Dann bedeutet dieses Kronjuwel unseres deutschen Wörters hezes namentlich das, was wir heute Liebe nennen, welch lezteres Wort damals mehr woltuende Freundlichkeit und Empfindung derselben bedeutet. So hoch stand das Wort Minne im Werte bis zum 15. Jarhundert; später wird es sprachlicher Proletarier und komt nur vor von Zuchtstieren und ihrer viehzüchterischen Bedeutung!
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Der Frauendienſt und die Minnepoesie haben ihre Verächter und Feinde. Nicht erst der Frauenfeind Scho penhauer erfand das Wort von der„ abgeschmackten christlich- germanischen Weiberverehrung." Grillparzer vergleicht diese Dichterblüte mit Wasser in Pfüzen und Wagenspuren der Landstraße. Aber das viel angefürte Wort Schillers über diesen Gegenstand bedarf einer Richtigstellung. Tieck hatte Ueberjezungen von Minneliedern herausgegeben, über die Schiller folgendermaßen urteilt: Wenn die Sperlinge auf dem Dache je auf den Einfall kommen sollten, zu schreiben oder einen Almanach für Liebe und Freundschaft herauszugeben, so läßt sich zehn gegen eins wetten, er würde ebenso aussehen. Welch eine Armut an Ideen! Ein Garten, ein Baum, eine Hecke, ein Wald und ein Liebchen! Und die Blumen, die duften und die Früchte, die reifen und ein Zweig, worauf ein Vogel im Sonnenschein sizt und singt, und der Frühling, der komt und der Winter, der geht und nichts, was da beibt die lange Weile!" Dagegen halte ich ein: Tied versuchte das schwierige Stück Arbeit, die mittelhochdeutschen Lieder in's Neuhochdeutsche umzuarbeiten als einer der ersten, er der Romantiker:
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und von den Romantikern hatte Schiller sowie Göthe eben keine sonderlich hohe Meinung, namentlich fürchtete ersterer die religiöse Reaktion, die ja in zalreichen Uebertritten zum Katholizismus seitens verschiedener Romantiker klar an den Tag gelegt
war. Wichtiger ist für uns das Urteil Schillers über die ganze höfische Kultur aus einem Brif an Freund Wolzogen nach der Lektüre des Ariost: ich habe den angehenden rasenden Roland gelesen." Oder eine andere Brifstelle:" Gebt mir Märchen und