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Es war ein ungewönlich starkknochig gebauter, älterer Mann, der mit kräftiger, munterer Stimme sprach. Schier konte man meinen, daß der schwere Wein, von dem er redete, ihm bereits selbst etwas angetan. Wie er dicht an den Schmied herangekommen, streďte er ihm mit unverkenbarer Herzlichkeit die Rechte entgegen, fur aber eben so verwundert wieder zurück, als dieser, nachdem er nachlässig in die leztere eingeschlagen und one mehr als einen flüchtigen Gruß gesprochen zu haben, sich gleich langsamen Schrittes nun erst zum Weitergehen anschickte.
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„ Der Kangen oder's Heimweh!"- stieß jener lebhafter heraus, indem er ihn aufzuhalten suchte." Poz Bliz, Meister, euch fließt kräftig Blut, gegen beides gibt's Mittel! Wider den Rangen, noch einen derberen d'rauf, und wider's Heimweh? Vielleicht tut's noch ein halber mehr!"
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" Geht, Holzbauer, und laßt mich!" sagte der Schmied mit erzwungener Freundlichkeit, wie ihn der andere wieder fester an der Hand zu fassen bemut war." Geht! es hat guten Rangen
und Sipolzheimer und eig'nen drunten im Kreuz und-- Geht, und laßt mich!"
Er riß sich dabei mit Gewalt von dem Manne los, der wärend der lezten Worte selbst seinen Arm zu umklammern be gonnen hatte, um ihn mit sich fortzuziehen, und es jezt nicht hindern konnte, daß er in offenbarer Erregtheit von ihm hinwegschritt.
Da bat's was gegeben!" brumte er noch halb scherzhaft, halb mißvergnügt in sich hinein, indem er jenem erst kurze Zeit nachsah und sich dann in der Richtung auf die Schenke zu, aus der der Schmied gekommen, ebenfalls zum Gehen wante. In dunklen Umrissen war die große breitschultrige Gestalt noch eine Weile in der dämmerdunklen Dorfgasse zu sehen, und sein schwerer, fester Gang wedte einsamen Widerhall in der Stille ringsum; dann bog er weiter unten etwas seitab und trat in den großen Torweg, der in den Hof des Gasthauses fuhrte, ein.
( Fortsezung folgt.)
dantur gemachten Vorschriften fügen mußte.
( Schluß.)
Eine vortreffliche Unterſtüzung fand Schinkel in den Bildhauern Friedrich Tieck , Rauch und Rathgeber aus Gotha , welche drei sich in die Herstellung der Skulpturen teilten. Die Malereien wurden ausgefürt von den beiden damaligen größten Malern Berlins , von Wach und Wilhelm Schadow , sowie von dem Blumenmaler Prof. Völier. Allgemein werden namentlich die Dekora tionen des Konzertsales als ein Meisterwerf gerühmt. Mit der Grundsteinlegung zum Schauspielhause, die 1818 erfolgte, ward auch zugleich diejenige vorgenommen zu dem Denkmal an die Ereignisse von 1813 auf dem Kreuzberge. Die gotischen Formen, welche das leztere zeigt, sind nicht der Ausfluß einer Idee Schinkels. Dieser hatte den Plan, ein Denkmal im Stil der Renaissance zu errichten, ward aber vom Könige beſtimt, die Gotik zu wälen. Auch hier wirkten Tied, Rauch und W.chmann mit.
In dieser Zeit der allgemeinen vaterländischen Erhebung be-| deshalb entstanden, weil der Künstler sich den von der Intengnügte sich jedoch Schinkel nicht, seinen Anteil daran fund zu tun, indem er als Künstler und zwar als Maler und Architekt die Tatei. und Bestrebungen seiner Landsleute feierte und anspornte, er rüstete einen Freiwilligen aus und ließ sich mit den berliner Landwehrleuten selbst einererziren. Und als dann die Nachrichten von Brand von Moskau und von der Vernichtung des Korsen bei Leipzig ein rafen, entstanden wiederum eine ganze Anzal Entwuise zu Brunnen, welche dem Gedächtnis dieser Ereignisse geweiht werden sollten. Als größtes Denkmal wollte er aber den Siegen seines Volkes einen Dom errichten, der jedoch nicht zur Ausfurung gelangte, trozdem er sich mit verschiedenen Eingaben an den König wante, in denen er sich leider vergebliche Mühe gab, nachzuweisen, daß nichts mehr imstande sei, im Volke die Erinnerung an hervorragende historische Ereignisse zu festigen und lebendig zu erhalten als große monumentale Kunstwerke. Neben alledem entwarf und vollendete er noch viele Landschaften für Private bis zum Jare 18.5, wo er zum Geheimen Oberbaurat ernant wurde und um welche Zeit nun seine ruhmvolle Tätigkeit als Architekt eigentlich begann.
Bon 1816 datirt der Entwurf des neuen Wachtgebäudes unter den Linden, das 1818 vollendet wurde. Der schöne, im griechisch dorischen Stil ausgefürte, aber ganz seiner Bestimmung angepaßte Bau ist wol jedem bekant, der Berlin gesehen hat. Wärenddem ward aber zugleich seine Kraft insofern in Anspruch genommen, als ihm verschiedene Aufträge erteilt wurden, Entwürfe zu Zimmereinrichtungen für die königlichen Prinzen zu liefern, und er zeichnete zu diesem Zweck selbst die Muster zu den Möbelfieffen. Damit aber die arbeiten ganz im Sinne seiner Entwürfe ausfielen, ging er sogar so weit, den Arbeitern die Proben der gewünschten Farbenmischungen auf Papier eigenhändig herzustellen. Eine Heise, die er um diese Zeit nach dem Rhein , Holland und Belgien unternam, hinterließ ihm neue Eindrücke. Bornemlich tat dies die prächtige boisserée'sche Gemäldesamlung altniederländischer und altdeutscher Meister, die damals in Heidel berg ausgestellt war. Vergeblich bemüte er sich, die maßgebenden Kreise zu Berlin zum Ankauf dieses Schazes zu bewegen, welcher 1827 von Ludwig I. von Bayern für 120000 Taler erworben wurde und den man später der Pinakothek zu München einverleibt hat.
Die beste Gelegenheit, sein Genie zu befunden, ward Schinkel , als 1817 das Schauspielhaus zu Berlin durch Feuer zerstört wurde. Welche Schwierigkeiten er aber zu überwinden hatte, das erkent wol selten derjenige, welcher vor diesem herlichen Bau bewundernd steht, in dem in so herlicher Weise die klassischen Formen hellenischer Kunst in verjüngter, der Neuzeit entsprechen der Weise verkörpert sind. Zunächst durften die alten Mauern nicht abgebrochen werden, sondern mußten mit zur Verwendung kommen. War das schon eine starke Forderung an ein Genie, das die alten Fesseln gesprengt und sich berufen glaubt, neue Formen zu finden, so wurde deren Stärke noch erhöht durch die Aufgabe, innerhalb dieser Räume das Teater nebst Zubehör, einen Konzert- und einen Festsal, Magazine und dgl. unterzu bringen. So sind denn auch manche Mängel im Innern lediglich
Jm Jare 1819 wurde unser Meister dann Mitglied der technischen Deputation im Ministerium für Handel, Gewerbe und Bauwesen und 1820 Professor bei der Akademie der Künste und Mitglied des akademischen Senats. Von den vielen um diese Beit entstandenen Plänen sind zu nennen der der schönen Schloßbrücke, welcher durch Herstellung der dieselbe schmückenden Figuren erst nach seinem Tode ganz verwirklicht wurde, dann viele Ent würfe zu dem immer noch nicht aufgegebenen Dombau, Denkmalentwürfe für den bei Saalfeld gefallenen Prinzen Ferdinand, für Scharnhorst und zu einem Lutherdenkmal zu Wittenberg . Bei seinen eminent künstlerischen Produktionen vergaß er aber nie, daß er als Künstler für das Volk zu schaffen und deshalb auch nach Kräften beizutragen habe, den Gegenständen des täglichen Gebrauchs gleichfalls fünstlerische Gestaltung zu geben. Abgesehen davon, daß sich zu dem schon Gjagten noch unendlich viele Bei spiele anfüren ließen, wie er Entwürfe zu Möbeln, Tapeten und sonstigen kunstgewerblichen Arbeiten lieferte, ist es namentlich auch seine Beteiligung an der Herausgabe des Wertes: Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker", die von der tech nischen Deputation für Gewerbe erfolgte, welche dieses schöne Bestreben bekundet. Hierzu lieferte er die Tafeln, welche Gebält und Eindeckung der antiken Säulenordnungen enthalten, eine ganze Anzal schöner Gefäße, als Pokale, Schalen, Gefäße aus Glas, Bilderramen, Wuster zu gewebten Stoffen, Kandelaber und dgl. Zu gedenken ist aber auch noch einer Anzal von Ent würfen zu Gefäßen, die sich heute noch im Schinkelmuseum zu Berlin befinden und die teils firchlichen, teils profanen Zweden zu dienen bestimt waren. Dann übte er großen Einfluß aus auf die Ausbildung des plastischen Ornaments aus gebrantem Ton, das ja heute in der berliner Architektur eine so große Rolle spielt. Ebenso förderte er den Eisen- und Zinkguß und lieferte Entwürfe, die in diesen Metallen hergestellt wurden; besonders unterſtüzt und gefördert wurde er hierin von einigen tüchtigen Gewerbtreibenden. Dazu geselen sich dann noch neben den Entwürfen, die er für Handwerker gelegentlich der Ausschmückung der prinzlichen Wonungen liefern mußte, solche, welche er unmittelbar für den Tischler, den Tapezirer, Maler 2c. her
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