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bilder von ihm. Die Kühnheit und Kraft wie den romantischen Zug, der seinen Werken eigen ist, erblickt man auch in seiner, in unserer Illustration im Kleinen wiedergegebenen ,, Kriemhild an der Leiche Siegfrieds".
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nrt.
Der Kaffee des Leiermanns.( Bild S. 112.) Der Wind weht nicht nur über die Haferstoppeln, wie man zu sagen pflegt, wenn die ersten Herbstlüfte ins Land wehen, er saust recht eisig scharf über die mit Schnee behängten Bäume und wärend diejenigen, welche im Schlitten aus dem Häusermeer entfliehen und an die frische Luft" gehen, sich fest in dicke Pelze eingehüllt haben, flieht alles, was nicht gerade draußen sein muß, nach der warmen Stube. Nur unser armer Leiermann, der hier am Kreuzwege seinen ständigen Plaz hat, muß aushalten, denn er muß auch im Winter seine Gewerbesteuer zalen und außerdem sind die Weihnachten vor der Türe, wo die Hausmiete fällig ist und wo er doch seinen lieben Kleinen auch gern eine Freude machen möchte. Die Freude, die andere Eltern und selbst die ärmsten bei solchen Gelegenheiten haben, ist ihm freilich nicht mehr bescheert, denn er ist einer der ärmsten unter den Armen und vermag nicht mehr die Freude in den Mienen seiner lieben Kleinen zu schauen. Dort bei Sedan hat er auch weidlich mitgefochten und das deutsche Reich mit all seinen Herlichkeiten begründen helfen, aber er hat eines der größten Opfer dafür gebracht: das Licht seiner Augen. Kann er sich aber nicht an dem Glanz des neuen Reiches weiden, so hat er doch die Konzession erhalten, ihn zu verkünden und so hat er denn auf seinem Leierkasten in den lezten Jaren all die bekanten patriotischen Lieder x- male den Vorübergehenden vorgespielt. Anfangs ist ihm dafür mancher Pfennig gespendet worden und so war er denn immer imstande, die Kosten für Arzt und Apoteke, die ihm die langjärige Krankheit seiner kürzlich verstorbenen Frau verursachte, prompt zu zalen von einem ,, Notpfennig" zurücklegen konte aber selbstverständlich keine Rede sein. Nun aber seit seine Gefärtin in Leid und Freud Tezteres gab es im lezten Jarzehnt so selten für ihn! dahingegangen, hat er, der Arme, die Sorge für seine armen Kinder allein auf sich lasten und dazu ist der Patriotismus verrauscht, der ihm manche Gabe gebracht, und die Unbehaglichkeit, die mancher im Reich zu empfinden vermeint, muß auch unser armer Straßenmusikant empfinden. Im Sommer, wo Jung und Alt hinausströmt in den Park, da geht's noch, da langt mancher lebensfrohe Bursch in die Börse und wirft ihm einige Pfennige in die Büchse, aber jezt im Winter, da sind die Spaziergänger dünn und selten und die wenigen, die da kommen, haben ihre Finger tief im warmen Pelz versteckt und hüten sich meist aus Furcht vor der Kälte, dieselben hervorzuziehen. Seine treueste Gesellschaft sind ihm aber die Spazen, die Sommer und Winter in der vertraulichsten Weise zu ihm kommen und ihm die Brosamen aus der Hand picken und die ihn manchmal, wenn er sich verlassen und einsam fült, daran erinnern, daß der vom Glück über die Achsel angesehene oder gänzlich verschmäte in seines Gleichen eine Stüze finden fann. Doch solche traurige Gefüle finden troz seines Elends in seiner Brust nicht lange Raum, denn wenn er abends nachhause komt, so verscheucht der Frohsinn, der ihm in seinen Kleinen entgegenlacht, alle Trübsal. Und schon das Viertelstündchen, welches er mit seiner ältesten, her Grete, die ihm regelmäßig den Kaffee bringt, bei dieser Gelegendeit verplaudern fann, ist ihm ein sehr willkommenes Labsal. Aber wie lange wird ihm sein trauriges Loos, dort zu stehen und zu betteln, noch beschieden sein, wie lange wird diese Art Bettelei überhaupt noch staatlich konzessionirt sein? ff.
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Aus allen Winkeln der Beitfiteratur.
Die größten Brücken der Welt sind die 2147 Meter lange Brüde bei Pacersbury in Amerika , die St. Charlesbrüde über den Missouri 1993 Meter lang, die Brücke über den Ohio bei Louisville 1615 Mtr., die über den Cast- River 1500 Mtr., die über den Delawara in Phila delphia 1500 Mtr., dann die 1500 Mtr. lange Viktoriabrücke über den St. Lorenzoftrom, die neue Wolgabrücke bei Syffran in Rußland mit 1485, Hollands- Dieg- Brücke bei Mördyk mit 1579, die Brücke über den Bongobuda bei Gooty, über welche die Bahn von Bombay nach Madras färt, 1130, Dniesterbrücke bei Kiew 1081,4 und die Rheinbrücke bei Mainz 1028 Mtr. Länge. Die große Weichselbrücke bei Dirschau nimt inbezug auf ihre Länge sogar erst den fünfzehnten Rang ein. Die Wolgabrücke bei Syffran, die längste in Europa , wurde erst neulich
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dem Verkehr übergeben. Sie kostete 4 630 000 Rnbel. Das zu ihrem Bau verwante Eisen wiegt 6 452 000 Kilogramm, welches von dreizehn Bögen getragen wird.
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Trinkleistungen im Altertum. Daß unsere germanischen Vorfaren im Bechen ( oder Kneipen" und altfränkisch derb ,, Saufen " genant) viel und mehr leisteten als ihrem Ruhme, ihrem Geldbeutel soweit etwas derartiges in das Nebelgrauen der Kulturgeschichte zurückgreift und wol auch ihrem Verstande gut war, weiß jedermann. Aber die Germanen haben das Trinken über den Durst keineswegs erfunden, ja es ist sogar sehr fraglich, ob sie es darin soweit gebracht haben, als andere Völker, denen der Geruch der Kneipseligkeit in weit geringerem Maße anhaftet. So z. B. hielt schon das glänzende Vorbild der Cäsaren und Napoleons späterer Zeit, der mazedonische Welterober Alexander der Große soviel von einer soliden Kneiperei", daß er in dem untergeworfenen Babylon ein Preistrinken veranstal tete, das demjenigen zweitausend Mark einbringen sollte, der am besten- saufen tonte. Seine Herren Generale und sonstigen Gäste nahmen denn auch die Sache so ernst, daß sich nicht weniger als dreißig von ihnen ehren oder, wie man auch zn sagen pflegt, schandenhalber totsoffen. Auch der römische Kaiser Tiberus Claudius Nero( bis 37 n. Chr.), den man spottweise Biberius( von bibere trinken) nante, sezte Preise für die höchsten Leistungen im Trinken nnd Essen aus. Piso wurde von Clevius zum Prätor( Urrichter und Statthalter) ernant, weil er dreimal vierundzwanzig Stunden ununterbrochen gefneipt hatte, one im mindesten bekneipt zu erscheinen. Flaccus, der nicht minder zechen fonte, wurde deshalb zum Konsul( in der Kaiserzeit gleichfalls Statthalter und zwar ersten Ranges) von Syrien befördert. Auch der römische Statthalter und Armeebefehlshaber in Niedergermanien , Vitellius, der gleichfalls das Vergnügen genoß, römischer Kaiser zu sein, wenn auch noch kein ganzes Jar lang( 169 n. Chr.), war einer der größten Säufer alter Zeiten. Uebrigens bekundeten die Griechen und Römer, grade wie unsere Herren Studenten, auch in der tollsten Zügellosigkeit, den Sinn für eine Art Gesezlichkeit- sie sind. andern Kneipgenies unter den Völkern des Altertums die etwaige Priorität vorbehalten! die Väter des Kneip- oder Saufkomments. Sie pflegten bei feierlichen Malzeiten, die sie ganz unbändig liebten, ein Oberhaupt der Tafel, griechisch Symposianchon, lateinisch rex convivii oder Trinkrichter, lateinisch arbiter bibendi zu wälen, der bei entsprechenden Strafen anzuordnen hatte, wie sich die Schwelgenden zu benehmen, was sie zu tun hätten, wie sie effen, trinken, sich unterhalten und jubeln sollten. Diesen teils auf Tradition, teils auf persönlicher Willkür beruhenden Gesezen sollen die heiteren Griechen wie die ernsten Römer viel besser und eifriger gehorcht haben, als den Staatsgesezen, gleichwie unsere Studenten den Befehlen des Fuchsmajors auf das gewissen hafteste nachkomen, sollten sie sich auch schier im Stoff ertränken, wärend sie den Anordnungen der hohen Obrigkeit vom Universitätsrichter bis zum Nachtwächter oft die betrüblichste Nichtachtung erweisen.
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Literarische Umschau.
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Der erste Hochverratsprozeß vor dem deutschen Reichsgericht. Auf Grund stenographischer Niederschrift der Verhandlungen herausgegeben von E. Künzel, Stenograph unb Redakteur der ,, Reichsgerichtekorrespondenz." Leipzig . Max Hesse's Verlag. Preis 1 Mart 20 Bf. Allen denen, die ein Interesse an der Entwidlung unseres Rechtelebens wie des politischen Lebens überhaupt haben, wird ein Buch sehr willkommen sein, das in gedrängter Kürze die Verhandlungen jenes Prozesses wieder gibt, der seit einem Jare in den Beitungen von sich reden machte und der fürzlich vor den Schranken des deutschen Reichsgerichts seinen Abschluß fand mit der Verurteilung verschiedener Angeklagter zu mehrjäriger Zuchthausstrafe. Und gerade die vom 10. bis 21. Oftober währenden Verhandlungen sind nach verschiedenen Richtungen hin von Interesse. Nicht allein das hier in Frage kommende Verbrechen an sich, sowie der Aparat des höchsten deutschen Gerichtshofes, der hier zum erstenmal in einem solchen Falle zu Gericht sizt, fesseln unsere Aufmerksamkeit, vor allem die Genefis des Verbrechens wie des ganzen Prozesses selbst. Wer fennen lernen will, wie hochverratsprozesse entstehen und werden, der lese die vorstehende stenographische Niederschrift. Und wenn ihm dann beim Lesen der Aussagen einiger darin agirender fittlich total verkomener Subjekte ein unwiderstehlicher Abscheu überfällt, so wird er sich doch andererseits sagen müssen, daß der Ausspruch Talleyrands, daß die Sprache uns nur dazu gegeben sei, damit wir nnfere Gebanken verbergen fönten, unter den heutigen Verhältnissen mehr denn je Beachtung verdient; vor allem sollte man seine Zunge im Saum halten unbefanten Leuten gegen über, die durch wüftes Schimpfen auf die bestehenden Verhältnisse und deren staatliche Repräsentanten einen Radikalismus zur Schau tragen, hinter dem fich wie uns bie
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in dem Prozesse zutage getretenen Tatsachen zeigen nur zu oft der gemeine Denun ziant versteckt. Das Büchlein stellt nun all die interessanten Vorgänge recht gefchidt und in flar geschriebener Weise dar und wir wünschen ihm, wie bereits bemerkt, in mehr als einer Beziehung einen recht zalreichen Leserkreis. ff.
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Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts.) Judenhezen in Rußland . Von C. Lübeck.( Forts. und Schluß.) Geschichtliche Gespenster. Streifereien im alten und neuen Athen . Von K. Kassau.( Forts.) Jm Dorf der Schmied. Eine Geschichte aus dem Elsaß von Dr. Max Vogler.( Forts.) Kriemhild an der Leiche Siegfrieds. ( Mit Jllustration.) Der Kaffee des ( Mit Jllustration.) Leiermanns. Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die größten Brücken der Welt. Trinkleistungen im Altertum. Literarische Umschau.
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