arabischen Festung Ardebil ( 731), wo der kriegerische Chakan Bulan, mit allen seinen Großen, deren Zal über 4000 betrug, öffentlich zum Judentum übertrat, obwol Araber und Griechen eifrig für die Anname ihrer Religion gewirkt hatten. Bald folgten die Städte des Reiches den Beispiel Bulans und ein Nachfolger desselben, Namens Obadjah, machte auch das übrige Volk mit der
jüdischen Religion bekant, indem er jüdische Gelehrte in sein Reich zog, sie föniglich be= lohnte, Bet= häuser und Lehrstätten gründete und sich und sein Volk in der
Bibel und im Talmud unterrichten ließ. Ein Staatsgrundgesez gebot, daß nur Juden den Königstron besteigen durften, und tatsächlich fennen wir eine lange Reihe jüdischer Könige: Chiskijah, Manasse I., Chanukah( Obadjah Bruder), Isaac, Zebulon, Manasse II., Nissi, Menahem, Benjamin, Aaron, Joseph. Ueber zwei Jarhunderte hindurch behauptete sich das jüdische Chazarenreich in glänzender, geachteter und gefürchteter Stellung, und nie war es in dieser langen Zeit eine Stätte fonfessioneller Streitigkeiten, obwol es in
seinen Grenzen
neben den Ju
den noch Mohammedaner, griechische Christen, russische und bulgarische Heiden gab. Zur Aufrechterhaltung der religiösen
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des Orients entstand ein lebhafter Handelsverkehr, dessen Ausfurprodukte besonders in Purpur, feinen Stoffen, gestickten Tüchern, Hermelinen-, Leopardenfellen, Pelzwerk aller Art und allen möglichen Spezereien bestanden. Unter jüdischer Fürung nam der ganze Chazarenstaat einen mächtigen Aufschwung und die grie chisch- christlichen Byzantiner respektirten ihn als eine Großmacht. Wärend die byzantinischen Kaiser die diplomatischen Sendschreiben an den Papst und die fräntischen Kaiser mit einer goldenen Bulle von geringem Ge wicht( 2 Solidi) zu siegeln pfleg ten, namen sie dieselben, wenn sie an die chazarischen Chakane schrieben, um ein Drittel schwerer, als Ausdruck ganz besonder Wert schäzung. Was ist aus dem ſtolzen Chazarenreiche geworden, was aus den Er rungenschaften seiner kulturel len Tätigkeit? Die christlichen Russen haben es zertrümmert, andere Völkerwellen ergossen sich über die süd russischen Ebe nen, den Cha zaren folgten die Petschene gen und diese fanden in Tau rien oder Chazarien eine folche Kultur vor, daß sie die alten chaza rischen Han delsverbin dungen mit dem Drient wieder aufnemen fon ten. Der Name der Chazaren, die Erinnerung an das jüdische Königreich ging im Laufe der Jarhunderte
Gleichberechtigung war ein oberster Gerichtshof eingesezt, in dem alle Religionen nach dem Prinzipe der Gleichberechtigung ihre Vertretung gefunden hatten. Der Gerichtshof bestand aus sieben Richtern, von denen zwei Juden, zwei Mohammedaner, zwei Christen und einer, den geringen Bruchteil der heidnischen Bevölkerung andeutend, Heide war. Jede Konfession besaß ihren
eigener Richter.
Unter den jüdischen Herschern entwickelte sich das ursprünglich rohe und barbarische Chazarenvolt zu höherer Sittlichkeit. Die Landwirtschaft, der ein Teil der Chazaren zugetan war, erfur einen großen Aufschwung, die Industrie blüte und mit den Staaten
fast spurlos verloren, und erst in neuerer Zeit wurde durch unwiderleg bare historische Urkunden das Gedächtnis jenes Volkes wieder wachge rufen und seine einstige ruhmreiche Existenz unzweifelhaft nachgewiesen.
Wer aber heute den Süden Rußlands bereist und nach irgend welchen Denkmälern der Chazarenzeit forscht, der findet nicht das Geringste mehr vor. In der Sage nur lebt das goldene zelt artige Königsschloß der jüdischen Herscher auf der Wolgainsel, um welche das engere Chazarentum sich gruppirte. Kein Laut sonst mehr in Dichtung und Sage von den heiteren, geräusch vollen Tagen der ruhmreichen Vergangenheit auf allen Gebieten des jüdisch- chazarischen Lebens.