freilich sei beides verzeihlich genug und er näme die Folgen dieser Fehler one weiteres auf sich. Mit einem neuen Gutsbefizer meinte und sagte er werde sich schon reden lassen, wenn sich der Aerger über die ihm widerfarene Unbill erst gelegt hätte.
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Aber mit dem neuen Gutsbesizer ließ sich nicht so leicht reden. Franz Stein sah das schon ein, ehe er noch ein Wort mit ihm gesprochen hatte. Als er sich nach dem Namen des Mannes erkundigte, antwortete man ihm, der heiße Specht und sei ein reicher Herr aus der Hauptstadt; niemand könne sich erklären, was der eigentlich hier auf dem Dorfe mit so einem Gute anfangen wolle.
Herr Specht war Franz Stein in neuester Zeit par renommée wol bekant geworden. Mit ihm in Beziehungen zu treten, ihn sogar um etwas, was er nach Belieben gewären oder verweigern fonte, angehen zu müssen, war dem jungen Fabrikdirektor abscheulich unangenem. Aber was blieb ihm übrig? Er sah überhaupt keinen Ausweger mußte sich von Specht die Erlaubnis zur Benuzung des Weges im Notfall erkaufen. Doch nein sagte er sich- nicht erst im Notfalle; im vorhinein beschloß er dem Käufer des Weidengutes eine annembare Entschädigung zu bieten.
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Und so tat er es auch. Herr Specht war des andern Morgens auf seinem Gute nicht zu finden. Der Weidenbauer war
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noch nicht fortgezogen, hatte aber jenem zwei Zimmer eingeräumt, in welchen er die Nacht verbracht hatte. Aber in aller Frühe, um vier Uhr morgens schon, also zu einer Zeit, wo man unmög lich Besuche machen konte, war er bereits wieder nach B. abgereist.
Für Franz Stein war keine Zeit zu verlieren; mit dem Mits tagzuge fur er dem Nachfolger des Weidenbauer nach in die Stadt.
Ueber Spechts Wohnung gab das Adreßbuch Aufschluß. Aber anzutreffen war er auch hier nicht sogleich. Er sei in Geschäften aus, sagte das uns schon bekante Mädchen, welches Franz Stein empfing und sehr zuvorkommend, oder, wie es ihm scheinen wollte, allzu entgegenkommend, einlud in den Salon eintreten und auf Herrn Specht warten zu wollen. Ziemlich kurz lehnte er das ab; er werde wiederkommen und bäte vorläufig nur, Herrn Specht seine Karte zu überreichen.
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Als er gegen Abend wiederkam, teilte ihm die Zofe mit, Herr Specht sei zuhause der Herr möge nur freundlichst in den Salon eintreten. Im Salon war aber der Herr Specht vors läufig noch nicht er kam auch nicht sogleich. Franz Stein läufig noch nicht hatte sich eben niedergelassen, als sich die Tür öffnete und nicht der Erwartete, sondern eine Dame eintrat. ( Fortsezung folgt.)
( Die Haupttouren im Hochlande. Die Vehikel des Touristen. Loch Kathrine und die literarischen Reminiscenzen. Fehlendes Lokal- Kolorit der deutschen Romane. Oban und der Atlantik. Eine Exkursion zur Fingals- Höhle auf Staffa .)
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Wenn man von Stirling aus über Kallander mit der Kaledonien- Eisenbahn nach Oban färt, durchschneidet man die Grampians in ihrer ganzen Breite und hat zu beiden Seiten die in tecessantesten und beliebtesten Punkte des Hochlandes. Hier hat man zur Linken das idyllische Tal der Trossachs, die dicht vor dem Loch Kathrine liegen. Dieser See und der vierzig Kilometer lange und bis zu neun Kilometer breite Loch Lomaud werden im Sommer täglich von Dampfern befaren. Inverary liegt großartig schön am Loch Fyne und nördlich fürt das schon erwänte, exemplarisch öde und schauerliche Tal von Glencoe nach dem mit Recht so gefeierten Ballachulisch. Oban selbst endlich mit seiner Umgebung und den Inseln, die davor und südlich bis zur Mündung des Clyde zerstreut liegen, enthalten die Summe dessen, was man mindestens gesehen haben muß, um sagen zu dürfen, daß man im Hochland war. Dabei hat man aber noch zwei weitere Hauptstrecken unberücksichtigt gelassen und daß sind
1) Die Dampfschifftour von Oban durch den KaledonienKanal nach Inverneß und
2) Die Ueberlandtour der Kighland Railway( Hochland Eisenbahn) von Inverneß durch den Paß von Killiekraukie nach Perth und der jüngst so traurig ausgezeichneten Stätte der zu fammengebrochenen Tay- Brüde.
Bede Strecken, die wir in unser Programm eingeschlossen hatten, mußten„ schottischen Wetters halber" zu den Aften gelegt werden. Der geneigte Leser wird daher von mir keine Schil berung erwarten dürfen, da ich nur aus eigener Warnehmung berichten möchte. Ich gebe nur einige Bemerkungen, deren Unterlassung eine merkliche Lücke in dem Gesamtbild angeben würde. Die Tour von Oban nach Inverneß ist etwa 190 englische Meilen lang und dadurch besonders merkwürdig, daß sie die afſerverbindung zweier Meere - des Atlantik und der Nord
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quer durch ein ganzes Land bildet, das man durchreisen fann, one einen Fuß auf das Land zu sezen. In dem Einschnitt zwischen den eben gedachten beiden Endpunkten befinden sich, wie im vorigen Brif geschildert, eine Kette von großen Seen und es bedurfte nur der Anlage von vierundzwanzig Meilen Kanal bauten, um von Meer zu Meer eine Verbindung für Schiffe bis zu tausend Tonnen Tragkraft herzustellen. Der Kanal kostete seiner bielen Schleusen halber eine Million Pfd. St. und wurde schon im Jare 1822 eröffnet. Die Tour Oban- Inverneß wird gepriesen, in
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schottischer Ausgabe die Schönheiten einer Rheinreise vorzufüren und dabei an Bergen wie den mehrerwänten Ben- Nevis , der übrigens auch nicht an die Schneelinie heranreicht vorbeizukommen. Ich überlasse es jedem, ob er es glauben will. Ich gehöre zu den Ungläubigen und meine, daß John Bull sich nicht in so zalreichen Exemplaren alljärlich am Rhein präsentiren würde, wenn er es auf seiner Insel ebenso schön haben könte. Etwas hätte er onehin hier voraus, und dieses Etwas hat in Schottland eine ganz eminente Bedeutung und das ist der ,, BenNevis- Thau," wie man hier euphemistisch den schottischen alten
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Whiskey nent. Ja wol, schottischer Whiskey! Dies Thema hat aber eine zu weittragende Bedeutung für Schottland , als daß ich es hier so zu sagen in Parentese erledigen fönte. Werfen wir jezt noch einen Blick auf den Inverneß - Perth . Landschaftlich ist diese Gebirgs- Eisenbahn ausgezeichnet, daß sie sich beinahe fortwärend in ganz engen Flußtälern bewegt, indem sie das SpeyTal bis zur Wasserscheide hinaufklimt, die Wasserscheide zwischen Dalnaspidal und Dalwhinnie überschreitet und mit dem Tay in die Ebene hinabsteigt. Historisch erinnern uns zwei Punkte Es ist dies der namentlich an die Geschichte der Stuarts . Paß Killiekrantie, nach welchem die Schlacht vom Juli 1689 benant worden ist. In diesem für die Stuarts siegreichen Renkontre wurde der englische General Mackay, der für Wilhelm III. kommandirte, geschlagen. Der Sieger Wiskourt Dundee verlor aber selbst das Leben und erreichte nichts für seinen Prätendenten. Noch schlimmer endete die Affaire von Culloden, einem Flecken fünf englische Meilen von Inverneß am Moray Firth . Hier versuchte der lezte Stuart, Prinz Karl Eduard, im Jare 1746 mit französischer Hilfe das Schlachtenglück gegen die herschende Dynastie Hannover . Aber selbst die Männer aus dem Klan Macdonald wankten, die es vorher noch als ihr altes Recht reklamirt hatten, auf dem rechten Flügel zu kämpfen. Voller Todesmut forderte jezt der Lord Elcho den Prätendenten auf, sich selbst an die Spize seiner Truppen zu stellen. Der Prinz zögerte und lehnte ab. Die Geschichte des Hauses Stuart endete mit diesem Tage, dem 16. April 1746.
Außer den vorstehenden kurz stizzirten beiden Linien haben wir im Hochland keine größere Eisenbahnstrecke, wie denn die Länge der gesamten schottischen Eisenbahnen noch keine dreitausend englische Meilen ausmacht. Der Verkehr ist demnach auf andere Vehikel angewiesen und sind diese: Dampfschiff und Kutsche( coach). Auf den Haupttoureu ist ein steter Anschluß vorhanden und kann man Billets erhalten, die nach- und untereinander und in häufiger Abwechslung für Eisenbahn, Schiff und Kutsche gelten. Wir fuhren z. B. in einem Tage mit der Bahn nach Callander, nahmen