Nebengemach eilfertigen Schritts ein junges Mädchen herein, das uns freundlich, wenn auch etwas flüchtig und mit sehr kurzem Kopfnicken, begrüßte und dann rasch über dem Tische, an dem wir uns niedergelassen hatten, die daselbst angebrachte, mit großer, milchweißer Glocke versehene Lampe anzündete. Das Mädchen mochte etwa siebenzehn oder achtzehn Sommer zälen. Die hellblaue Schürze über dem dunklen Rock, das bunte Brusttuch, in der Mitte der Brust zu zierlicher, weißbesezter Krause zusammengefaltet, und die kleine, rosenfarbene Schleife im kastanienbraunen Har standen ihr gar allerliebst.
Sie fragte, den offenen, heiteren Blick ihrer dunklen Augen uns zuwendend, nach unserm Begehr und ging dann hinweg, das Verlangte zu holen. Sie hatte kaum die Tür des Nebenzimmers leise hinter sich angelehnt, als der Alte, den man jezt im Schein des Lampenlichts näher betrachten und etwa für einen hohen Fünfziger halten konte, schlürfenden Schritts hinter ihr drein ging und abermals, wie um noch etwas Besonderes anzu befelen, zu jener Tür hineinsah. Unmittelbar darauf stand er, uns stumm betrachtend und die Hände auf dem Rücken verschränkt, wieder am Dfen, der mit behaglicher Wärme das stille, schmucke Zimmer durchströmte.
Nach wenigen Minuten wurde uns das Verlangte gebracht, auf schimmernd blankem, großen Zinnteller roter, feuriger Sigolzheimer in großer offener Flasche und zwei Gläser- aber nicht von jenem Mädchen, mit dem wir zuvor gesprochen und die uns nach allem, was wir sahen, als die Tochter des Wirtes- für diesen mußten wir den behäbigen, am Ofen lehnenden Mann halten erschienen war.
-
12
Auf die Schwelle trat ein, der anderen kaum um ein par Jare im Alter vorausgeschrittenes Mädchen von schlankem, graziösen Wuchs, nicht in der sonst üblichen Tracht der jungen Landbewonerinnen dieser Gegend, vielmehr mit einer kurzen dunklen Jacke von vornemem Schnitt, deren lange, vorn mit schönem Besaz verzierte Aermel am Handgelenk in weiter Falte herabfielen, einem langen, fast die Strümpfe über den niedrigen Schuhen verdeckenden Rock von eben solcher Farbe und einer weißen, spizenbesezten Schürze bekleidet. Auf dem Scheitel saß ihr kokett ein kleines, schneeweißes Häubchen, von einem blauen, seidenen Bande zusammengehalten; um die feine Halskrause aber schlang sich, mit daran hängendem, goldig glänzenden Medaillon, eine doppelt gereite Schnur ebenfalls blauer, nicht allzu großer Perlen.
|
Wie sie auf uns zutrat, verbeugte sie sich mit soviel Anmut und einem so vornemen Anstand, wie er ihr wol kaum in der
Ein Lied von Buddha.
"
Deutschland kent es noch nicht; es erschien vor zwei Jaren schon in London bei Trübner. Es heißt: Edwin Arnold : The light of Asia or, The great Renunciation." J. K. Funk& Co. in NewYort haben es im vorigen Jare nachgedruckt.
Die englisch - amerikanische Lesewelt scheint, nach den wiederholten Abdrücken zu schließen, eine Vorliebe für den in Deutschland wenig bekanten Dichter Edwin Arnold zu hegen, welcher seine Stoffe vielfach dem Orient entlehnt und seine Lebensaufgabe darin findet: ,, to aid in the better mutual knowledge of East and West." ,, Die Zeit mag kommen," schließt er seine Vorrede zu obigem Werk ,,, da dies Buch und mein indisches, Lied der Lieder das Andenken eines, der Indien und die indischen Völker liebte, bewaren wird."
In acht Büchern schildert er die Erlösung des Menschengeschlechts, ja des ganzen Weltalls, durch Buddha.
Wir geben einige Proben:
Dingen, die
Noch aber wußte feineswegs der Jüngling Von Sorge, Schmerz und Tränen Ein König kaum je nennen hört, noch fült, Was sie bedeuten. Plözlich da geschah's Jm Königspark an einem Frülingsmorgen, Daß ein Geschwader wilder Schwäne droben Vorüberflog, nach ihren Nestern hin Zu Himalajas weißer Brust von Norden Fern segelnd. Ihre schneeige Reih' entlang Tönt' erdwärts Lustgesang in Liebesklängen; Denn sicher flog die sonnigglänzende Schar Gelenkt von dem Piloten Liebesdrang. Und Devadatta, Er des Prinzen Vetter, Zielt aufwärts mit dem Bogen, ließ entschwirren Ein allzuwilliges Geschoß und traf
-
Die breite Schwinge des allvordersten,
Spinstube und auf der Dorfgasse zur Gewonheit geworden war, und stellte mit behender Bewegung das Geschirr und die Flasche flammenden heimischen Weins vor uns auf den Tisch, um dann ebenso edel bescheiden von diesem zurückzutreten.
Mir starte sekundenlang das Blut, als sie dicht vor uns stand und das volle, durch die weiße Glocke nur schwach gedämpfte Lampenlicht auf ihr Gesicht und ihre hohe, schöne Gestalt fiel. Ich hatte ein Mädchen von so vollendeter Schönheit noch nicht gesehen. Hatte der Alte, als er zum zweitenmale nach der Tür des Nebengemachs, aus der sie herausgetreten, ging, uns wirklich überraschen wollen?
Vor allem die großen, tiefschwarzen Augen, die in ihrem edelgeschnittenen, vom höchsten, bezaubernden Schmelz der Jugend übergossenen Antliz stralten, hatten einen wunderbaren Glanz, und der heiter schalkhafte und zugleich doch jene fast gebietende Art ihres Wesens, die schon ihre Bewegungen kenzeichnete, aussprechende Blick, mit dem sie schnell, doch völlig unbefangen an uns vorübersah, fonte auf niemanden seine Wirkung verfelen, und mußte jedem, dem er sich zuwante, das völlig ungewönliche dieser Erscheinung zum Bewußtsein bringen.
Bei aller Anmut und graziösen Schlankheit, die dieser eigen, zeigte ihr Wuchs doch auch wieder jene Ueppigkeit der Formen, die, je weniger sie in die Augen springt, erst das rechte Ebenmaß der Gestalt hervorbringt, und mit der Fülle völlig dunklen Hares, das, in dichte, starke Flechten geordnet, unter dem weißen Häubchen hervorsah, schön zusammenstimte.
Die werigen Worte, die wir vorhin von ihr gehört, hatte sie deutsch gesprochen, fast one allen Anflug von Volksmundart; iezt, als sie mit dem andern, etwas jüngeren Mädchen unweit von uns an einem kleinen Tische saß, redete sie mit diesem in französischer Zunge. So fanden wir hier dieselbe Doppelart, wie draußen auf dem Schild des Wirtshauses, durch welches das leztere sowol in deutschen wie in wälschen Worten als die Herberge zur goldnen Traube" angekündigt wurde.
Wärend aber jenes jüngere der beiden Mädchen sich des Französischen mit derselben etwas ungeschmeidigen und rauhen Aussprache bediente, in der es im Elsaß in dialektartiger Anwendung auftritt, so überraschte das ältere sogleich durch jene weichere Klangfärbung und jenen vornemeren Accent, die ein feineres Verständnis der Sprache erkennen lassen und sonst nur in den gebildeteren Ständen und in der Hauptstadt Frankreichs angetroffen werden. Ein Umstand mehr, um dem schönen Mädchen den Reiz einer völlig fremden, unerwarteten Erscheinung in diesem Bereiche dörflicher Abgeschiedenheit zu verleihen.( Fortsezung folgt.)
Die weitgespreizt auf der Azurbahn hinglitt Den Pfad im freien, blauen Aeter findend. Der bittre Schaft haftet' im Mark des Fittigs. Der königliche Vogel stürzte, Befleckend sich mit Tropfen Scharlachbluts Die reinen Federn flaglos, aber klagend
In seiner Augen Blick mit Allgewalt! Zum tiefsten Herzen drang der Blick dem Prinzen: Er hob den Armen auf, hielt ihn im Schoß Gekreuzten Knies dasizend, wie beständig
Der Herr gewont zu ſizen war, Lord Buddha. Und sänftigend mit einer Handberürung Des armen wilden Dinges Angst und Schrecken, Ordnet er ihm die Flügel wieder, legte Zurecht ihm die gesträubten Federn schonend, Beruhigte sein schnelles Herz und streichelt' In Frieden es, mit linder Hand liebkosend: So weich und sanft die Hand wie Blätter von Platanen, die sich eben erst entrollt.
Die linke Hand des Heilands hielt den Schwan, Die rechte zog ihm aus der Wunde leicht Den grausam scharfen Stal und legte lindernd Kül frische Blätter auf den Riß und und Honig, Der mildernd eindrang, sanft die Heilung fördernd. Doch damals wußte noch der Königsson
-
Von Körperschmerz so garnichts, daß er sich
Die Pfeilspiz in die Hand stach und nun, fülend,
Es schmerze selbst im Schred zusammenzudt',
Und eifriger, mit Tränen, seinen Vogel
Bu sänftigen noch mehr sich tüssend mühte. Da tam ein Sendling : Devadatta schoß Hier eben einen Schwan, der niederfiel In diesen Rosenbusch. Er läßt drum bitten." ,, Wär' er getötet," sprach Siddartha ,,, könte