Der Mörder wel ihn fordern lassen; aber Der Schwan lebt noch. Mein Vetter tötete Nur die gottgleiche Schnelle, die im Fittig Hier pulste. Die ist fort und nicht zu finden." Doch Devadatta kam und rief: Das Wild, Ob lebend oder tot, ist mein. Ich schoß es. Kein Mensch besaß es, als in Wolken hoch Es schwebte. Nun herabgeholt ist's mein! Gib meinen Jagdpreis mir, holdsel'ger Vetter." Da legte sich der Herr des Schwanes Hals An seine rosige Wang' und sprach nachdrücklich Mit ernster Anmut: Nimmermehr! Der Vogel Ist mein, das erste der unzälbaren

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Myriaden, die mein werden sollen durch Das Recht der Gnad' und Liebesallgewalt! Denn jezt erkenn' ich's ant ureignen Fülen: Ich bin bestimt, die Menschen allseits Mitleid Zu lehren mit dem All, das gleich empfindet; Dolmetsch der sprachlos qualdurchzudten Mitwelt, Abhelfer des Weltfluchs der Daseinslast Nicht für die Menschheit nur, für alle Welt

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Zu werden. So beginn' ich's heut und hier!" Es komt zum Prozeß vorm höchsten Landesgerichtshof. bekanter Beisizer beweist Buddhas Recht an dem geretteten Schwan und verschwindet als Schlange ,,, so erscheinen Götter gern!" Denn die Götter sind, wie die Teufel und Engel und alle spiritistische Geister­welt dem Buddhisten wirkliche Wesen, nur nach der Lehre seines Er­lösers onmächtig, nuzlos durch Toren geehrt mit Opfer und Gebets­hauch. Von dieser unsichtbaren Welt ist Buddha schon vor der Geburt erkant und sein edler Entschluß, in Menschengestalt die Welt zu retten, flangvoll gefeiert. Seine unbefleckte Empfängnis, die Wüstenvorbereitung und höllische Versuchung bieten dem wortreichen Dichter Stoff zu ent­züdten und oft entzückenden Schilderungen. Die Verse alliteriren stellenweis, um die gehobene Empfindung zu verstärken. Orientalische Redepracht ist besonders ausgegossen über das glückselige Dasein des jungvermälten Prinzen im wundervollen Luftschloß und ummauerten Königsgarten am Fuße des Himalaja . Abstoßend wirkt das Gemälde menschlichen Elends, wenngleich diese grauenerregende Darstellung in der Dekonomie des ganzen Evangelienepos begründet war. Die Berg­predigt des ostasiatischen Heilands beschließt das Dichterwerk in knapp formulirten gereimten Sentenzen, die mit der westasiatischen Berg­predigt" schon ihres tiefsinnigen, dunkelphilosophischen Ürgrundes wegen schwer zu vergleichen sind, im ganzen aber die bekante Allweltliebe des Buddhismus unserm europäisch nüchternen Sinne möglichst eindringlich predigen. Aumutig endet die kleine Epopöe mit der Bekehrung des weltlich gesinten, ruhmstolzen Vaters zum geistigen Universalfönigtum seines göttlichen Sones. Als erster poetischer Versuch einer buddhisti­schen Evangelienharmonie im Occident kann das englische, von Amerika in Volksausgaben schnell nachgedruckte Werk um so freudiger begrüßt werden, als grade in der furchtbar zerrissenen, förmlich den Krieg aller gegen alle beginnenden Gegenwart eine so mild verjönende An­fündigung der einst erscheinenden Allharmonie des Weltganzen wie ein Balsam tröstend wirkt. Deutschland sollte sich beeilen, den angel­sächsischen Bittern dies, Orient und Occident vermittelnde, liebliche Dichterwerk bald nachzudrucken, damit die Nation der Weltliteratur" nicht allzuspät eintrete in den durch englische Initiative inaugurirten Versuch einer indogermanischen Allverbrüderung.

Betreffs der Wal seiner Lebensgefärtin heißt es im streng mono­gamischen Sinne: sie sei ihm durch alle früheren Geburten schon an­gehörig und vorherbestimt gewesen. Wir geben von den bezüglichen Erzälungen gleich die erste, welche das orientalische Kolorit am treuesten widerspiegelt:

Lang später als Erleuchtung ihm gekommen Befragten sie Lord Buddha nach dem allen, Warum sie Gold und Schwarz trug und warum So stolz einher sie schritt? Da sagte der Weltheiland: Mir wars damals auch noch fremd, Obwol in halber Dämmrung scheinbar kund; Denn solang' sich das Rad dreht der Geburt und Des Todes, tommen längst gewesene Gedanken und Geschehnisse zurück, Und längst begrabne Leben

auferstehn neu!

Jezt weiß ich's wol. erinnr' es deutlich mir: Bor Myriaden schwüler Regenzeiten Wie damals ich im heißen Unterholz, Als Tiger lauernd lag, mit meiner streif'gen Verwantschaft, die vor Hunger Techzete.

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Und ich, der ich jezt Buddha bin, mich barg Im Kusagras mit grünlich blinkenden Blutdürftigen Augen auf die Herden lüstern Hinseh'nd, die, nah und näher ihrem Tode, Rund um mein Tagsversteck zur Weide gingen.... Nachts unterm Sternenschein fraßgierig, wild Jrt' unersättlich ich nach Beut' umher,

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Die Spur von Mensch und Reh im Waldpfad witternd, Da war in dieser grimmigen Gemeinschaft

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auch eine

Von meines gleichen: blutfuchtglühnder Bestien- Die sich im tiefen Dschungel oder bei Dem schilf'gen Dschil zusammenfand, Prachttigerin, des Waldes allerschönste, Die alle Mänchen wild in Kampf aufreizte! Ihr sammtnes Fell war goldlicht schwarzgesäumt Ganz wie der Schleier, den Jasodhara Am Hochzeitsmorgen um ihr herlich Haupt Und himlisch leuchtend Götterangesicht auf Duftvollem Brautkranz( Mogra Blumenkrone) Für mich trug!- Heiß in jenem Wald entflamte Der blut'ge Krieg mit Krall ' und Zahn sich damals ( Wie jezt der Freier Kampf mit Schwert und Bogen indes Und wilder Rosse Bändigung),

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Das schöne Weibchen unter einem Nimstrauch Uns bluten sah, stolz auf ihr blutumworbnes Wildfürchterliches Freitgangspiel! Am Ende Wie ich mich erinnre

fam sie schnurrend

Bei dem und jenem der zerrissnen Waldherrn, Die ich besiegt, vorbei

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nicht ihrer achtend

Und leckte mir mit schmeichelnd feuchten Leszen Die keuchend heißen Flanken, die mir flogen Noch von des Kampfs Erregung,

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ging dann mit

Mir stolzen Schritts liebatmend in den Wald.... Geburt und Tod ein Radschwung! hoch bald

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niedrig!"

So sprach in tiefem Sinnen Buddha später.

Abgesehen aber davon, daß im Buddhismus eine geistige Neue Welt sich vor uns auftut in der poetischen Einkleidung, die gleichsam von einem gläubigen Buddhistendichter vorgetragen und von Arnold nur in das Englische übersezt, gewissermaßen vertraulicher uns an­heimelt, fann auch die rein poetische Seite der eigenartigen Dich­tung als anmutvoll und genußreich für deutsche Leser bezeichnet werden. Ist uns doch Indien durch Jean Paul und die Romantiker, seit Forsters Einfürung der Sakontala vor hundert Jaren, nah und näher gerückt. Wir möchten als Probe der phantastischreichen Poesie Edwin Arnolds gern die Schilderung des Lustgartens geben, worin der Prinz vom Vater in Sinnestrunkenheit gelullt und seiner Welterlöserbestimmung untreu gemacht werden soll; wir mußten aber aus räumlichen Gründen Dir. Dr. A. Prowe. eine kürzere Episode wälen.

Haus und Wohnung.

Von Dr. Ed. Reich.

Zelte, Häuser, Schiffe und Wagen, hole Bäume, Erd- und Felsen­hölen machen die hauptsächlichsten Wonungen der Menschen aus. Man kann in der größeren Zal dieser Dertlichkeiten seine Gesundheit erhalten, wenn man diesem Zwecke gemäß alles einrichtet, und man kann überall jämmerlich seine Gesundheit verlieren, wenn man Be­gehungen und Unterlassungen sich zuschulden kommen läßt, welche auf die Hygieine sich beziehen, derselben entgegen laufen.

Bei einer jeden Wonung handelt es sich darum, daß selbe den nötigen Schuz gewäre vor den Unbilden des Wetters, stets reine Luft enthalte, Sonnenlicht und Sonnenwärme bekomme, geruchlos und trocken sei, angemessen Raum biete und warm halte, im Sommer aber auch Külung gebe. Man soll, aus Hize und Kälte der Natur, aus Wind und Regen, Schnee und Hagel fliehend, in seinen vier Pfälen ange­nehm berürt werden, sicher sein und wol sich fülen.

Hält man Verunreinigung von seinem Neste ab und bleibt dasselbe gut gelüftet, trocken, geruchlos, von der Sonne erhellt, so kann der Raum auch ein beschränkter sein, und es wird dabei die Gesundheit des Menschen vortrefflich bestehen. Auf die Größe des Raumes komt über­haupt wenig an; so lange die Produkte der Atmung, Hautausdünstung 2c. rasch entfernt werden, frische Luft ununterbrochen an Stelle der ver­dorbenen tritt, so lange ist auch ein ganz kleiner Wonraum gesund­heitsgemäß, wenn er im übrigen nur einigermaßen den Anforderungen der Gesundheits- Pflege entspricht.

Das Licht und die Wärme der Sonne gehören in jeder Behausung zu den größten Woltaten. Menschen, die an von der Sonne sich ab­wendenden Orten wonen, erfranken häufiger und schwerer, als solche, deren Fenster die Stralen des großen Himmelscentrums aufnemen. Alle Krankheiten verlaufen an der Schattenseite langsamer, als an der Licht­seite; das Wachstum und die Entwicklung des Menschen findet im Schatten weit weniger vollkommen statt, als im Lichte; je besser der Lichteinfluß, desto heiterer, lebensfrischer und kräftiger die Menschen.

In den engen Straßen der großen Städte, in Häusern aus Stein gebaut und dickem Mauerwerk, wo das Sonnenlicht nur spärlich und selten einfließt, wont die Krankheit, das Gebrechen des Leibes und der Seele, hassen die Menschen einander mehr und fügen einander mehr Schaden zu. Die Philantropie ist eine Pflanze, die unter Einfluß von Licht und Wärme der Sonne gedeiht; die Misantropie aber ist ein Ge­wächs, das im Schatten wuchert.

Ein Haus, welches den Namen eines gesundheitsgemäß gelegenen ver­dienen soll, muß zunächst von allen Seiten durch freie Luft bespült sein