Körper sich sonst frei bewegen können. Das Resultat ist ein Gegentanz beider Körper um einen Punkt, der zwischen ihren beiden Schwerpunkten liegt; nur beiläufig sei bemerkt, daß dieser Mittelpunkt der gemeinschaftlichen Drehung derjenige Punkt ist, den ein jeder der beiden Körper in derselben Zeit erreichen würde, wenn er ausschließlich dem Antriebe derjenigen Kraft folgen fönte, die beide zu einem System verbindet. Eine größere Masse wird aber von einer gegebenen Kraft in einer gewissen Zeit im umgekehrten Verhältnis ihrer Größe( Schwere) eine kürzere Strede bewegt, als eine kleinere und daher liegt jener Mittelpunkt der gemeinschaftlichen Rotation, den man auch den Schwerpunkt des Systems nennt, bei ungleichen Massen der Körper stets näher der größeren Masse, bei gleichen Wassen in der Mitte zwischen beiden. So liegt das Centrum der Bahn unseres Mondes nicht im Mittelpunkt der Erde, sondern ist im Verhältnis der Erdmasse zur Mondmasse aus dem Erdmittelpunkt nach dem Monde zu gerückt, und eigentlich bewegt sich nicht der Mond um die Erde, sondern Erde und Mond bewegen sich in gleicher Zeit um diesen gemeinschaftlichen Schwerpunkt, der überdies nicht an eine Stelle festgebannt ist, sondern je nach dem wechselnden Abstande beider Körper seine Lage verändert.
So wie mit Erde und Mond ist es aber mit allen Binarsystemen*) im ganzen Kosmos..
Wer sich diese Erscheinung bei der Bewegung zweier mit einander verbundenen Körper einigermaßen veranschaulichen will, der verbinde zwei Bälle mit einem Faden und werfe beide in die Höhe. Sobald sich in der Luft der Faden spannt, treten die Drehbewegungen um den gemeinschaftlichen Schwerpunkt ein, der bei verschiedenem Gewicht der Bälle stets dem schwereren Balle näher liegt.
Aehnlich ist das Verhalten von drei oder mehreren mit ein ander tanzenden Massen. Wenn zwei Körper, die sich als Binar system um einen gemeinschaftlichen Schwerpunkt schwingen, von einem dritten umkreist werden, so reagirt diese Umkreisung auf die beiden ersten Körper derart, daß sich diese nun ihrerseits auch um den dritten Körper schwingen und als Endresultat erscheint, ein kreisförmiger oder elliptischer Lauf aller drei Körper um ein gemeinschaftliches Centrum an dessen Feststellung alle drei Glieder des Systems nach Verhältnis ihrer Massen Anteil nehmen. Da bei können noch die Spezialfälle obwalten, daß das Binarsystem der beiden ersten Körper als solches den neuen Schwerpunkt umkreist, oder auch, daß einer der ersten beiden Körper mit dem neu hinzugekommenen ein neues Binarsystem bildet, welches außer der Bewegung um den Schwerpunkt des ganzen Systems seinen eigenen Umlauf hat, was ganz von den Abstands-, Bewegungsund Massenverhältnissen der beteiligten Körper abhängt.
Geht der Umlauf aller drei Körper in einer Ebene mit gleicher Winkelgeschwindigkeit**) und unter Beibehaltung der ursprünglichen Abstände der drei Körper von einander vor sich und ohne, daß zwei davon ein Untersystem bilden, so ist der Schwerpunkt des Systems in der Lage unveränderlich. Anders ist die Sache, wenn die Körper verschiedene Winkelgeschwindigkeiten, verschiedene Bahnebenen oder wechselnde Abstände aufweisen; dann ist der Schwer= punkt ein stets wechselnder und der ganze Vorgang der Umkreisung mehr oder weniger verwickelt. Alles Gesagte gilt nun auch con einem System von mehr als drei Körpern, die gegen einander gravitiren und in Bewegung begriffen sind doch ist es klar, daß bei der Vermehrung mit einander kreisender Massen das Gesez der Bewegung für jede einzelne Masse immer komplizirter wird und wol schließlich fast gar nicht mehr als solches erkennbar ist, wenn die genanten Verschiedenheiten stattfinden; es erscheint ein solches System alsdann als Chaos.
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Ein System von Weltkörpern mit verschiedenen Bahnebenen, verschiedenen wechselnden Abständen, Winkelgeschwindigkeiten zeigt sich uns schon in unserer nächsten Nähe in unserm Sonnensystem, jedoch mit der Eigentümlichkeit, daß einer der Körper, die Sonne, im Vergleich mit allen übrigen zum System gehörigen Massen so mächtig ist, daß das Umlaufscentrum des ganzen Systems für gewönlich noch innerhalb des Sonnensystems fällt.***)
*) Systemie von zwei mit einander umlaufenden Körpern. **) Beschreibung gleicher Winkel in gleichen Zeiten. ***) Ein Umstand, der mit der Tatsache der vergleichsweise geringen Steigungen der Planetenbahnebenen entschieden zu Gunsten der Laplace schen Hypoteje der Entwickelung von Sonne und Planeten spricht. Bekanntlich steht der Laplace'schen Hypotese über die Entstehung des Planetensystems diejenige Kant's, obwol beide einiges Gemeinsame
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Wie sich aus vielen Familien die Gemeinde, aus vielen Gemeinden die Nation und aus vielen Nationen die Völkerstämme zusammensezen, so besteht durch die unendliche Welt der schwebenden Kugeln, soweit erkenbar, das Prinzip der wiederholten Gruppirung. Die Systeme der Planeten mit ihren Trabanten sind Glieder des Sonnensystems; eine ungezälte Menge von Sonnensystemen sezen unser Fixsternheer beiläufig ein Weltförperhaufen von solch erstaunlicher Ausdenung, daß der Lichtstral( Geschwindigkeit gegen 42,000 Meilen pro Sekunde) nach angestellten Berechnungen sechs bis achttausend Jare braucht, um sein Gebiet zu durchmessen nach der scheinbaren Umgrenzung durch die Milchstraße Milchstraßensystem genant, zusammen, und durch viele Anzeichen ist angedeutet, daß unser Milchstraßensystem mit tausenden gleichartiger und in der Ausdehnung ebenbürtiger, warscheinlich in verschiedenen Stadien der Entwickelung begriffener Systeme, den Nebelflecken, eine Gruppe bildet, die wieder mit andern solchen Gruppen einen unfaßbar ausgedehnten Teil des Universums ausmacht. Aber auch innerhalb des Milchstraßensystems sind partielle Gruppirungen warzunemen. Kann es nun nach den Ergebnissen der Spektralanalyse nicht mehr zweifelhaft sein, daß wir in den Fixsternen gleich unserer Sonne glühend flüssige, von glühenden Gasen umgebene und in der Qualität des Stoffes mit den Körpern unseres Sonnensystems völlig übereinstimmende Kugeln zu erblicken haben, so ist auch der Schluß gerechtfertigt, daß dieselben Kräfte, welche in unserm Sonnensystem die Bewegung der Planeten bestimmen, auch in jenen fernen Regionen in gleicher Weise tätig sind. Die allgemeine Gravitation, die den fallenden Stein zur Erde treibt- mag diese nun von einer in den Körpern ſizenden Anziehungskraft, oder von einem von diesen ausgeübten und durch den Raum fortgepflanzten Druck herrüren, was hier nicht erörtert werden soll sie ist es auch, welche als die anfänglichste Ursache aller jener Gruppirungen im weiten Weltraum betrachtet werden muß, sie ist es ferner, welche eine allgemeine kausale Wechselbeziehung zwischen den entferntesten Gliedern der Systeme herstellt; unter ihrem Einflusse bilden sich die Schwerpunkte der Gruppen, jene virtuellen Punkte, von denen oben gesprochen wurde, und da die Fixsterne sich bewegen, so müssen wir unserer Firsternwelt unter Voraussezung verschiedener Bewegungseinrichtungen den Karakter eines chaotischen Durcheinander im oben angezogenen Sinne beilegen. Zwar wird es für den Augenblick überraschen, eine solche Bezeichnung auf unsern Fixsternhimmel angewendet zu hören, denn nur zu mächtig hat der Eindruck majestätischer Unveränderlichkeit, den derselbe darbietet, unsere Anschauung beeinflußt, und auch andererseits möchte wol manchem der Begriff eines wirren Durcheinander für die Bewegung der Firsterne nicht recht passend erscheinen, weil wir damit gewöhnlich eine lebhafte Bewegung
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und in der
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er be
haben, in zwei wesentlich n Fragen diametral gegenüber: in der Frage nach der Entstehung der Bewegung derjenigen der Planeten im speziellen, wie der Bewegung der Weltkörper überhaupt Beziehung zu der Lehre von der Wärme. Der Kant 'sche Urstoff ist, um es ganz furz auszusprechen, Staub, teste Materie in feinster Zerteilung, one jede Bewegung und one die Molekularschwingung der Wärme; alle Bewegung läßt Kant aus der Wirkung von Anziehung und Abstoßzung der Wassenteilchen resultiren, und die Wärme( der Sonne 2c.) entsteht bei ihm erst nach der späteren Vereinigung und Ballung derschränkte sich bei seinen Entwicklungs- Hypotesen zumeist auf dieses- selben. Nach Laplace existirte an Stelle des Sonnersystems weit über die heutigen Grenzen desselben hinaus eine Gasmasse, also nach unserer heutigen Gasteorie ebenfalls äußerit fein zerteilte Materie, aber in molefularen, in sich zurückkehrenden Bewegungen begriffen. Ferner nimmt Laplace eine Urbewegung aller Materie an, die auch der Nebelmasse unseres Sonnensystems innewohnte, bei der späteren Sonderung und Verdichtung der Masse auf die Teile überging und unter rend sich nun die Kant 'sche Hypotese, soweit sie sich mit der Entstehung der Wirkung der Gravitation zur Kurvenbewegung geworden ist. Wider Bewegung und den augenfälligsten Eigenschaften der Planetenbahnen befaßt, mit der fortschreitenden Erkentnis der Natur mehr und mehr als haltlos erwiesen hat, zeigte sich die Laplace'sche Teorie für die Kosmologie als ein in der Hauptsache brauchbares Fundament. Nur in einer Beziehung erlangt die Kant 'sche Darstellung vor der Laplace's scheinbar eine höhe. e Bedeutung, nämlich in jener größeren Frage, wie ein ganzes Heer von Sonnen sich entwickelt hat, beispielsweise dasjenige System der Fixsterne, von dem wir von der Erde aus mit bloßem Ange 6000 bis 7000 Stück als gesonderte leuchtende Punkte sehen und zu dem unser Sonnensystem gehört. Hier erscheint jene einfache Annahme der Bildung einer großen Auzal nahezu gleichwertiger Verdichtungscentren als unabweislich, jene Anname, die Kant auch für die Bildung der Planeten macht. P. K.