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später-wenn ich wirklich der Gedanke ist elend, nichts­würdig wenn ich diesen Kretin, diesen Haßler- heirate? Nun ich habe die Wal , die freieste aller freien Walen- solch ein Gläschen voll des Todestränkleins, dessen Rezept mir dieser David auf mein heißes Flehen damals gegeben hat, oder die Ehe als Frau Gabriel Haßler. Ein drittes gibt es frei­lich nicht, denn wenn ich mich des Kindes irgendwie und one daß die Welt davon erfärt, entledigen könte, so bin ich doch nicht mehr jung genug, um als Mädchen weiter zu leben, alle Künste sind er­schöpft es ist hohe Zeit als Frau vermag man in meinem Alter noch zu fesseln, als Unverheiratete verfällt man der für ein Weib, wie ich, tötlichen Lächerlichkeit des Altjungferntums. Seit einem halben Duzend von Jaren schon habe ich meine Neze nach einem, meinen Gefülen und ästetischen Bedürfnissen ent­sprechenden Manne ausgeworfen und mehr als einer blieb fest darin hängen. Aber entweder war ich viel zu wälerisch oder zu unvorsichtig die Toren verlangten Treue und immer wieder Treue, die die Männer nur deshalb so ängstlich bei uns Weibern suchen, weil sie selbst alle mit einander fein Quentchen davon bejizen, und war der eine auch so blind in seiner Verliebt­heit, daß er selbst nicht Augen hatte, um zu sehen, wie es mit meiner Treue stand, so stießen ihn gefälligst die anderen mit der Nase darauf, und so ging mir einer nach dem anderen schließ­lich immer wieder aus dem Garne, bis dieser dieser Haßler, dieser Spott auf alles, was Mann heißt, unablöslich fest darin hängen blieb. Aber es ist unter aller Würde, diesen grade zu heiraten, sicherlich, sicherlich und in dieser Ehe leben, in der weder von Liebe noch Genuß jemals die Rede sein kann, nein, gewiß nicht; aber sterben, jezt schon, heute, morgen, übermorgen, in diesem oder im nächsten Jare schon sterben vielleicht ist das doch schlimmer, wenigstens kostet es mich noch mehr Ueber­windung und alle, alle Hoffnung. Unter der Erde winkt das ewige Nichts, in dieser Ehe mag die Liebe für mich erstorben sein, außer und neben ihr kann ich noch eine Reihe von Jaren genießen. Und dann ist ja auch solch' eine Ehe eine Art von Genuß an und für sich! Solch' einen Jammermenschen am Nar­renseil zu füren, den phlegmatischen Hansnarren mit allem Raffi­nement der Koketterie eifersüchtig zu machen langsam aber sicher bis zum Wahnsinn, dann ihm durch das dicke Fell seines Gemüts hindurch mit Nadelstichen und Keulenschlägen- je nach Zeit nnd Bedürfnis zu peinigen, das das ist auch ein Genuß, das ist Wollust und vielleicht nicht die kleinste und ge= meinste Lust."

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Sie sprang auf und griff nach einer feinziselirten silbernen Schelle, die auf dem kleinen Tischchen vor der Chaiselongue stand. Der helle Ton der Glocke rief ein junges, hübsches, nur gar zu keck dreinschauendes Mädchen herbei.

,, Toni," rief ihr Fräulein Elfriede im befehlendem Tone ent­gegen, ich wünsche Herrn Haßler zu sehen- sogleich!" Toni schien es nicht so eilig zu haben. ,, Herrn Haßler?" fragte sie gedehnt. Ich glaube, wenn sie den Grafen wieder einmal zu sich bitten lassen, gnädiges Fräulein,

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Das gnädige Fräulein unterbrach sie unwillig.

" Was geht es dich an, wen ich zu sehen wünsche. Du wirst überhaupt in neuester Zeit sehr keck das verbitte ich mir, Toni. Die kleinen Extravaganzen von früher haben aufgehört, verstehst du, für immer aufgehört, und ich kann dich fernerhin nur brauchen, wenn du den Respekt, welchen eine Zofe ihrer Gebieterin schuldig ist, niemals außer Acht läßt"

Toni rümpfte die Nase, drehte sich auf den Absäzen um und ging zur Tür, ziemlich vernemlich vor sich hinbrummend: ,, Kleine Extravaganzen, ich danke. Na, wenn ich reden wollte! Und aufgehört sollen sie haben für immer wer das glaubt, zalt einen Taler."

Damit verschwand sie hinter der Tür. schaute ihr entrüstet nach:

Fräulein Elfriede

,, Die Unverschämte! Eigentlich sollte ich sie auf der Stelle zum Hause hinausjagen, aber sie weiß zuviel, und vor der Hoch­zeit kann ich es auf keinen Skandal ankommen lassen."

Auch die Zofe hatte hinter der Tür noch etwas zu murmeln. ,, Den dicken Haßler," sprach sie mit einer Art Schadenfreude ,, gönn' ich ihr übrigens. Bei dem werd' ich ihr keine Konkurrenz machen. Ich habe sie manchmal beneidet um ihr Glück bei den Männern, jezt tut sie mir aber beinah leid. Aber freilich soll das auch ein reelles Verhältnis sein, du meine Güte heiratenna, der wird sich seinen Schaden besehen."

die und

Mit diesen Worten war sie über den Vorsal hinweggetänzelt und hatte sich dabei in einem großen Goldrahmspiegel beguckt, der an einer der Vorsalwände zwischen zwei Delgemälden an gebracht war und bis zur Erde reichte.

Kaum war sie zum Hause hinaus, so trat Herr Specht in dasselbe ein. Er ging schnurstracks nach dem Zimmer seiner Tochter, flopfte aber, ehe er eintrat, laut an die Tür. Das Fräulein Tochter rief: ,, Entrez!"*)

Sie lag jezt in ausgesucht koketter Stellung auf der Chaise longue. Die langen schwarzen falschen Flechten hingen aufgelöst über ihre Schultern. Der rechte Fuß stüzte sich auf ein Tabouret und das hellgraue, schwere Stoffkleid war so drapirt, daß nicht nur die hohen, eleganten Stiefelchen, sondern auch ein par Finger breit von dem weißen, in zarten Mustern gewebten Strumpfe und darüber der kostbare Spizensaz eines Unterkleides sichtbar war. Herr Specht kannte seine Elfriede genau, aus ihrer Pose sah er, daß sie Besuch erwartete und zwar nicht den seinen. Fünf Minuten hast du wol mal für mich, Friede?" fragte er. Wenn's sein muß, meinetwegen. Was gibts?"

,, Du wirst ein Ende machen mit dem Haßler, sage ich dir." Ein Ende?" fragte die Tochter erstaunt.

" Ja freilich, du mußt den dummen Kerl so schnell als mög­lich heiraten. Ich brauche Geld, ziemlich viel Geld und von meinem Schwiegersohn und seinem Vater fann ich's schon raus­schlagen."

" 1

Du brauchst Geld? Ich denke, du hast grade genug."

,, Tu nicht so, Friede; du weißt, daß ich verdamt viel in der lezten Zeit verspekulirt habe. Und deine Kasse ist für mich seit zwölf Jaren ein Brunnen, der keinen Grund hat, das weißt du am besten Unsummen hast du mich gekostet!"

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,, Tröste dich," antwortete die Tochter kühl ,,, dich nicht allein und am meisten."

,, Na, Gott steh' mir bei, wenn ich auch nur den zehnten Teil von dem hätte bezalen sollen, was die andern bluten mußten. Du bist der leibhaftige Satan, Friede, unter uns gesagt, wen du einmal beim Kragen gehabt hast, konte zehn gegen eins wetten, daß er elend zugrunde ging."

Ich verbitte mir diese Uebertreibungen, cher père. Ich habe die Männer nur so behandelt, wie sie es verdienen. Wenn sich ein Schwächling für ein Weib ruinirt oder gar erschießt, so hat die Welt gewiß nichts an ihm verloren. Uebrigens sind gerade die, mit denen ich am engsten liirt war, feineswegs elend zu= grunde gegangen, wie du weißt!"

,, Lassen wir das jezt, Friede. Antworte mir furz und klar, willst du in den nächsten Tagen Ernst machen mit dem Haßler?" " Ich war eben im Begriff und werde es bestimt heut noch tun. Es ist ein saurer Apfel, in den ich da beiße--

Herr Specht erhob sich von dem Fauteuil, auf den er sich eben niedergelassen:

Friede, wenn ich nicht mit Hilfe des Haßler das famose Ge­,, Na gut- ich neme dich beim Wort und ich sage dir soviel, schäft mache, welches ich schon lange im Auge habe, so bin ich mindestens mindestens sage ich dir nahe dem Ruin- danach magst du dich richten!"

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Was

Fräulein Elfriede hatte ihren Vater scharf beobachtet. er sagte, mußte ihr keineswegs scherzhaft vorkommen. ,, Also, soweit ist es mit dir!" sagte sie. Nun, du wirst mit mir zufrieden sein. Sage mir nur, was das für ein famoses Geschäft ist, daß du nun schon längere Zeit vorzubereiten scheinst?"

,, Na, ihr Weiber versteht zwar den Teufel von Geschäften, aber du kanst wenigstens' s Maul halten, Friede. Weißt du, da hat der Stein, du kenſt ihn ja wol, in Seifersdorf seine Fabrik und dicht an sein Etablissement stößt ein großes Bauerngut, das wege mit der Eisenbahn verdamt gut gebrauchen kann. Ich der Stein schon wegen der zu dem Gute gehörigen Verbindungs­wollte ihm nun schon vor Wochen dieses Gut vor der Nase weg­faufen, um ihn dann gründlich zwicken zu können mit dem Preise für den Fall, daß er's faufen wollte, oder ihm eine järliche Ent schädigung für die Benuzung der Wege abzuquetschen von ein par tausend Tälerchen, aber anfänglich wollte der störrische Bauer schon, in die Scheere genommen und da sind wir denn so ziem nicht an die Kreide, jezt aber hat ihn der Rechtsanwalt, du weißt lich soweit. Freilich werde ich dem pfiffigen Hallunken von Bauern mehr zalen müssen als ich gedacht hatte, und fast alles

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