Tauscher, seine alten Waffengefärten, die Ehe man aber die Sänfte herbeischaffte, in der man ihn fort- ihm noch besonders Glück wünschten. Hilten war bereits zum bringen wollte, rief er Hoyer zu sich: Rittmeister avancirt, Fuchsner war sein Wachtmeister geworden, denn beide hatten in Leipzig wie die Löwen gekämpft. Auch für Hoyer sollten neue Lorbeeren grünen, als im Juni desselben Jares der Waldsteiner, dieses mal vom Kaiser mit fast dittatorischen Vollmachten versehen, im Felde erschien und bei Nürnberg Gustav Adolf gegenüber ein befestigtes Lager bezog.

" Mein Son," gestand der alte siebzigjärige Mann, ich habe allezeit nichts geliebt als den katolischen Glauben; für den tat ich alles! Aber bei dir ist's noch eine Ausname: reiche Güter der Kirche sind auf den von deinem Großvater hinterlassenen Gütern bei Lüttich versteckt; ich vermutete bei dir das Geheimnis, deshalb fürte ich dich mit mir; gleichzeitig liebe ich dich aber aufrichtig und hätte dich gern zum alleinseligmachenden Glauben übertreten sehen! Sei nun glücklich; mit mir ist's zu Ende!"- Schüzt Regensburg!" rief er den Offizieren, die sein Lager um standen, zu. Regensburg und die Krone Bayerns !" Auf Hoyer deutete er nochmals: ,, Frei!"

Vierzehn Tage nachher war er tot, Hoyer aber trat tags darauf schon wieder beim schwedischen Heere ein, beglückwünscht von seinen Kameraden, mit Auszeichnung empfangen vom Könige,

Nachdem sich die beiden Gegner eine ganze Weile von weitem gemessen, fing der Schwede zuerst an zu stürmen, wiewol ver­geblich. Am 24. August leitete Graf Hoyer von Mansfeld den lezten großen Sturm auf die befestigten Höhen des faiserlichen Lagers: vier Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, er bestieg faltblütig stets ein neues Roß und fürte die Seinigen kühn die Höhen hinan. Hier starb auch der alte Tauscher den Heldentod! Alles war vergeblich! Auf dem Schlachtfelde, noch unter dem Donner der Batterien ernante Gustav Adolf den unerschrockenen