-
Biographie des Mannes gegeben wurde, der mit den gewaltigen Anstoß zum Vorwärtsdringen, zu neuem künstlerischen Schaffen gegeben, und dessen großes Monument, die florentiner Domkuppel, gewissermaßen den Denk- und Markstein auf der Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit bildet. Dazu hat der Verfasser es vortrefflich verstanden, das Leben und Wirken dieses genialen Mannes zu zeichnen. Man fült es in jedem Saze, daß ihm die Begeisterung für die Werke Brunesleschis, die wahre Hingebung und das klare Verständnis dieses Mannes die Feder leitete, und so steigen denn auch beim Lesen dieses Büchleins die Werke des großen Florentiners allmälich vor uns auf, wir folgen ihm in die Werkstatt, sehen sein Wirken und sind mit vollem Recht hingerissen von seinem uns heute so noch nüzenden Tun. Daraus ist aber schon ersichtlich, daß wir nicht nur die Lebensgeschichte eines großen Mannes erfaren: es ist die Kultur, der gewaltige Schaffens trieb, der damals in der Menschheit schlummerte und teilweise zum Ausdruck kam, welche uns hier in großen Zügen stizzirt vorgefürt wird. Möge die Schrift deshalb viele Leser finden, wir sind der Ueber= zeugung, daß jeder Leser auch ihr Freund wird. Ueber die folgenden ähnlichen Hefte werden wir gern berichten.
-
ff.
228
-
Uhr sieht, sich dann mit Seife wäscht, zum Frühstück seine Semme! verzehrt, dann aus dem Schrein die Stiefeln nimt, die ihm der Schuster gebracht hat, sich zu Mittag vom Koch Speise bereiten läßt, die er mit Essig oder Zwiebel würzt, und dazu sein Seidel Bier oder seine Flasche Wein trinkt, der hantirt mit Dingen, deren eines eine ursprünglich deutsche Bezeichnung hat." Seife ist herzuleiten vom lateinischen sapo, Semmel vom lateinischen simila, das frisches Weizenmehl heißt, Stiefeln vom lateinischen aestivales, später stivales, d. h. die sommerlichen zu ergänzen Fußbekleidungen; Schrein ist das lateinische scrinium, Schuster war ursprünglich schuochsutor, von schuoch, Schuh, deutsch , und sutor, Näther, wiederum lateinisch. Koch ist nicht minder lateinisch, nämlich coquus, Wein ist vinum u. 1. w. Die alte lateinische Sprache war für uns Deutsche , schon weil sie bis in die neueste Zeit die allgemein herschende Gelehrtensprache war, die hauptsächlichste Fundgrube sprachlicher Bereicherung, aber die lateinische Sprache selbst hat in sehr vielen Fällen die griechische nach Kräften ausgebeutet, und diese dankte ihren Reichtum wiederum zum guten Teil den uralten orientalischen Sprachen. Auch aus andern als der lateinischen Sprache hat unsere biderbe deutsche Muttersprache im Vorbeigehen geraubt und geborgt, was sie eben erwischen fonte, freilich ist da wie hie manche Errungenschaft mitten darunter, welche zum besten unseres Sprachganzen getrost hätte unterbleiben können.
XZ.
Amerikanischer Turnerkalender für das Jar 1882. Dritter Jargang. Herausgegeben von Derfflinger, Book& Publishing Co. Milwaukee. Wis. Wenn die amerikanische Turnerschaft das ,, Bahn frei!" und das Frisch, frei, Stark und treu", die auf dem Titelblatt dieses Kalenders als Motto prangen, auch in der Praxis beherzigt, so sind wir überzeugt, daß in Amerika die Turnerei eine etwas andere Bedeutung hat wie in gewissen Staaten Europas , wo ja schon der befante Turnerwahispruch von Anfang an andeutete, wohin sich die edle Turnerei verlaufen würde. Doch das geht uns hier nichts an. Jeden falls verdient der genante Kalender einen großen Freundes- und Leser- reits überholt. Wärend in Amerika nämlich früher nur Fremdgeborene freis in der ,, alten" und ,, neuen Welt".
Aus allen Winkeln der Zeitfiteratur.
ff.
Zur Beachtung für die Fremdwortverfolger. Die ,, Neue Welt hat vor einiger Zeit in einem größeren Aufjaze darauf hingewiesen, daß das Herüberwandern von Fremdworten in die deutsche Sprache ein ganz naturgemäßer Vorgang ist, der überall da austritt, wo zwei oder mehr Sprachen mit einander mündlich oder schriftlich in Berührung und Verbindung treten. Jedes Volt schaut seiner besonderen geistigen Entwicklung gemäß Erscheinungen, Zustände und Vorkomnisse aller Art in eigentümlicher Weise an, gewint den Dingen mehr oder minder neue Seiten ab und belegt sie mit dieser ihrer Anschauungsweise entsprechenden Bezeichnungen. Komt nun ein Volt mit dem andern in Verkehr, so ist nichts natürlicher, als daß ein jedes vom andern diejenigen Worte und Redeweisen herübernimt, welche Dinge oder Verhältnisse bezeichnen, die ihm bisher fern lagen. Daß dieje Eroberungen des Sprachgeistes anfänglich vielen Angehörigen des fraglichen Volkes absonderlich vorkommen und unverständlich sind, ist gleichfalls sehr natürlich und bedarf keiner Entschuldigung, dafür aber beweist es entschieden Mangel an Verständnis, wenn diejenigen, welche ein Fremdwort entweder gar nicht oder nur so ungefär verstehen, dasselbe sofort für höchst überflüssig und verwerflich erklären und über jeden, der es zu gebrauchen wagt, wie über einen Bösewicht herfallen, der ihnen persönlich oder ihrer unbefleckten Muttersprache eine Beleidigung zugefügt hat. Wie wenig von solcher Unbeflecktheit zu halten ist, zeigen vorzüglich diejenigen Worte in der deutschen Sprache, welche das Aeußere des Fremdwortes allmälich verloren haben und sich so der deutschen Art anzupassen vermochten, daß sie gemeinhin für Ausdrücke urdeutscher Abstammung gelten. Es sind dies die in großer Anzal vorhandenen, von den Sprachgelehrten sogenanten Lehnworte. Wer z. B. ist nicht der Ueberzeugung, daß Vielfraß ein echt deutsches Wort ist? Das ist aber nur ein schöner Wahn. Vielfraß bezeichnet das in den hochnordischen Gebirgen lebende Raubtier aus der Marderfamilie, welches gut finnisch fiäll- frass, d. i. zu deutsch Felsenkletterer bedeutet, und hat mit unserm deutschen ,, Vielfressen" nicht das mindeste zu tun. Ebenso stet es mit Armbrust, das weder von Arm noch Brust komt, sondern von arcuballista, zusammengesezt aus dem lateinischen arcus, Bogen, und ballista( von dem griechischen ballein), Wurfmaschine. Diese Beispiele entstammen der Arbeit des Dr. Konrad Roßberg ,, Deutsche Lehnwörter in alphabetischer Anordnung." Die Rezension über dieses Buch in den Grenzboten" enthält folgenden für die Rolle, welchen die Lehnwörter in der deutschen Sprache spielen, besonders karakteristischen Passus: ,, Wer des morgens nach der
-
"
Zigarrettenkonsum in Amerika . Frankreich , das im Jahre 90 0000 Pfund oder 300 millionen Zigarretten verbraucht, wurde bisher in diesem Falle der erste Preis zuerkannt, aber die junge transatlantische Republik, die Europa auf allen praktischen Gebieten den Vorrang streitig macht, hat auch auf diesem den liebenswürdigen Franzmann be
Zigarretten rauchten und beispielsweise 1870 nur 13 881 417 Zigarretten versteuert wurden, sind im Jare 1881 schon 408 708365 Stüd der Steuer unterworfen, also 394 826 948 mehr. Die Steigerung ist in den 11 Fis kaljaren folgende: Es wurden 1870 13 881 417, 1871 18 930 753, 1872 20 691 050, 1873 27088056, 1874 28718200, 1875 41297883, 1876 77 420 586, 1877 149 069 217, 1878 165 180 257, 1879 238 276 817 und 1880 408 708 365 Stüd Zigarretten versteuert Die von den Rauchern selbst gewickelten sind nicht mit inbegriffen. Der größte Teil der hier angefürten soll aber von Jungen im Alter von 12 bis 18 und 20 Jaren geraucht werden, was unbedingt für einen Mißbrauch der republikanischen Freiheit und zwar zu Ungunsten des leiblichen und geistigen Wolbefindens angesehen werden muß.
Ratgeber für Gesundheitspflege.
ff.
Hamburg . Frau L. K. Die Epilepsie oder Fallsucht ist allerdings eine ebenso bedenkliche als weitverbreitete Nervenkrankheit. Man schäzt die Anzal der Epis leptischen in Deutschland auf über 10 000. Dabei verläuft sie fast immer chronisch, iit selten in wenigen Monaten zu beseitigen und überdauert, wenn man ihr nicht bald heilfundig entgegentritt, leicht Jare, ja sie spottet auch allen Heilversuchen durch Jarzehnte, selbst bis ans Lebensende des Kranken. Ein Gefül wie triechende Ameisen in Armen ober Beinen, eine Empfindung, wie von einem plözlich aufsteigenden warmen oder falten Lufthauch, gleichzeitig mit Beklemmungen und Schwindel leiten gewönlich den Anfall ein. Der Verlauf des Paroxysmus besteht meist darin, daß der Kranke mit einem eigen tümlichen Schrei bewußtios umsintt, für einen Augenblid steif wird, insbesondere am Nacken, dann schäumt, teucht, sich die Zunge zerbeißt, an allen Gliedern zudt und Stöße, Stiche, Schläge, überhaupt Reize aller Art, selbst die schmerzhaftesten nicht mehr empfin det. Nach Beendigung des Paroxysmus kehrt das Bewußtsein zurück, der Stranke weiß nichts mehr von dem, was aber mit ihm vorgegangen, empfindet meist noch tagelang Eingenommensein seines Kopfes, Abgeschlagenheit der Glieder und allgemeine Erschöpfung. Zuweilen tritt Genesung ein, indem die Anfälle one bemerkbare krisis seltener werden und allmälich ausbleiben; zuweilen geht die Epilepsie in eine andere Krankheit über, wie Typhus, Tuberkulose, eine Herzkrankheit zc.; häufig, besonders bei Vererbung oder wenn fie mit Abnormitäten der Gehirnkonstitution oder der Schädelbildung zusammenhängt, ist auf die Genesung kaum oder gar nicht zu rechnen. Bei feiner andern Krankheit haben Aerzte und Laien so übereifrig nach einem unter allen Umständen heilkräftigen Mittel gesucht, als bei der Epilepsie. Und was man mit aller Gewalt finden will, bildet man sich leicht ein, gefunden zu haben. Terpentin, Ambra, Zint, Wismut, Gold, Haus tenöl und Indigo, Krähenaugen und Ignatiusbohnen, Glüheisen, finnbetäubende Gifte und äzende Metalle, dies und vieles andere mehr wurde eine zeitlang mit warem Feuereifer angewant und angepriesen und erwies sich schließlich ausnamslos als wertlos, wenn nicht schädlich. In neuester Zeit sorgt man am besten für möglichste Ruhe und Schonung des Stranken und wendet recht oft talte Waschungen des Körpers an. Daneben wird innerlich Baldriantinktur, 3mal täglich 15 bis 20 Tropfen auf Buder, oder Bromfalium, 4,0: 300,0, 4mal täglich ein Eslöffel, mitunter auch reines Atropin zu 0,003-0,005 1-2mal täglich gegeben oder der galvanische Strom angewandt. Warm empfielt der in der N. W. oft erwante verdienstvolle Prof. Reclam allernenestens ein Wittet, welches er selbst schon wärend eines ganzen Menschenalters mit anerkennenswerten Erfolgen an gewendet zu haben versichert, nämlich) Ossa calcinata( Knochenasche), die in der Kin derpragis, vorzüglich bei der Strophulose als Zusaz zur Narung, einen großen Ruf genießt. Die Borschrift für die Anwendung bei Epilepsie lautet: Oss. calcin 100,0 Sach. alb. 500;- F. pnlf. M. S. : täglich 3 bis 5mal einen angestrichenen Tee löffel voll.
Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts.)- Der gegenwärtige Stand der Impffrage. Von Friedrich Nauert. Die Religion der Vergangenheit und der Zukunft. Von Dr. A. Jsrael.( Forts.)- Poetische Aehrenlese. An einen Ultra( 1831). Ein seltenes Experiment. Die Zwergpalme auf Madagaskar.( Mit Illustration.) Donner und Doria!"( Mit Jllustration.)- Donner und Doria!"( Mit Jllustration.)- Frauenrecht der Vorzeit. Literarische Umschau: Karakterbilder bedeutender Künstler. Amerikanischer Turnerkalender. literatur: Zur Beachtung für die Fremdwortverfolger. Zigarrenkonsum in Amerika . Ratgeber für Gesundheitspflege. Aus allen Winkeln der Zeit
-
-
-
-
Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart. ( Neue Weinsteige 23.) Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart . Druck und Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart .
VII.