fertig und sechs in Arbeit waren, als seine Tätigkeit durch Krank heit unterbrochen wurde.

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| dann wol auch nicht verargen, wenn sie ihn, um ihn nach des Tages Mühen in ihrem Kreis zu behalten, hie und da durch eine kleine List zurückhielt, wenn er in die Hoffreise gezogen werden sollte, um dort gelegentlich der Anwesenheit fremder Gäste gewissermaßen der Gesellschaft den Nimbus der Kunstliebe zu verleihen. Daß die Liebe zur Kunst bei den fürstlichen Mäcenaten nicht immer waschecht ist, hat auch Schinkel erfaren müssen, denn schon der Umstand, daß überall bei seinen großen Bauten geknausert wurde Ich werde ihm einen Zaum anlegen", äußerte sich einst Friedrich Wilhelm II.  - und daß die schönsten seiner Ent­würfe nie zur Ausfürung gelangten, beweist dies zurgenüge. So darf es denn auch nicht überraschen, wenn man es für selbst­verständlich hielt, daß er seinen dat und seine Tat zur Ver­fügung stellte und zwar nicht allein am preußischen Hofe. Erst nach längerer Zeit gerute man z. B. huldvollst, ihm zu gestatten, eine Rechnung in Petersburg   für die Pläne zu Schloß Orianda einzureichen, und ein andermal, als er für jemand vom peters­burger Hofe einen andern Entwurf geliefert, fand man sich seitens seiner Auftraggeber mit nichts weniger als einem fürstlichen Ge­Meisters half ihm über dergleichen hinweg, so daß sein riesiger Arbeitsfleiß nie erlahmte und er selbst des Abends den traulichen Familienteetisch verließ, um sich wieder an die Arbeit zu sezen. Das beste Zeugnis für seinen Fleiß sind wol schon die vielen Zeichnungen, die sich in seinem Nachlaß vorfanden und die weit über 3000 zälen. Sie wurden für 30 000 Taler angekauft und im Schinkelmuseum" in der Bauakademie vereinigt. Durch diesen Ertrag war es der Familie des Meisters, der troz seiner einfachen Lebensweise ein ganz unbedeutendes Vermögen hinter­ließ, vergönt, sorgenfrei zu leben.

Er hatte die höchsten Stufen erstiegen, die in Preußen ein Architekt einnemen kann, als er 1839 zum Oberlandes- Baudirektor feit 1831 war er Ober- Baudirektor ernant wurde. Aber lange sollte er nicht im Vollgenuß dieser Stellung bleiben. Seit mehreren Jaren hatten sich schon bedenkliche Symptome gezeigt, die Kuren, die er in diesem Jare in Marienbad   und Kissingen  unternam, waren nicht im Stande, den Verlauf der Krankheit aufzuhalten. 1840 ging er nach Meeran zur Molkenkur und um sich in dem milden Klima im Genusse der schönen Natur Ge­sundheit und Kraft wieder zu holen." Er war heiter dort, kehrte aber am 7. September ermattet und über Kopfweh klagend von der Reise zurück. Sein Zustand ward schlimmer, es stellte sich eine Störung des Gefülssinns ein, aber am 8. September war er noch verschiedentlich beschäftigt und machte sogar dem Teaterinspektor Karl Gropius, als er ihn auf einem Spaziergang im Tiergarten traf, den Vorschlag, ein großes Panorama von 90 Fuß Durch messer aufzustellen, auf dem die Hauptdenkmale Asiens  , Egyptens  , Griechenlands  , Roms und Deutschlands   im Mittelalter mit entschent ab. Aber die Herzensgüte und Selbſtverleugnung des sprechender Naturumgebung dargestellt wären, wozu er bereit willigst Hilfe versprach. Er dachte nicht daran, daß er kurze Zeit darauf selbst hilflos wie ein Kind daliegen würde. Am Abend desselben Tages nam die Verdunkelung des einen Auges zu, am 9. war sein Zustand noch bedenklicher und am selben Tage fiel er infolge eines Aderlasses in Onmacht und kam in den 13 Monaten seines Krankenlagers nicht mehr ganz zur Be­sinnung, bis nach den unsäglichsten Schmerzen am 9. Oktober 1841 der Tod ihn von seinem Leiden erlöste.

Wenn man die riesige Arbeitslast betrachtet, die Schinkel zu bewältigen hatte, so nimt es nicht Wunder, daß seine Kraft so plözlich zusammenbrach. So mußte er in seiner Eigenschaft als Geh. Oberbaurat die Pläne zu sämtlichen Landbauten Preußens von einigem Belang, frner die, zu denen der Staat Zuschuß ge­wärte, bearbeiten, jeden Baukandidaten in einigen Fächern prüfen, dazu kommen die großen Bauten, die er selbst leitete, dann die Zimmereinrichtungen für die Prinzen, Pläne zu Kirchen und Palästen, seine Verhandlungen mit den Handwerkern wenn man diese umfangreiche Tätigkeit betrachtet, so fragt man sich erstaunt, wie er noch Zeit zu seiner Tätigkeit als Maler, zum Besuch der Konzerte und der Opern von Gluck, Mozart   und Beethoven  , deren Musik er sehr liebte, und zum Verkehr mit seiner Familie finden konte. Und leztere liebte er so sehr, daß er sie stets auf seinen Inspektionsreisen mitnam, die er in seiner amt lichen Eigenschaft järlich unternemen mußte. Man kann es dieser

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Man hat auch Schinkel den Vorwurf der Irreligiosität ge­macht, aber wenn man seine hohe Gerechtigkeitsliebe, die er stets andern und ihren Leistungen gegenüber walten ließ, wenn man andererseits seinen Haß gegen Dünkel und Gemeinheit, gegen die Unwarheit, Oberflächlichkeit und holes Aufblähen in Be­tracht ziet, so dürfte diese Frreligiosität" ihm nur zur Ehre ge­reichen. Besser als alles andere beweist der von ihm niederge­schriebene, für sein praktisches Tun als Richtschnur dienende Saz, der allen zur Beherzigung dienen mag, nach welchen Grundsäzen er gelebt:" Der Mensch bilde sich in allem schön, damit jede von ihm ausgehende Handlung durch und durch in Motiven und Ausfürung schön werde". Das flingt allerdings wenig religiös, und die praktische Beherzigung dieses Sazes dürfte aber doch den Menschen über allen religiösen Konfessionalismus erheben. Fr. Nauert.

Der Kanton Appenzell  , Appenzell  , seine bewaffnete seine bewaffnete Landsgemeinde und seine hiftorische Entwicklung.

Kulturgeschichtliche Skizze von Cart Stichler.

Unter den durch lokale Eigentümlichkeiten bevorzugten Kan-| Einrichtung aufzuweisen, die in den anderen Kantonen der Schweiz  , tonen der Schweiz   rangirt der Kanton Appenzell  , das" Appen  - ja vielleicht in der ganzen Welt nicht zum zweitenmale gefunden zeller Ländli" genant, durchaus nicht zulezt. Wer gigantische wird. Felsmassen und Firnfelder bewundern, wer vorzugsweise herliche Alpmatten, anmutige Gebirgstäler, Sennhütten und ein gutmü­tiges, gesangsluftiges Hirtenvolk besuchen und kennen lernen, und nach billig verlebten Wandertagen frohe und angeneme Erin­nerungen mit heimnemen will, der wandere ins" Appenzeller Ländli" und pflücke auf den saftig grünen Matten in seiner Bergluft die herlichen Alpenrösli und lausche den Jodlern und Jauchzern der munteren Sennen und neckischen Gaisbuben.

Der nur sehr wenig Ackerbau aufweisende, fast ganz aus Ge­birgsland bestehende Kanton Appenzell   trat anno domini 1513 in den Bund der Eidgenossenschaft  , trente sich aber in beide oben­genante Hälften infolge der Wirren und Kämpfe, die mit der Reformationsbewegung in diesen Gegenden entstanden, im J. 1597 Das dichtbevölkerte protestantische Außer- Rhoden( 7 Quadra­filometer, circa 48 700 Einwoner) mit seiner industrielltätigen und unternemenden Bevölkerung unterscheidet sich wesentlich von dem katolischen Inner Rhoden( 14,6 Quadratkilometer, ca. 12 000 Ein­bewoner), dessen viehzüchtende Bewoner in patriarchalisch einfachen Verhältnissen auf ihrem gebirgigen Gebiete leben. Außerordent­lich entwickelt ist in Appenzell Außer- Rhoden   die Sauberkeit und Ordnungspflege, die die Bewoner namentlich hinsichtlich ihrer Häuser und Wonungen, sowie deren nächster Umgebung an den Tag legen. Der Inner- Rhödler beobachtet mehr die altherge­brachte Lebensweise der Vorfaren als sein öfter mit der Außen­welt in Berürung kommender Kantonsnachbar, der Außer- Rhödler. In Jnner- Rhoden sucht man die Sitten und Gebräuche der Väter in der Politik, im Bau der Häuser und in der Kleidung 2c. 2c. zu erhalten.

Sennerinnen gibt es im Appenzell   nicht, denn Alpenwirtschaft und die damit verbundene Viehzucht wird nur von Männern trieben, dagegen sind die appenzeller Maidli als Stickerinnen be­fant und ihres wolgeübten, mehrstimmigen Gesanges wegen sogar gewissermaßen berühmt. Die feinsten und elegantesten Stickereien, die von den Handlungshäusern St. Gallens weithin in alle Welt versant werden, werden im Kanton Appenzell  , bezw. in dessen Kantonshälfte Inner- Rhoden   erzeugt.

Der Kanton Appenzell, dessen 21,6 Quadratkilometer umfassendes ( Gebiet circa 61 000 Einwoner aufweist und vom Kanton St. Gallen von allen Seiten umgeben ist, zerfällt in zwei Kantons­hälften, die Appenzell Außer- Rhoden   und Appenzell Inner- Rhoden  genant werden. Die Verfassung beider Teile ist rein demokra­tisch, hat aber immerhin so manche merkwürdige, eigentümliche

Interessant und vielleicht einzig in Europa   dastehend, ist die bewaffnete, feierliche und obligatorische Landsgemeinde der Stim­