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Verkommenheit, in dem wir hier den russischen Staat antreffen.| welche sich ihr in finanzieller Richtung erschlossen, waren allerDas Streben nach sittlicher Hebung des Volkes, nach Milderung dings verfürerisch genug. Bei der großen Beliebtheit des Brantund Veredlung
seiner Angehöri
gen scheint ihm nicht nur größtenteils verloren ge= gangen zu sein, als Monopolinhaber macht er auch den Eindruc eines direkten Gegners der Milderung und Veredlung der Volkssitten troz vielfacher Ver
suche, den Bildungsgrad
der
Massen zu heben. Je tiefer wenig stens die Kulturstufe des Volkes, je größer seine Roheit und Barbarei, um so leichteres Spiel hat der Brantweinteufel, und um so blühender wird das Brantweingeschäft der Krone sich ge= stalten.
Drei Jarhun derte hindurch hat die russische Krone das Brantweinmonopol besessen, ungeheure Sum
men daraus ge= zogen, das Volk aber ist dabei tief ins Elend gesunfen, materiell und geistig ruinirtund in einen Zustand versezt worden, der es weit hinter den Kulturvölker Europas zurückbleiben und im übrigen reif werden ließ für jeden Absolutis
mus.
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Es liegt uns fern, damit sagen zu wollen, daß ein solcher Zweck der russischen „ Krone" bei Einfürung des Monopols vorge Schiebt habe.
Einen Vorwurf
aber muß sie sich
unter allen Um ständen gefallen lassen, den näm lich, daß sie im Augenblick, als sie das Brantweingeschäft zu ihrem Monopol erhob, die höheren sittlichen Aufgaben, die ihr gestellt waren, total überfah, obwol die verhängnisvollen Folgen des Brantweingenusses damals schon klar zu Tage lagen. Ihr Gedanke war allein der finanzielle, dem gegenüber alle anderen Rücksichten und selbst die schreiendsten und dringendsten schweigen mußten. Die Aussichten,
Henri Siemiradzki.( Seite 291.)
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Der Schwertertanz
weingenusses verhieß das Monopol ganz bedeu= tende Einnamen und diese mußten sich in demselben Maße steigern, in dem der Brantweinkonsum wuchs. Indem die„ Krone" das Brantweinmonopol einfürte, erwuchs ihr von selbst die Pflicht, alles zu tun, was seine Ergibigkeit erhöhen fonte. Eswar eine schiefe Ebene, auf welche sie mit dem Monopol sich begab; sie mußte notwen digerweise mehr und mehr den sittlichen Boden unter den Füßen verlieren und zur Steigerung des Brantwein geschäfts zu Mit
keit
teln greifen, die mit der Sittlichund den höheren Staatszwecken unvereinbar sind. Was ursprünglich vielleicht nicht beabsichtigt
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der Appell an die niedrigsten Triebe, er mußte erfolgen, Staatsinteressen erheischten ihn
die
und zwangen, demselben eine ganz spezielle Bflege zu wid men. Die leztere mußte sich zn einer besonderen Kunst entwickeln und die Regirung in Den schärfsten Gegensaz zu allen Bestrebungen bringen, die auf die Bekämpfung des Brantweingenusses gerichtet waren. Wir sehen sie auch direkt diesen Bestrebun das gen auf feindlichste begeg= nen*). So mußte
die Krone schließlich zur ersten Ausbeuterin des Volkes werden und der Ausbeutung die Pflege der Moral und Sittlichkeit des