riesen, wie sie in Schlachtformation rangirt, in der Nähe von North Berwick   mir zu Gesicht tamen, einen wirklich impo­santen Eindruck auf mich machten. Die Schiffe waren in zwei Barallelzüge geordnet, jedes geleitet von einem Admiralschiffe. Diese beide fürten, in ganz gleichen Abständen folgten parweise die übrigen sechs Schiffe. Sämtliche Farzeuge waren Dreimaster mit voller Tackelage, und erhöhte sich die Pracht dieser Ausstattung durch die zur Feier des Tages in Verwendung gelangenden Wimpel und Flaggen. Von Leith aus ging dem von Kopen­ hagen   kommenden Geschwader eine ganze Flotille von größeren und kleineren Dampfern entgegen. Die Festkommission, die höchsten Beamten von Edinburg   und Leith, der Rektor der Universität, eine Anzal Parlamentsmitglieder und sonstige Honoratioren be­fanden sich auf dem Garth- Castle", einem ganz neuen Pracht­schiffe, das für den Verkehr nach Indien   und dem Kaplande be­stimt ist. Ihm folgten alle nicht offiziellen Farzeuge, die für ein billiges Schaulustige zu diesem Trip" mitnamen. Wir be­fanden uns auf dem Carrick Castle," der für den schnellsten Raddampfer gilt, der im schottischen Gewässer zu finden ist. Er dient hauptsächlich zu Vergnügungsfarten im Sommer, wärend er im Winter in Küstenverkehr Frachten befördern muß. Das Schiff bewärte seinen Ruf, indem es mit dem mächtigen Garth­Castle" durchaus Schritt hielt und mit großer Eleganz die Panzerflotte, die mit einer Geschwindigkeit von 30 Schrauben­drehungen in der Minute dem Hafen zulief, rund herum um­freiste. Selbstredend waren wir bei der ganzen Affäre nur zu schauer, wir konnten aber die Manöver und offiziellen Begrü­Bungsfeierlichkeiten in voller Muße und ganz deutlich in Augen­schein nemen.

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Als der Garth- Castle" dem Admiralschiffe auf Büchsenschuß­weite sich genähert, hißte er an Stern- und Hauptmast die eng­lische Flagge auf, welcher Gruß zuerst vom ersten Admiralschiff, dann der Reihe nach von den übrigen Farzeugen erwidert wurde. Alsdann erfolgte eine Reihe von Kommandos, welche auf das be­vorstehende Ankern Bezug hatten und ging das dem Geschwader zugeteilte Ordonanzschiff, beiläufig troz seiner geringen Dimen­fionen ein Dreimaster mit zwei Schornsteinen, der 16 Knoten in der Stunde leistet, mit Depeschen an den Garth- Castle." Offen­bar bezogen sich diese auf die für den Nachmittag bevorstehenden Festlichkeiten und das an Bord des Garth- Castle" präparirte Galadiner. Die längere Schilderung, die der Scotsman," die große edinburger liberale Zeitung, am folgenden Tage gab, will ich übergehen und nur erwänen, welche Auszeichnung dem Präsi­denten des Festkomités, Sir Donald Currie  , zu Teil wurde. Der Herzog von Edinburg   widmete ihm einen Toast, in welchem er konstatirte, daß seiner Zeit nur durch die Hülfe des Herrn Currie

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die britische   Armee im Zululande, die völlig von Munition und Lebensmitteln entblöst im Fort Efowe lag, vor dem Untergange gerettet werden mußte. Herr Currie ist nämlich der Chef der größten Rhedereifirma in Edinburg  , die wärend des Zulukrieges einen Teil ihrer aus 22 transatlantischen Dampfern bestehenden Flotte, zu denen auch der Garth- Castle" gehört, wenn ich recht unterrichtet bin, one Entgelt dem Staate zur Verfügung gestellt hatte.

Die Rückfart in den Hafen von Leith war bedeutend ange­nemer als die Ausfart am Morgen gewesen war. Sämtliche Schiffe waren beflaggt, einschließlich des französischen   Kanonen­bootes La Muette," welches mit seiner meist aus Südfrankreich  herſtammenden Mannschaft zu jener Zeit gerade im Hafen lag. Die Molen waren mit Menschen überfüllt, die Kanonen von Suchkeith donnerten und, was für uns arme Zuschauer das erfreu­lichste war, der Regen hatte endlich nachgelassen, der den ganzen Tag beinahe ununterbrochen auf uns herniedergeträufelt war. Auch am folgenden Tage stellte er sich wieder ein und zwar in derartig verstärkter Auflage, daß wir darauf verzichteten, der durch alles mögliche militärische Aufgebot, durch Beflaggen der Häuser und ein volles Duzend Festreden verfürerisch ausgestatteten Festfeier zur Eröffnung des neuen und sehr großen edinburger Hafendocks beizuwonen. Darauf möge übrigens jederman, der einen Besuch Schottlands   unternimt, gefaßt sein, unter drei Tagen allermindestens zwei komplete Regentage zu haben. Bädecker, dessen Fürung( und nicht zu unserem Schaden) auch wir uns überlassen hatten, bemerkt als Generalnotiz:" Leider ist jedoch die schöne Westküste Schottlands   sehr regenreich; in der Regel sollen für eine Hochlandsreise die Monate Juni und Juli am günstigsten sein; später ist gewönlich der Regen häufiger, wärend die Gasthäuser überfüllt sind." Ich kann bezeugen, daß das Prädikat sehr regenreich" nicht nur für die West, sondern auch ebenso sehr für die Ostküste oder sonst einem Teil Schottlands   paßt und daß, wenn es einen Monat im Jare gibt, in dem der Regen noch häufiger als im Juli des Jares 1881 sein sollte, es meiner Schäzung nach noch in historischer Zeit sich zutragen muß, daß das ganze Land bis auf den Ben Nevis   und einige andere Spizen in den Grampians vom Regen heruntergewaschen und in die Fluten des Meeres gespielt wird. Alter ehrwürdiger Brocken, der du uns Deutschen   für den Inbegriff unzuverlässigen und regnerischen Wetters giltst, wie glänzend stehst du da diesem Regenlande gegenüber, von dessen Werkwürdigkeiten mich das eine jedenfalls am meisten Wunder nimt, wie es seinen männ­lichen Bewonern hat einfallen fönnen, anstatt die stärksten Flanell­unterkleider einzufüren, auf eines der allerunentberlichsten Klei­dungstücke völlig Verzicht zu leisten! Wer wagt da noch an dem alten hegel'schen Axiome festzuhalten:" Was ist, ist vernünftig!?"

Der Kanton Appenzell  , seine bewaffnete Landsgemeinde und seine historische Entwicklung. Kulturgeschichtliche Skizze von Cart Stichler.

Abt Cuno verlangte jezt von den Reichsstädten die Auflösung des Bundes am See" und suchte den Beistand der Städte gegen die Appenzeller zu erlangen. Behn dieser Städte beschickten die Tagfazung zu Ravenburg( 27. Juni 1401) und stimten im all­gemeinen dem Abte zu. Die Appenzeller hatten sich jedoch schon inzwischen mit den Bürgern von St. Gallen   verbündet( 17. Jan. 1401); als der Abt ihnen nun befal, dem Bündnis mit den Bürgern zu entsagen, ergriffen die ungeduldigen Bergbewoner die Waffen und der erschreckte Abt schloß sich im befestigten Wyl ein, Da nun eine neue Tagsazung den Appenzellern jedes Bünd­nis verbot und die St. Galler   vom Bündnis infolgedessen zurück­traten, suchten die Appenzeller sich mit den Schwyßern zu ver­Dreißig Abgeordnete von Appenzell   beschworen das Landrecht von Schwyz  , als sie in der Ortschaft Schwyz   mit den von den Gegnern gefürchteten Jtal Reding Handschlag und Gruß wechselten.

binden.

Die Folgen blieben nicht aus, die Reichsstädte standen dem Abte von St. Gallen   bei und am 15. Mai 1403 tam von St. Gallen   her eine Armee von 5000 Mann, die aus Reitern, Arm­brustschüzen und speertragendem Fußvolt bestand. 2000 mit Megten bewaffnete Männer bildeten die Spize dieses Heerhaufens und suchten durch einen Holweg die Anhöhe von Vögelised, wo jezt die Ortschaft Speicher liegt, zu erreichen. Die Appenzeller, durch 200 Glarner und 300 Schwyzer verstärkt, ließen sich durch

( 1. Fortsezung.)

den gewaltigen Heerhaufen ihrer Feinde nicht erschrecken; ehe noch der Tag sich zu Ende neigte, waren die reichsstädtischen Scharen in wilder Flucht begriffen, die beiden Bürgermeister von St. Gallen  im Handgemenge gefallen und die Banner von Lindau  , Buchhorn, Ueberlingen und Konstanz   befanden sich als Siegestrophäen in den Händen der Appenzeller.

Noch auf dem Schlachtfelde berieten nach Beendigung des Kampfes Bürger von St. Gallen   ein neues Bündnis mit den Appenzellern. Schwyz   stand treu zu den neuen Bundesgenossen, bis die schweizerische Tagsazung, arge Verwicklung befürchtend, Schwyz   zur Aufgabe des Bündnisses zu bewegen suchte.

Als der Abt von St. Gallen   nun den Herzog Friedrich von Desterreich herbeirief, mußten die Schwyzer die Appenzeller ver­lassen, weil sie im eidgenössischen Bunde dem Herzog gegenüber einen zwanzigjärigen Frieden beschworen hatten.

Doch riet der schwyzer Landmann Jtal Reding den Appen­zellern in wolmeinender Weise: Wälet zum Feldhauptmann den Grafen Rudolf von Werdenberg, welchen der Herzog von Oestreich seiner Besizungen beraubt hat."

Der besizlose Werdenberg   übernam die Fürung des Berg­voltes und bekleidete sich gleich den übrigen im Volke mit leinenem

Kittel.

Am 17. Juni 1405 siegte unter Benuzung lokaler Vorteile nach sechsstündigem Gemezel Werdenberg   mit ca. 400 barfüßigen