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( Englische Kolonisation und deutscher Wandertrieb. Die Ziele des deutschen Touristen. Die Schienenwege nach Schottland .- Die Häsen von London und New- York . Die englische Handelsmarine. Die Themsemündung. Die Nordseeküsten.)
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Die Germanen sind sozusagen die Rasse, welche die Völkerwanderung in Permanenz erklärt hat. Nach welchem Lande der Welt man auch kommen möge, man findet englische und deutsche Kolonisten, Seefarer, Reisende. Sind es aber wirklich die Engländer, welchen die Palme zufällt, weil sie gegenwärtig ziemlich den sechsten Teil der festen Erdkruste unter ihrer direkten Botmäßigkeit halten? Die Briten sizen und saßen auf einer sehr fleinen Insel, was sollte aus ihrer überschüssigen Bevölkerung werden, nachdem das ganze vorhandene Ackerland bis an die Cheviots und den Snowdon einmal offupirt war? Die Schotten wehrten sich verzweifelt gegen die britische Invasion, und es ist auch bekant genug, wie oft die eroberungslustigen Söne des stolzen Albion vom Kontinent mit blutigen Köpfen heimgeschickt wurden. So wurden die Engländer aus Not Weltkolonisten, geleitet von dem Bedürfnisse, für ihre Manufakturwaren neue Konsumenten, wie für ihre in der Heimat unversorgten Söne eigene homes"- Heimstätten zu schaffen. Der Gedanke mußte für eine feefarende Inselbevölkerung sehr nahe liegen, und die Ausfürung wurde ihnen auf das denkbarste erleichtert durch die souveräne Lage an dem Atlantik und den unvergleichlichen Reichtum an natürlichen, schönen Häfen, schiffbaren Flußmündungen und Inselsunden, welche einen Zufluchtsort gegen Stürme bieten. Wie anders dagegen Deutschland ! Man braucht nur einen Blick auf die Karte zu werfen, um einzusehen, daß die Natur das Denkbarste getan hat, um den deutschen Seeverkehr zu erschweren. Nicht nur, daß der deutsche Seemann einen Weg von vielen hundert Seemeilen durch die keineswegs harmlose Nordsee von unsern Ostseefarern ganz zu schweigen, die erst Seeland und Jütland umschiffen müssen! zurückzulegen hat, ehe er im englischen Hafen die erste Station macht, sondern es fällt auch ganz besonders ins Gewicht, daß nur sehr wenige und keineswegs vorzügliche Häfen an den langen Nordseegestaden existiren, dafür desto mehr niedrige Küsten, flache Inseln und eine Menge von Untiefen, die schon im Hafen viele Schiffe zugrunde richten. Hat trozdem die deutsche Schiffart eine achtunggebietende Entwicklung erfaren, so ist das in der Tat etwas, worauf wir mit Recht stolz sein dürfen. Was ist aber der lezte Grund dieser Errungenschaften? Es ist, wie mir scheint, der den Deutschen tiefeingewurzelte Wandertrieb, die ungezügelte Reiselust, welche dahin fürte, alle Schwierigkeiten zu überwinden und je länger je mehr auf eigenen Schiffen die Salzfluten zu durchkreuzen. So waren z. B. von 73 Dampfern, welche in dem Zeitraum von 10. August bis 10. September 1881 den Verkehr von Europa nach den Vereinigten Staaten vermittelten, 22 deutsche Schiffe, und es scheint mir unzweifelhaft, daß dieser deutsche Seeverkehr noch ganz andre Dimensionen annemen muß, wenn die deutschen Dampferkompagnien dem Beispiel ihrer liverpooler Konfurrenten folgen und nur Schiffe ersten Ranges mit Maschinen von entsprechender Pferdekraft für den Post- und Personenverkehr ausschicken. Von solchen Schiffen ist erst ein einziges in Anwendung. Die„ Elbe " vom Norddeutschen Lloyd hat die Strecke von Southampton nach New- York , oder umgekehrt, jezt mehrere male in acht Tagen zurückgelegt, d. h. die Entfernung der beiden wichtigsten Stulturcentren der Welt ist wieder um ein volles viertel abgekürzt worden! Doch ist es selbstredend ja nur eine Kategorie von Reisenden, welche in großer Zal für diese Reisen inbetracht komt, die Auswanderer, ist deren Zal auch jezt schon enorm, so fann sie sich doch natürlich nicht messen mit den Scharen von Touristen, Geschäfts- und Studienreisenden, welche von Deutsch land aus jezt alljärlich Europa überfluten.
Der Deutsche wird in erster Linie Deutschland bereisen. Gewiß mit Recht, denn Naturschönheiten aller Art bietet Deutschland . Mag man Seebäder genießen oder in Gebirgsluft sich erfrischen wollen, liebt man durch die Wälder zu wandern oder romantische Flußtäler zu durchschweifen, will man Kunstgenüsse, Ausstellungen oder Museen besuchen, und in Abwechslung damit eine herliche Natur zur Gesellschaft haben jeder Wunsch dieser Art läßt sich in Deutschland leicht erfüllen. Aber vieles läßt uns
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kalt, weil es uns zu nahe liegt oder der Reklame durch die bekanten Reiseunternemer ermangelt. Wie viele gehen über die Alpen oder die Vogesen , one z. B. an die herlichen Seitentäler des Rheins oder der oberen Saale nur je gedacht zu haben? Der Berliner get neuerdings häufiger nach Kopenhagen als nach Paris , und Reisen durch Skandinavien werden von Jar zu Jar sichtlich beliebter. Wann aber komt der Deutsche nach Schott land ? Meines Wissens bildet in der Regel London , oder genauer Windsor, den nordwestlichen End- und Zielpunkt für deutsche Reisen, und so hoffe ich für die meisten Leser der„ Neuen Welt" mit meinen Reisebrifen aus diesem Winkel der alten Welt eine neue Perspektive nach Nordnordwest zu eröffnen. Zwei mächtige Schienenwege füren von den Ueberresten des Piftenwalls südlich vom Cheviotgebirge an der schmalsten Stelle der großbritischen Jusel zwischen dem Solway Firth und der Mündung des Tyne nach Schottland . Die westliche Route get von dem alten Städtchen Carlisle bei dem Size der berühmten Grob- und Heiratsschmiede von Gretna Green in das schottische Gebiet und fürt in mehreren Zweigen durch die Grafschaften Wigtown und Airshire nach Greenock und Glasgow . Die östliche Route fürt von Newcastle- on- Tyne ziemlich nahe der Küste im Bogen um das Cheviotgebirge und die wol mehr durch die berühmte donizettische Oper als durch Walter Stott's Roman weltbekanten Hügel von Lammermoor herum, nach Edinburg . Wir zogen vor, in Anbetracht der herschenden Hundstagstemperatur, uns lieber der schlanken und eleganten ,, Malvine" anzuvertrauen, welche gleich einem Duzend ihrer Schwestern den direkten Seeverkehr zwischen London und Edinburg vermittelt und regelmäßig wöchentlich einmal hin- und herfärt.
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Die Sonne warf ihre Stralen schon recht schräg, bis die lezten Ballen von den damit unablässig beschäftigten zwei Dampfträhnen in den Bauch der Malvine" hinabgesenkt waren, und endlich das lezte Signal zur Abfart erschallte. So hatten wir die äußerst interessante Fart die Themse abwärts bei der denkbar schönsten Abendbeleuchtung. Was ist der Verkehr auf der Elbe unterhalb Hamburg , was ist selbst das mit Recht viel geschilderte und bewunderte Treiben im Sunde bei Kopenhagen gegen diese zallosen Flotten, Lokalboote und Schiffsbauten im londoner Hafen? Man färt über eine Stunde lang bei vollem Dampf durch nicht endenwollende Marineanlagen bei den berühmten Riesendocks für die West- und Ostindienfarer vorbei, bis man endlich Greenwich und Woolwich ersteres durch seine Sternwarte, lezteres durch seine Torpedofabriken berühmt im Rücken hat und damit aus dem londoner Hafen in den bis zur Mündung außerordentlich belebten Fluß gelangt. Die Großartigkeit dieses Bildes wird nur durch eins in der Welt übertroffen und das ist der Hafen von New- York. New- York der erste Hafen der neuen Welt ist und den RiesenMan wird dies erklärlich finden, wenn man vor Augen hat, daß import Ameritas nahezu monopolisirt. Ju Jare 1879 trafen in New- York nicht weniger als 8077 Schiffe von auswärts ein, die den allergrößten Theil des in jenem Jare nahezu zwei Milliarden Mart( 466 millionen Dollar) betragenden amerikanischen Import in sich verladen trugen. Ein großer Teil des englischen Verkehrs get über Liverpool , Glasgow , Southampton 2c., wärend in Amerika nur Boston ein geschlossenes Hinterland in den NeuEnglandstaaten befizt, Baltimore , Philadelphia und New Orleans dagegen bezüglich des übrigen Staatsgebiets New- York kaum eine nennenswerte Konkurrenz machen. Endlich liegt New- York beinahe unmittelbar am Meere, auf einer Insel zwischen dem riesigen Hudsonstrom nicht aushält und dem durch das vorliegende Long Island -gegen den die Themse den Vergleich gegen jedes Wetter geschüzten Long- Island- Sundé, wodurch es den immensen Vorteil hat, daß die größten Seeschiffe bis dicht eine Vereinigung bietend des Weltstadt- und Seeverkehrs, wie an die Komptoirs und Warenhäuser der Rheder faren können, sie in der ganzen Welt eben nur einmal zu finden ist. Immerhin wird auch denjenigen, der wie ich diese Eindrücke frisch vor Augen hatte, das londoner Hafenbild einen gewaltigen Eindruck machen müssen. In den englischen Häfen Europas sind jezt Handelsschiffe der Welt, die eine Tragfähigkeit von circa ca. 30 000 Handelsschiffe regi tirt beiläufig ein Drittel aller 8 millionen Tous( à 1016 Kilogramm) bejizen. Es ist klar,
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