Ich zeigte auf den Winkel. Ali aber zog eine Blendlaterne Ali aber zog eine Blendlaterne hervor, entzündete sie und murmelte:„ Er ist's- Where vid you meet him, Sir?"*)
,, In Mr. Kneurosphyllos' house; two hours ago, he came into my bed- room and invited me to go with him into the city. I could not resist him!"
,, All right! T is the celebrated actor Dimittri, who has gone out of his wits last night!"
,, Dimittri?" fragte ich entsegt, ,, who always visited Mr. Kneurosphyllos?"
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The same! I'm to observe him!"
Erschüttert folgte ich dem Pare, denn Ali hatte den Unglücklichen wie eine Feder schnell emporgehoben und mit sich fortgefürt. Als die Sonne hinter dem Orangenwäldchen des königlichen Schlosses hervorkam, erreichte ich eben unsere Wohnung und legte mich wieder auf's Dhr, um die erlebte Szene fortzuträumen.
Da sah ich Sokrates im Kerker und seine Jünger um ihn her, auch sein Weib Xantippe mit dem Kindchen auf dem Arm. Dann plözlich war es mir, als flöge ein schneeweißer Schwan vom Lager des Sokrates auf.
Als ich später durch John geweckt ward, um den Kaffee mit unserem Wirt einzunemen, erzälte ich die Erlebnisse der Nacht. Der Senator brach sogleich auf, um nach dem unglücklichen Freunde zu sehen. Derselbe war für seine Darstellung des Sofrates warscheinlich nicht genug gelobt worden. Es stellte sich auch heraus, daß er selbst der Verfasser des Stückes war; das alles erklärte den Vorfall genügend.
Als unser Wirt zurüdfam, meinte er:
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Traurig, traurig! Ein reicher Geist ist hier zugrunde gegangen; er ist vollständig und unheilbar wahnsinnig. Sehen Sie, lieber Freund wante er sich an mich so spuken hier die historischen Gespenster selbst am hellen Tage herum. Sizen Sie erst wieder in Ihrer line- nun wie heißt es lüneburger Haide, so können Sie mit mehr Gemütsruhe über das Erlebte nachdenken. Jezt seien Sie nur vergnügt, jenem helfen wir doch nicht durch unsere Traurigkeit! Und wissen Sie, was Ihr Schwan bedeutet? Sie haben viel an Platon gedacht, er ist der Singeschwan der Griechen. Kennen Sie denn nicht die hübsche Sage von Sofrates Traum in der Nacht vor seiner Bekantschaft mit Platon ?" Wir verneinten:
Also, um kurz zu sein: Sokrates träumte, er sähe einen Schwan mit wonnigem Gesange aus seinem Schoß gen Himmel aufsteigen. Am andern Tage erkante er in Platon den Vogel des Apoll wieder."
Hübsch!" meinte John, ich aber konte mich nicht enthalten, begeistert hinzuzufezen:
Ja, ich würde mit dem göttlichen Platon meinem Geschick gedankt haben, wenn er mich hätte zur Zeit des Sokrates geboren werden lassen, nicht als Barbar, sondern als Hellenen!"
Ja, da haben Sie auch Recht!" meinte der Senator, doch ich muß zur Sizung!"
Leider sollte mein Aufenthalt im Lande der Schlachten und Gesänge, wie Byron sagt, nicht mehr lange dauern.
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Im Zeuscafé und in den Ruinen des Olympions war ich an diesem Tage zum leztenmale. Ich machte dort die Bekantschaft einiger Studenten, besah mir noch in ihrer Begleitung die Univer sitätsgebäude, in denen man den Herven der Wissenschaft durch Bildsäulen und Büsten gerecht worden ist, und ließ mich dann bon meinen neuen Freunden nach den Ruinen des Turmes der Winde" in der Altstadt füren. Dieser Turm war der lebendige Kalender des alten Athen . Nicht nur, daß man von hieraus die Zeit abrief, der Turm gab auch Windrichtung und Wetterverhältnisse an. Wichtige physikalische Ereignisse wurden von hier aus annoncirt. An dem Gebäude war in Lebensgröße die Darstellung des Raubes der schönen Nymphe Oreithyia , Tochter des Erechteus, durch Boreas , den Nordwind, angebracht. Bei un serer Rückkunft sahen wir uns die Parade der strammen königlichen Truppen auf dem Schloßplaz an, dann fürte uns ein
*) ,, Wo traft Ihr ihn, Herr?"
In Mr. Kneurosphyllos Hause; vor zwei Stunden kam er in mein Schlafzimmer und lud mich ein, mit ihm in die Altſtadt zu gehen. Ich konte ihm nicht widerstehen!"
Schon gut! Es ist der berühmte Schauspieler Dimittri, der gestern Abend verrückt geworden ist!"
,, Dimittri, welcher immer Herrn Kneurosphyllos besuchte?" ,, Derselbe! Ich muß ihn bewachen!"
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Wagen nochmals zum Hymettos, dem früher so honigreichen, in das Kloster St. Siriani, das jezt auf dessen Gipfel erbaut ist. Unsere Studenten hatten dort Verbindungen, und wirklich zeigte man uns das reich dotirte Kloster in allen Einzelnheiten und bewirtete uns schließlich im Refeftorium auf das reichlichste. Und weiter fürte uns das Gefärt in das Land hinein, bis auf den Pentelikon, zum Dorfe und Kloster Pentelike, die sich beide an Abhang und Rücken lagern. In einem ziemlich reinlichen Wirtshause namen wir unser Mittagsmahl ein: Schöpfenfleisch, Rüben und Brod, als Nachtisch Melonen, Orangen, Trauben. Wir bezalten dafür pro Person eine Drachme, was ich billig fand. Aber die schon ausgesprochene Ansicht über die traurige Lage einer nicht rationell betriebenen Ackerwirtschaft fand ich auf dieser Tour überall bestätigt.
Erst gegen Abend kehrte ich heim.
Beim Eintritt in's Haus kam mir John ganz verstört entgegen: ,, Wo steckst du denn, dear Charles?"
,, Erschrick nicht, es ist eine Depesche von deiner Gattin für dich eingelaufen!"
,, Gib, bitte!"
Ich las; sofort mußte ich aufbrechen: mein jüngstes Söhnchen lag schwer krank. In Eile ward also Abschied genommen. Nur ungern trente ich mich von dem lieben, dicken Senator und der liebenswürdigen Familie. Schon legten die Diener mein Gepäck in den Wagen und fort rollte er, dem Bahnhofe zu. Schnell waren Billets gelöst und Abends acht Uhr standen wir schon am Quai des Piraeus . John sah indessen nach dem Schiffe.
,, Vergessen Sie uns nicht!" bat mein liebenswürdiger Wirt, lassen Sie einmal von sich hören!"
Ich versprachs.( Was werden die Guten sagen, wenn sie dieses lesen? Natürlich habe ich die Namen geändert.) Da kam auch John schon wieder angekeucht.
In zehn Minuten fährt die„ Sappho ", ein flinker Schraubendampfer, nach Triest . Du mußt diese Linie wählen! Wir haben heute Freitag, warscheinlich bist du Montag früh in Triest und am Mittwoch Abend in der Heimat!"
Dann drückte er mir das Reisegeld verstohlen in die Hand. Als ich es ablehnte, meinte er:
,, Laß doch, laß, ich habe genug davon! Du reisest laut Verabredung auf meine Kosten. Es tut mir nur leid, daß du nicht mehr von dem klassischen Boden Griechenlands genießen kontest! Doch eile!"
Wir gingen zum Halteplaz. Mein Gepäck ward über die Brücke geschafft, ich nam eine Karte, dann stiegen wir die Kajütentreppe hinab, um vor dem Büffet den lezten gemeinschaftlichen Trunk zu tun. Wärend nun Herr Kneurosphyllos mit einem Athenienser, den er traf, ein kurzes Gespräch fürte, flüsterte mir John zu:
Ich habe mit ihr gesprochen!" Mit wem?"
,, Mit Cyane!" „ Aha! Und?"
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Habe Hoffnung!"
" Bravo ! Also bald habe ich die Aussicht-!" ,, Bitte, leise, dear Charles!"
Jezt ein Pfiff aus der Maschine! Noch ein Händedruck von John und dem lieben Senator, dann eilten beide Arm in Arm vom Schiffe, dessen Schlot zu dampfen anfing. Jezt noch ein Winken mit dem Taschentuche, wir waren in der See.
,, Ade, Land der Kunst und Grazien!" Es fing an zu dunkeln und ich ging unter Deck.
Für diesmal ließ mich die ekelhafte Seekrankheit in Ruhe, und ich konte andern Morgens, wenn auch nur mit sorgendem Herzen, die Schönheiten der Umgebung bewundern. Am Sonnabendmorgen begrüßten wir die hellleuchtenden Gipfel Kandia's, am Sontag furen wir in die Straße von Otranto ein und waren am Montag Nachmittag drei Uhr im Hafen von Triest . Hier brachte mir eine Depesche Beruhigung über das Befinden des kleinen Patienten. Donnerstag früh endlich begrüßte ich froh die Türme meiner Heimat.
Von John liefen bald Briefe ein voll Sonnenschein und Abendrotgold: er ist jezt glücklicher Bräutigam von Cyanen und nächstens deren glücklicher Gatte. Er gedenkt im nächsten Jare mit mir in Paris zusammzutreffen. Vielleicht," schreibt er ,,, dear Charles", findest du auch in dem alten Lutetia Parisiorum Stoff für deine geschichtlichen Gespenster. Also au revoir!"
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