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Juden sind allerdings noch zalreich in diesen Gebieten vorhanden, aber was sind das im allgemeinen für traurige Gestalten, denen der Blick hier begegnet. Was ist doch aus dem stolzen tatkräftigen Volke geworden, das diese Gebiete einst beherschte! Den Geschichtskundigen beschleicht eine gewisse Wehmut, wenn er das Einst mit dem Jezt vergleicht und die südrussischen Juden der Gegenwart, die nur zu oft zu menschlichen Karrikaturen herabgewürdigt sind, den stolzen würdigen Juden der Vergangenheit gegenüberstellt.
Ein berühmter Reisender, Xavier Hommaire de Hell , schildert in seinem von der königlichen geographischen Gesellschaft Frank:
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reichs mit dem großen Preise gekrönten Reisewerke ,, Les Steppes de la mer caspienne, le Caucase, la Crimée et la Russie meridionale."( Paris und Straßburg bei Bertrand und bei Levrault) die Juden im Zustande der„ tiefsten Erniedrigung"." In welchem Kontrast", bemerkt er, stehen diese bleichen Menschen mit dem christlichen Barte, den ungleichen auf die Schultern fallenden Locken, der schmuzigen Kleidung, der stumpfen Physiognomie, der friechenden Demut- mit der Wolhabenheit, der Würde, der Schönheit, den edlen Zügen und der eleganten Tracht der Juden Konstantinopels . Es fällt schwer zu glauben, daß die Juden in Cherson und diejenigen Konstantinopls zur gleichen Rasse ge
Sancho Pansa und Don Quixote.( Seite 279.)
hören, wie sie auch mit ihnen die gleiche Sprache reden und die gleiche Religion befizen. Die Ursachen der erstaunlichen Differenz zwischen den beiden Zweigen eines und desselben Volkes sind in politischer und philosophischer Hinsicht von zu großer Bedeutsamkeit, als daß es uns erlaubt wäre, hier davon zu sprechen. Das was wir allein sagen können, das besteht in einem Hinweis darauf, bis zu welchem Grade die Regirungen und Institutionen die menschliche Rasse herabwürdigen können" Das ist ein treffliches Wort, welches dem Verfasser zur Ehre gereicht und welches in der Tat den Schlüssel des Rätsels liefert. Institutionen und Regierungen, wir haben dies bereits in Polen gesehen, haben die Juden zu dem gemacht, was sie geworden sind. Und was sind sie heute in Südrußland!" Die Straßen Chersons sind bedeckt von diesen elenden Israeliten", schreibt Hell.„ Sie betreiben alle Arten Industrie und schrecken bor feinem Geschäfte zurüd, vorausgesezt, daß es einträglich sei. Ihr Elend ist so groß, daß sie, um einige Sopefen zu verdienen, von einem Ende der Stadt bis zum andern laufen, und in dieser Beziehung sind sie dem Fremden sehr nüzlich, der start in Verlegenheit geraten würde, wenn sie nicht bei der Hand
wären, ihm alle möglichen Dienste zu leisten. Auch wenn der Fremde in eine Herberge Neu- Rußlands tritt, wird er unaufhörlich von den aufdringlichen Händlern verfolgt, welche ihm ihre Waaren, ihre Person, alles was sie haben und nicht haben, anbieten. Es ist vergeblich, sie zu bedrohen, sie hundertmal zu verjagen; Mißhandlungen bewirken garnichts. Sie bleiben, auf der Erde kauernd, im Angesichte der Tür mit unerschütterlichem Phlegma, des günstigen Augenblicks harrend, der es ihnen gestattet, nocheinmal zurückzukehren und ihre Offerten zu erneuern. Manchmal haben wir so Juden vier bis fünf Stunden wartend gesehen, one daß sie im geringster den Humor verloren oder eine Regung des Bedauerns über die verlorene Zeit gezeigt hätten. Mit einigen Kopeken gingen sie endlich befriedigt davon."
Das ist ein sprechendes Bild, das auch jezt noch zum guten Teil zutrifft und kaum der Erläuterung bedarf. Wo es nur irgend etwas zu produziren gibt, da tun es die Juden, die mit unermüdlichem Fleiße jeder Arbeit obliegen, mag der Vorteil, den sie bietet, auch noch so gering und die Demütigung, die für sie damit verknüpft ist, auch noch so groß sein. Sie sind es nach all' den Verfolgungen und Mißhandlungen, die über sie im