vertrauensselig zum lichten Himmel empor, wo jezt auch ein heller Stern nach dem anderen hervortrat und freundlich zur schlummernden, traumumfangenen Erde niederblizte..
Aber es war, als gönne ihm der Himmel die weiche, sanfte Stimmung, das stille, süße Hoffen nicht, das er, seit er dem Holzbauer sein Herz erschlossen, mit sich herumtrug; eine Nachricht, die ihn in den nächsten Tagen traf, sollte ihn im grellen Gegen saz dazu mit nicht geringem Schrecken und aufregender Sorge erfüllen.
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Man zälte schon den vierten Tag im neuen Jar, und noch war der Holzbauer nicht nach Hause zurückgekehrt. Ein Holz
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knecht, den sein geängstigtes Weib herniedersante, sagte es ihm Die leztere hatte ihn zwar vor dem Neujarstag nicht zu Hause erwartet; als er aber immer noch nicht kam, war sie um ihn besorgt worden und hatte zunächst in allen Häusern des engeren Umkreises, von denen sie wußte, daß er in ihnen zu verkehren pflegte, dann aber auch im weiteren Bezirk nach ihm Umfrage halten lassen. Bis jezt war aber auch noch nicht die geringste Spur von ihm gefunden worden. Und er pflegte doch sonst, wenn er es einmal bestimt gesagt, stets so pünktlich zur angegebenen Zeit von seinen Geschäftsreisen heimzukommen.
( Fortsezung folgt.)
Kriemhild an der Leiche Siegfrieds. ( Illustration Seite 113.) Die Treue ist neuerdings bei uns Deutschen durch Begriffsverwirrung arg in Verruf gekommen und doch ist sie da, wo Liebe und Freundschaft walten, eine der schönsten Zierden des Menschen. Sie wurde deshalb auch in ganz richtiger Würdigung ihres Wertes von jeher in Sage und Dichtung verherlicht und dürfen wir hier zum Beweis dessen nur an die herliche Odyssee Homers und an den Hochgesang der Treue in der deutschen Literatur, das Nibelungenlied, erinnern, aus welch' lezterem wir heute eine der dramatisch- wirkungsvollsten Szenen im Bilde vorfüren, geschaffen von der Meisterhand eines unserer bedentendsten Maler der Neuzeit, Jul. Schnorr von Karolsfeld. Es ist die Szene, wo Kriemhild die Leiche ihres geliebten Gatten, die schadenfrohe Mörderhand ihr nachts vor die Tür gelegt, erblickt und im ersten wahnsinnigen Schmerze über den erlittenen schweren Verlust im Begriff iſt, sich auf dieselbe zu stürzen. Kriemhild aus Burgunderland, die Königstochter zu Worms am Rhein , von der uns die Sage erzält, daß sie reich an Tugenden, schön one Maßen und ein solch edel Mägdelein gewesen sei ,,, daß in allen Landen nichts schöneres mochte sein", träumte bereits, ehe sie noch Siegfried , den fühnen Helden aus Niederland , kennen lernte, von einem Falken:
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stark schön und wild.
Den griffen ihr zwei Aare, daß sie es mochte sehn. Ihr font auf dieser Erde größer Leid nicht geschehn." Und ihre Mutter, der sie von diesem Traum erzält, deutete denselben: Der Falke, den du ziehest: das ist ein edler Mann: Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn getan." Doch Kriemhild will nichts vom Manne wissen, will ,, schön verbleiben bis an ihren Tod" und nie durch Reckenminne Not gewinnen. Und selbst den vernünftigsten und verlockendsten Argumenten, die ihre Mutter gegen ihre Männerfeindschaft ins Feld fürt, widerspricht sie, denn
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Es hat an manchen Weiben gelehrt der Augenschein, Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt." Aber Liebe one Leid existirt nun einmal nicht in dieser Welt, ebensowenig wie es Regen one Sonnenschein gibt und es ist denn auch die Frage, ob die Liebe wie der Sonnenschein one ihre Extreme ihren Wert für den Menschen haben würden und ob nicht gerade diese lezteren sehr wesentlich dazu beitragen, daß wir uns nach dem Besiz der ersteren sehnen. Kriemhild hielt denn auch Wort und hielt sich von Minne frei bis der richtige kam und dieser war der durch seine Schönheit, Kühnheit, Gewantheit und Körperkraft weit bekante Siegfried, dieser hat aber nicht allein durch die Dienste, welche er dem Bruder der Kriemhild, König Gunther geleistet, sich diese schöne Maid zum Weibe erworben, er hat auch diesem ein Weib erkämpft, die grimme und Streitbare Brunhild , die aber schließlich gleichfalls in den fühnen Siegfried verliebt ist, denn an dem schwächlichen und energielosen Gunther tonte sie unmöglich dauernd Gefallen finden. Aus diesem Umstande entspint sich nun zwischen den beiden Frauen ein gespantes eifersüchtiges Verhältnis und als Brunhild eines Tages der Kriemhild in dem Wahne, Siegfried sei ein Höriger Gunthers, dieses abhängige Verhält nis will fülen lassen, da wird der berechtigte Stolz, den die leztere auf ihren Mann hatte, verlezt und sie verrät, um sich zu rächen, welche Rolle Siegfried gespielt, um Brunhild zum Weib Gunthers zu machen. Der dadurch heraufbeschworne Streit wird durch die Intervention Sieg frieds beigelegt, der in solchen Dingen keinen Spaß verstand. Denn wenn er sagt: Man soll so Frauen ziehen,
daß sie üppige
Reben lassen unterwegen;" so wird der Sinn dieser Worte erst ganz flar, wenn man liest, was Kriemhild später zu Hagen sagt: Was ich Brunhilden getan, das hat mich schon gereuet Auch hat er so zerbläuet zur Strafe meinen Leib."
Leztere Worte jagt sie zu Hagen , um diesen mit sich auszusöhnen und um ihn dadurch zu veranlassen, daß er ihr Betragen gegen Brun hild nicht ihrem Manne entgelten lassen solle. Aber schon ist man allenthalben neidisch auf diesen und vor allem hat der grimme Hagen seinen Tod beschlossen und er benüzt das angefürte Gespräch mit Kriem hild
, um von dieser die verwundbare Stelle an Siegfrieds Körper zu erfaren. Die Arglose erzält dies auch und näht auf Hagens Wunsch ein kleines Zeichen dort auf das Gewand. Eine Jagd wird lediglich zu dem Zwecke, Siegfried zu töten, veranstaltet. Als sich dieser zum leztenmale von seinem Weibe verabschiedet, fallen derselben die Reden
Hagens ein, sie ängstigt sich und ist besorgt um ihren Mann und sucht ihn zurückzuhalten:
Laßt euer Jagen sein:
Mir träumte heunt von Leide, wie euch zwei wilde Schwein Ueber die Haide jagten: da wurden Blumen rot."
Doch er glaubt nicht an diesen Traum, denn seiner Meinung nach seien ihm alle hold und er weiß keinen, der ihn hassen oder neiden fönte. ., Auch verdient ich von den Degen wol nicht anderlei Sold" d. h. als offene Freundschaft. Verdient hatte er diese allerdings von Gunther, denn er hatte ihn nicht nur von den Feinden seines Landes, den Sachsen , befreit, er hatte ihm nicht nur sein Weib erobert und ihn dadurch vom Fluch der Lächerlichkeit befreit, er hatte dies alles in der selbstlosesten Absicht von der Welt getan und wenn er Kriemhild dafür zum Weibe gewann, so hatte er diese sich durch seine hervorragenden Eigenschaften redlich verdient. Der blasse Neid war es aber, der dem rachsüchtigen Hagen den Mordstal in die Faust drückte, um denselben dem wehrlosen und nichts böses vermutenden Siegfried meuchlings in die verwundbare Stelle zu boren, wärend dieser arglos am Quell seinen Durst stillte. Und dies in Gegenwart des Schwagers Gunther! Weiberzant und Weibergeschwäz hatten sich furchtbar gerächt, und es gibt nur eine Entschuldigung, das treuherzige, offene und ehrliche Wesen der Kriemhild , für das Ausplaudern des Geheimnisses von jener Stelle, die von dem Drachenblut nicht hieb- und stichfest gemacht worden. Ihr Traum, der sich wol leicht auf das böse Gewissen zurückfüren läßt, hat sich erfüllt:
,, Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann,
Das Blut von seiner Wunde stromweis niederrann." Sie hat dieses tragische Geschick verschuldet, auf sie bricht es nun selbst gewaltig herein. Der grimme Hagen hat nicht genug an seinem Meuchelmord, er läßt den toten Siegfried auch noch des nachts vor die Türe seines Hauses bringen, sodaß sein Weib, als es frühmorgens zur Kirche gehen will, plözlich den Erschlagenen finden muß. Ueber die sich nun abspielende Szene brauchen wir kein Wort zu verlieren, unsere Illustration spricht hierüber nur zu lebhaft.
Die Mannen Siegfrieds wollen ihren Fürer rächen, werden aber von der klagenden und trauernden Kriemhild angesichts der stärkeren Gegner abgehalten und von ihr damit getröstet, daß sie ihren Mann will rächen helfen ,,, wenn es sich besser fügte."
Sie hat Wort gehalten, denn trozdem sie am Hofe ihres Bruders bleibt, trozdem sie sich später an den König Ezel wieder verheiratet, lebt in ihrer Brust nur das eine Gefül fort, das der Nache für den Tod ihres Mannes und hierin offenbart sich, wie in dem bereits geschilderten, wiederum der Karakter des Weibes. Jare sind darüber vergangen, sie weiß unter dem Deckmantel der Freundschaft die Ritter vom burgunder Hof nebst ihren Mannen nach der Hunnen Land zu locken, wo sie dann schließlich im Kampfe mit den hunnischen Streitern allesamt umkommen. Auch Kriemhild endet in diesem Kampfe ihr Leben, aber erst in dem Augenblick, als ihre Rache voll befriedigt worden ist. Sie hat die Treue, die sie ihrem Manne gelobt, heilig gehalten und die schrecklich bestraft welche die Treue ihres Siegfried mit so entsezlicher Tat belohnt hatten.
Es erübrigt nun noch einige Worte über den Künstler unseres Bildes anzufüren. Julius Schnorr v. Karolsfeld wurde am 26. März 1794 zu Leipzig geboren und erhielt dort auch von seinem Vater den ersten Unterricht in der Malerei, bildete sich aber von 1811 ab auf der wiener Akademie weiter aus. Von 1817 an lebte er in Rom und gehörte dort zu jener Künstlergenossenschaft, die in hervorragender Weise die vaterländische Kunst gehoben hat und unter denen sich Meister wie Overbeck, Schadow und Cornelius befanden. Seit 1827 nahm er an der Akademie zu München die Stellung eines Professors ein und schmückte dort auf Veranlassung des Königs Ludwig I. drei Säle des Festsalbaues in der königlichen Residenz mit Darstellungen aus dem Leben Karls des Großen und fünf Pruntgemächer im Erdgeschosse des Königsbaues mit Darstellungen aus dem Nibelungenliede, von denen wir eines in unserer heutigen Nummer im Holzschnitt wiedergeben. Von einer Angabe der übrigen zalreichen Werke Schnorrs sehen wir ab und füren nur noch an, daß er 1846 an die dresdner Akademie berufen wurde. Er starb 1872. Außer seinen Monumentalwerken in Rom und München findet man fast in jeder größeren Gemäldegalerie in Deutschland , namentlich in der dresdner, größere und kleinere Del