geheuren Schaden anrichten mußten. Die Regierungen aller Länder mögen sich diese Lehre, welche Desterreich furchtbar teuer mit Gut und Blut bezalt hat, gefälligst zu Herzen nemen.
XZ.
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Ein Haus in Bewegung.( Illuftr. S. 25.) Wer nur gewönt ist, an alles Vorkommende den Maßstab unserer europäischen Verhältnisse zu legen, dem erscheint jedenfalls ein wandelndes Haus, gleich dem auf unserem Bilde, als eine jener Ausschneidereien, wie man sie so oft unter der Rubrik ,, Americana" in unserer Tagespresse findet. Und doch ist die Metode, ganze Gebäude fortzubewegen, auch bereits in Deutsch land zur Anwendung gekommen. So wurde z. B. vorigen Herbst in Mainz das Stationsgebäude der Köln- Düsseldorfer Dampfschiffartsgesellschaft erst 1,75 Meter hoch. gehoben, dann 15 Meter weit nach dem Rhein zu transportirt und endlich noch 4 Meter weit rheinabwärts gerückt, wo es dann auf einen vorher fertig gestellten hölzernen Unterbau niedergelassen wurde. Das aus Fachwert aufgefürte Gebäude ist einstöckig und hat 36x12 Meter Grundfläche. Der Transport ging one jegliche Beschädigung des Gebäudes vonstatten. Aber selbst wenn wir durch diese Tatsache von der Möglichkeit eines Häusertransports überzeugt sind, so wird uns das durch die heutige Illustration dargestellte Unternemen nicht minder waghalsig erscheinen und die Warscheinlichkeit desselben wird uns erst einleuchten, wenn wir wissen, daß die scheinbare Steinkonstruktion des Hauses eben nur Schein und daß dasselbe reiner Holzbau ist. Nun hat man in Chicago , dem Schauplaz dieses Vorganges, bereits früher wegen des sumpfigen Bodens Häuser vermittelst Schrauben und dgl. gehoben oder nach ganz entgegengesezten Enden der Stadt transportirt. Es ist daher kein Wunder, wenn in dieser Stadt, die durch ihre rapide Entwicklung am treffendsten das amerikanische Leben karakterisirt, auch heute noch dieser Brauch geübt wird. In seinem Spaziergang um die Welt" erzält v. Hübner, daß ein Pferd, 2 Männer und eine. Winde genügt hätten, um die uns so gefärlich erscheinende Arbeit zu vollbringen. Ob es aber richtig ist, daß wärend der Prozedur in der Küche ruhig weiter gekocht worden sei und daß aus den offenen Fenstern wärenddem die Töne eines Klaviers herabgedrungen seien, ebenso ob die Personen die Fart in der bildlich vorgefürten Stellung auf dem Balkon des ersten Stockes mitgemacht haben, wie der genante Verfasser angibt, vermögen wir nicht anzugeben. Vielleicht ist dieser oder jener der amerikanischen Leser der ,, N. W. " dazu bereit.
Aus allen Winkeln der Zeitfiferatur.
nrt.
Drei Afrikareisende sind in diesem Jare kurz hintereinander gestorben. Der Deutsche J. M. Hildebrandt erlag in Tananaiwa, der Hauptstadt des Howareiches auf Madagaskar , einem Magenleiden, des Italieners Matheuci Leiche ist erst vor kurzem in seiner Heimat angelangt und jüngstens ist auch der Hauptmann Topelin, Führer einer der belgischen Expeditionen nach Innerafrika in dem hoffnungsreichen Alter von 34 Jaren in Zanzibar dem Fieber zum Opfer gefallen.
Rußland in seinem Vordringen nach dem asiatischen Innere. Unsere Leser erinnern sich der Kuldschafrage, welche fast zu einem Krieg zwischen Rußland und China geführt hätte. Am 19. August d. J. ist nun in Petersburg endgültig der Vertrag zwischen den streitenden Mächten abgeschlossen worden, demgemäß zwar Rußland fast das ganze Kuldschagebiet an China heraus- und damit scheinbar nachgibt, in Warheit aber so viel Vorteile erlangt, daß es sich zu seiner Nachgiebigkeit nur gratuliren fann. Durch Art. 10 des Vertrages erwirbt Rußland das Recht, außer wie bisher in Jli, Tarbagatai, Kasch gar und Urga ferner auch in Kinjückwan, am westlichsten Tore der großen Mauer und in Turfan Konsuln zu ernennen, ebenso auch in mehreren anderen Orten. Nach Art. 12 dürfen die Kussen zollfrei Handel treiben in der Mongolei , gleichwie in Kuldſcha, Larbargatai, Kaschgar und anderen Städten nördlich und südlich vom Tienschan. Art. 13 gestattet den russischen Kaufleuten überall, wo russische Konsuln sind, Häuser zu bauen und Land zu Handelszwecken zu erwerben. Art. 14 erlaubt russischen Waren wie in Kalgan auch in Kiakjüran die chinesische Grenze zu passiren. An diesen Orten werden die Waren wie in Seehäfen aufgestapelt und unter denselben Bedingungen wie im
Vertragshafen Tiëntshin dürfen sich hier die russischen Kaufleute niederlassen und die russischen Waren vertreiben.
Pietät und Humor bei den Männern der Wissenschaft. In einer Arbeit von Julius Stinde in dem ,, Berliner Montagsblatt" über die unter deutscher Leitung stehende zoologische Station zu Nizza findet sich folgend amüsante Mitteilung: Vor einem kleinen Bassin, in dem scheinbar nur Seesand zu sehen war, wurde Steide ersucht, den Hut abzunemen. Hierauf wülte der Pfleger des Aquariums, Dr. Schmiedlein, den Sand auf und brachte den Lanzettfisch( Amphioxus lanzeolatus) hervor, ein kleines silberglänzendes Fischlein, welches die Wissenschaft als aller Wirbeltiere Urahn ansiet. Nur selten, erklärte Dr. Schmiedlein, besäßen wissenschaftlich gebildete Männer die Jmpietät, vor diesem ihrem Stamvater das Haupt nicht zu entblößen; die Sitte des Hutabnemens vor dem Amphioxus sei in dem Aquarium bereits durch Tradition geheiligt.
Redaktionskorrespondenz.
XZ.
Hamburg. Joh. F. 1) Das beste und billigste Mittel zum Reinigen von Silberzeug ist nach Davenport unterschwefligsaures Natron, mit dessen gesättigter Lösung man ein Läppchen oder eine Bürste tränkt. In wenigen Sekunden werden so auch starkozydirte Silberflächen gereinigt. 2) Als bestes Desinfektionsmittel wird allerneuestens rohes schwefelsaures Aluminium mit Phenol empfohlen, dagegen wird vor talkhaltigen Mitteln gewarnt.
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Hanau . Zahmer Staatsbürger. Sie erinnern Sich vollkommen richtig an unfere Mitteilung in Verse gesezter Strafgesezbuchparagraphen. Nur irren Sie Sich in der Anname, daß wir selbst Verfasser derselben gewesen wären. Wir zitirten dieselben nur aus dem ,, Strafgefezbuch für das deutsche Reich in Gedächt nißversen" von M. Reymond, aus denen wir auch den von Ihnen gesuchten Paragraphen hier wiedergeben.§ 110- Widerstand gegen die Staatsgewalt lautet also: Wer auf den öffentlichen Bläzen Das Volk versuchet aufzuhezen Bum Ungehorsam gegen das, Was durch behördlichen Erlaß Und laut Gesez verordnet wird; Wer ferner offen exponirt
Und an den Mauern affichirt Geschrieben oder illustrirt,
Was solchen Ungehorsams Gift Erzeugen fann durch Wort und Schrift, Soll, insofern denselben nicht
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Berbamt das hohe Strafgericht,
Bis zu sechshundert Mark zu schwizen,
Bis zwei Jar im Gefängnis ſizen.
Leipzig . Ein Abonnent. Wir haben Herrn Dr. Reich Ihren Wunsch mitgeteilt. Herr Dr. Sidtmann war so freundlich, uns für die nächste Beit wieder einige Arbeiten zu versprechen. In lezter Beit bat ihn die Agitation gegen den Impfzwang bis zum Schreibkrampf, wie er uns mitteilt, ihn Anspruch genommen. Daß wir die Gesundheits pflege nicht zu vernachlässigen gedenken, hat Ihnen schon die erste Nummer dieses Jar gangs bewiesen. Auch der Jugenderziehung soll demnächst wieder gedacht werden.
Löten. Färber B. Sie schrieben uns vor einiger Zeit folgendes: Ich erlaube mir, Ihnen folgenden Vorschlag zu machen: in der ,, Neuen Welt eine Rubrik zu er öffnen, etwa unter der Ueberschrift: Bildungsfreund oder Wegweiser für Lernende' 2c., die entweder regelmäßig in jeder, oder in jeder zweiten Nummer die Titel der vor züglichsten Bildungsschriften der deutschen( resp. der ausländischen Literatur) älterer und neuerer Zeit bringt, die auf allen Gebieten( Staat, Kirche, Wirtschaft) für die auf flärenden und befreienden Jdeen Propaganda macht, resp. die der politischen, religiösen und wirtschaftlichen Reaktion scharf und energisch zu Leibe geht. Schon lange fuche ich nach solch einem Berzeichnis, das gleichsam ein Wegweiser für die Wal zur Anschaffung von Schriften behufs Selbstlernens und Selbstweiterbildens( Autodidaktik) für bildungs freudige, weiterfirebende junge Arbeiter wäre, für Arbeiter, die dem rohen, wüften Wirtshausleben feinen Geschmad abgewinnen können, dagegen jede freie Stunde zur Erwerbung und Erweiterung ihres Wissens zu benuzen den besten Willen haben. Nun,
ich bin solch ein Arbeiter, der wissensdurftig und lernbegierig, gern einen Freund haben möchte, der ihm bei Anschaffung von Bildungsschriften mit seinem Rate behufs beſter, weddienlichster Auswal zur Seite stet. Die Kataloge, die man von den Gortimentern verbissensten Reaktionär und Bietisten neben dem Demokraten und Atheisten. Ich bin erhält, füren die Titel solcher Schriften bunt durcheinander auf. Da findet man den aber in der Literatur noch zu wenig bewandert, um das Rechte zu kennen. So pafsirte es mir vor Jaren, daß ich bei Anschaffung einer deutschen Literaturgeschichte, die von möchte sagen, Erzpietisten und Hauptreaktionär. K. Barthel wälte( meinem Namens, nicht meinem Geistesverwandten), einem, id tausenden von Lesern der ,, N.." solchen Verdruß zu ersparen, bitte ich Sie eben, Um für die Folge nun mir, resp. geehrter Herr Redakteur, in jener regelmäßig wiederkehrenden Rubrik die Eitel solcher empfelenswerten Bücher zu bringen. bienen" u. f. 10. Wir waren und find gern bereit, diesen sehr beachtenswerten Wunsch bie der Auftiärung unsern Leſern auf, uns freundlichst über ihre Erfarungen und Meinungen zu unterrichten, zu erfüllen. Aber wir möchten dabei möglichst gewissenhaft und umsichtig zu Werke gehen und deshalb fordern wir die in der belehrenden Literatur Bewanderten unter wir werden die Bücher, welche man uns als empfehlenswert nent, soweit wir sie nicht schon genau kennen, unterſtüzt von einer Reihe hülfsbereiter Freunde prüfen und über bie Resultate bann in der Neuen Weit" Bericht erstatten. Wir beginnen das Wert bes Ratgebers in diesem Falle nicht auf eigne Faust, weil wir nach Kräften jede Ein seitigkeit und Boreingenommenheit vermeiden und beseitigen möchten.
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aus allen Wissenschaften
Dresden . U. L. Ihr Gedicht ,, Allein" zeigt Geful und Sprachgewantheit. Das gegen läßt es an Klarheit der Gedanken, Treffsicherheit und Korrektheit des Ausdruces, wie an rytmischer Vollendung viel zu wünschen übrig. Suchen Sie Ihre Gedanken und Gefüle erst in Brosa deutlichen, zu Herz und Berstand sprechenden Ausbruck zu geben.
In der am 1. Oktober erschienenen No. 1 der„ Neuen Welt" ist irrtümlich der frühere Preis von Mark 1,20 stehen geblieben. Die ,, Neue Welt" kostet von jezt ab, wie wir unsern Leſern wiederholt mitgeteilt haben, Mark 1,50 pro Quartal. Verlag der„, Neuen Welt."
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Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts). Die deutschen Frauen der Vorzeit in Leben und Dichtung. Bon Manfred Wittich.( Forts.) Im Dorf der Schmied. Erzählung von Dr. Max Vogler.( Forts.)- Karl Friedrich Schinkel.( Schluß.) Der Kanton Appenzell , seine bewaffnete Landsgemeinde und seine historische Entwicklung. Kulturgeschichtliche Stizze von Carl Stichler. Der Selbstmord und seine Vorbeugung. Die Juden in Europa . Ein tunstliebender Serenissimus.- Zeitungsannoncen sonst und jest. Dämme als Ursachen vernichtender Ueberschwemmungen. iteratur: Drei Afritaceisende. Rußland in seinem Vordringen nach dem asiatischen Jnana. Pietät und Humor bei den Männern der Ein Haus in Bewegung.( Mit Jllustration.) Aus allen Winkeln der Zeit Wissenschaft. Redaktionskorrespondenz.
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