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allerdings keine Schuld, daß er diesen Beruf ergriff, denn sie| rieten im Gegenteil von diesem Schritte ab und empfalen ihm, lieber Brantweinbrenner oder Bierbrauer zu werden. Einträg licher wären diese Berufsarten wol für ihn geworden, insofern mochten seine Ratgeber recht haben, zuin Glück für die Mensch­heit komt aber der materielle Gewinn für das Genie nicht in Frage und am allerwenigsten für einen Mann wie Schinkel  , der, bescheiden und anspruchslos, bis an sein Ende nur seinem fünst lerischen Schaffen lebte und darin auch volle Befriedigung fand.

Das üppige, absolutistische politische Regiment hatte dem ge­samten öffentlichen Leben und auch der Architektur seinen Stempel aufgedrückt, und es ist daher erklärlich, daß mit dem Zusammen bruch des ersteren auch die leztere eine andere Physiognomie erhalten mußte. Wieder war es die Antike, welche als Beispiel für das nötige Maß und die zu beachtenden Geseze aufgestellt wurde. Neben den Schriften Lessings, Winkelmanns, Schillers, Goethe's waren es die Ent­deckungen der Kunstwerke aus der Blütezeit des alten Griechen­ lands  , welche die ausübenden Künstler zur Nachahmung der Alten veranlaßten. Und Nach­ahmung war es anfangs, nicht Vermälung des antifen mit dem modernen Geiste, wie dies Goethe in seinem" Faust" und seiner " Helena" so vortrefflich symbo­lisch dargestellt hat. Und grade in Berlin   suchte man möglichst einfach jezt zu bauen und wälte deshalb seine Vorbilder aus der frühesten Zeit Griechenlands  . Uebertriebene Einfachheit und Trockenheit waren deshalb das karakteristische Merkmal der Bau­ten jener Tage.

Der jüngere Gilly zeichnete sich nur durch ein frisches und fräftiges Aufstreben aus diesem Zustande aus. Ein großer Freund und Verehrer der Antike, suchte er diese in seinen Ent­würfen den Anforderungen seiner Zeit anzupassen. Er war daher ganz die Persönlichkeit, welche, auf das in Schinkel schlum­mernde Genie den richtigen Ein­fluß ausüben fonte. Seine reiche Samlung architektonischer Werfe aus allen Ländern stellte er sei­nem Schüler zur Verfügung und ging dieselbe wol auch mit lez­terem gemeinschaftlich durch. Die Verehrung Schinkels für seinen Meister war so groß, daß

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wobei ihn sein ausgezeichnetes Gedächtnis trefflich unterstützte. Hatte er schon die Gewoheit, nach jeder mündlichen Schilderung einer schönen Landschaft dieselbe auf das Papier zu zeichnen, so waren die Wirkungen der italienischen Natur und der dort vor­handenen Ueberreste der alten monumentalen Kunst allerdings noch mächtiger und gaben ihm unzälige Gelegenheiten, seine Be­gabung als Zeichner und Wialer zu zeigen. Es entstanden denn auch in Rom   wo er anfang Oktober ankam in Neapel  , auf Sizilien u. s. w. eine Unmasse von Zeichnungen, deren Zal sich durch die Reise nach Florenz  , Pisa  , Genua   und Mailand  noch bedeutend vermehrte. Gegen Ende 1804 reiste er im Schnee über den Mont Cenis nach Paris  , wo. es ihm nicht gefiel und das er nach einfacher Besichtigung im Januar 1805 verließ, um über Straßburg  , Frankfurt   a. M. und Weimar   im März des­ſelben Jares nach Berlin   zurückzukehren. Hier konte er aller­dings wegen der unglücklichen Kriegserreignisse auf eine Be­

schäftigung als Architekt nicht rechnen, und so bestritt er denn bis 1816 die Kosten seiner Be­dürfnisse aus dem Einkommen, das ihm die Landschaftsmalerei gewärte. Schon seine einfachen Federzeichnungen hatten den Fachverständigen damaliger Zeit gezeigt, daß er bedeutende Fähig feiten in diesem Genre besize. Freunde von ihm, die alles ge­sehen, was er als Maler ge= leistet, behaupten sogar, daß er der größte Landschaftsmaler aller Zeiten geworden wäre, wenn er seine ganze Kraft nur dieser Kunst gewidmet hätte. Land­schaftliche Darstellungen aus sei­nen Reiseerinnerungen in Jta­lien, Landschaften, welche das antike Leben sowie das Leben des Mittelalters mit seinen goti­schen Bauwerken darstellen, ferner historische freie Darstellungen in Del oder Gouasch ausgefürt, beschäftigen ihn in dieser Pe= riode. Besonders berühmt sind aber seine Restaurationen alter Kunstdenkmäler und seine Ent­würfe zu Dekorationen. Von der ersteren Gattung fürte er besonders gut aus die hängen­den Gärten der Semiramis, das ägyptische Labyrint, den Koloß von Rhodus  , das Grab­mal des Königs Mausolus   zu Halikarnas, den Tempel der Diana zu Ephesus, den Tempel Dome zu Köln   und Mailand  , das straßburger Münster   und das des Zeus zu Olympia, die Schloß zu Marienburg. Bei diesen mit Bleistift, der Feder und in Aquarell ausgefürten Sachen hielt er sich, soweit solche vorhanden, an die historischen Nachrichten, und im übrigen hatte dabei seine reiche Phantasie den freiesten Spielraum. Seine großen, für die üblichen Weinachtsausstellungen be= stinten Gemälde, sowie andererseits seine Aufsehen erregenden Entwürfe zu Teaterdekorationen, lenkten schließlich die Aufmerk­famkeit hervorragender Persönlichkeiten auf ihn, und als er von seinem spätern Freunde, dem Ober- Finanzrat Beuth, dem Staats­fanzler von Hardenberg empfolen worden, erhielt er eine An­stellung als Assessor für das ästhetische Fach bei der Oberbau deputation mit 1200 Talern Gehalt järlich. Um diese Zeit ver­über Dresden  , Prag   nach Salzburg   und Gastein  , von wo er heiratete er sich und machte eine Reise mit seiner jungen Fran wiederum eine große Anzal schöner Stizzen mitbrachte. Hierauf ward er Mitglied der fgl. Akademie der bildenden Künste, lernte Rauch kennen, besuchte Fichtes patriotische Vorlesungen und schaffte, durch die damalige nationale Bewegung angeregt und begeistert, eine Anzal Entwürfe und zum Teil fertiger Werke, welche das Empfinden und Fülen jener Zeit darstellen. ( Schluß folgt.)

Karl Friedrich Schinkel  .

er ihn förmlich für ein höheres Wesen betrachtete und ihm nur mit Zittern nahen konte. Leider verlor er diesen mächtigen Förderer schon am 3. August 1800, an welchem Tage derselbe, 29 Jare alt, starb. Aber Schinkel   mußte bereits damals das Vertrauen des Meisters in hohem Grade besessen haben, denn ihm, der noch nicht zwanzig Jare alt, wurde die Ausfürung der von dem Verstorbenen bei Lebzeiten noch in Angriff genom­menen Privatbauten übertragen, wodurch er, dem ein Jar früher auch die Mutter durch den Tod entrissen wurde, schon früh eine materielle Selbständigkeit erhielt. Zugleich gab ihm noch eine Anzal anderer Arbeiten Gelegenheit, sein Talent zu erproben. Entwürfe zu Malereien und endlich bei alledem noch die Fort­sezung seiner teoretischen Studien auf der Bauakademie füllten seine Zeit aus.

Sein Lieblingswunsch war jedoch, sobald wie möglich eine Reise nach Italien   unternemen zu können und zu diesem Zwecke sparte er und war auch bereits im Mai 1803 instande, diefelbe anzutreten. Die Eindrücke, welche sein reger Geist durch die Er­zeugnisse der Natur und Kunst auf dieser Reise empfing, stizzirte er im Moment des Besd auens mit Bleistift flüchtig aufs Papier und fürte die Zeichnung des abends mit der Feder genau aus,

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