zum Konservativen, one sich zu dessen unbedingtem Verteidiger oder gar Vorkämpfer zu machen.

Solche Kentnis und solche Gabe der Darstellung, mit solcher Liebe zum Stoff vereinigt mußte Meisterwerke erstehen lassen. In der Tat, diese Volktypen und Sittenschilderungen sind nicht mit der Hand und Tintenfeder geschrieben, sondern mit Herzblut. Neben dem strengen Lebensernst und der nüchternen Zweckmäßigkeit geht beim Volke aber liebenswürdige Schalkheit und ein oft grob­

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körniger Wiz einher, Seiten der Volksnatur, die sich sowol in den Volksliedern, G'sezeln oder Basseln oder Schnaderhüpfeln oder wie sie sonst heißen, als auch in Sprüchwort und sprüchwörtlicher Redensart klar und scharf genug aussprechen.

Aus diesem unendlich reichen und tiefen Born der Volks­sprache hat denn auch Rosegger geschöpft, seine Sprache ist echt und recht volkstümlich, auch da, wo er nicht die Mundart seiner Landsleute redet, sondern das schriftübliche Hochdeutsch. Tritt

Heinrich Kleist .

nun in dem Schriftstellerreigen einer auf, der unmittelbar aus der Volkssprache schöpft, der wie Luther wollte, den Leuten im Volk auf das Maul schaut, wie sie reden, und wieder so redet, um vom Volk verstanden zu werden, so fürt er dem Vorrat an Handwerkszeug, wie es die Literatur braucht, neue kräftige Hülfs mittel zu, die nicht zu verachten, sondern notwendig sind, um bei der stets wachsenden Abstraktheit der Schriftsprache zu schüzen, gegen gänzliche Verduftung. Neue greifbare konkrete Begriffs­zeichen, derb körperliche Bilder werden zugefürt und laben den Leser wie einen, der allzeit Semmel und Weißbrot gegessen hat,

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und nun einmal richtiges hausbackens Bauerbrot zu schmecke bekomt.

War da am Nußensee bei Ischl ein kleines Wirtshaus ge­baut worden und am ersten Sontag ging es in Scharen hinans zum Einweihn; Kurgäste waren, dem Himmel Dank, nicht viel da. In einem Sal, den wir wol aber nur eine mäßige Stube nennen würden, gabs Tanz. Eine Geige und eine Zither bil­deten die Kapelle. Da schaut ich dann dem Schuplattin" zu. Erst gings in langsamem Umgang einher, parweis, dann trenten sich Mänlein und Weiblein, fanden sich wieder, der Bua faßte