des 42. Hochlandregiments in ihrem schottischen Nationalkostüm unentgeltlich in den Anlagen Konzerte gibt. Die Musik ist vor­trefflich, wie denn der Schotte, wenn man von seiner notorischen Vorliebe für den barbarischen Dudelsack absiet, ein entschieden sehr gut musikalisch veranlagter Mensch ist. Sonnabend Abend spielt dieselbe Bande stets in der mächtigen edinburger Markt­halle gegen 2 Pence Entree, und ich erinnere mich nicht, jemals ein größeres Konzertpublikum gesehen zu haben, das noch dazu gezwungen ist, auf die Bequemlichkeit des Sizens zu verzichten - abgesehen von dem einem new- yorker Musikfeste im Mai 1881,

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wo bei einzelnen Stücken außer dem Monstreorchester 250 Knaben und 1200( zwölfhundert!) junge Mädchen im Chorgesange mit­wirkten.

Sehr in die Augen springend ist das große, aber nicht be* sonders geschmackvolle Walter- Scott - Denkmal. Eine ſizende Figur in Marmor unter einem doppelten Säulendach. Walter Scott war einer der hervorragendsten Bürger von Edinburg . Er wurde hier 1771 geboren, schrieb hier die meisten seiner zwar berühmten, aber jezt nicht häufig genug gelesenen Romane und brachte die lezten 26 Jare seines Lebens in dem Hause, Nord­

LEGACION

Bodiakallicht.( S. 71.)

schloßstraße No. 39 zu, was eine bezügliche Inschrift dem Vorüber­gehenden kundgibt. Aus sehr naheliegenden Gründen hat er einen bessern Blaz zu seinem Monumente erhalten als sein edler und sicherlich ihn geistig weit überragende Landsmann David Hume ( 1776). Hume war ein zu entschiedener Freigeist und radikaler Gegner alles Dunkelmännerwesens, als daß seine muckerischen Landsleute, da sie ihn seiner Bedeutung wegen nicht ignoriren konten, nicht wenigstens den verstecktesten Plaz zu seinem Denkmale ausgesucht haben sollten. Wer nicht den Plaz nach dem Plane aufsucht, wird sicherlich an dem Monumente vorüber gehen, wärend ihm dagegen die unförmige große Säule auf der Spize des Calton Hill", die den" Seehelden" Nelson verewigt, oder das Reiterstandbild des Herzogs von Wellington, gegenüber dem monumentalen Postgebäude und zwischen den Treppen des schönen Staatsarchivgebäudes( Register- Office) sofort auffallen werden. Auch andere berühmte Schotten ermangeln der von ihren Mitbürgern zusammengetragenen Denksteine. Ich begreife, daß die Edinburger sich nicht gern erinnern lassen an den in ihren Mauern geborenen John Law , der bekantlich im 18. Jarhundert in Frankreich die Papiergeldwirtschaft unter der Regentschaft ein­fürte und damit zur Untergrabung des alten Regime ganz enorm beitrug, sie hätten aber selbst vom Standpunkte ihrer Denkweise aus einen Mann wie den Verfasser des Reichtums der Nationen", sozusagen den Vater der bürgerlich- politischen Dekonomie, Adam Smith , nicht vergessen sollen. Adam Smith ist in Kirkaldie, einem am Firth of Forth hübsch gelegenen Städtchen nahe Burntis­land und gegenüber dem edinburger Seebade, Portobello, geboren. Dort schrieb er 1766-1776 sein Hauptwerk, nachdem er zuvor lange Jare als Professor in Glasgow docirt hatte. Weder

in der Landeshauptstadt, noch in seinem Hauptwirkungsorte, noch endlich in seiner Geburtsstätte selbst habe ich ein Denkmal von ihm gefunden. Ich kann nicht glauben, daß diese Unterlassung auf einen Mangel an wissenschaftlichem Sinn unter den Schotten zurückzufüren ist. In Edinburg existiren eine Reihe sehr guter Schulen, die Universität Schulen, die Universität gleich der von Glasgow - wird start frequentirt, die edinburger medizinische Fakultät soll segar zu den allerbesten gehören, die überhaupt existiren. Und gerade in der Nationalökonomie hat Schottland bis in die Gegenwart sehr viel geleistet. Ich erinnere nur an Macleod( geb. 1821), dessen Schriften über das Kreditwesen zu den hervorragendsten Erzeugnissen der nationalökonomischen Literatur gere.hnet werden. Wo Macleod geboren ist, ist mir leider unbekant, feststeht aber, daß er ein Schotte ist.

Sehen wir von der Prinzenstraße ab, so ist die Altstadt in ihrer Bauart viel origineller und interessanter als die recht­winklich und sehr regelmäßig von Seitenstraßen durchschnittenen Parallelstraßen der Neustadt. Erst seit 1768 bestet die legtere, wärend die alte Canongate und der Graßmarket viel Geschichten zu erzälen haben. Canongate beherbergte zu Maria Stuart's Zeiten die Aristokratie und hatte der ehrenwerte John Knox von 1560-72 dort sein Haus und seine daneben belegene Stapelle. Jezt ist Canongate eine Proletarierstraße, in der abends ebenso­viel Betrunkene als Temperenzstraßenprediger mit ihrer Ge­folgeschaft zu sehen sind. Ich muß hierbei einer Eigentümlichkeit der Volkssitte Erwähnung tun, die ich in änlicher Ausbildung in keiner andern Stadt wieder getroffen habe, nämlich die Ge­wohnheit der Menschen, nicht einzeln oder gelegentlich, sondern gruppenweise, ja massenhaft sich abends vor den Häusern auf der