und den Stralen der Sonne vollen, freien Zutritt gewären. Aus die­sem Grunde verdienen alle villenartigen Bauten, die von Gärten umgeben sind, den Vorzug vor Häusern in dichtgedrängten Stadtquartieren, und die Bewoner jener weisen auch viel bessere Gesundheitsverhältnisse auf, als die Insassen der lezteren.

Man sollte von Seite der Baupolizei, der Regierung, niemals es gestatten, daß in neu anzulegenden Straßen die Häuser hart aneinander gestellt werden, sondern nur villenartigen Neubau zulassen, und jede Ueberfüllung der bewonten Räume strenge untersagen.

Auf den Grad der Trockenheit, Porosität und sonstigen Beschaffen­heit des Untergrundes eines Hauses komt sehr viel an. Jeder Boden, der Feuchtigkeit lange zurückhält und in welchem organische Materien leicht sich zersezen, möge beim Häuserbaue als Baugrund vermieden werden. Der trockene, poröse, der aus festem Urgestein bestehende Boden, aus dem gutes Trinkwasser quillt, verdient unter allen Umständen den Vor­zug. Man vermeide alle Gegenden, die schlechtes Trinkwasser und un­geeigneten Boden darbieten.

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Unmittelbar auf den Erdboden Won- und Schlafräume sezen, ist unter keiner Bedingung ratsam; man baue überall Keller, die durch Fenster erhellt sind, deren untere Kante mit der Oberfläche des Straßen­pflasters zusammenfällt, wölbe die Decken der Keller, errichte darüber ein hohes Erdgeschoß und seze auf dieses, aber nur für größere Häuser, ein Stockwert. Ein zweites, drittes, viertes Stockwerk zu bauen, sei ebenso strenge verboten, wie die Benuzung, beziehungsweise Vermietung des Kellers als Wonraum; denn obere Stockwerke und Keller sind ver­hängnisvoll, warhaft krankmachende Dertlichkeiten.

Das hohe Erdgeschoß und das erste Stockwerk zeichnen überall durch größere Gesundheitsgemäßheit und deren Bewoner durch ge­ringere Krankheits- und Sterblichkeitsverhältnisse sich aus, als der Keller und die obersten Stockwerfe; ja in diesen beiden lezteren hat man Ge­legenheit, gründlich Krankheitslehre und patologische Zergliederungslehre zu studiren.

Gutes Baumaterial; dies, auf gutem Boden verbaut und nach gutem Plane, giebt ein gesundheitsgemäßes Haus. Aber, welches Bau­material entspricht den von Seite der Hygieine daran gestellten An­forderungen? Gebrante Tonziegel von besserer, trocken bleibender Art, und die sogenanten Kalkziegel. Wäre Holz nicht feuergefärlich, so würde entschieden hartes Holz nach vollkommener Austrocknung als das beste Material zum Häuserbau ausschließlich zu empfehlen sein; denn dasselbe hält warm, verbreitet keinen gesundheitswidrigen Geruch und nimt Gase und Dämpfe insbesondere nicht an, wenn es polirt oder lackirt würde. Man hat großes Gewicht auf möglichst poröse Wände des Hauses gelegt. Ich fonte mich niemals überzeugen, daß dergleichen einen so riesigen Vortheil für die Gesundheit abgeben; denn ich fand, daß trockene, wenig oder nicht poröse Wände bei guten Ventilations­vorrichtungen sogar den Vorzug vor porösen verdienen. Der Ventilator nimmt die frische Luft aus einer Höhe und Gegend, wo dieselbe reiner ist; die poröse Wand läßt sämtliche benachbarte Luft durch und in das Haus eintreten, nimt Flüssigkeiten auf, und giebt organischen Materien reichlich Gelegenheit, sich zu zersezen.

Demnach bleiben immer trockene, wasserdichte, glatte und deshalb auch leicht zu reinigende Zimmerwände bei Anwesenheit guter Apparate zu beständiger Lufterneuerung das am meisten Empfelenswerthe.

Jm Süden Europa's ist der Fußboden der Won- und Schlaf­räume nicht aus Holz hergestellt, sondern aus Marmor oder gebranten Mauersteinen. Für den Bemittelten, der im Stande ist, solchen Boden mit starken Teppichen wol zu belegen, und außerdem den Kamin gut zu heizen, bedeutet dergleichen auch in der kalten Jareszeit nichts. Aber der Arme, dem es an Kamin, Brenmaterial und Teppichen fehlt, leidet durch jenen Fußboden um so mehr, je mehr von der Sonne ab seine Wonung gelegen, je feuchter das Haus und größer dasselbe ist. Ich habe in Italien selbst von dem Gesundheitsgefärlichen der Steinfußboden mich überzeugt und der nicht heizbaren Zimmer, und wünsche, daß man dort bald möglichst allgemein Holzfußboden und Rörenleitung für die kalte Jares­zeit einführe.

Der Fußboden muß jederzeit trocken, wasserdicht und warm sein. Am besten ist dies zu ermöglichen, wenn jedes Haus durch Rören ge­heizt wird und dieselben unter dem Fußboden verlaufen. Auf diese Art bleibt die Unbequemlichkeit und Gefar der Ofenheizung ausgeschlossen, und es ist jederzeit möglich, die bewonten Räume beständig in gleicher Temperatur zu erhalten.

Hartes Holz ist das beste Material zur Herstellung des Fußbodens; auch das aus Schweden kommende Holz der Koniferen eignet sich zu solchem Behuse vortrefflich. Man wichse jeden Fußboden mit hellem Lack, um es mit der Reinigung leicht zu haben und selbe one Un­bequemlichkeit rasch und täglich veranstalten zu können.

Jeder warme Fußboden schüzt vor falten Füßen. Kalte Füße ge­hören zu den häufigsten Krankheitsursachen. Insbesondere werden Kinder, ältere und kränkliche Personen durch falten Fußboden bedroht. Je kälter dieser leztere, desto größer Krankheit und Sterblichkeit der Bewoner. Die südlichen Länder beweisen das.

Gewölbte Decken ziehe ich den anderen vor; denn, nicht nur daß jene den Schönheitssinn mehr befriedigen, als gerade Decken, haben sie auch gesundheitliche Vorteile, indem sie die Luftströmungen besser reguliren und, bei Anwesenheit halbwegs entsprechender Ventilatoren, die ver­dorbene Luft rascher entfernen.

Dürfen schon die Wände des Zimmers nicht mit staubenden, zer

fließenden, übelriechenden, giftigen Farben bemalt oder mit dergleichen Tapeten bedeckt sein, so hat dies bezüglich der Decke ganz besonders seine Gültigkeit. Am schädlichsten erweisen sich staubende grüne Farben, die zumeist aus Arsenverbindungen bestehen und darum giftig sind. Am besten ist es, die Wände mit ganz unschädlichen, haltbaren und geruchlosen Farben zu bemalen, die ebenso den Verhältnissen der Be­leuchtung sich anpassen, wie den gesundheitlichen und ästetischen Bedürf­nissen des Auges. Hellgrün im Wechsel mit Dunkelgrün und Grau ist für die Wände der Won- und Schlafzimmer am besten, Weiß aber für die Decke; doch muß das letztere durch etwas Grün oder eine andere passende Farbe unterbrochen sein.

Tapeten eignen sich nur für ganz trockene Wonungen, stehen aber im allgemeinen der Wandmalerei nach. In feuchten Zimmern helfen sie den schlechten Geruch vermehren, indem sie, gleich dem Klebemittel, sich zersezen.

Defen und Kamine haben große Bedeutung für die Gesundheit des civilisirten Menschen, der in geheizten Stuben die kalte Jareszeit verlebt. Gute Tonöfen, die bald sich erwärmen und die Wärme lange zurückhalten, sind den Defen aus Eisen entschieden vorzuziehen; denn die lezteren geben sowol durch den Umstand, daß sie in sehr heißem und glühendem Zustande Verbrennungsgase ausströmen lassen, als auch da­durch, daß sie den Raum zwar rasch erhizen und überhizen und ebenso schnell wieder erkalten lassen, den Grund zu oft genug sehr bedeutenden und tiefen Störungen des Wolbefindens.

Der Kamin allein genügt selbst in wärmeren Ländern zur rauhen Jareszeit den menschlichen Bedürfnissen nicht vollkommen; viel Bren­material verbrauchend, stralt er nur wenig Wärme in den bewonten Raum und erhizt die ihm zugewante Körperhälfte, wogegen die abgewante vor Kälte zittert. In diesem Punkte haben die Schweizer das Richtige ge­troffen, indem sie Kamin und Ofen glücklich verbanden. Auch die Schweden haben glücklich konstruirte Oefen.

Man sollte die Defen alle so zum Verschluß einrichten, daß es einer Klappe, welche die Glut von dem Schornstein trennt, gar niemals mehr bedürfte. Das vorzeitige Schließen solcher Klappen hat schon manches Menschenleben gekostet, und unabsichtliche gleichwie absichtliche Tötungen durch Ofengase gehören leider zu den Alltäglichkeiten.

Geschlossene Höfe beeinträchtigen die Gesundheit der Menschen um so mehr, je höher die Häuser sind und je weniger rein die Höfe selbst gehalten werden. Und zwar schaden dieselben, indem sie Luft und Licht von den bewonten Räumen abhalten, die Zersezung organischer Stoffe fördern und den Abzug der Auswurfsmaterien hemmen.

Bei beträchtlicher Ausdehnung, sorgfältiger Reinhaltung und An­wesenheit von relativ nicht allzu großen Bäumen, schadet Geschlossen­heit des Hofes wenig, insbesondere wenn duftende Abtritte, Dünger­gruben, Abzugskanäle nicht anwesend sind.

Es bleibt immer das Beste, den Hof vor dem Hause, den Garten hinter demselben anzulegen, und das ganze Besiztum durch grünen Hecken­zaun von anderem Grund und Boden zu trennen. So möge es in Stäten, so auf dem Lande gehalten werden. Die Wirtschaftsräume kommen sodann nach dem Hofe, die Wonräume aber nach dem Garten zu. Dies fördert Gesundheit und häuslichen Sinn.

Die Richtung der Straßen sei am besten von Nord nach Süd, da­mit die Häuser nach Ost und West zu stehen kommen. Die Lage nach Norden bleibt nördlich von den Alpen immer eine mehr oder minder ungesunde. Am besten freilich ist es immer, wenn das Wonhaus nach Norden weder Fenster noch Türen hat, sondern ganz abgeschlossen ist, und nur nach der Sonne hin sich öffnet.

Anpflanzungen von mäßig großen Bäumen gehören in jede Straße; aber diese leztere muß auch breit genug sein, damit der Schatten und der Dunst der Bäume nicht die Wonstätten beeinträchtigt. Der Urtypus einer Straße, was Baumpflanzung, Breite und Zweckmäßigkeit betrifft, ist eine der großen Avenüen zu Paris , oder eine der schönen Straßen von Bordeaux in der Nähe der Gironde . Als ich in den beiden Stäten diese prachtvollen Straßen durchging, hüpfte mir das Herz im Leibe vor hygieinischer Freude. Schauerlich enge fand ich viele Straßen in alten italienischen Stäten, z. B. in Genua , und auch einzelne Teile des lateinischen Viertels zu Paris machten auf mich einen beängstigenden Eindruck.

Die Frage, ob Wasserkanäle in den Straßen der Gesundheit der Be­woner förderlich seien, kann niemals in absolutem Sinne beantwortet werden; denn es giebt derartige Kanäle, die aus Granit hergestellt sind und krystallhelles Wasser rasch durchlaufen lassen, und andere, die aus ebendem Baumaterial errichtet sind und gesundheitswidriges Wasser enthalten. Daß die ersteren der öffentlichen Wolfahrt dienen, die lezteren aber das Publikum bedrohen werden, ist selbstverständlich.

Empfelenswert ist es, auf den Bläzen und in den Straßen Springbrunnen anzulegen, welche reichlich Trinkwasser für Menschen und Haustiere gewären und mit den erforderlichen Bequemlichkeiten zum Schöpfen und Trinken versehen sind. Alle wirklich gesitteten Völker trieben die Kultur der Brunnen mit großem Eifer, bauten schöne Brun­nen und speisten dieselben mit gutem Trinkwasser. So wurde die Hygieine zugleich mit der Aestetik gefördert.

In neuester Zeit hat man größeres Augenmerk auf die Abtritte gewant, und mit Recht; denn dieselben werden, wenn vernachlässigt, eine der mächtigsten Quellen zalreicher Uebel. Geruchlose Abtritte, rasche Beseitigung der Exkremente, Desinfektion dieser lezteren, gründliche und geruchlose Reinigung der Miststätten, diese und andere Fragen vermochten