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Ein Lächeln umspielte den Mund des Rechtsanwalts. ,, Wäre Ihnen von Herzen zu gönnen gewesen," sagte er.
Herrn Specht finden wir einige Stunden später in der altberühmten Weinhandlung von Hübner und Sohn. Er sizt hinter einer Flasche bemosten Bordeaux, aus einem kleinen Pfeifchen, Dies Seifersdorf müssen Sie sich aber schon aus dem Sinne dicke blaue Tabakwolken hervorqualmend, und in behaglichem Gespräche mit einem nur um wenige Fare jüngeren Herrn, dessen fast ganz ergrautes, furzgeschorenes Kopfhar zu der dunklen, von weißen Haren nur wenig gelichteter Farbe des rundgeschnittenen Vollbartes in auffälligem Kontraste steht.
,, Also Sie interessiren sich für den Herrn Stein, mein werther Herr Specht ?" fragte der Graukopf, wärend er seinen großen, dunkelgrünen Römer voll duftigen Rheinweins an die Lippen sezt, um langsam Tropfen für Tropfen des köstlichen Getränks über die Kennerzunge gleiten zu lassen.
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Für den Herrn Stein nun weiter nicht, verehrtester Herr Rechtsanwalt, aber für sein Gut und die schöne Gegend dort," frächzte Herr Specht . Himmlische Gegend hätte mich sehr gerne auf meine alten Tage auf so ein hübsches, nicht zu großes Rittergütchen zurückgezogen, und da in aller Ruhe das bischen Zinsen von meinem sauerverdienten Vermögen verzehrt."
schlagen, denn darauf hat sich der Fürst Waldkirch kaprizirt, und dieser läßt sich seine Launen stets so verdamt viel Geld kosten, daß so ziemlich alle Konkurrenz ausgeschlossen ist."
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,, Daherum gehört wol sonst alles Land dem Fürsten soweit es nicht bei seiner bischöflichen Gnaden in guten Händen ist?" fragte Specht .
Nicht gerade alles, aber doch das meiste. Ein par größere Bauerngüter sind noch da, die aber schon sehr verschuldet sind und über kurz oder lang für den Fürsten oder den Bischof eine leicht verdauliche Speise sein werden."
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,, Ach ja, ich besinne mich da ist ja besonders der Weidenbauer, dessen Güter sich bauer, dessen Güter sich wenn mir recht ist zwischen der Eisenbahn und der seifersdorfer Flur hinziehen."
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( Fortsezung folgt.)
Die deutschen Frauen Frauen der Vorzeit in Leben und Dichtung.
Von Manfred Wittich.
Der vorhergegangenen Karakteristik des deutschen Weibes laffen wir eine Schilderung seiner Erscheinung folgen. Schon Tacitus lernte sie als hohe, kräftige Gestalten kennen, mit hochblondem Har und blauen Augen, mit meist weißer Haut, worin sich namentlich die Gotinnen auszeichneten und das Staunen der Oströmer in nicht geringem Grade erregten. Ausonius , in einem römischen Castell an der Mosel hausend, hatte das Geschick, sich in eine Schwabenmaid zu verlieben, die er mit dem Namen Bissula nennt und nicht müde wird, ihren Liebreiz zu schildern. Nicht Wachs und Farben sind imstande sie zu erreichen, die Natur verlieh ihr Schönheit, welche aller Kunst spottet, Menning und Weiß reichen wol aus, andere Mädchen nachzubilden, aber dies holdselige Farbengemisch könne nicht von Menschenhand nachgebildet werden. Mische, o Maler, Rot von Rosen und Weiß von Lilien zusammen und dann benuze diese duftige Farbenmischung Biffulas Züge nachzubilden. Rosen und Lilien! Hören wir nicht das Hebelsche fast Volkslied gewordene" Vreneli" in unserem Ore nachklingen, wo es heißt:
,, e Gesichtle hat's wie Milch und Bluet" Ausonius hatte das blutjunge Alemannenmädchen als Kriegsbeute erhalten und über Neckar und Rhein nach Trier geführt und sie, die seine Sklavin war, frei gelassen und sich an ihrer Schönheit gesonnt. Ihr widmete er denn mehrere Lieder. Zu dem obigen fügen wir noch eines und zwar in Baumeisters trefflicher Uebersezung.
Mein Kind, im kalten überrheinschen Lande, Dort wo der Donau Quelle rauscht, geboren, Heimat und Mutter hast Du bald verloren, Der ehrne Krieg schlug Dich in seine Bande. Ich löste fie und sparte Dir die Schande Und die man mir als Sklavin zugeschworen Warst frei und mir zum Liebling auserkoren Lang eh der Jugend Unglück sie erkante.
Roms freie Bürgerin, doch jeder Zug, Der Augen blau, die Haut so licht und lind, Das goldne Har gibt von Germanien Kunde.
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So steht sie da, ein lieblicher Betrug; Schaust Du sie an: ein echtes Schwarzwaldkind- Doch römisch klingt es von dem schönen Munde. Da machte jener Schauer, der von der lieblichen unschuldigen Jungfräulichkeit des deutschen Mädchen ausging, den bereits betagten Professer der Philologie und Beredtsamkeit, ingleichen auch der vergleichenden Meteorologie Herrn Decimus Magnus Ausonius zum Liebesliedersänger! Ein prachtvolles Jdyll mitten unter dem Klirren der Römerwaffen im vierten Jarhundert nach Christus.
Das blonde Har! Erweckte es doch sogar den Neid der stolzen Römerdamen in der Tiberstadt! Massenhaft wanderte es dahin, um als Kopfpuz der Frauen der Sieger zu dienen in Perrücken,
( Schluß.)
Zöpfen und Chignons! War das langherabwallende Har doch auch Zierde und Stolz der freigeborenen Männer.
Hochragend, schlank aber doch voll, geradbeinig, mit langen Seiten, weiß an Armen und Händen, so wünschte schon der Deutsche in ältester Zeit wie im Mittelalter Braut und Weib.
Bekleidet müssen wir uns diese Gestalten denken in ältester Zeit mit Fellen, die nicht einmal den ganzen Körper bekleideten. Frühe, wol schon im ersten Jarhundert vor Chr., kante man Linnen aus Flachs, die besonders mehr von Frauen als Männern getragen wurden und die noch mit einem Fellüberwurf, später Pelzmantel bedeckt waren. Den Kopf schmückt und umhüllt später ein Schleiertuch. Der Mantel wurde mit einer Spange, der ältere Fellüberwurf mit einem Dorn zusammen gehalten. Das Frauenuntergewand erhielt auch erst später Aermel, vorerst waren davon nur die Löcher vorhanden. Uebrigens herschte schon frühe die Gebieterin Mode, welche Schnitt und Farbe an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten änderte. Für unsere Epoche übrigens muß die freundliche Leserin allerdings die Hoffnung aufgeben, etwas besonderes von dem Verfasser lernen zu können, da er leider nicht imstande ist, sach- und fachgemäß alle Schnitte und Muster vor ihren Augen zu entrollen und da wirklich inzwischen unserer Frauen Geschmack ein schwerer zu befriedigender geworden. Vielleicht ein andermal davon.
Die Schuhe waren ein Stück Leder, worauf man trat, es oben zusammenlegte und durch die an dem Rand angebrachten Löcher mit Riemen zuzog. Auch sie vervollkommnen sich allmälich und werden den unseren immer änlicher, wenn sie auch feine à- la- modeStöckelabsäze bekamen in dieser Zeit des germanischen Altertums. Interessant sind die Kazenfellhandschuh einer Weiſsagerin Thorbjörg, welche des Winters umherreiste und den Leuten die Zukunft kündete. Außerdem trug sie einen Stab mit Messingknopf, welch lezterer mit eingelegten Steinen geschmückt war. Ebenso waren die Schuhe mit großen Messingknöpfen besezt.
Der Schuh fürt passend auf die rechtliche Stellung der Frau. Der Schuh hat seine symbolische Bedeutung im Recht. Er ward nach dem altüblichen Ringwechsel( Fingerring und Armring war bräuchlich) der Braut überreicht als Zeugnis, daß diese jezt in die Mundschaft des Mannes übertrat, wie auch bei Anname an Kindesstatt der Aufgenommene in den ausgezogenen Schuh des Adoptirenden treten mußte. Unterworfene trugen die Schuhe ihres Besiegers als Zeichen des Gehorsams. Eine neuere Erinnerung daran mögen die Pantoffel tatkräftiger Eheherrinnen sein, die man sonst start dichterisch, aber nicht eben galant Haus drachen zu benamsen pflegt.
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Von Brautraub und Brautkauf ist in diesen Blättern schon einmal gründlich gehandelt worden, wir heben deshalb nur weniges, besonders Germanische hervor.
Zunächst mußte für ein Mädchen ein Verlober da sein, das war der Vater oder die Person, die bisher ihr Mundwalt gewesen, bei Unfreien natürlich der Herr. Einwilligung des Mäd