- 95
wegungen, waren Orakelsprüche. Sein Geburtsfest war ein Landesfest, das sieben Tage dauerte.
Wenn dereinst Claudius Pulcher zu Rom die Sprache der heiligen Hühner verstanden hätte, als er den Karthagern ein Seetreffen liefern wollte, hätte er jedenfalls nicht die Schlacht und außerdem seine Schwester verloren, welche, ob des unglücklichen Ausganges, von dem römischen Pöbel gesteinigt wurde.
Der Römer M. Valerius besiegte mit Hülfe eines Raben einen gigantischen Celten, weshalb er den Beinamen Corvinus empfing. Jedenfalls nur nach guten Ratschlägen von diesem schwarzen Gesellen, dessen Sprache ihm verständlich war. Welch' gute Warnungen und Winfe haben manche Helden des germanischen Altertums von Adlern und anderen geflügelten Seglern erhalten, ebensogut wußten andere die Worte der Schlangen und Drachen zu deuten und welch' holdselige Geheimnisse vermochten im Mittelalter farende Scholaren den Vögeln des Waldes, deren Sprache sie verstanden, abzulauschen!
-
Bestrafter Uebermut.( Jllustr. S. 88.) Azorf, das verhätschelte Schoßhündchen der die Jare des Lebenslenzes längst hinter sich habenden Jungfer Susanna, genießt die Freiheit, allerhand sonst seinesgleichen nicht erlaubte Späße auszufüren. Er darf sich ins Bett seiner Herrin legen, den Zucker vom Tisch stelen, selbst hier und da einen Besucher in die Wade kneifen und ich möchte es dann den davon betroffenen nicht raten, ihm dafür die gebürende Lektion zu erteilen; sicher zöge er sich die dauernde Feindschaft der ebenso alten wie sonderbaren Su sanna zu. Daß der Bursche diese seine Privilegien kent und auch weidlich ausnüzt, ist sicher, aber heute ist diesem seinem Uebermute die Strafe auf dem Fuße gefolgt. Veit, ein entfernter Verwanter der Herrin, spefulirt längst auf die fette Erbschaft, welche die leztere einst hinterlassen wird, und sucht sich die Gunst Susannens durch allerhand Leck.rbissen, welche er ihr schenkt, dauernd zu erwerben. Heute hat er ihr nun eine hübsche Portion Oderkrebse im Kober mitgebracht. Azorl, allein im Zimmer, schnupperte natürlich daran herum und, neugierig gemacht durch das geheimnisvolle Krabbeln im Innern desselben, hat er endlich den Deckel mit den Pfoten und Zähnen aufgerissen und herausspaziren hocherfreut aus ihrer Gefangenschaft diese Sorte ,, Rüdwärtsler". Azori stuzt anfangs ob dieser seltsamen Gesellschaft, schnuppert weiter und patscht endlich einen mit der Pfote an. Aber o web! eines der sonst so langsamen Individuen hat sich mit einer Schnelligkeit vermittels seiner Scheeren an den Vorderpfoten festgebissen, die den ver wöhnten Liebling des Hauses ganz außer Fassung bringt. Zuerst wendet er sein erprobtes Mittel an, mit Hilfe dessen er sich sonst in den Besiz jeder Näscherei sezt, d. h. ,, er macht schön", aber diesmal hilft auch dies nicht und so bricht er denn wie alle verwöhnten und verweichlichten Kerle, die selbst in der nichtssagenden Gefar den Kopf verlieren and flennen, in ein flägliches Geheul aus. Die Szene, von Franz Ulrich gemalt, ist wunderbar schön und lebenswar dargestellt. Man hört den sonst so übermütigen Liebling der Susanna schreien und dieser Umstand spricht günstiger über das Werk des Künstlers als es viele Worte unsererseits vermöchten.
-
nrt.
Die Jfonzobrücke bei Santa Lucia. Unsere prächtige Illustration auf Seite 89 veranschaulicht uns eine jener herlich romantischen Gebirgspartien, auf denen unser Auge immer und immer wieder mit Vergnügen ruht, und die die im Laufe der Zeiten von den zerstörenden Wogen des wild dahinrauschenden Wassers durchbrochene Schlucht in mächtigem Bogen überspannende Brücke, ein Werk, das wie das erst kürzlich von uns beschriebene, aus den Händen der alten Römer herborgegangen ist. Und darunter weg ranscht immer noch der tiesblaue Isonzo , dieser wilde Sohn der Alpen, der Adria zu und zwar mit demselben Uebermut und derselben Wildheit wie vor hunderten von Jaren, wo die römische Weltmacht an seinen Ufern sich durch politische und wirtschaftliche Mittel für ewige Zeiten zu befestigen suchte. Veranlaßt durch den römischen Senat hatte sich um 180 v. Chr. eine Legion aufgemacht, um sich in der Ebene des Jsonzo niederzulassen und man verteilte 180 000 Joch Acker unter sie. Die Stadt, welche tort entstand, erhielt den Namen Aquileja und diese blüte derart auf, daß sie unter Trojans Regiment 800 000 Einwohner gezält haben soll. Ihr Glanz war aber nicht allein in ihren Prachtbauten und ihrem Reichtum begründet, sie zeichnete sich durch ihren Handel sowol als auch dadurch aus, daß sie das römische Reich vor den Angriffen der Germanen zu schüzen hatte, weshalb es auch zu einer der größten Festungen des Reichs hergerichtet war und als solche auch für den Schlüssel Italiens an der Nordostseite galt. Gewiß war sie die Hauptstadt der nordöstlichen römischen Provinzen und wurde als Rivalin Roms jogar Roma secunda genant. Mit ihr stand die große Hauptstraße des alten Italiens nach dem Orient, die Via Aemilia in Verbindung und in ihr als wichtigen Blaz des Welthandels mündeten Straßen nach Rhätien , Noricum , Bannonien, Jitrien und Dalmatien . Unsere Brüde vermittelte den Verkehr mit den Schächten an der Jdria, ein Fluß, der ca. 300 Schritte unterhalb derselben in den Isonzo mündet. Zu all diesen Verkehrsstraßen zu Lande komt nun noch der Verkehr auf dem adriatischen Meere, und der Umstand, daß einzelne römische Cäsaren hier ihre Sommerresidenz aufschlugen und andere gänzlich hier refi
dirten. Außer den großen Festungs- und Hasenbauten entstanden Paläste, Teater, Tempel, Bäder, Arenen, Rennbahnen, Triumphbögen, Statuen und Monumente, dazu das bunte Treiben der Menschen; der römischen Großen und auf den Warenpläzen: das alles muß für einen Reichtum und einen Glanz gezeugt und eine Gesundheit zur Schau getragen haben, daß wol schwerlich jemand damals dieser Stadt eine so kurze Blütezeit prophezeit haben würde. Aber all die blendende Pracht war doch nur äußerlicher Natur, der Kern dieses Lebens war ungesund und so manchen Ansturm der Feinde Roms sie auch bestanden und abgewiesen hat, endlich erlag sie doch. Schon 400 n. Chr. überzog sie Alarich , der Gotenfönig mit Krieg und 452 fiel sie der Zerstörungswut der Scharen Attilas zum Opfer. 40 000 Menschen wurden erschlagen, die Stadt der Erde gleich gemacht und diejenigen, welche ihr Leben retten konten, flohen nach dem nahen Grado und von dort nach den Lagunen, wo sie Venedig begründeten, das später nicht minder glänzen sollte. Kurz darauf erhob sich wieder an Stelle der Kapitale ein neuer Ort, der aber durch die Kämpfe der Goten und Longobarden viel litt und später auch nie wieder aufblüte. Heute steht auf den Ruinen der alten Römerstadt ein kleiner Ort, der nach der einen Angabe 1400, nach der anderen aber gar nur 600 Einwohner, Fischer und Schiffer. haben soll. Venedigs Bedeutung ist unterdessen auch bedeutend niedergeg ingen- Triest hat die Erbschaft beider in handelspolitischer Beziehung angetreten und von dem alten Glanze Aquilejas ragen aus den Sümpfen, die dort überhand genommen haben, nur einige wenige Reste der alten Monumentalbauten hervor; selbst die Wogen des adriatischen Meeres, die einst die Mauern der berühmten Stadt bespülten, sind zurückgewichen. Einer dieser erhaltenen Reste ist aber die Brücke, welche hoch droben über dem Isonzo der Zerstörung der Elemente getrozt hat, gleichsam als wollte sie den späteren Geschlechtern verkünden, wie nur das auf Dauerhaftigkeit Anspruch erheben kann, was den friedlichen Werken der Menschheit nüzt. Die Festungsmauern Aquilejas wie die Kriegsmacht des alten Rom sind zerschellt und längst der Vermoderung anheim gefallen, die Straßen, welche die Römerherschaft zur Verbindung zwischen den verschiedensten Ländern und Völkern errichtete, haben sich erhalten und die Kultur der Menschheit befördert bis auf diesen Tag. So lange sich auch die Barbarei und sei sie selbst in Gold gekleidet, hält, schließlich sind doch die Kulturwerke selbst im schlichten Gewande, die überlebenden.
-
nrt.
Eigentümliches Basaltgebilde.( Illustration Seite 92.) Das durch unser Bild vorgefürte, originell geformte Gesteingebilde befindet sich in den vulkanischen Regionen der Haute Loire und Ardèche , ist ungefär 10 Meter hoch und mag durch seine Formation von gedrehten Säulen unseren Lesern ein Bild geben, wie mannichfaltig auch auf dieses Gestein die formbildnerische Kraft der Natur eingewirkt hat. So zeigt schon der Säulenbasalt die verschiedensten Gestaltungen als 3, 4, 5, 6, 7, 8- und 11 seitige Säulen, die in anderen Fällen wieder konvere, konkave, gewundene und gekrümte Seiten haben. Dann unterscheidet man noch den Pyramiden, Tafel- und Kugelbasalt. In Europa fomt dieses Gestein hauptsächlich vor in der Lausitz , Nord böhmen , zwischen Thüringerwald und rheinischem Schiefergebirge, im schwäbischen Jura, Ungarn , Oberitalien , Katalonien , Auvergne, Irland , Schottland , Faröer, Joland. Der Basalt ist aber über die ganze Erde verbreitet und viele der isolirten Inseln und Inselgruppen sind aus ihm gebildet; so auch St. Helena. Betreffs seiner Entstehung ist man nach längerem Streit darin übereingekommen, daß er zur Tertiärzeit im feurig- flüssigem Zustande aus dem Jnnern der Erde hervorgequollen, also ein vulkanisches Gebilde sei. Und auch heute noch ergießen sich solche Basaltströme aus den Vulkanen. Abgesehen von lezterem Umstande, spricht aber auch für diese Annahme die Tatsache, daß er Gänge zwischen anderem Gestein ausfüllt, sich zwischen die Lagermassen anderer Gesteinschichten eingedrängt hat, und daß wir häufig seinen ursprünglich feuerflüssigen Zustand in den Veränderungen, die andere, neben ihm lagernde Steinmassen, durch ihn erfaren haben, wie z. B. die Umwandlung des Kalts in Marmor, der Braunfole in Glanzkole und die Farbenveränderungen anderer Steine warnehmen. Außerdem findet man in ihm auch keine Versteinerungen. Daß er wegen dieser seiner Natur neben vielen anderen Gesteinen vorkomt, ist klar. Der von uns im Bilde gezeigte, ist von Granit umgeben, welcher aber bereits durch die allmälige Verwitterung zerstört wurde. Wegen seiner furchtbaren Härte läßt er sich schwer bearbeiten und wird deshalb auch wenig oder garnicht als Baumaterial bei Hochbauten verwant. Dagegen gibt er ein ausgezeichnetes Material zum Straßenpflaster und zu Chausseeaufschüttungen. Dann verwendet man ihn viel zu Mühlsteizen, Mörsern, Reibeschalen und Platten, Pochsolen, Zapfenlagern und zu Ambossen für Buchbinder, Goldschmiede und Goldschläger, außerem dient er als Flußmittel beim Eisenausschmelzen und zur Glasfabrikation. Da der Basalt viel Wasser aus der Atmosphäre einsaugt, so verfällt er troz seiner Härte und Festigkeit doch der Verwitterung anheim und gibt in diesem Zustande ein vortreffliches Düngemittel ab. Der von dem zerklüftetem Gestein gedüngte Boden erscheint als eine schwarze, fette Erdmasse, aus der die Pflanzen üppig hervorschießen. Am Rhein wird er deshalb auch in gemahlener Form als Mineraldanger verwant.
ff.