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vorzugsweise des glaubensfreundlichen Teils der aristokratischen Gesellschaft beider Konfessionen war, so hatten sich die beiden geistlichen Herren als die priesterlichen Lieblinge der geburts­noblen Bekennerschaft der einen und der andern ganz zwangslos in diesem Hause zusammengefunden.

Und der Kulturfampf hatte sie einander nicht nur nicht ent­fremdet, sondern vielmehr genähert. Sie hatten alsogleich die Gefar enfant, welche aus ihm für allen Autoritätsglauben weltlicher wie geistlicher Art- erwachsen fonte, wenn nicht erwachsen mußte. Sie hatten mit scharfen Augen beobachtet, wie die liberalen Parteien diesen Kulturkampf für ihre, der Religion vielfach feind­lichen, oder zum mindesten hinderlichen Zwecke zu fruftifiziren suchten, und sie hatten den Kulturkampf schon um seines die Kulturmission der Kirche verdächtigenden und die Religion selbst beleidigenden Namens willen von vornherein mit scheelen Augen angesehen beide: der protestantische, wie der katolische Priester.

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Diese in ihrem ganzen Umfange und in allen ihren Konse­quenzen gemeinsame Anschauung hatten sie bei einem Gespräche unter vier Augen gelegentlich ausgetauscht, und seit der Zeit waren sie heimliche Bundesgenossen geworden, die das Bedürfnis empfanden, sich nicht nur von Zeit zu Zeit über die Fragen der Zeit in akademischer Auseinandersezung zu unterhalten, sondern auch ernste Verabredungen zu gemeinsamem Handeln zu treffen.

Aus einleuchtenden Gründen mußte es überflüssig, selbst ge= färlich erscheinen, die dazu erforderlichen Zusammenkünfte frei und offen, oder auch nur in den vielbesuchten Salons des Generals stattfinden zu lassen. Aber was in den Salons und in großer Gesellschaft nicht gut möglich war, machte sich vortrefflich und höchst harmlos im Rauchzimmer des Generals, wo derselbe des Abends öfter eine Partie Whist oder L'hombre machte und eine Ileine Anzal ihm nahestehender Männer der sogenant besten Ge­sellschaft stets mit Vergnügen empfing.

Mit der Zeit hatte sich nun ein Whistkränzchen gebildet, welches allein aus dem General und den beiden Geistlichen bestand und allwöchentlich an einem von Fall zu Fall zu bestimmenden Tage abgehalten wurde.

Der General liebte neben feiner Küche, gutem Wein und einem andächtigen Whist ganz insbesondere noch eine Unterhaltung, welche sich in möglichst pikanter Schärfe über die Vorkomnisse des öffentlichen und privaten Lebens erging, und darin war jeder der frommen Herren Meister. Niemals in seinem Leben hatte sich der General besser amüsirt, wie er seinen frommen Freunden duzendmale schon versichert hatte, als wenn sie ihm er­zälten, was in der außermilitärischen Welt vorging.

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zimmer des Generals, neben oder vielmehr vor und nach dem Whistspiel. Er war wie fein anderer eingeweiht in alle jene kleinen skandalösen Vorkomnisse des geselligen und familiären Lebens der guten Gesellschaft und wußte in trocken- humoristischer, oft aber auch ganz außerordentlich malitiöser Weise davon zu erzälen.

Das war es, was den Domherrn dem Herzen des Generals auch noch näher brachte, als der Konsistorialrat zu stehen sich rühmen durfte troz allen Kulturkampfes.

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Heute erledigten die Herren, wie üblich, ihre Tages- oder besser: Abendordnung. Der Konsistorialrat ward einer langen politischen Rede ledig, der Domherr gab mehrere Duzend kleiner pifanter Geschichten zum besten, der General fluchte und wetterte über die verfluchten Kerle, die Liberalen", welche sich jezt bei der Regierung so recht einschmeicheln wollten, und wollte fast bersten vor Lachen über die Erzälungen des Domherrn; dann wurde die übliche Zal von Robbern Whist gespielt, und endlich ging man wieder zur zwanglosen Unterhaltung über, welche stets die Zusammenkünfte abschloß.

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Früher als gewönlich nickte der General, wie man zu sagen pflegt, ein. Häufig genug zwar gewärte er seinen beiden Gästen den Genuß eines kleinen Schnarchkonzerts, wofür er nicht den mindesten Dank beanspruchte im Gegenteil: er wäre sogar recht böse geworden, wenn einer einmal eine Andeutung gemacht hätte, daß er, der General, eingeschlummert gewesen sei. Er be hauptete immer nur ein wenig nachzudenken und dabei seine an gegriffenen Augen ausruhen zu lassen. Gemeinhin jedoch trat dieser Zustand des Ausruhens erst spät ein; heute jedoch war der lezte Robber kaum ausgespielt, als der General die Augen schloß und jene karakteristischen Töne des Schlafröchelns durch das Gemach zu vibriren begannen.

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Der General hatte heut besonders energisch dem Bordeaux wein zugesprochen: er tat das von Gesundheitswegen. Sein ohnehin mächtiger Körper nam in lezter Zeit fast beängstigend an Umfang und Gewicht zu, keiner seiner Uniformsröcke wollte mehr passen. Kaum konnte er noch ohne Hilfe das Pferd bestei gen. Alle vierzehn Tage konsultirte er mit größter Regelmäßig feit seinen Hausarzt, der ihm unermüdlich von neuem größte Mäßig feit im Essen und Trinken, viel Bewegung und kalte Abreibungen des ganzen Körpers anempfal, ein vortrefflicher Rat, der lei der nur das Pech hatte, von dem General für unsinnig und un verschämt gehalten und niemals befolgt zu werden. Dafür fing der General gleichfalls ganz regelmäßig alle vierzehn Tage eine neue Kur auf eigene Faust an. In diesem Momente war er bei der Rotweinkur angelangt. Seine allgemeinwissenschaftliche Bil dung reichte u. a. bis zu der Kentnis, daß im Rotwein Gerb säure enthalten sei. Darauf gestüzt war er auf den Einfall ge kommen, die Gerbsäure, in möglichst großen Quantitäten genossen müsse dazu beitragen, das Fett aus dem Körper hinauszugerben und so war er denn energisch, wie sich's für einen schneidigen Soldaten geziemt, an dieses hygienische Experiment gegangen, dem er für's erste nur das frühere Entschlummern zu danken hatte.

Der Konsistorialrat speziell vertrat beim General die Stelle einer Zeitung oder vielmehr einer sozial- politischen Wochenrundschau. Am Zeitungslesen lag dem hochgestellten Kriegsmann nichts. Er war einer von den vornehmen Militärs aus der alten Schule, welche alles Schriftwesen und Gelehrtentum gründlich hassen und auf die Strömungen und Geistesregungen der Zeit nur soweit eingehen, als es ihnen mit dem Interesse ihres obersten Kriegs­herrn übereinstimmend plausibel gemacht wird. Diese verdamten Wische, die Zeitungen", wie er die Organe der öffentlichen Mei­nung titulirte, waren ihm bis in die Seele hinein verhaßt,- sie sind bekantlich so himmelschreiend naseweis, sich selbst über mili­tärische Dinge ein Urteil anzumaßen und da hörte beim Ge­neral von Bommer aller Spaß und alle Nachsicht auf. Daher hielt er nur eine Zeitung, die er als das offizielle Organ der Regirung Sr. Majestät nicht verächtlich links liegen lassen konte und mochte, aber er las doch auch diese nicht; aber dieweil sich nun doch das politische Leben und Treiben nicht dadurch, daß man es ignorirt, aus der Welt schaffen läßt, so war ihm der Konsistorialrat, welcher alles, was geschah, nicht nur bis auf das Tüpfelchen auf dem i wußte, sondern sich dank seinem durchdringenden Verstande auch sonst das Ansehen zu geben vermochte, als ob er die Dinge stets sofort bis in die geheimsten Triebfedern ihres Werdens und Vergehens durchschaue, als mit wünschenswertester Regelmäßigkeit sich einstellender Berichterstatter hochwillkommen.

Der Domherr liebte lange, ausfürliche Berichte nicht. Er sprach auch nur, wenn es ihm vorteilhaft schien, von politischen Dingen. Die Zeitungen las er angeblich ebensowenig, als der General; merkwürdigerweise brauchte er aber auch keine politischen Berichte, um stets mit dem, was geschehen war und geschehen sollte, vertraut zu sein. So ergänzte er denn oft mit kurzen, scharfen, tiefste Sachkentnis verratenden Bemerkungen das poli tische Resumé des Konsistorialrats. Das war aber nicht seine Haupttätigkeit bei den abendlichen Zusammenkünften im Rauch­

Die beiden geistlichen Herren nahmen ihrem jovialen Wi diesen seinen Rückzug ins Unbewußtsein nicht übel; derselbe fam ihnen vielmehr stets gelegen. Sie hatten gar manches besprechen, was dem General langweilig gewesen wäre, manches auch, was der derbe, mit Worten und Gedanken allzu unbe fangen und unvorsichtig umspringende Kriegsmann besser nich hörte und wußte.

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Das erste Tema der Unterhaltung unter vier Augen war da alte und doch ewig junge das des Kulturkampfs. Am politischen Horizonte waren just in der jüngsten Ze schwärzeste Gewitterwolfen aufgezogen, insbesondere auch für d Diözese des Bischofs Heinrich.

Der Bischof gehörte zu den bei der Regierung beliebteste Mitgliedern des hohen Klerus im Lande; man hatte geglaub daß an ihm die Jare des Kulturkampfs spurlos vorübergehe würden, zumal er so mild und nachgebend war, wie kein andre seiner Genossen auf den Bischofsstühlen. Aber der Bischof Hein geben können; als es galt, zwischen Rom und der Regierung rich hatte doch nur in äußerlichen unwesentlichen Sachen nach schiedenheit auf Seite der klerikalen Opposition. wälen, trat er ohne alles Geräusch, aber dennoch mit aller Ent

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Nun konte die Regierung nicht mehr gut anders- sie muß järlich betragenden Gehalts, das er von staatswegen bisher b auch gegen ihn einschreiten, mit Sperrung des über 20,000 Tal jezung und Gefängnis. zogen hatte, mit hohen Geldstrafen und schließlich mit Amtsent

( Fortfezung folgt)

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