" Das genügt nicht. Der Kranke muß stets einen Wärter um sich haben. Seine Verpflegung ist theuer, können Sie dieselbe bestreiten?"
" Ich bin keine reiche Frau, Herr Doktor, und bevor das Vormundschaftsgericht-"
" Gut, Frau Schmidt. Wir dürfen keine Zeit mit Reden verlieren. Der Krante muß fort von hier, er muß ins Hospital!"
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als das kleine Mädchen mit einem Aufschrei sich auf das Bett ihres Bruders warf und denselben mit beiden Händen umklammerte.
" Nein, nicht fort von mir, er soll bei mir bleiben!" rief sie entsezt,„ ich will ihn ja auch pflegen, will den ganzen Tag bei ihm jizen."
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" Warie," lispelte plözlich der Kranke mit matter Stimme " Marie, wir gehen beide zu den Eltern wir gehen zu Vater und Mutter der Vater will den Christbaum anzünden Marie Marie weshalb komst du nicht?"
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So geht es schon seit gestern," sagte die dicke Dame ,, der Bube phantasirt immer von Vater und Mutter- das ist ein Elend!"
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Dr. Vollbach stand mit abgewantem Gesicht, auf dem eine helle Röte seine Erregung verriet. Dann traf er schnell seine Anordnungen; er schrieb ein Rezept, gab Geld, um dasselbe anfertigen zu lassen und stellte dem Boten seinen Wagen zur Verfügung. Frau Schmidt versprach alles aufs schnellste besorgen zu lassen und ließ den Arzt mit den beiden Kindern allein.
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Eine Flut von Gedanken drängte auf diesen ein da saß er am heiligen Weihnachtsfeste bei namenlos Unglücklichen, wärend seine Lieben sich jezt freudig um den stralenden Baum schaarten da lag der franke Knabe mit dem lieblichen Kindergesicht und hielt seine zitternde Schwester fest umschlungen. Die kleine Lampe brante trübe und flackerte nur zuweilen auf und dort- dort an der Wand hing eine alte Uhr, die traurig hin- und hertackte.
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Dr. Vollbach saß, den schweren Kopf auf die Hand gestüzt. Tid- tad, tid- tad, tid- tad. Die Uhr hatte ganz denselben Schlag wie die Schwarzwälder, nur viel trauriger flang ihre Mnsik. Da sind zwei arme Kinder," sagte sie, elend und von aller Welt verlassen. D wärest du früher hier gewesen und hättest das Glück gesehen, das in diesen Räumen wohnte. Der Vater war so fleißig und die Mutter so lieb und treu und ich war ihr ganz besonderer Liebling- ja das kann ich behaupten!" ja das kann ich behaupten!" Träumerisch wie in der Erinnerung verloren tickte die Uhr. Dann fur fie fort:„ Neulich Abends gingen sie beide aus, nachdem sie ihre Kinder geküßt hatten. Sie blieben sehr lange fort. Schließ
Frucht und Saat.
Für die Philister.
Der Klang, der durch die Lüfte bebt,
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Kommt von dem Jammervolt, geweiht dem Spotte, Das ohne Schimpf und ohne Lob gelebt. Sie sind gemischt mit jener schlechten Rotte
Von Engeln, die für sich nur blieb im Strauß, Nicht Meuterer, und treu nicht ihrem Gotte. Die Himmel trieben sie als Mißzier aus, Und da durch sie der Sünder Stolz entstünde, Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus.
Könnt Ihr doch leichter wol der See verbieten Dem Monde zu gehorchen, als durch Schwur Ihr wegschiebt oder durch Vernunft erschüttert Das Bauwerk ihrer Torheit, dessen Grund Auf ihrem Glauben ruht und dauern wird So lang ihr Leib besteht.
Flissaken- Leben.( Illustr. S. 232.) Daß materieller Reichtum allein nicht immer glücklich macht, das zeigt uns recht deutlich die Fas milienszene auf unserem Bilde. Diese armselige Hütte, der primitive
Feuerherd
laffen
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ein sehr wenig leckerhaftes Mal- dabei das Mutterglück, welches da aus den feurigen Augen hervorstralt über den kleinen Buben, den die einer luxuriös gekleideten Gesellschaft, der man den Reichtum ist dies Bild nicht schön? Ist es nicht schöner als die Siesta d. h. blasirte nnd mürrische Gesichter aber nichts weniger andeuten als jenen an jedem Bändchen, das sie schmückt, ansieht, deren
in dem darüber brodelnden Kessel jedenfalls auch nur
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den des Goldes
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lich war ich nur noch allein auf, wärend die Kinder schon schliefen. Es wurde später und immer später, die Sonne ging auf und δα da brachte man verkolte Massen herein und das war der Vater und die Mutter! Die armen Kinder! Sie riefen und schrieen zu Gott und waren so unglücklich, o so furchtbar unglücklich. Ich kann dirs nicht beschreiben. Dort liegen sie nun - allein, verlassen. Wenn du ihnen nicht hilfst, wenn du den Kranken nicht rettest und dem Mariechen den Bruder nicht wieder gibst dann ist ihr Lebensglück dahin, dahin für immer. Hörst du, wie der Krante nach seinen Eltern ruft- und du kanst sie ihm doch nicht wiedergeben sie ihm doch nicht wiedergeben und wenn nun auch noch der Bruder stirbt nein, er soll nicht sterben, rette ihn, rette die beiden Kinder und werde ihr Vater!"
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So sprach die Uhr und der Arzt verstand, was sie sagte. Er trat zum Bette und zog die Kleine zu sich heran. ,, Mariechen," sagte er ,,, bist du ein braves Kind? Du hast so schöne blaue Augen und solch Engelsgesicht, nicht war, Marie, du hast auch ein braves Herz? Und dein Bruder ist auch gut und lieb? Schau, deine Eltern sind jezt bei dem Christkind und sehen auf uns herab! Und das Christkind hat mir gesagt, daß ich von nun an dein Vater und Walters Vater sein soll. Mariechen, willst du mir eine gute Tochter sein?"
Das Mädchen blickte ihn ungläubig an mit den Tränengeröteten Augen. ,, Gelt, der Walter fomt nicht ins Hospital und bleibt bei mir und ich bleib bei dir und der Walter wird ge= sund?" Der Arzt nickte und zog das heiße Haupt des Mädchens an seine Brust.
Und wieder saß er in seinem Lehnstule und blies gewaltige Wolken aus seiner Pfeife. An der Wand hing eine alte Uhr, sie sah so blank und gepuzt aus und schaute so frölich drein, als ob sie sagen wollte, heute ist Feiertag. Sie schlug so kräftig und lustig tid- tad, als ob sie heut ganz besondere Gedanken habe. Da sizt er nun," sagte sie, und neben ihm sein hübsches Frauchen, und beide sind so glücklich!"
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,, Die Uhr hat einen so sonderbaren Schlag," meinte die junge Frau. Ihr Mann lächelte:„ Die Uhr ist flug: sie hat mir meine besten Gedanken eingegeben!"
Vater!" rief es plözlich und an der Hand der alten Wirtschafterin eilte ein kleines Mädchen herein, lieber, guter Vater, Walter hat kein Fieber mehr! O wie froh bin ich!" Die Uhr sagte zu allem nur ,, tic- tack" dachte sie: wenn ich nicht wäre, dann hätte es mit eurem Glücke gute Wege.
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aber im Stillen
Für Manchen der modernen Schriftsteller.
Er schmierte, wie man Stiefeln schmiert, vergebt mir diese Trope, Und war ein Held an Fruchtbarkeit, wie Calderon und Lope. In Versen schrieb er selten zwar, dies konnte wenig stören Ihr seid ja Menschen, wollt ihr denn der Götter Sprache hören? Er sprach wie ihr; euch war das recht; er nahm, um euch zu schonen, Aus eurem eigenen Kreise sich die fadesten Personen.
Platen, Verhängnißvolle Gabel.
Natur und Kunst.
Traurig herscht der Begriff, aus tausendfach wechselnden Formen Bringt er dürftig und leer ewig nur einen hervor; Aber von Leben rauscht es und Lust, wo bildend die Schönheit Herschet; das ewige Eins wandelt hier tausendfach neu.
Schiller.
Hast du nicht gute Gesellschaft geseh'n? Es zeigt uns dein Büchlein Fast nur Gaukler und Volt, ja, was noch niedriger ist. Gute Gesellschaft hab' ich gesehen; man nennt sie die gute, Wenn sie zum fleinsten Gedicht keine Gelegenheit gibt. Goethe.
Zustand der Menschenseele, der das Fundament allen Glückes ist. Gewiß, one alle materielle Güter kein Menschenglück, aber mögen diese auch noch soviel dazu beitragen one das Bewußtsein getreuer Pflichterfüllung und der inneren Zufriedenheit mit sich selbst, gibt es kein wirkliches Glück für uns Menschen. Und diese innere Harmonie spiegelt sich so recht wieder in der einfachen, ja sogar einen äußerlich ärmlichen Eindruck machenden Gruppe im Vordergrunde unserer Illustration.
Die Szene wird dadurch zum Idyll, zum Gedicht, das in dem Herzen des Beschauers wiederklingt, und die Strohhütte steigt an Wert über manchem Palast, der im prunkenden Scheine des Goldes glänzt, hinter dessen kunstvollen Türen und seiner reichen Architektur aber das Grauen